TotW: [09.02.-15.02.2015]: GENESIS - Can-Utility And The Coastliners

  • Nach so einer Formuliierung habe ich Jahrzehnte lang gesucht. Das ist es, was Peters Stimme von den meisten anderen, auch guten Stimmen unterscheidet: Sie hat Charakter.
    (Sagt man das nicht auch von einem Wein der Spitzenklasse?)


    ...das ehrt mich nun aber doch sehr, Aprilfrost, dass ich deine schon so lange währende Suche mit einem bescheidenen Satz beenden konnte ;)

  • Und hier kommt von ganzem Herzen eine dicke 15.


    Foxtrott hat sich gemeinsam mit trick zu meinem liebsten Genesis-Album gemausert und Can ist neben dem Abendessen das Highlight auf einer eh schon genialen Platte. Hier verbindet sich ausufernde Instrumentierlust mit richtig guten Melodien zu einem harmonischen Ganzen. Genau diese Verbindung geht mir bei vielem, was als "Prog" bezeichnet wird ab, hier aber finde ich es in Perfektion verwirklicht.
    Müsste ich jemandem mit einem Song zeigen, was die Magie der frühen Genesis ausmacht, ich würde wahrscheinlich diesen Song wählen.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Habe gerade noch mal die "Foxtrot"- und "Genesis Revisited II"-Fassung gehört und komme zum gleichen Ergebnis wie viele hier. Das Songwriting ist einzigartig und überragend. :verneigen:
    Genesis haben für mich diesbezüglich eine klare Ausnahmestellung. (15 P.)


    Die Hackett-Sache mit Steven Wilson ist wirklich gut. Allerdings wirkt Gabriels Gesang auch auf mich deutlich charismatischer (charakterstärker...), und die Snare ist nicht nur bei diesem Track ein echter Schwachpunkt des Albums. Trotzdem immer noch sehr, sehr hörenswert.

  • Ja auch für mich die Essenz der "alten" Genesis!! Außerdem für mich ein Song, an dem der Zahn der Zeit nicht genagt hat. Wahrscheinlich liegt es an der "relativen Kürze". In knapp 6 min. ist alles drin, was der gemeine "Proggie"so braucht.

  • Ohne zu zögern: 15 Punkte. Genau DAS ist meine Band!
    Ich empfehle auch die wenigen 72er Liveversionen!


    Christian: Mir ist keine Liveversion von 1973 bekannt. Richtig ist, dass es vor und nach dem Albumrelease von Foxtrot gespielt wurde, aber spätestens wohl mit der Übernahme von Supper's Ready ins Liveset im November 1972 wieder aus dem Programm genommen wurde.

    Genesis-Fan seit 1991. Interessenschwerpunkt: 1970 bis 1980 ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Mellotron ()

    • Offizieller Beitrag

    Ohne zu zögern: 15 Punkte. Genau DAS ist meine Band!
    Ich empfehle auch die wenigen 72er Liveversionen!


    Christian: Mir ist keine Liveversion von 1973 bekannt. Richtig ist, dass es vor und nach dem Albumrelease von Foxtrot gespielt wurde, aber spätestens wohl mit der Übernahme von Supper's Ready ins Liveset im November 1972 wieder aus dem Programm genommen wurde.


    Mellotron: Du meintest sicher martinus? :)

