SdW [23.-29.05.11]: GENESIS - Home By The Sea / Second Home By The Sea

    • Offizieller Beitrag

    Bewertung des Songs "Home By The Sea" nach Schulnoten 142

    1. 15 Punkte (überragend) (63) 44%
    2. 14 Punkte (sehr gut) (24) 17%
    3. 13 Punkte - sehr gut (1-) (17) 12%
    4. 12 Punkte - gut (2+) (11) 8%
    5. 11 Punkte - gut (2) (5) 4%
    6. 10 Punkte - gut (2-) (8) 6%
    7. 9 Punkte - befriedigend (3+) (4) 3%
    8. 8 Punkte - befriedigend (3) (2) 1%
    9. 7 Punkte - befriedigend (3-) (3) 2%
    10. 6 Punkte - ausreichend (4+) (1) 1%
    11. 5 Punkte - ausreichend (4) (1) 1%
    12. 4 Punkte - schwach ausreichend (4-) (1) 1%
    13. 3 Punkte - mangelhaft (5+) (0) 0%
    14. 2 Punkte - mangelhaft (5) (0) 0%
    15. 1 Punkt - mangelhaft (5-) (0) 0%
    16. 0 Punkte - ungenügend (6) (1) 1%
    17. X - ich kenne den Song nicht (1) 1%

    Song der Woche - 23.05.2011 - 29.05.2011

    GENESIS - Home By The Sea / Second Home By The Sea

    Jahr: 1983
    Album: Genesis [Rezension]
    Arbeitstitel: HBTS: unbekannt / SHBTS: Heavy Simmonds Vibe
    Credits: Banks/Collins/Rutherford
    Lyrics: Ja
    Länge: 11:15
    Musiker: Tony Banks, Phil Collins, Mike Rutherford
    live gespielt: 1983, 1984, 1986, 1987, 1992, 1998, 2007
    bekannte Coverversionen: keine



    Bemerkungen: Genesis und ihre Longsongs - manch einer wirft Ihnen Selbstplagiat vor angesichts der ausufernden Instrumentalteile dieser Stücke. Sei's drum, 1983 schufen Genesis in ihrer Trio-Formation einen der großen Klassiker der dieser Ära - so weit darf man sich bei diesem Song auch mal redaktionell aus dem Fenster lehnen. Zwar war dieser Long Song auf dem Album noch getrennt (Home By The Sea / Second Home By The Sea), jedoch gehören die beiden Teile untrennbar zusammen. Kaum ein anderer Song war in der "kommerziellen Phase" der Band so präsent wie Home by The Sea - der Song war aus dem Live-Set nicht wegzudenken. Die Geschichte des spukenden Hauses ist irgendwie banal - genau wie Textzeilen a la "things of unimportance like photos in a frame", die uns am Ende aber mal etwas mehr nachdenken lassen. Genesis brachten es 1983 auf den Punkt und Home By The Sea wurde eines ihrer ganz großen Stücke. Ein Unding, dass es nicht auf der Platinum Collection zu finden ist...


    * Ergänzungen zu den Angaben bitte ggf per PN an Christian, UK76, Steffen oder martinus schicken.

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  • Fantastischer Song. Einer meiner Alltime Favorites, mit Genesis wie generell. Ich mag den Text auch
    sehr gern, er läßt immer sehr stimmungsvolle Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen. 14 Punkte.
    Keine 15, weil der Instrumentalteil nicht 100% stimmig ist.

