GENESIS: 30 Jahre "Invisible Touch" - Rückblicke und Jubiläums-Umfrage

  • Ich muss euch was gestehen. Es wird euch sicherlich überraschen zu hören, genauso wie es mich überraschte als ich darüber nachdachte. Oder wie auch immer man die mentalen Prozesse nennt, welche bei gefühlten 2 Promille im Kopf stattfinden.


    Also... puh... jetzt tief durchatmen und einfach raus damit. Ich verabscheue dieses Album. So, nun ist es gesagt. Ich fühl mich gleich viel besser. Doch heutzutage muss man ja alles begründen und kann nicht einfach seinen lang kultivierten Groll hegen. Na ja, sei's drum.


    Die IT ist in meinen Ohren der negative Höhepunkt des Collins/Banks Duos. Außer Land of Confusion ist eine Gitarre nur sehr spärlich zu hören und dort dann in einer solch grandiosen Monotonie das auf der Partitur sicher mehr los war als noch gar nichts draufstand. Und der Rest... nun ja.


    Das Titelstück macht vielleicht dem einen oder anderen Spaß, wenn man es das erste mal hört, aber danach? Bei den Alben davor konnte man (wenn auch immer seltener) noch was entdecken, wenn man auf solch pathetische Formulierungen steht, aber bei IT... nee.


    Domino ist prinzipiell auch nur eines. Nämlich lang und, wer hätte das gedacht, viel zu keyboardlastig.


    Tonight x3 ist genau das Gleiche. Mike darf hier und da mal ne Note einwerfen, aber ansonsten hört man nur Collins auf seine E-Drums dreschen, während Tony mit seinem Tastengeschütz fröhlich ins weite Rund ballert. Nun ja, noch nicht ganz so schlimm wie bei der Rheumahymne Mama, aber viel fehlt da auch nicht mehr.


    Über LoC hab ich mich ja schon ausgelassen. Das video ist zugegebenermaßen echt sehenswert, aber das Stück an sich könnte man glatt als Valiumersatz verkaufen. Wäre für die Betroffenen auch billiger, da man es ja immer weiter laufen lassen kann.


    Es ist mir ehrlich gesagt vollkommen wurscht ob Tony, Mike, Phil oder die späte Rache von Rupert Eggebrecht für In too deep verantwortlich ist, dieses Stück ist so unbeschreiblich schlecht, dass jedes ehrlich geschriebene Wort über diesen durch *nz*cht entstandenen Haufen Sch**ß* wohl meinen Rauschmiss bedeuten würden. Gott, da kann ich gar nicht soviel saufen, wie ich kotzen möchte.


    Anything she does: Nee, hab keine Lust mich nochmal aufzuregen. So was ist schlecht für die Blutwerte.


    Domino: Ich frage mich bis heute was alle an Domino so toll finden. Es ist über fünf Minuten lang, es muss also ein tolles Stück sein. Dabei passiert in diesem Stück nicht allzuviel, außer das Tony und Collins mal wieder den geneigten (vornüber, den Kopf in die Hände gestützt) Hörer langweilen wollen. Das Stück wird im zweiten Teil zwar deutlich flotter, doch ansonsten tut sich hier nichts.


    Throwing it all away: Siehe ITD und ASD, außer das Mike uns hier mit einer langweiligen Gitarrenmelodie langweilt, die er wahrscheinlich vorher zum Teil aufnahm und dann als Loop laufen ließ.


    The Brazilian: Ja, ich gebe es zu, ich mag dieses Stück. Ich mag es wirklich. Nach dem ganzen musikalischen Unrat, dieser in Vinyl gepressten Nullbockarbeitsmoral garniert mit dem widerlichen Sound von Hugh Padgham (meinen Ohren ist es völlig Wurst wie das die Leute damals sahen und in welchem Kontext das steht) ist The Brazilian endlich mal wieder eine schöne Instrumentalnummer ohne Collins nervigen Antigesang und ohne textliche Plattheiten. Natürlich haben Padgham und Genesis alles unternommen um es dann doch noch zu versauen, aber dies misslang.


    So, das wollte ich mal ganz objektiv zur Sprache gebracht haben.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

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    • Offizieller Beitrag

    Peter: du hast Recht, das überrascht mich jetzt total! :D


    Was mich immer am Meisten gestört hat, ist die Tatsache, dass das mit Abstand beste Stück der Album-Sessions nur auf einer B-Seite untergebracht wurde: das großartige Do The Neurotic, ein abwechslungsreiches Uptempo-Instrumental, gegen das The Brazilian und der Rest des Albums ein Schlafmittel ist. Phil hat Spaß und liefert eins seiner besten Drummings, Tony frönt lustvoll seinen fernöstlichen Leidenschaften und sogar Mike spielt ein richtig geiles Gitarrensolo, muss man sich mal vorstellen!


