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I Know That Name Interview

Paul Carrack Interview 2009

(aus dem Empire-Magazin)


"I Know That Name". Mit dem Titel seines neuen Albums spielt Paul Carrack ein bisschen mit seinem Hauptproblem, das er jahr(zehnt)elang hatte: Man kannte seine Stimme, vielleicht sogar seinen Namen, aber zum großen Durchbruch hat ihm das nie verhelfen können. Trotz einiger großen Hits, die er (mit-)komponiert hat und vielen weiteren Songs anderer Musiker, die er veredelt hat, dauerte es gefühlte Ewigkeiten, bis der Erfolg seinem „Insider-Ruf“ gerecht wurde.

Im Dezember stellte er sein neues Album in Deutschland vor, im März kommt er noch einmal für ein paar Termine zurück. Ralf Koch unterhielt sich mit ihm über seine Rolle(n) als Musiker und Songwriter – und natürlich über Mike + The Mechanics.


Ralf Koch: Das Album beginnt mit der ersten Single: Einer Coverversion. Ist das der richtige Eindruck für das Album?

Paul Carrack: Macht das etwas aus?


Ralf: Nun, den Rest der Songs hast Du selbst geschrieben…

Paul: Wir haben diesen Song als erstes aufgenommen, noch bevor ich angefangen hatte, das Album zu schreiben. Wir kamen von der Tour im Februar und wussten, dass wir dieses Jahr noch ein Album raus bringen wollten. Also, um den Ball zum Rollen zu bringen, haben wir diesen Klassiker aufgenommen, den wir eh immer bei den Soundchecks gespielt hatten. So hatten wir schon mal was fertig, und wir hatten schon mal etwas, was wir den Radiostationen geben konnten. Es war im Prinzip aus Spaß, es hat ein wenig den Druck von mir genommen.


Ralf: Er war sozusagen der Boden, auf dem ihr starten konntet.

Paul: Exakt.


Ralf: Das Album ist eine tolle Mischung aus ruhigen und groovigen Soul-Songs, was besonders auffällt, wenn man zuletzt eher Deine ruhigere Seite von Dir kennen gelernt hatte.

Paul: Nun, ich habe schon immer viele verschiedene Seiten gemacht, aber es stimmt, ich hatte bestimmt auch eine Menge ruhiger Songs. Und ich könnte leicht weiter in diese coole, „laid-back“, Semi-Akustik-Seite gehen, aber wie gesagt, wir kamen gerade von der letzten Tournee und ich hatte zwei Wochen Urlaub in Spanien, wo ich anfing, ein paar Songideen zu sammeln. Und ich war wohl noch immer stark beeinflusst von dem Gefühl, mit dieser tollen Band auf Tor zu sein, eine Menge Stimmung zu machen, so etwas schlägt sich unbewusst immer nieder. Und wer weiß, wenn ich mich zu sehr auf diese „laid-back“ Seite konzentrieren würde, würde ich vielleicht gar nicht mehr hoch kommen… und so alt bin ich noch nicht!


Ralf: Hast Du ein bestimmtes Ziel vor Augen, wenn Du ein neues Album angehst?

Paul: Mein Ziel ist es, ein gutes Album zu machen. Wir erforschen keine neuen Wege oder wollen das Rad neu erfinden. Dies ist, was ich mache und ich versuche, darin so gut wie möglich zu sein. Ich liebe diese simplen Soul-Songs, und ich glaube auch, dass meine Stimme über die Jahre immer besser wird dafür. Mein persönliches Ziel ist es, mich in meiner Musik wohl zu fühlen und wenn ich damit andere Menschen erreichen kann, fein.


Ralf: Der Albumtitel I Know That Name deutet an, dass Du mehr Menschen unbewusst erreichst, als bewusst als Albumkäufer…

Paul: Schön ausgedrückt, ja. Es passiert so oft, dass man gefragt wird, was man denn macht, und wenn ich sage ich bin Musiker, Paul Carrack, ich habe dies und das gemacht, dann fällt ihnen ein, dass sie den Namen schon mal gehört haben.


Ralf: Nun man kennt Deinen Namen ja auch für den Mann mit den 1000 Gastauftritten…

Paul: Ja, ich weiß, aber ich bin da gar nicht so richtig glücklich drüber. Ja, ich habe eine Menge Sachen mit anderen Musikern gemacht, aber das ist nicht wirklich das, für das ich stehen möchte. Ich bin ein Singer/Songwriter.