  • Hallo zusammen,


    habe mir bei „can“ jetzt nach langer Zeit mal die Mühe gemacht einen Hörvergleich zwischen der Orginal CD Erstpressung von David Hitchcock und der neu von Nick Davis gemischten Box Reihe zu machen. Ungefragt ist dies ein hervorragender Titel von Genesis, der eigentlich typisch für die Band der damaligen Zeit da steht.Vorab, Nick Davis hat einiges meiner Meinung nach sehr gut gemacht. Tresspass kann man sich endlich anhören, die Live Sachen sind auch besser geworden. Aber… es gibt auch viel Schatten. Denn auch David und die anderen haben damals ihren Job nicht schlecht gemacht, zu dieser Zeit konnte nicht alles so editiert werden wie heute. Man hätte tausend Hände gebraucht.
    Ein Beispiel wäre „Can - Utility and the Coastliners”.
    Bei oberflächlichem Hören ist mir sofort aufgefallen, daß gut, alles klarer raus kommt, aber etwas wesenliches gegen Ende des Stücks total unter den Teppich gekehrt wurde. Mikes Bass wurde leider gezähmt. Damit fiel für mich etwas enscheidendes in dem Stück, daß ein Beispiel für die Dynamik der Band war, weg.
    Ich gehe die einzelnen Passagen mal durch und vergleiche diesmal genau über Kopfhörer was denn da gemacht worden ist.
    Intro bis „cold winds blow“. Das Orginal klingt natürlich und warm, bei „we need not Flatterers“ ein Hall auf der Stimme, den ja jeder kennt. Nick hat alle Instrumente transparenter gestaltet. Die Höhen sind angehoben worden. Wenn man nochmal zurück hört klingt das Orginal wie durch einen Vorhang.
    Aber zweite Sache: der neue Mix ist nicht mehr so dynamisch angelegt. Das bedeutet leise Passagen wurden angehoben, ziemlich drastisch, kann man beim Intro sofort hören. Dafür sind laute Passagen dichter geworden. Um also einen realistischen Vergleich zu fahren müsste man die Neuaufnahme um mindestens 5-6 Dezibel zurückfahren was ich auch gemacht habe.
    O.K. beim 2. betrachten finde ich das Orginal fast angenehmer. Wer mehr Höhen braucht kann ja nachregeln. Klar hört man die Gitarren und das Mellotron besser, aber muss das so sein?
    Insgesamt macht das hören des neuen Mixes einfach keinen Spass, er ist kälter durch die Verdichtung und Anhebung der Höhen.
    Aber weiter, ein besserer Punkt dem bestimmt der unbedarfte Hörer sofort als neu endeckt, zumindestens unterbewusst: auf dem Wort:“ waters retreat „ ist ein Echo. Das ist o.k. und darf da sein. Der Hall bei „Flatterers“ ist offensichtlicher gesetzt.
    Erste laute Passage. Orginal hat eine komplexe Instrumentenverteilung. Was sofort auffällt, das Basspedal ist hart links im Panorama, klar das ist ein wenig verspielt, lässt aber Platz für den Rest und ist auch dadurch besser wahrzunehmen. Auch klingt Collins Drumset im Einstiegswirbel einfach schön, ganz natürlich und unaufgeblasen aber die Stimme könnte mehr rauskommen. Das hat Nick gemacht, aber die Orgel beißt sich ein wenig mit Gabriel, ist ein ticken zu laut. Besser ist der neue Mix ab „the waves surround the sinking throne“, da kommt der Bass in der Mitte besser und Gabriel ist präsenter. „Crown him, crown him!“
    Instrumental Passage. Ja, o.k. das „na,na,na,na“ kommt deutlicher, damals hat man es halt bewusst leise gemacht… Dann kommen die Gitarren mit dem „offenen“ D Akkord, kommen meiner Meinung nach viel zu crisp und zu hart im neuen Mix. Phil steigt in den Rhythmus ein und schlägt vorher leicht auf das Becken. Die Betonung liegt auf leicht, muss man das deutlich hören? Ab dem Zeitpunkt wo Phil dann richtig dabei ist fallen sofort die überlauten Becken Schläge auf. Das kommt im Orginal harmonischer, zudem insgesamt bassiger im Charakter. Mellotron: diese Passage ist ja ein Mellotron Solo und Phil wirbelt kräftig mit rein. Also ein typischer Genesis Instrumentalpart (Phil, Banks, Rutherford) Das Mellotron klingt im Orginal richtig geheimnisvoll, ja Gänsehaut… Im Neumix kommt da kein Gefühl, weil wieder viel zu überdeutlich und höhenreich. Also insgesamt hätte die Altaufnahme etwas deutlichere Becken gebraucht aber nicht so viel wie Nick eingebaut hat, never never.
    Gesangseinsatz „but he forced a smile“. In dem leisen Übergang wo Peter einsetzt. Ist die Bassdrum in der Altaufnahme lauter. Bei Nick fällt da der musikalische Zusammenhang einfach weg. Überhaupt kommt jetzt der Vorteil des alten Mixes zur Geltung, da wo es wieder laut wird, wenn die Orgel einsetzt, klingt alles warm und rund, man denkt man würde im Proberaum sitzen und Genesis dort zuhören. Alles klingt differenzierter. Nick lässt einfach alles zuknallen und der Tiefbass kommt leider nicht durch.
    Bass 16tel Passage. Ja Hallo! Mike ist hier im Neumix undeutlicher, müht sich da mit seinem Bass ab und bringt das Stück erheblich nach vorne… Das ist im Orginal besser.
    Orgel Arpeggios Passage. Hier hat der Altmix bessere Karten, bei Nick ist jetzt alles oberflächlich laut und unangenehm.
    Gitarren Solo. Hallo! Wenn Steve leise einsetzt, haben hier die Becken nichts verloren!
    Schlusspassage. Schaut man sich die Wellenformen im AudioEditor an, mit dem ich ja arbeite, fällt einem sogleich ins Auge daß es im Orginal in der Schlusspassage etwas heftiger wird. Ist auch schön so und sicher gewollt. Dies ist bei Nick nicht mehr möglich, hier wurde ja alles Pulver vorher verschossen.
    Ende. Nick hat hier einen sauberen Nachhall reingesetzt. Wurde im Orginal leider hart ausgeblendet.


    Resumee: Ja sicher harte Kritik, aber keine der beiden Mischungen ist perfekt. Zum Glück hat ja der wahre Fan die Musik im Kopf… Nein was ich sagen will, ich finde es schade daß die alten Mixe nichts mehr wert sein sollen, damit sind doch die meisten Fans mit groß geworden. Nick war sicherlich unter Zeitdruck aber meiner Meinung nach hätte das besser laufen können. Sicherlich ist vieles Geschmacksache. Mir kommen die neuen Mischungen bis auf die anfangs erwähnten Ausnahmen teilweise zu kühl rüber und die Becken sind viel dominanter geworden. Wundert mich daß noch niemand groß darüber recherchiert hat. Ist wohl auch eine Frage der Zeit…
    Überhaupt entsprechen die neuen Mischungen mehr dem Zeitgeist wo alles gleich laut und nivelliert sein soll, also Popmäßig. Genesis haben damals aber Progrock gemacht, da hätte man besser den Ansatz und die Dynamik Klassischer Musik beibehalten sollen.
    Vielleicht wird ja irgendwann nochmal eine bessere Neuauflage gemacht, das wäre doch eine tolle Geschäftsidee für unsere lieben Herren von Genesis, was Neues kommt ja eh nicht mehr.

  • Zy, revel & priesty, Ihr habt an Formulierungen im Grunde nichts übrig gelassen, was sich noch zum Besten geben ließe, also verneige ich mich schlicht vor diesem fulminanten Mini-Epos und zücke – was sonst – die Höchstwertung.

    Um wenigstens noch irgendwas beizusteuern, verlinke ich mal die schön fließende Version von Guddal & Matte, die ich seinerzeit als den einsamen Höhepunkt ihrer Piano-Platte empfunden habe:
    Norwegian reduction