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Club-Event 2012, 11. März, Besucherbericht


Eichenzell-Welkers – dieser an sich wenig verheißungsvolle Ortsname entwickelte bereits im Vorfeld des The Lamb Lies Down On Broadway Events 2012 auf mich eine beträchtliche Sogwirkung: Zum einen war es meine erste Teilnahme an einem solchen Clubtreffen - und ich hatte ja bereits mehrfach diejenigen Stimmen vernommen, welche begeistert von den vergangenen Veranstaltungen schwärmten und nachhaltige, ungebrochen lebendige Eindrücke schilderten („Wisst ihr noch, als Steve Hackett damals…?“ „Ja, unvergesslich!“).

Zum anderen versprach es, erneut ein einmaliges, unwiederholbares Event zu werden: Natürlich, es war ja auch das 20-jährige Fanclub-Jubiläum, welches nun nachträglich gefeiert werden sollte. Aber dass ein gewisser Serge Morissette geladen wurde, um exklusiv einen neuen, ausschließlich aus authentischem Material aufwändig montierten Konzertfilm der The Lamb Lies Down On Broadway -Tour von 1974/75 zu präsentieren, elektrisierte mich am meisten.

Meine Gedanken gingen zurück in die 80er: Als Teenager war ich dem „Lamm“ – so der liebevoll verkürzende Spitzname vieler Fans für das letzte Album der Gabriel-Ära – emotional hoffnungslos verfallen. Hätte mir damals jemand gesagt, ich würde einst die Möglichkeit haben, einen solchen Film zu erleben, ich hätte ihm, ohne zu zögern, meine Großmutter mütterlicherseits verkauft. Spekulationen über mein Verhältnis zu dieser Dame erübrigen sich: Ich hätte mir dies alles schlicht nicht vorstellen können. Die Vergangenheit der ersten Bandjahre von Genesis abseits des offiziellen Veröffentlichungskatalogs lag für mich zu dieser Zeit in fast völliger Dunkelheit verborgen. Ich kann mich lediglich an eine Videokassette erinnern, auf der ich Peter Gabriel schemenhaft als Blumenkopf („A flower?“) erkennen, nein – erahnen konnte. Diese Videokassette verstärkte mein Gefühl: Ich war zu spät geboren, eine für meine Begriffe überragende Phase der Bandgeschichte unwiederbringlich verloren.

AusstellungDieses Gefühl relativierte sich später zugegebenermaßen: So kramten Genesis selbst im Jahre 1998 mit der stark überarbeiteten Aufnahme eines fast vollständigen Lamb-Mitschnitts  von 1975 aus Los Angeles („Shrine Auditorium“) ein aufregendes Zeugnis der Tour hervor. Zudem befindet sich eine beträchtliche Anzahl von weiteren Audioaufnahmen im Umlauf – ein Lamb-Konzert ist mittlerweile per se nichts Besonderes mehr. Und nicht zuletzt: Der begierige Fan kann ein solches Konzert heute sogar live und in Farbe genießen – die Genesis-Coverband The Musical Box mit ihrer verblüffend detailgetreuen und höchst professionellen Rekonstruktion der Lamb-Show macht’s möglich.

Trotzdem: Als es hieß, man könne beim Club-Event 2012 den erwähnten Film und damit in einzigartiger Weise meine Lieblingsband das komplette Konzeptalbum inklusive großer Teile der legendären Bühnenshow live performen sehen (und synchronisiert hören), war dies nichts weniger als die bevorstehende Erfüllung eines Jugendtraumes.

Also tunlichst hin nach Eichenzell-Welkers, dem diesjährigen Nabel des Genesis-Universums!

Am Sonntag, dem zweiten Event-Tag, traf ich in Begleitung eines weiteren Nordlichts pünktlich zu Einlass-Beginn am Bürgerhaus in Welkers ein. Es dauerte keine Minute bis zur ersten Kontaktaufnahme mit anderen Fans, die sich zum Teil auch gleich als „berüchtigte“ User des Club-Forums zu erkennen gaben: „Chinwildchicken“ wartete noch auf den Überbringer seiner Eintrittskarte, „Soenner“ erkundigte sich nach meinem ihm bekannten Autokennzeichen „OD“ – er selbst käme von noch weiter oben. Oha, da konnte man mit seiner gut vierstündigen Anreise wohl kaum Eindruck schinden. Später wurde ich dessen gewahr, dass der wechselseitige Austausch auf dem Event zu einem beträchtlichen Teil in englischer Sprache stattfinden musste – keine Frage, das „Lamm“ hatte definitiv transnationale Bedeutung.

Im Bürgerhaus selbst fand mein diesbezüglich eher ungeübtes Auge zunächst das, was wohl gerade die Sammlerherzen höher schlagen lässt. Mal hier einen unwissenden Blick auf diverse Vinylerzeugnisse riskiert, mal dort einen Zeitschriftenartikel von 1975 über Peter Gabriels Ausstieg aus der Band überflogen, schließlich über unbekannte Fotos in einem schönen Bildband über Genesis erstaunt sein  – schnell war klar, dass man an diesem Tag Prioritäten setzen musste. Die Sichtung des ausgestellten und zum Verkauf stehenden Materials allein hätte schon den Großteil der zur Verfügung stehenden Zeit verschlingen können.