  • So, dann mache ich mal den Anfang. [Update: Da habe ich wohl zu lange gebraucht :-).] Obwohl ich Genesis aus allen Zeiten gern und oft höre, gehöre ich trotz meines geringeren Alters (bin genau da geboren, wo Genesis nach Meinung mancher "schlecht" wurden) zu denen, die in letzter Zeit etwas ins Kreuzfeuer geraten sind und die älteren Genesis der 70er bevorzugen. Das liegt nicht allein an den straighteren oder "poppigen" Songs (die mir tatsächlich bei den späteren Genesis oft mehr liegen als die Longsongs), sondern auch am Sound bzw. der Spielweise. So sehr Collins's Powerdrumming Songs wie No Son Of Mine vorantreibt, bleiben dabei verspieltere Schlagzeug-Elemente und z.T. auch die Dynamik, wie sie in Longsongs wie The Cinema Show oder auch bei Los Endos zu beobachten sind, etwas auf der Strecke. Der Song der Woche ist hier ein gutes Beispiel, wo zwar rhythmisch das "Gedudel" (wie ich den Instrumentalteil mal bösartigerweise nenne) wunderbar unterstützt wird, die Heftigkeit aber immer gleich bleibt und kleine verspielte Einlagen fehlen. (Dynamik wird heir eher durch den Gegensatz "Drums" - "keine Drums" erzeugt. Ein sehr gutes Beispiel, dass Genesis auch in ihrer Spätphase noch anders konnten, stellt für mich Fading Lights dar, das auch melodietechnisch im Soloteil viel stärker ist als HBTS, wo die Teile eher wie in einer Endlosimprovistaion aneinandergereiht wirken. Bei Fading Lights ebenfalls aufgegriffen wurde die Auflösung des Keyboardsolos in ein Gitarrensolo, was in der Studioversion von HBTS aber nur zu erahnen ist.


    Neben diesen Kritikpunkten gibt es aber auch durchaus positives zu vermelden: So ist - trotz der relativen Eintönigkeit im Instrumentalteil der Einsatz der Drums grandios, einzelne Melodien bleiben durchaus haften (auch wenn ich es immer noch nicht nachpfeifen könnte) und live kommt dieser Teil generell sehr viel besser rüber als in der Studioversion - fast habe ich das Gefühl, als hätten sie sich den wie aus Demos zusammengeschnittenen Teil erst nachher nochmal angesehen und live den letzten Schliff gegeben. Der Gesangsteil (HBTS 1) ist überzeugend und hat eine gute Melodie und einen guten Refrain (dessen Reprise am Ende gerade live eine wunderbare Auflösung darstellt), den Text finde ich ebenfalls gelungen; er fängt die Stimmung sehr gut ein und passt auch zur Musik, und es gibt manch Genesis-Lied jeglicher Ära, in der stärker mit Floskeln gedroschen wird. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sicher eine Rückkehr zu den Stärken vergangener Tage, finde ich die Studioversion eher halbgar, während der Song gerade zu IT und WCD-Zeiten live einen der Höhepunkte darstellte. Sicher kein Songs, der Ray besonders gut lag, scheint er auf der CAS-Tour etwas seiner Stärke verloren zu haben; auch 2007 riss er mich trotz großer Erwartungen nicht vom Hocker.


    Fazit: Sicherlich ein guter Song, für mich aber kein sehr guter. Zum einen möchte ich ihn nicht nur in seiner Zeit, wo er vielleicht zu den besten gehört, sondern im Gesamtwerk betrachten, zum anderen gibt es aber auch zeitgleich und später Stücke, die ich einfach besser finde. Insofern gebe ich 11 Punkte plus einen Extrapunkt für die großen Livequalitäten.

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

  • 15 Punkte


    weil...


    einfach nur GROßARTIG !


    Ich habe den Song das erste Mal beim Knebworth - Konzert kennen- und liebengelernt. Dank Premiere und einem hifsbereiten Nachbarn konnte ich mir das Konzert auf VHS anschauen.
    Live funktioniert der Song aber noch um einiges besser und ich fand es grandios wie den Phil 2007 nochmal runtergeschmettert hat und das ganze musikalisch und auch visuell umgesetzt wurde. Das war schon bewegend....

    Only you know and i know...

  • Zum Einstieg eine Bemerkung: Ich mag alle Phasen der Band und hatte nie ein Problem mit den Veränderungen bei Genesis. Im Gegenteil: Ich habe mich immer anregen lassen. Ich habe mir auch eine Drummachine zugelegt und Collins hat mir auch die vorher verhassten Bläser näher gebracht.


    HBTS (1) war der erste Song, der auf der "gelben" richtig bei mir hängen blieb, obwohl ich heute Mama und That's All deutlicher eingängiger finde. Bass, Schlagzeug und die Achtelakkorde des Pianos treiben mächtig voran. Das ist ein straighter Rock-Song mit Abwechslung, wie er mir gefällt. Ich hatte übrigens immer die Vermutung, dass Ihnen am Ende der Aufnahme der Titel fast nicht vorkam, so dass sie ihn schnell noch über das Intro haben singen lassen. HBTS 1 sind 13 Punkte bei mir. Tolles Teil.