  • Ich mag IT ebenfalls nicht. Aber so krass wie Du dass schreibst ist wirklich übertrieben! Klar, auf keinen Fall nicht mehr mit den Genesis der damaligen Zeit vergleichbar. Aber wem Pop gefällt wird dieses Album lieben. Ich mag es aus dem Grund nicht, weil mir zuviel Pop drin ist.
    Aber Herma, Du bist einer der Kanditaten, die sehr gerne mal übertreiben ;)
    Mag zwar Alles Deine Meinung sein, jedoch kann ich diese nicht unterstützen! So sehr es Dir jetzt auch im Herzen weh tun wird!


    IT: Ist mir zu poppig. Hab ich als Neo-Fan der Gruppe oft gehört. Heute nicht mehr möglich!


    Tonight^3: Sehr schön gesungen, bleibt im Kopf, wichtige Botschaft - Verstehst Du die Botschaft Herma?


    LoC: Ebenfalls wieder gut gesungen, wenn auch mehr aus dem Computer heraus. Wieder eine tolle Botschaft. Lied war jedoch an Kommerz geknüpft.


    In too Depp: *Gääääääähn*


    Anything she does: Unmusikalisch, ohne viel Liebe gemacht


    Domino: Ich mags :)


    Throwing it all away: Kann man sich 20x anhören. Danach nie wieder!


    The Brazilian: Wir sind einer Meinung Hermann ;)

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


    • Offizieller Beitrag

    Peter: du hast Recht, das überrascht mich jetzt total! :D


    Was mich immer am Meisten gestört hat, ist die Tatsache, dass das mit Abstand beste Stück der Album-Sessions nur auf einer B-Seite untergebracht wurde: das großartige Do The Neurotic, ein abwechslungsreiches Uptempo-Instrumental, gegen das The Brazilian und der Rest des Albums ein Schlafmittel ist. Phil hat Spaß und liefert eins seiner besten Drummings, Tony frönt lustvoll seinen fernöstlichen Leidenschaften und sogar Mike spielt ein richtig geiles Gitarrensolo, muss man sich mal vorstellen!



    Hmm nee empfinde ich nicht so. Für meinen Geschmack ist "Do the neurotic" völlig zu recht und nachvollziehbarerweise auf einer B-Seite gelandet. Gründe in Kurzform (bin gerade schreibfaul):
    - Es passt stilistisch nicht zum poppig-klingenden synthetischen Klang des restlichen Albums (das mag man als Pluspunkt für den Song sehen, jedenfalls fällt er stilistisch aus dem Rahmen)
    - Genesis haben diese Art von Song-Instrumental bereits in der Vergangenheit (in besser) auf ihren Alben gehabt (Los Endos auf Trick, Duke's Travels auf Duke). So gesehen finde ich es gut und gewagt, dass sie das ambitionierter klingende "Brazillian" aufs Album gepackt haben und das traditionellere "Do the neurotic" außen vor gelassen haben.
    - Ich finde kompositorisch den Song wirklich nicht gut. Er hat durchschnittlich bis sehr gute Parts ABER es fehlt durchweg der rote kompositorische Faden, der Instrumentals wie "Los Endos" noch auszeichnete. "Do the neurotic" klingt eher wie eine eher bestenfalls nur teilauskomponierte Jam-Session, bei der man einzelne Songideen aneinandergepackt hat. Ein Konzept, ein roter Faden, ein sich durchziehendes melodisches Thema ist aber nicht zu erkennen. "Brazillian" ist da wesentlich kompakter, stimmiger und mit Konzept komponiert und daher - für mich - zu Recht auf dem Album und "Do the neurotic" nur B-Seite.

  • Zitat

    Tonight^3: Sehr schön gesungen, bleibt im Kopf, wichtige Botschaft - Verstehst Du die Botschaft Herma?