Mein Interesse war es vor allem, auch mit den Anwesenden ins Gespräch zu kommen. Das erwies sich als völlig unproblematisch. Irgendwie glaube ich, dass ein solches Clubtreffen nicht zuletzt dafür da ist, dass sich Bekloppte endlich einmal unter ihresgleichen fühlen dürfen – fernab des sonstigen Umfeldes, welches dafür im Alltag nur ein begrenztes Maß an Verständnis aufbringt. Hier in Welkers zählte nicht so sehr, wer man ist, was man macht, wie man lebt. Es zählte, dass man die gleiche Macke hat. Und sich darüber kennen zu lernen, war ein Selbstläufer.

BegrüßungEinen bleibenden Eindruck hinterließ bei der offiziellen Begrüßung das „it-Team“: Das waren sie also, die Macher des Events und Verantwortlichen für das langjährige Bestehen des Fanclubs. Das vereinende Element des hiesigen Wahnsinns. Standen da zu viert: Helmut Janisch mit Mikro in der Hand, zurückhaltend und fast unsicher das Willkommen aussprechend. Daneben freundlich lächelnd die beiden weiteren Gründungsmitglieder des Clubs Peter Schütz und Bernd Zindler. Alles offensichtlich keine Menschen großer Worte und Gesten, dafür aber mutmaßlich rührender Vorbereitung und Organisation des Events bis ins letzte Detail. Froh schien Helmut Janisch, als er das Mikro an Christian Gerhardts, den „Neuen“ im Team, übergeben konnte, der ab diesem Zeitpunkt dann eloquent und humorvoll durch das Programm führte.

Ja, das Programm: Zur Einstimmung also eine Dokumentation über The Lamb Lies Down On Broadway von Genesis. Gut und schön. Hätte ich doch früher im Englischunterricht mal besser aufgepasst. Und: Hätte es doch bloß ein paar zu öffnende Fenster gegeben – nach der langen Autofahrt war dies für mich die Zeit des Abschlaffens.

Dann eine knapp einstündige Pause mit dem dringend notwenigen Kaffee plus leckerem Kuchen im Gastraum nebenan. Alles preisgünstig und offenbar gut vorbereitet. Weitere sehr nette Gespräche, u.a. mit Tom Morgenstern, dem Verantwortlichen für die Bearbeitung der Tonspur des Lamb-Films.

Der von Serge Morissette anschließend äußerst sympathisch präsentierte Film, „Hauptact“ des Tages, übertraf meine Erwartungen. Die Montage war nicht nur handwerklich professionell, mit hervorragendem Timing und einem tollen Blick für unaufdringliche, aber wirkungsvolle technische Kniffe, sondern generell mit einem ganz augenscheinlichen Sinn für das Wesentliche durchgeführt. Die (auch qualitativ) ganz unterschiedlichen Materialquellen wurden so überaus geschickt kombiniert, dass wirklich die Illusion einer organischen Gesamtperformance entstand: Genesis waren leibhaftig vor mir auf der Bühne, das „Lamm“ legte sich wirklich am Broadway nieder und ich ging mit Rael auf dessen und damit zugleich auch meine innere Reise. Daran änderte auch die schlechte Luft nichts. Ich war froh, dass das Publikum meine starken Emotionen offenbar teilte, denn der Applaus für das Gesehene und Gehörte war frenetisch.

Fan mit TattooDer Tag ging mit weiteren netten, wenn auch oftmals zu kurzen Gesprächen und einer abschließenden Verlosung zu Ende. Als noch die Nachricht durchsickerte, das am gleichen Abend stattfindende Lamb-Konzert von The Musical Box in Cascais / Portugal sei vom dortigen Bürgermeister zum Anlass genommen worden, um nachrevolutionäre Ereignisse im Zusammenhang mit dem dortigen Genesis-Konzert vom 6. März 1975 im großen Stile mit Panzern und handgreiflichen Auseinandersetzungen auf der Straße nachzustellen, schien mir dies fast schon kein Zufall an einem Tag mehr zu sein, an welchem The Lamb Lies Down On Broadway so allgegenwärtig war.

Dass der beeindruckende Konzertfilm nun im Hause Morissette für immer verschwinden soll, möchte man nach dem Event nicht recht glauben. Das wäre zu schade für alle Lamb-Fans, die der Vorführung nicht beiwohnen konnten. Und es mag auch nicht recht passen zu dem Aufwand, der für den Film betrieben wurde.

Andererseits bleibt bei der möglichen Exklusivität einer solchen Präsentation natürlich das Gefühl der besonderen Wertschätzung, dabei gewesen zu sein. Diese Wertschätzung erstreckt sich aber noch über den Film hinaus: in Richtung derjenigen, die den z.T. sehr weiten Weg auf sich genommen haben, um in Welkers ihre Macke begeistert miteinander auszuleben.


Autor: Christoph Laakmann
Fotos: Christian Gerhardts, Jan Kruse, Anneke Reinsperger

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