Vor 40 Jahren veröffentlichten GENESIS "Wind & Wuthering" - das letzte Studioalbum mit STEVE HACKETT

  • Von meiner Seite aus gibt es ein Unentschieden, da Trick zwar die besseren Songs hat einzeln gesehen aber "Wind And Wuthering" für mich als Album als Einheit besser funktioniert und deswegen ist es mit "Nursery Cryme" mein Favorit aus den 70ern :)

  • W&W war das zweite neue Album, das herauskam, nachdem ich mich mit dem Genesis-Virus infiziert hatte. Es lief nach dem Erscheinen bei uns ziemlich rauf und runter. Es gefiel mir gut, allerdings kam es nicht an die vorhergehenden Alben heran. One for the wine war anfangs mein Favorit. Später hörte ich vor allem die zweite Seite insbesondere Blood on the Rooftops bis Afterglow.
    Schon hier war allerdings eine gewisse Vereinfachung und 'Popifizierung' herauszuhören (Your own special Way und All in a mouse's night). Ich denke, ich habe es damals schon geahnt, dass die Band ihren Stil ändern konnte. Genesis begann populär zu werden. Aber ich wollte es nicht wahrhaben, dass sie in das Pop-Genre abrutschen könnte. Ich sagte mir damals auch, dass es halt sehr schwierig sei Alben wie Selling, Lamb und Trick zu toppen. Das nächste Album würde besser werden.
    Mit 'And then there were three' kam dann das 'böse Erwachen'. ;)
    So blieb W&W für mich das letzte wirklich gute Album.


    One for the wine kann ich nur noch hin und wieder hören, das hat sich recht abgenutzt. Eleventh Earl of Mar dagegen gefällt mir noch immer. YOSW und AIAMN sind Skip-Kanditaten. Wot Gorilla mag ich immer noch sehr - das war ein Stück, das ich erst später entdeckt und liebgewonnen habe. BOTRT ist ein geniales Stück, ebenso wie die zwei folgenden Instrumentals. 'Afterglow' ist ebenfalls etwas zu überstrapaziert worden. Aber es geht noch so.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Na dann werde ich mich auch mal äußern – ich schwimme etwas wohl gegen den Strom. ^^ „Wind and Wuthering“ ist für mich ein perfektes Album. Ich mag die herbstlich-kühle Atmosphäre sehr. Die ganze Stimmung ist einfach herrlich, das Albumcover und die Anordnung der Songs finde ich sehr gelungen und bilden als solche eine perfekte Einheit.
    „Eleventh Earl Of Mar“ ist ein grandioser Opener. Ich liebe diesen Bombast-Prog. Jedes Mal wenn ich dieses wirklich tolle Album höre, läuft es mir zu Beginn kalt den Rücken runter. Selten hab ich so ein starkes Stück gehört wie dieses. Natürlich ist der Song unbequem, zuweilen nervig und kühl – aber das muss so! Daneben gibt es aber auch wunderbare Stellen, wie der Akustik-Gitarren-Part in der Mitte oder die sanften Mellotron-Flächen. Diese verfeinern den Song zu einem wahren Diamanten. Das nachfolgende „One for the Vine“ ist ein echtes Meisterwerk und sicher eins der besten, wenn nicht sogar DAS Beste von komponierte Tony Banks Genesis – Lied. Der Instrumentalteil ist sehr gelungen, erinnert an „Mad Man Moon“.
    Einen Schwachpunkt hat das Album natürlich - „Your Own Special Way“. Grausamer Text, dann noch für mein Empfinden viel zu lang und musikalisch auch nicht besser. Selbst dieses E-Piano-Break ändert da nichts. Als ich neulich gerade wieder die CD gehört habe, fiel mir doch auf wie wenig ich den Song mag. Das ist eine richtig zähe „Liebesschnulze“, die der gute Mike da komponiert hat. Vielleicht hätte man statt „Your Own Special Way“ lieber „Inside And Out“ nehmen sollen. Dies hätte das Album sicher aufgewertet. Eine Zeit lang fand ich noch „Wot Gorilla“ recht schwach, mit der Zeit hat sich der Song für mich mehr „offenbart“ (Die Idee das „One for the Vine“-Motiv wiederzuverwenden ist genial!), sodass ich mittlerweile auch diesen Song mag. Die restlichen Songs sind nicht minder schön. Vor allem „Blood on the Rooftops“ ist ein großer Schatz und „Afterglow“ ist sowieso ein Genesis-Klassiker.
    Ach Leute, „Wind and Wuthering“ ist so ein schönes Album und immer noch meine Lieblings Genesis-Platte. Die Band zelebriert hier Bombast-Prog vom feinsten (daher mag ich ja auch den Neo-Prog von Zeit zu Zeit sehr ^^).


    Natürlich sind die Songs der „Trick of the Tail“ im Vergleich dazu verträumter, wärmer und vielleicht filigraner, aber wie ich schon schrieb, mag ich die kalte, herbstliche Stimmung des Albums sehr.


    Aber eines muss ich über Wind&Wuthering sagen:
    Für mein persönliches Empfinden ist Trick das letzte "klassisch progressive" Genesis-Album. Wind&Wuthering dagegen ist das erste Neoprog-Album von Genesis und generell überhaupt. Bei Songs wie Eleventh Earl of Mar oder auch All in mouse's night sowie den Instrumentals zelebrieren Genesis hier bereits genau den keyboardlastigen Neoprog-Sound, den später Bands wie Marillion, IQ, Pendragon oder Arena auf die Bühne brachten. Hier haben Genesis den Neoprog erfunden.