Ralf: Was mich zu meiner ersten Frage zurückbringt – es mag einfacher sein, mit einem Coversong ins Radio kommen, aber nachdem bereits das letzte Album ein paar Coversongs hatte, ist eben die Frage, ob, wenn man jetzt schon wieder damit anfängt, Du nicht dann auch dafür bekannt wirst.

Paul: Hmm. Das hab ich so noch nicht gesehen. Nein, ich sehe darin kein Problem. Und wir haben ja geklärt, wie es dazu kam, dass dieser Song mit auf dem Album ist.


Ralf: Ok. Kommen wir also lieber zu Deinen eigenen Songs. Du hast eine Menge tolle geschrieben – stehen die neuen auf dem gleichen Level?

Paul: Ja, ich finde schon. Ich meine, nimm einen Song wie How Long. Den habe ich vor 35 Jahren geschrieben und der wird immer noch gespielt. Ich denke, die neuen Songs sind mindestens genauso gut! Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was an How Long so besonders ist… aber diese Regeln kann man nicht erklären, geschweige denn verstehen.


Ralf: Das wäre auch zu einfach. Gibt es denn Songs, auf die Du besonders stolz bist? Wenn es nicht „How Long“ ist…

Paul: Hmm. Kann ich gar nicht so einfach sagen. Weil ich ja auch nicht herumgehe und denke, was für ein toller Songwriter ich bin… (lacht). Ich versuche einfach nur immer besser zu werden. Auch für meine eigene Befriedigung, weil ich denke ich kann das, und es macht Sinn. Im kommerziellen Sinn mag sich das wie ein Witz anhören… Nimm einen Song wie I Don't Want To Hear Anymore – das ist ein guter Pop-Song. Ich bin nicht übermäßig stolz auf meine Texte oder so, ich versuche nur, mein Bestes zu geben. Und wenn Du es magst, fein.


Ralf: Das letzte Studioalbum It Ain't Over ist vier Jahre her – auch für Deine Maßstäbe eine lange Zeit, oder?

Paul: Das stimmt, ja, aber ich war nicht wirklich faul. Ich war eine ganze weile – vielleicht zu lange Zeit – auf Tour. Das war in den letzten Jahren eigentlich meine Hauptbeschäftigung. Ich habe eine tolle Band, mit denen ich seit Jahren zusammen bin, ich habe Spaß dabei und ich genieße die Bühne mehr als je zuvor. Außerdem bin ich nicht derjenige, der ständig neue Songs schreibt. Ich ziehe es vor, mir wirklich vorzunehmen, ein neues Album zu schreiben – und die neuen Songs fielen mir dann auch sehr einfach.


Ralf: Und heutzutage ist das Touren eh die bessere und sicherere Art, Geld zu verdienen, als mit CDs, oder?

Paul: Ja, traurigerweise stimmt das. Nein, traurig bin ich darüber gar nicht. Aber es ist ein Problem, das stimmt. Ich meine, wir verkaufen nicht so schlecht, aber es könnte besser sein. Aber ich hab keinen Grund, mich zu beschweren. Ich bin nicht reich, aber ich habe meine Schäfchen im Trockenen.


Ralf: Und für den Rest kommen die Tantiemen für das Airplay von How Long…

Paul: Zum Beispiel (lacht). Nein, ich habe mittlerweile einen großen Back-Katalog! Sind nicht alles How Longs aber da kommt was zusammen. Und dann gab es zuletzt den Erfolg mit dem Eagles-Song. Ich könnte also auch allein vom Songwriting leben.


Ralf: Aber Du willst gar nicht auf die Tourneen verzichten, oder?

Paul: Ganz genau. Ich bin endlich an einem Punkt, wo es gut für mich als Solokünstler läuft. Wie gesagt, es macht Spaß mit der Band, die Jungs kommen wie ich aus Sheffield und sind keine Session-Musiker aus London, wir haben keine Probleme mit Egos, wir haben wirklich Spaß – und das jeden Abend, den wir auf der Bühne stehen. Was könnte besser sein?


Ralf: Wir haben uns zuletzt unterhalten, als Du mit Mike & the Mechanics das Album Rewired veröffentlicht hast – wo steht dieses Album heute für Dich?

