Da kommt noch mal was. Glaubt ihr dran?

  • Ich glaube, dass vor allem die Kraft in der Stimme das Problem ist und vielleicht gar nicht so sehr die Frage der richtigen Tonhöhe. Da kann man noch so viel mit Autotune entgegensteuern. Wenn die Stimme zu dünn klingt, weil die notwendige Körperspannung nicht mehr vorhanden ist, lässt sich das auch mit der besten Studiotechnik nicht so auffangen, dass am Ende dabei Aufnahmen herauskommen, mit denen jemand wie Phil Collins zufrieden sein kann. Auf der Bühne kann man mit zusätzlichen Sänger*innen unterstützen, aber im Tonstudio will man die Stimme nicht „verstecken“, sondern so nach vorne bringen, dass die Fans ihren Phil Collins bekommen. Und genau da liegt vermutlich der Knackpunkt.

    Da gehe ich mit dir einig. Genau so habe ich es letztes Jahr beim Konzert auch erlebt. Es waren nicht bloss nicht getroffene Töne, sondern eine Stimme, die subjektiv betrachtet wirklich schlecht gealtert ist (Im Unterschied z.B, zu Johnny Cash). Sie hatte des Öfteren etwas, was ich als "babyhaft" bezeichnen würde. Das hatte zwar z.B. bei Mama durchaus seinen Reiz, aber war aufs Ganze gesehen klar ein Minuspunkt des Konzertes. Genau deshalb hat man wohl auch auf eine filmische Dokumentation dieser insgesamt grossartigen Show verzichtet.

    Auf Facebook sind mir kürzlich Fotos von Phil begegnet, die angeblich aus diesem Jahr stammen. Sollte das stimmen, hat sich seine Gebrechlichkeit eher weiter verstärkt (aber solche Bilder sind wohl mit Vorsicht zu geniessen).

    Deshalb: Wenn noch was kommt, dann allenfalls etwas aus den Archiven.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Warum sollte er etwas tun, was doch wieder nur mit "In the Air Tonight" oder was auch immer verglichen wird. Da hat er berechtigterweise einfach keine Lust drauf. Hätte ich auch nicht.

    Phil müsste nicht zwangsläufig etwas abliefern, was mit seinen top produzierten Alben der 80er zu vergleichen ist. Theoretisch könnte er auch ein Instrumentalalbum schreiben und von seinen Elitemusikern einspielen lassen. Oder ein zerschossenes Singer/Songwriteralbum, dass so unkommerziell angelegt ist, dass es Publikum und Kritik verwundert zurück lässt. Sonst aber absolute Zustimmung zu deinem Beitrag. Phils Ruhestand sei ihm herzlich gegönnt. Ich finds rückblickend nur schade, dass sein kreativer Rückzug schon Mitte der 00er Jahre begann und nach dem Tarzan Musical nichts mehr kam.

  • Genau deshalb hat man wohl auch auf eine filmische Dokumentation dieser insgesamt grossartigen Show verzichtet.

    Immerhin existieren noch diverse YouTube-Videos, welche die letzte Tournee für die Nachwelt festgehalten haben:


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    @Topic

    Finde man sollte den Mann in seinem Alter und mit seinen gesundheitlichen Einschränkungen langsam mal in Ruhe lassen und ihm seinen wohlverdienten Ruhestand gönnen. Und sein Andenken wahren, indem man ihn als großen Musiker in Erinnerung behält, der zahlreiche fantastische (Pop-)Songs geschaffen hat.


    Sinngemäß gilt das auch für Gabriel, von dem ich nach Veröffentlichung seines aktuellen Materials zukünftig ebenfalls nicht mehr viel erwarte. Jedenfalls nicht in Form weiterer Studio-Alben und groß angelegter Tourneen. Bei Rutherford und Hackett schätze ich's ähnlich ein. Das ergibt sich allein schon aus Altersgründen.


    Was ich in dem Zusammenhang bedaure, ist vor allem die Tatsache, dass nichts Vergleichbares nachwächst. Gabriel und Collins sind Ausnahme-Künstler, die kaum bis gar nicht zu ersetzen sind bzw. sein werden, wenn ich mir das heutige "Musik-Angebot" so anhöre.

  • Was ich in dem Zusammenhang bedaure, ist vor allem die Tatsache, dass nichts Vergleichbares nachwächst. Gabriel und Collins sind Ausnahme-Künstler, die kaum bis gar nicht zu ersetzen sind bzw. sein werden, wenn ich mir das heutige "Musik-Angebot" so anhanhöre.