    Anders SHBTS (2): Die Simmons-Drums-Figur erinnerte mich am Anfang zu sehr an "Deja Vu" von Spliff. Die Hälfte des Instrumentalteils finde ich auch langweilig, die Rutherford'sche Gitarrenmelodie dagegen überraschend stimmungsvoll und am Schluss hält die Wiederholung der letzten Strophe doch noch beide Teile zusammen, so dass ich beim zweiten Teil mit gutem Willen auf 7 Punkte komme.


    Insgesamt kann ich damit leider nur 10 Punkte geben.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    Einmal editiert, zuletzt von pealmu ()

  • Früher war der Song einer meiner ganz großen Favoriten. Mittlerweile ist er auf meiner Bewertungsskala etwas weiter nach hinten gerutscht.

    Eigentlich sind es ja zwei verschiedene Stücke, ein Poprocksong und ein Instrumentaltrack, die nichts miteinander zu tun haben. Nur am Schluss des Instrumentalstücks wird das Songthema wieder aufgenommen. Auf We Can't Dance haben Genesis dieses Schema mit Fading Lights wiederholt. Aber diese Struktur ist im Grunde noch älter und eigentlich schon bei Supper's Ready (da nur sehr viel komplizierter) zu finden.

    Anfangs kannte ich nur Teil I, den Popsong, den mir ein Freund auf ein Genesis-Mixtape überspielt hatte. Eine sehr schöne, rockige Uptempo-Nummer mit guter Hookline und sehr kraftvollem Gesang (Collins damals stimmlich auf dem Zenit). Was hab ich mich gefreut, als der Song 1992 auch live gespielt wurde - auf dem Konzert habe ich dann zum ersten Mal überhaupt Second Home By The Sea gehört. Anfangen konnte ich mit dieser Musik beim erstmaligen Hören noch nicht allzuviel, genoss aber die bewegten Bilder auf den 3 riesigen Bildschirmen und die Lightshow. Als ich später dann das "Mama-Album" für mich entdeckte (und etwas später TWWW -The Longs), gab es für mich nichts spannenderes als Home By The Sea - und besonders den Instumentalpart. Den Drumbeat habe ich bei jeder Gelegenheit mit den Händen (auf Schreibtischen, Sesseln etc.) mitgeklopft. Toll auch der Sägezahn-Keaboardsound und das zweistimmige Solo. In der Liveversion war sogar Mikes Solo richtig gut.

    Mittlerweile ist der Song leider etwas totgedudelt. Seit 1983 auf jeder einzelnen Tour gespielt, das ist zuviel. Da hätte ich mir 2007 lieber einen Longtrack von We Can't Dance gewünscht. Fading Lights finde ich persönlich interessanter und abwechslungsreicher. Blöd auch, dass sie schon wieder die gleichen Videoeinspielungen wie schon 1992 verwendet haben. Insgesamt ist der Song wohl auch ein wenig zu lang geraten. Auf 7 oder 8 Minuten runtergetrimmt wäre das sicherlich knackiger und besser (besonders die Reprise am Schluss halte ich für verzichtbar).

    10 Punkte + 1 Nostalgiepunkt = 11 Punkte

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    Für mich einer der stärksten Songs der Trio-Phase. Klar sind wir hier soundtechnisch in den tiefsten 80ern (Stichwort: Simmonds-Drums und selbst die Gitarre klingt nach Synthie), aber der Song bietet tolle Melodien und eine gelungene Athmosphäre (Geisterhaus). Ich kann mich auch für den Instrumentalteil begeistern. Viele werfen diesem ja vor, dass er eher wie ein Jam klingt und aus vielen eher wenig zusammenhängenden Teilen besteht. Demgegenüber werfe ich aber ein, dass dies bei vielen längeren Instrumentals von Genesis so ist. Oder will jemand ernsthaft bestreiten, dass der Instrumentalteil von z.B. Cinema Show nicht auch aus einzelnen eher mittelprächtig zusammengehörigen Synthie-Parts besteht und sich eigentlich so gar nicht in den restlichen Song einfügt? Eben! Gerade bei Songs wie Home by the sea oder auch Fading Lights merkt man auch in der *räusper* Spätphase der Band, dass für die entsprechenden Songparts in Supper's Reads (Apocalypse-Sektion), Cinema-Show (Instrumental), Los Endos oder auch ...in that quiet earth (2. Teil) im Kern das Trio Collins, Banks, Rutherford dafür verantwortlich war. Da zieht sich quasi durch alle genannten Songs ein stilistischer roter Faden durch.