    Mir ist schon klar worin es in diesem Stück geht (die bösen, bösen Drogen :rolleyes: ), das macht es musikalisch aber nicht besser. In der Tat fühle ich mich bei solchen und ähnlichen Liedern immer an das Joint Venture Stück "Er muss uns jetzt was singen" erinnert (von der Grundaussage her), welches meine Meinung zu tonight x3 in eine hübsche Melodie packt. Hier, damit du weißt was ich meine:


    YouTube - ‪Joint Venture - Er muss uns jetzt was singen‬‏

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

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  • (...) Bestes Stück mit Abstand: Do The Neurotic, leider unverständlicherweise nicht auf dem Album gelandet, ist auch heute kaum gealtert und macht immer noch Spaß zu hören.


    Ich glaube, der Grund für die Nichtberücksichtigung ist pragmatisch und aus Sicht der drei Autoren zu sehen. Do The Neurotic war wwahrscheinlich mit Gesang geplant, denn es fehlt die Melodielinie. Insoweit erschien es Genesis zu unfertig, während The Brasilian eindeutig instrumental ausgelegt ist. Daher ist das fertigere Stück auf dem Album und die Backing-Version eines Songs auf der B-Seite.


    Ich fand Submarine übrigens super und "album-würdig", denn es ist eines der wenigen Stücke, die ausschließlich von der Stimmung leben. Es hätte auch gut ein Soundtrack sein können.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • Eine gruselig schlechte Platte war das.
    Dennoch war die Tour meine erste "live" Begegnung mit Genesis, bin halt zu jung. Ich fand die Scheibe aber so schlecht, dass es schon damals 1986 für mich so ein "Tschüss Genesis" Abschiedskonzert war, denn ich bin nur aufgrund älterer Großtaten der Herren hingegangen. Weiteres interessierte mich nicht mehr...

  • Weil ich ja immer noch damit beschäftigt bin, Phil Collins' fünf beste Gesangsleistungen für mich zu bestimmen, habe ich mir gestern doch noch einmal das Album weitestgehend angehört: "Gruselig" finde ich einen höchst treffenden Ausdruck dafür, dass dem Album schlichtweg Wärme fehlt. Die Musik ist ent-emotionalisiert und technisch-kalt. Der musikalische Ausdruck ist fast starr (und das hört man beispielhaft am eindimensionalen Gesang Phils) und konnte in dieser Form nur als flaches, glattes, "gebrauchsfertiges" Einwegprodukt für den momentanen, unmittelbaren Massenkonsum dienen. Mehr gibt das Album nicht her.
    Zurück bleibt bei mir das Gefühl von Ablehnung - dieses Album repräsentiert Musik, die mich einfach anwidert. (Trotz "Tonight x 3", welches ich - auch in dieser unterkühlten Ästhetik - gelungen finde.)

  • Nachdem ich mir so ziemlich alle Beiträge druchgelesen und/oder grob überflogen habe muß ich sagen: Die meisten von Euch nehmen das alles viel zu Bierernst. Man meint Ihr wolltet ne Doktoarbeit darüber schreiben, so feinsäuberlich wird diese Platte filetiert und in ihre Einzelteile zerlegt. Viel zu hochtrabend nach meinem Geschmack. Und diejenigen die in Phils Stimme eine Art von Gefühlskälte oder Arroganz entdeckt haben wollen, sollten erstmal ihrem Schreibstil auf genau diese Begriffe hin untersuchen.


    Zurück zum Thema.
    IT war, wie bei vielen hier auch, meine erste CD. Ich war als ich sie mir kaufte 15, das war 1989. Und erst dadruch bin ich irgendwann später auch auf die älteren Genesis Alben aufmerksam geworden. Zuallererst kamen natürlich die mit Phil Collins (Abacab, Mama, 3sides, Duke, usw.)dran.
    Erst später kam ich mit den "alte alte Stucke" in Berührung. Ich glaube ich hatte mir (aus versehen?) die Selling England gekauft. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich zwar das es vor Phil einen anderen (Sänger) gegeben hatte, aber das war es dann auch schon. Aus heutiger Sicht undenkbar, denn was man nicht weiß zieht man sich mal eben schnell aus dem Internet.
    Vorteil von dem Kauf von Selling England: So kam ich wiederum mit der Musik von Peter Gabriel in Berührung, jemand der für mich ebenfalls, wie Phil, bis zum heutigen Tage über allen Zweifeln erhaben ist. Auch wenn ich seine Musik seit US nicht mehr wirklich gut fand.
    Bin halt Popper und kein ProgRocker! :)


    Aber Phil war und ist mein No.1 Held.
    Klar, über die späten 90er kann man durchaus streiten, aber den Stellenwert den er mit seiner Musik und der von Genesis bei mir erreicht hat macht ihn für mich über allem Erhaben. Einmal Held, immer Held. Punkt.