    Oh Mann, jetzt kommt die Nummer. :augenrollen:


    Ja, vielleicht wird es nie wieder einen solch überragenden Hausfrauenschlagerschnulzenkönig wie Collins geben.


    Wer aber wirklich Schwierigkeiten hat, in der heutigen Musikwelt "Ausnahme-Künstler" zu finden, der könnte sich auch fragen, ob er wirklich richtig hinguckt (oder hinhört).

  • Nein, solche Talente, welche auch entsprechend erfolgreich werden, haben wir nicht mehr. Wer mir

    vergleichbare Freude macht, ist Joe Bonamassa.

    Aber einen/eine Phil, Peter, Bruce, Madonna, Tina, Mark…

    und und und wird es nicht mehr geben. Ich habe meinen

    Frieden damit gemacht und seitdem kann ich mich wieder

    mehr an den Backkatalogen der alten Helden erfreuen.

    Außerdem kann ich sie heute nochmals mit ganz anderen Augen sehen!!!

  • Nein, solche Talente, welche auch entsprechend erfolgreich werden, haben wir nicht mehr. (...)

    Aber einen/eine Phil, Peter, Bruce, Madonna, Tina, Mark…

    Mark wer? Ist das auch einer von denen, die zufälligerweise in dem Zeitraum von ungefähr 20 Jahren ihre Karriere zementiert haben, vor dem Gott willkürlich mal eine Extraportion Talent auf die Welt geschüttet und in welchem ein Großteil von uns zufälligerweise seine Jugend verlebt hat?

    Da haben wir aber sowas von Glück gehabt, in diesem einmaligen Zeitfenster pubertiert und unseren Musikgeschmack ausgebildet und dann eingesperrt haben zu dürfen.


    Wie heißt eigentlich nochmal diese arg mindertalentierte Tante, die frecherweise neulich die Plätze 1-99 irgendwelcher Charts belegt hat und deren Fans neulich im Stadion so ausgerastet sind, dass dort seismografische Aktivitäten gemessen wurden? Die hat ja ein Glück.


    Einmal editiert, zuletzt von townman ()

  • Wer aber wirklich Schwierigkeiten hat, in der heutigen Musikwelt "Ausnahme-Künstler" zu finden, der könnte sich auch fragen, ob er wirklich richtig hinguckt (oder hinhört).

    Genau! Könnte es sein, dass wir „Alten“ einfach einen anderen (alten) Musikgeschmack haben? Fragt mal meine Kids…

    Ist aber ein anderes Thema, bzw. Thread.

  • Aber ganz im Ernst, wenn da noch was kommt, dann sicher aus einer gänzlich unerwarteten Ecke:

    Kulturkampf in den USA: Alamo (mit Special Guest Phil Collins)


    Leider kenne ich den Inhalt des Artikels nicht (Paywall), wäre bestimmt ziemlich spannend.

    Kann mir gut vorstellen, dass ihn seine alte Leidenschaft für (amerikanische) Geschichte jetzt wieder gepackt hat ...

    @ Spongebob, weiß nicht, ob Du mittlerweile Zugang zu Deinem Artikel-Fund hast? Hat sich das erledigt? Sonst...

    Phil hatte schon vor 9 Jahren mit diesem außer-musikalischen Engagement abgeschlossen.

    Warum die SZ mit seinem Bild aufmachte in der Beilage zum April 23 ist einfach: Zunächst, weil im März 2023 endlich das in Alamo das Museum eröffnet wurde, dessen Errichtung Phil im Jahr 2014 als Bedingung für die Übergabe seiner Alamo-Sammlung an den Staat Texas verhandelt hatte. Und weil Phils Stimme beim Mseums-Rundgang zu hören ist. Zudem hat ein Autor, Chris Tomlinson, 2021 mit dem Buch "Forget The Alamo" ziemlich viel Staub aufgewirbelt hat.

    Der Artikel wird eingeleitet von einem schön getuschten Phil mit einem Artefakt + Riesen-Preisschild. Ist er Täter oder Opfer? Allein Phil Collins Name und das schöne Bild locken sicherlich mehr und andere Leser als nur eine Davy Crockett Darstellung von John Wayne .


    Ausfürlich beleuchtet der SZ-Autor eine politisch sehr missliche Gemengelage rund um den Mythos Alamo.

    Und mittendrin in diesen unübersichtlichen Kulturkampf setzt er Phil als einen neugierigen, interessierten, gutwilligen Hobbyforscher aus dem unteren Mittelstand eines ganz ganz weißen Londons.