    Kurz zurück zu HBTS - die wenigen Schwachpunkte meiner Meinung nach:
    - wie oben bereits herauszulesen fügt sich der Instrumentalteil nicht wirklich stimmig in den Gesamtsong ein. Wenn dann am Ende wieder die Strophe von HBTS Part 1 aufgenommen wird, ist man zuerst eher erstaunt, dass es sich immer noch um den gleichen Song handelt.
    - Part 2 ist in der Studioversion eher misslungen. Zu langsames Tempo, zu undynamisches und unvariables Drumming von Collins, seine Synthdrums erzeugen keinen rechten Druck, stellenweise sogar untightes Zusammenspiel, stark gekürztes Gitarrensolo von Mike


    Für mich die ultimative HBTS Version bleibt die Version der "We can't dance"-Tour:
    - Druckvolles, tightes Zusammenspiel
    - Collins ersetzt bis auf die Bass-Drum die Synthie-Drums durch echte Drums und prompt ist da Druck und Dampf dahinter
    - ausgebautes Gitarrensolo von Mike; und er spielt (im Gegensatz zu späteren Tourneen) noch keinen bemühten Mist dabei (speziell 2007 war teilweise mehr als grenzwertig, was er da in der 2. Hälfte seines Solos zusammenimprovisiert hat).


    Von mir 14 Punkte.

    • Offizieller Beitrag

    Das Zuhause am Meer


    Knapp, treffend und doch nicht fair gesagt: Genesis' Hotel California. Nur ist dieses Haus hier nicht so zugedröhnt mild, hier geht die Post ab!
    Home By The Sea gehört für mich zu den Stücken, bei denen sich die Liveversion zur Studioaufnahme verhält wie diese zum Demo: Erst im Stadion fängt der Song richtig an zu atmen und so richtig zu rocken. Liegt es daran, dass die Liveversion zwar fast genauso präzise gespielt ist wie die Albumfassung, aber live eben doch zwei Leute mehr dieses Stück spielen: ein Daryl Stuermer, der vor allem das Solo im Second Home veredelt – und ein Chester Thompson, der die schiere Wucht des Schlagzeugs mehr als verdoppelt? Oder rührt die Wirkung von der Multimedialität der Live-Erfahrung: Musik plus Videowand plus Lichteffekte plus das Gefühl, dass man gerade mit etlichen Zehntausenden diesen Moment gemeinsam erlebt? Es ist wohl ein bisschen von beidem, und doch ist mir das Home By The Sea auch als Live-Konserve lieber als in der Studiofassung.


    Das Stück beginnt mit einer spannenden Situation: Da kriecht jemand an der Seite (eines Gebäudes) entlang, die nicht eingesehen werden kann, kraxelt die Mauer hoch und schleicht wie ein Dieb durch das Nachdunkel. Ein Einbrecher! (Intruder: Ich find überall Einlass, ich knacke Fenster und Tür). Er gelangt ungesehen, wie er glaubt, ins Haus und beginnt mit seinem Raubzug, als merkt: Irgendwas stimmt hier nicht (Ich fühl die Angst und den Atem, der stockt und dann fragt, was da war).Dann bemerkt der Einbrecher, dass er offenbar eingesperrt ist. Das kann einem Einbrecher schonmal passieren, wenn zum Beispiel der Hausherr aufmerksam und geschickt ist.


    Sein panischer Ruf „Helft mir, irgendjemand, lasst mich heraus!“ markiert den Wendepunkt in der Geschichte. Er hört aus der Finsternis den Ruf „Willkommen im Haus am Meer“ - und auf einmal kommen körperlose Schatten aus dem Gebälk und durch die Türen. Körperlos, aber doch in menschlicher Gestalt scheinen sie verzweifelten Blicks umherzuirren, und seufzen und stöhnen dann alle das, was unser Einbrecher gerade selbst gerufen hat: „Helft mir, irgendjemand, lasst mich heraus!“ Die Gestalten sprechen aber noch mehr zu ihm: Sie beschreiben sich als Leute, die hier „schon so lange ungestört gelebt hätten und von der Zeit träumten, in der sie frei waren – viele Jahre, bevor sie zum ersten Mal hörten: 'Willkommen im Haus am See'!“