    IT wird für immer einen besonderen Stellenwert in meinem Leben haben.
    Und das gilt auch trotz der Tatsache das ich mittlerweile 22 Jahre älter geworden bin und die Lieder heute vielleicht "anders" höre als damals. Land of Confusion, TTT und Domino sind heute noch genauso geil wie damals. Über Benny Hill in AsD kann ich heute noch ganuso lachen wie damals.
    Nennt mich einen Träumer oder jemanden der in den 80er hängengeblieben ist, aber nie würde ich auf den Gedanken kommen mich für die Art der Musik die ich damals gehört habe zu schämen.
    Das gillt vielleicht für den damaligen Kleidungsstil, aber nicht für die Musik. :)


    Für mich ist es auch nicht nur die Musik die auf dieser CD zu hören ist, es ist auch das "Gefühl", die Erinnerungen. Es ist das "Gesamtpaket", das stimmt.


    Also von mir gibts für IT (und für alles andere von Genesis und PC aus den 80ern) nur "Daumen hoch"Smilys!


    :topp: :topp: :topp: :topp: :topp: :topp: :topp: :topp:

  • Letztendlich kann ich mich irgendwie allen hier anschließen, aber dann doch irgendwie nicht wegen Do the Neurotic.


    Prohet, da haste schon recht, zum Album passt es nicht soo ganz, den Kontrast aber zu den anderen Songs finde ich ja großartig wieviel Spaß so ein 70er Stil Spiel macht , gerade deswegen hätte ich es gerne auf dem Album gesehen. Das der rote Faden fehlt, weil das zuviele Songideen sind die nicht ganz auskomponiert sind :
    Ein bisschen Faden sehe ich schon, nur ist dieser Faden nicht zuende gezogen worden, aber so wie Do the Neurotic jetzt ist, finde ich es schon gut genug. Ich sehe es an dem Song ähnlich wie bei Second home by the sea, an für sich genommen total unauskomponiert und unpassend, aber komboniert ergeben jedenfalls für mich diese Jams einen vollwertigen Song.



    Was ich jedoch nicht machen will, ist es mit Los Endos oder Dukes Travels zu vergleichen, denn in diese Richtung haben Genesis nie ein Instrumental gemacht. Egal ob Dukes Travels, Wot Gorilla, unquiet Slumbers oder die Hälfte von Los Endos, die Instrumentals waren oft sehr keyboardlastig. Das jetzt Mike ein kleines Solöchen spielt, kann man da getrost ignoriern.
    Gut in that quiet earth und Naminanu sind Ausnahmen, wobei Naminanu eindeutig eher wie ein Track ohne Gesangsspur wirkt. Ich bin mir sicher das unsere 3 mitnichten da Text reinbauen wollten, hört sich so garnicht mal an :)


    Hier hat endlich mal Rutherford einen Song, wo er für einige Minuten im Prinzip für sich ist und Tony sich sehr bedeckt hält, und den Rhytmus haben die dann in Jesus he knows me wieder verwendet. Feeding the Fire ist auch so ein klasse Track.


    Was stimmt, Invisible Touch als Album klingt einfach ein bisschen kalt, jedenfalls strahlt es die Wärme von z.B ATTW3 oder Duke nichtmehr aus, aber hey, das ist Popmusik, das sollte unterhalten und keinem ans Herz gehen. Aber eben deswegen hätte ich In too deep am liebsten als B-Seite gemacht, weil das als Ballade weitaus weniger mein Herz berührt als z.B Open Door, was wesentlich simpler gebaut ist. :)


    Es ging bei diesem Album ja um den Spaß, und den habe ich mit Confusion,Anything She Does, Domino und Brazilian perfekt, Invisible Touch nutzt sich als Albumversion aber wirklich ab, sorry. :o


    Besser wäre mir das Album so gewesen :


    1.Invisibile Touch
    2.Feeding the Fire
    3.Tonight ³ + Teile von The Brazilian eingebaut, immerhin stammt ja Brazilian aus Teilen von Tonight³ :)
    4.Throwing it all away, ja ich liebe den Song auch :D
    5.Land of Confusion
    6.Domino
    7.Anything she does
    8.Do the Neurotic


    So das am schluss immernoch alles instrumental zuende geht wie auf Trick oder Duke, und es sich immer mehr oder weniger abwechselt zwischen Pop und Progressive Pop :D


    In Too Deep und I'd rather be you auf die Singles darauf, dazu noch irgendeine Demoversion und basta, wie seht ihr das?

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


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