Es ist ein gutes Lesejahr, wenn ich am Ende darauf zurückblicke und sagen kann: Es gab dieses Jahr ein Buch oder zwei, die mich wirklich berührt haben. Wir haben Mitte April, und ich habe schon ein solches Buch gelesen:
Anfang 2003. Anne Berests Mutter erhält eine Postkarte, auf der nichts weiter steht als vier Namen. Die Namen von vier Angehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden. Anne beginnt zu forschen und entdeckt allmählich die Geschichte ihrer Familie. Das Buch liest sich wie ein Bericht, sachlich, nüchtern. Gerade im ersten Teil ist es dadurch schwer zu ertragen, vermittelt aber (deswegen?) einen guten Eindruck davon, warum Juden im besetzten Frankreich bis zuletzt nicht glaubten, was ihnen bevorstand. Der zweite Teil berichtet von der Kriegs- und Nachkriegszeit und Annes Recherche nach der Familiengeschichte und dem Absender der Karte.
Anne Berest, Die Postkarte. Gut geschrieben wie ein Roman und nüchtern wie eine Biographie und beeindruckend und entsetzlich und keine Strandlektüre, aber ein Buch, das jeder und jede lesen sollte.