    Es ist bemerkenswert, dass dieser Schattengestalten gar nicht das tun, was Geister sonst so tun, nämlich Menschen zu erschrecken. Man kann sich nachgerade vorstellen, wie sie dem Einbrecher den Sessel zurechtrücken, ein Tässchen Tee anbieten: „Setzen Sie sich, nehmen Sie Platz, während wir unser Leben noch einmal leben, indem wir es ihnen erzählen.“ Die Bilder von Freud und Leid und unbedeutende Szenen wie ein gerahmter Fotoschnappschuss tauchen später bei Genesis noch einmal auf: „Hopes and fears, important plans, forgotten memories … schemes and dreams small and grand, … captured in a frame forever, a face in a faded photograph“ heißt es vierzehn Jahre später in Uncertain Weather.
    Dann verraten sie dem Neuankömmling noch eine wichtige Information: „You can check out any time you like, but you can never leave“ - pardon, das waren die Eagles, hier heißt es einfach „You won't get away“. So erzählen sie dem Einbrecher ihr Leben, und wir hören derweil das Instrumentalfest Second Home By The Sea (und weil die Bewohner sich häufiger wiederholen bzw. ähnliches erzählen, wiederholen sich halt auch die Elemente des Instrumentalteils). Die abschließende Reprise des ersten Teils verleiht dem Stück Kohärenz.


    Phil Collins hat Home & Second Home By The Sea stets als Stück über die „andere Welt“, das Jenseits also, angekündigt, und durch den vom Publikum herzustellenden Kontakt mit dieser „anderen Welt“ bemerkenswerte Leistungen vollbracht, darunter kleinere wie das Abdunkeln aller Scheinwerfer und größere wie das gesamte Wembley-Stadion zum Schweben zu bringen.
    Seit meinem Zivildienst habe ich hier allerdings immer wieder eine andere Assoziation. Das Home By The Sea ist (wenn man die Schatten, die aus dem Gebälk kommen, außer Acht lässt) ein Altersheim*: die greisen Bewohner sind nur noch Schatten ihres früheren Selbst, sie wissen, dass sie das Heim nicht mehr verlassen werden, und sie rufen sich gerne die schönen Momente ihres Lebens in Erinnerung, indem sie jemand anderem davon erzählen – und wem lieber als einem Neuankömmling, der die Geschichten noch nicht schon hundertmal gehört hat? Wenn die Bewohner erzählen, dass sie dort schon so lange ungestört („undisturbed“) wohnen, klingt da nicht auch ganz leise das Türschild aus Entangled an: 'Please leave this patient undisturbed'?


    Verflixt, da braucht es eine große Dosis Second Home By The Sea-Vollgas-Instrumental-Live-Version, um Depressionen entgegenzuwirken...


    Studio 11, Live 13, macht im Durchschnitt 12.


    ps. Am Rande erzählt: Irgendwann abends auf Bayern 3, dem Mainstream-Konsens-Sender hier unten, kündigte der Moderator an, man werde jetzt einen Klassiker spielen: Home By The Sea. Das Stück läuft... und läuft... und die Keyboards schweben so vor sich hin... und auf einmal bricht das Schlagzeug über mich herein. Sechs Minuten später ist der Moderator wieder zu hören mit einem verlegen lächelnden Ton in der Stimme: „Da haben mich Genesis jetzt richtig hereingelegt – die haben ja einfach mit Second Home By The Sea weitergemacht...!“)


    pps: *) Ich weiß, dass es eine Menge Altenzentren gibt, denen ich mit einer solchen Assoziation bitter Unrecht tue. Es gibt aber leider auch noch "Heime am Meer".

  • Home by the sea ist für mich ein absoluter Klassiker und ich höre ihn auch immer wieder gern. Aber anstelle der Studioaufnahme bevorzuge ich die Liveversion da diese sehr viel mehr Raum und druck hat. Das doppelte Schlagzeug von Phil und Chester entfaltet erst live seine ganze Kraft. Live hat der Song einfach mehr leben als auf dem Album. Dem Studio Song würde ich nur 12 Punkte geben, aber die Live Fassung bekommt volle 15 Punkte. :)

    PC 6.9.1994 Hannover / 1.11.1997 Hannover / 13.6.2004 Hannover
    Genesis 23.6.2007 Hannover