    Phil hat das ganze Drama öfter mal weg-gelacht und mit einem Spruch (Altmetall) abgetan.


    Fachwelt wie auch die Einwohnerschaft von Alamo sprechen jedenfalls Phil vom Verdacht eigener Interessen und jeder Bösgläubigkeit absolut frei.


    Ich bin sicher... aus diesem Forschungsfeld kommt von ihm nichts mehr.

    6 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: Disclaimer: Alle Snippets stammen aus dem Artikel der SZ vom 14.04.2023 von Roman Deininger + Redaktion

  • Ja, vielleicht wird es nie wieder einen solch überragenden Hausfrauenschlagerschnulzenkönig wie Collins geben.

    Ja, auch das Metier hat er beherrscht.8o

    Daneben ein herausragender

    Sänger

    Drummer

    Songwriter

    Produzent


    und dazu noch megaerfolgreich und prägend für Millionen von Fans und Musikern.


    Phil Collins ist nicht weniger als eine Musikikone.

    Und Ikonen dieses Kalibers gibt es heute (so gut wie) nicht.

    Mark wer?

    Knopfler, I guess.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Ich glaube, es wird auch noch weiter gute und interessante Musik geben. Man muss sich aber über drei Dinge bewusst sein:


    1. Vergleiche zu den alten Helden und Heldinnen machen es von vorne herein schwierig, sich auf jüngere Interpret*innen überhaupt einzulassen. Es wird keinen zweiten Peter Gabriel und auch keinen zweiten Phil Collins geben und das ist auch gut so. Wären sie beliebig austauschbar, würden wir sie nicht als so besonders wahrnehmen. Die Erwartungshaltung sollte eine andere sein.


    2. Man darf nicht vergessen, dass es seit der ersten Genesis-Veröffentlichung unzählige Entwicklungen gegeben hat. Technisch, gesellschaftlich und kulturell sind wir an einem ganz anderen Punkt angekommen und das hat zur Folge, dass sich das Denken, Musikempfinden, Musikproduzieren usw. ganz automatisch auch verändert hat. Den schweren Fender-Röhrenverstärker verwendet beispielsweise nicht mal mehr Mark Knopfler, weil Amp-Modulation mittlerweile auf einem so hohen Level ist, dass es keinen Sinn mehr macht so zu denken wie in den 70er Jahren. Das verändert natürlich die Herangehensweisen von Gitarristen heutzutage und dadurch ganz automatisch auch das Musikmachen an sich. Nur ein Beispiel, aber davon gibt es in ganz verschiedenen Richtungen Dutzende. Der Stand heute ist ein anderer und dementsprechend starten junge Musiker*innen mit ganz anderen Voraussetzungen. Wenn Phil Collins und Peter Gabriel in den 90er geboren worden wären, hätten sie im Laufe ihrer Karriere ganz andere Alben aufgenommen.


    3. Auch Streaming hat verschiedene Auswirkungen auf die Musikbranche. Eine der positiven Auswirkungen: Es ist heute für Newcomer viel einfacher, Musik weltweit und auch ohne Label zu veröffentlichen. Das hat auch zur Folge, dass sehr viel mehr erscheint. Und ich glaube, dass Stars heute größtenteils nicht mehr so schnell so groß werden. Ich glaube, dass ich in Zukunft vermutlich nicht mehr so viele Konzerte in Arenen und Stadien erleben werde, weil meine Musik vermutlich eher in kleineren Locations zu hören ist. Rockmusik war früher das Maß der Dinge, heute ist es eine Sparte. Man muss also vielleicht wirklich etwas mehr Zeit in die Suche nach neuer Musik investieren, aber ich glaube schon, dass man fündig werden kann, wenn man denn will.


    Ich persönlich versuche, das typische Denken in Richtung „früher war alles besser“ oder „die gute alte und handgemachte Rockmusik“ komplett zu vermeiden und offen für Neues zu sein. Entwicklung wird es immer geben und in den 60ern war es für die Menschen vermutlich auch nicht ganz leicht, dem zu folgen, was dann so gekommen ist. Dass sich Musik verändert finde ich wichtig und gut. Das ist der ganz normale Lauf der Dinge und gehört genau wie das Leben und Sterben einfach dazu. Wenn etwas Neues für sich entdecken will, muss man vor allem offen sein, sich von seinen Gewohnheiten lösen und die Ohren offen halten. Das ist nicht immer ganz leicht, aber es ist möglich.