    Ja, das ist mir auch schon des Öfteren gefallen. Es gibt noch weit mehrere Bands, die sich sehr an „Wind and Wuthering“ orientiert haben wie zum Beispiel „Lifesigns“. Deren erstes Album ist ähnlich herbstlich. Die Jungs von „Lifesigns“ sind anscheinend auch große Tony Banks Fans, das kann man deutlich heraushören.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

    Einmal editiert, zuletzt von Synclavier ()

  • Wind & Wuthering ist ein gutes Album, aber es kommt mir inhomogener vor als A Trick Of The Tail (mein Favorit).


    Wäre Eleventh Earl of Mar statt All in A Mouses Night auf Seite 2, dann wäre sie nahezu perfekt, zumal In That Quiet Earth im Mittelteil den Earl als Break zwischen den Teilen von Hackett und Banks verbindet. Das würde gut zusammenpassen. Wot Gorilla ist ja auch "nur" ein Zwischenteil aus One For The Vine, so dass die beiden auf eine Seite gehören und das wäre zum Beispiel: Mouse-Special-Vine-Gorilla. Noch ein Querverweis: Unquiet Slumbers for The Sleepers greift das Thema von Please Don't Touch (Hackett) auf.


    Blood On The Rooftops ist mein Favorit, auch wenn mir das Schlagzeug in Refrain zu sehr reinbrettert.


    Der EEOM ist soetwas wie ein typischer Genesis-Song, den ich jemandem vorspielen würde, der die Band noch nicht kennt. OFTV war - ganz anders als Mad Man Moon - nie der große Favorit bei mir. YOSW ging gut is Ohr, aber das Gitarrenmotiv wurde nach dem dritten Hören etwas ermüdend und die verschiedenen Taktarten (6/8, 4/4, 5/4) hinderten wahrscheinlich die Hitchancen. WG? war okay, schien mir aber eher eine Fingerübung. AIAMN gefiel mir fast eher vom Text und ist ein Prototyp des Neoprog (siehe Prophets Kommentar). BOTR gibt die herbstliche Stimmung am besten wieder, ebenso wie USFTS. ITQE ist durch die zwei verschienden Teile in zwei Metren (3/4, 4/4) auch ein Zusammenfügen von Teilen, die woanders nicht unterkamen, wobei der zweite Teil auch gut zu EEOM gepasst hätte. Afterglow finde ich auch gut und kam live tatsächlich noch besser rüber. Das hätte ich gerne mal von Peter gehört, denn auf dem Albumtrack war Phils Gesang noch etwas zurückhaltend.


    Inside and Out wäre mir auf dem Album lieber gewesen als YOSW oder WG? und das hätte von der Musik her im ersten Teil Hitchancen gehabt, wenn der Text nicht so kontrovers wäre. Heutzutage wäre es noch schwieriger, das Thema auf den Markt zu bringen. Pigeons und Match of The Day hätten nicht aufs Album gepasst, wobei ich Pigeons heute witzig und interessant finde mit seiner 1-Ton-Gitarrenfigur.


    Klingt das nach zu viel Kritik? Nur auf allerhöchstem Niveau.
    W&W gehört nach ATOTT und mit LLDOB und SEBTP zu meinen Favoriten meiner Favoritenband.
    Das war wohl auch die Zeit als ich am intensivsten Musik gehört habe.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

    3 Mal editiert, zuletzt von pealmu ()

  • Bei mir wars umgekehrt wie bei Herma, tatsächlich konnte ich mich mit "Wind" über die Jahre durchaus noch anfreunden. Zunächst war es mir zu keyboardlastig und zu bombastisch, was meine durchaus auch kritische Haltung zum Progrock bestätigte.
    Einige Jahre später erscheint mir "Wind" als die atmosphärisch dichteste und vor allem filigranste Genesisproduktion. So höre ich mir z. B. "Wot Gorilla" voller Genuss an, auch wenn es kompositorisch eher überschaubar ist. Das Arrangement hat es aber in sich. All diese Glöckchen, Percussion, Synthiesounds, ich meine sogar eine Autoharp herauszuhören.
    Viel weiter konnten sie meiner Meinung nach in diesem Stil gar nicht mehr gehen, ohne ihr Songwriting zu gefährden. So war die Entschlackung ihres Sounds eine durchaus nachvollziehbare Angelegenheit. Ob sie dabei oft so poppig werden mussten, steht auf einem anderen Blatt.

    • Offizieller Beitrag

    TotW-Planung


    Dafür beantrage ich Anführungszeichen! Als wenn dabei irgendetwas "Planung wäre... :huhu:


    Aber jetzt wollen wir uns hurtig zurück zum Thema Wind & Wuthering begeben!



    Bei der samstäglichen Einkaufsrunde habe ich das Album mal wieder ganz gehört (ja, es waren längere Wegstrecken mit innerstädtischem Verkehr, und die Einkaufspause kam genau zum Seitenwechsel), zum ersten Mal seit langem. Auch nach 40 Jahren macht das Album immer noch Spaß. Und es ist auch gut in einem "Rutsch" durchzuhören.
    Aufgefallen ist mir, dass das Intro von All In A Mouse's Night der Einleitung zum 11th Earl of Mar in der Struktur ähnelt: Erst Georgel, dann ein Schlagzeugrums und dann geht's richtig los.
    Die Instrumentalteile machen Laune. Was die Mitsingbarkeit angeht, haben sich bestimmt einige Autofahrer am Samstag gewundert über den Typen im Auto, der da an der Ampel steht und lauthals "waited a week, still they hadn't appeared..." jodelt.


    Wind & Wuthering ist eines meiner liebsten Genesis-Alben, und doch fast ein bisschen in Vergessenheit geraten. Nur Your Own Special Way habe ich weggedrückt, das ist mir zu schwerfällig, als ob da jemand in Sirup zu schwimmen versucht. Aber das Stück lässt dafür die anderen heller erstrahlen.