Paul: Nirgends, um ehrlich zu sein. Ich denke nicht daran, es liegt in der Vergangenheit, ich hab’s nicht mehr gehört – ich höre meine eigenen Alben eh nicht – ich denke lieber an die Zukunft und was ich da noch machen könnte.


Ralf: Das letzte, was ich von den Mechanics gehört habe, war, dass es ein bisschen Ärger gab mit der Freigabe von Songs, die Du für Dein Greatest Hits Album verwenden wolltest…

Paul: Ja.


Ralf: Danach ist Mike & The Mechanics nun Geschichte?

Paul: Ich glaube nicht, weil Mike gerade dabei ist, ein neues Album auf den Weg zu bringen.


Ralf: Oh. Aber dann ohne Dich?

Paul: Ja, ohne mich.


Ralf: Aber Du warst der letzte wirkliche Mechanics-Sänger!

Paul: Ja, „…and then there was one“. Aber Mike’s Einstellung war schon immer >der Sänger ist nur der Sänger<. Er wird jetzt eher zu seiner ursprünglichen Idee für die Mechanics zurückkehren und einfach Songs schreiben, bzw. mitzukomponieren, und dann verschiedene Sänger zu nehmen. Das ist übrigens eine Exklusivmeldung für Dich!


Ralf: Oh, danke! Du sagtest gerade, dass Du es gut läuft für Dich als Solokünstler – hat sich das geändert in den letzten Jahren?

Paul: Ja, ich bin froh, dass ich nicht einer von denen bin, die dasitzen und darauf warten, dass der Erfolg zu ihnen kommt. Es ist auf einem ganz natürlichen Weg gekommen, auf dem musikalischen. Es ist langsam immer besser geworden, ich habe eine gesunde Basis gefunden und ich habe alles unter eigener Kontrolle. Ich bringe meine Platten raus, promote sie so gut ich kann, bin nicht irgendwelchen Plattenfirmen verpflichtet – es ist fast wie in meinen Anfangstagen nur viel komfortabler.


Ralf: Schon lange einen Namen hast Du unter Deinen Kollegen – Du hast gearbeitet mit Eric Clapton, Elton John, Roger Waters, Pretenders – sind das Arbeiten, auf die Du besonders stolz bist?

Paul: Klar, ich liebe es, große Namen fallen lassen zu können… (lacht)


Ralf: …kann immer helfen!

Paul: Sicher, Clapton, BB King, Ringo Starr, das sind Namen die man immer mal anbringen kann. Aber um ehrlich zu sein, diese Sachen sind nicht unbedingt was ich von mir selber als Musiker erwarte oder die mich als Musiker profilieren. Ich habe selber verschiedene Bands gehabt – Ace, Squeeze, eine Band mit Nick Lowe, dann die Zeit mit Mike & The Mechanics, aber ich sehe mich vor allem als Singer/Songwriter – und in erster Linie als Sänger.


Ralf: Gleichzeitig können solche Kollaborationen Dich ja auch gerade in der Hinsicht nach vorne bringen. Es geht ja nicht nur ums „namedropping“, sondern doch auch darum, einem Kollegen mal über die Schulter zu blicken und dazuzulernen, oder?

Paul: Ja, ganz bestimmt. Was wahrscheinlich der Hauptgrund war, warum ich überhaupt mit anderen zusammen gearbeitet habe. Meine erste Band war Ace, und danach kam erst einmal gar nichts. Und meine Idee war, wohl mit anderen zusammen zu arbeiten, aber im Idealfall mit immer besseren Leuten. Ich lebte zu der Zeit in London und traf dann Frankie Miller, Roxy Music und ja, das war in erster Line auch ein Lernprozess. Ganz abgesehen von dem Aspekt, dass ich auch von irgendetwas leben musste.


Ralf: Eine Sache, die noch nicht ganz so lange zurück liegt ist die Arbeit mit Bryan Ferry letztes Jahr?

Paul: Das war für sein Dylanesque-Album, da habe ich mit ihm zusammen gearbeitet. Diese Sachen entstehen einfach so. Roxy Music sollten damals auf einem Charity-Event spielen und hatten keinen Keyboarder und fragten mich. Und danach rief mich Bryan an und erzählte mir, er arbeite an diesen Dylan-Songs und fragte mich, ob ich Zeit hätte.


Interview: Ralf Koch
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung

Paul Carrack


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VÖ: 06.11.2009


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