SdW [17.-23.05.10]: GENESIS - Driving The Last Spike

  • Der Song ist die Ausgeburt purer Einfältigkeit. Das gilt für die Musik und den Text gleichermaßen. Ich kenne wahrscheinlich keinen Longtrack, der so gänzlich unmotiviert ohne Höhepunkte einfach dahin...äh, dahintuckert wie 'ne batterieschwache Spielzeugeisenbahn. Schwach, schwach, schnarch, schnarch...(1P.)

  • Für mich ist das (zusammen mit Fading Lights) der beste Genesissong mit Phil Collins als Sänger seit Wind and wuthering! Wunderbarer Aufbau, toll gesungen - hier stimmt einfach alles!
    14 Punkte

  • Ich betrachte Driving The Last Spike als echten Fortschritt sowohl was Atmo als auch Substanz angeht. Der Song 1970 - 1975 geschrieben wäre ein zweites Supper's Ready (von der Länge!), weil Genesis damals nicht anders waren als jede andere junge Band: "Hört, wie clever/schnell/kompliziert.... wir spielen können!" Später war dann mal der Song wichtiger und nicht so sehr das Ego des Einzelnen...


    Doch, Genesis waren damals entschieden anders. Sie haben schon immer absolut songdienlich arrangiert. Im Gegensatz zu anderen Prog-Dinos wie Yes , King Crimson, ELP etc.
    Und den Vergleich mit Supper´s Ready und Driving The Last Spike sehe ich genau anders herum: Der Ideenreichtum und die Substanz von Driving The Last Spike hätte 1970-1975 für einen 3-Minuten-Song gereicht oder anders ausgedrückt: Mit den zahlreichen Ideen von Supper´s Ready hätten sie 1991 eine 80-minütige CD füllen können, wenn sie die Passagen ähnlich oft wiederholt hätten wie bei Driving The Last Spike.


    Für mich gehört Driving The Last Spike sicher zu den drei besten Stücken von WCD, ist aber gleichzeitig auch mit der schwächste Longtrack von Genesis. Es fehlt einfach an Substanz, rein instrumental steckt da recht wenig hinter und es wirkt bei genauer Betrachtung schon gestreckt, die eine oder andere Passage hätte man vielleicht das eine oder andere Mal weniger wiederholen können. Die Flächenkeyboards, der quäkige Gesang in der Strophe, alles irgendwie ein wenig zu glatt.


    Musikalisch ist das genauso aufregend wie "Fading Lights" und ich lehne mich gerne aus dem (Eisenbahn-)Fenster: "Firth of Fifth" oder "The Return of the Giant Hogweed".


    Das ist doch Progrock pur.


    Ne, mit Progrock hat das nun wirklich nichts zu tun. Ob´s so aufregend ist wie die alten Longtracks ist freilich rein subjektiv, es ist aber rein objektiv eine völlig andere Welt. Es muss aber auch kein Prog sein...Domino z.B. ist aus meiner Sicht ein Longtrack feinsten „Edelpops“...aber weitaus rotziger und von größerer Ideendichte als Driving The Last Spike.


    Der Song ist die Ausgeburt purer Einfältigkeit. Das gilt für die Musik und den Text gleichermaßen. Ich kenne wahrscheinlich keinen Longtrack, der so gänzlich unmotiviert ohne Höhepunkte einfach dahin...äh, dahintuckert wie 'ne batterieschwache Spielzeugeisenbahn. Schwach, schwach, schnarch, schnarch...(1P.)



    Kann ich nachvollziehen. Als Longtrack in der Tat schwach, für mein Hörempfinden aber besser als „befriedigend“...ich gebe 10 Punkte

    • Offizieller Beitrag

    Jede Geschichte hat eine ideale Länge. Nimmt man sich zu wenig Zeit, sie zu erzählen, dann fehlen dem Hörer wichtige Informationen und schlimmstenfalls geht der Zusammenhang verloren - die Geschichte fällt auseinander. Breitet man sie zu sehr aus, bekommt das der Geschichte auch nicht, weil die wichtigen Informationen unter einem Wust von Nebensächlichkeiten verschütt gehen.


    Driving The Last Spike ist auf We Can't Dance der zweite Song, der eine Geschichte erzählt. Der erste ist natürlich No Son Of Mine, dessen Geschichte sehr kompakt ist, aber, möchte ich einmal behaupten, auf den Punkt die ideale Länge hat. Bei Driving... kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die drei sich sagten "Kurzer Song mit Geschichte hat gut geklappt. Na komm, einen langen Track mit viel Geschichte zum Ausmalen bekommen wir auch noch hin!" Und da hat es für meinen Geschmack eben nicht mehr geklappt.


    Die Geschichte des Songs hat eine Färbung, die in Genesisstücken zum Glück kaum auftaucht: Melodramatisches Pathos, mit dickem Spachtel aufgelegt. Rosamunde Pilzfrosch hätte da eine feine Vorlage für einen ZDF-Montagsabend-Schmachtfetzen draus gemacht: Der erschütternde Abschied des Vaters von seinen Kindern. Der sorgenvoll-ängstliche Blick der Mutter, die ja die Gefahren erahnt, denen ihr Mann sich aussetzen muss. Die große Katastrophe, als der Tunnel einstürzt, und die wundersam glückliche Rettung des Erzählers aus der allgemeinen Verwüstung. Hach.


    Ich glaube, das liegt auch daran, dass das Stück so lang ist, und die Leerstellen für die Lyrics irgendwie gefüllt werden müssten. Möglicherweise ist das das Gegenstück zu der Beobachtung, dass hier ein Longtrack vorliegt, der untypischerweise keinen Instrumentalteil hat? Es ist zu lang. Es passiert weder inhaltlich noch musikalisch besonders viel, was diese Länge rechtfertigen würde (10 Minuten sind es, aber gefühlte 20 - auf der WCD-Tour war dieses Stück meine Geduldsprobe).


    Musikalisch hat Driving... ein paar nette Momente ("how ... nice", sagt der Brite), was das Stück in meiner Bewertungsskala auf 6 Punkte = 4+ bringt. Und das erklärtermaßen auch, weil ich noch viel Luft nach unten brauche für Since I Lost You als Song der Woche.

  • Möchte nur mal sagen das ich dem Song nach Erneutem Hören doch besser finde.
    Dieser Song ist für mich ein typischer Spätzünder und wenn man sich die Lyrics anschaut, was soll man da groß Kürzer machen. Ich finds nur eintönig teilweise, Der Rest gefällt mir.
    Für mich ist das Kein Schlechter Song, aber auch nicht so überragend. Aber im Zusammenhang mit der Zeit ist er dann doch klasse. Vielleicht wird der Song zusehr mit anderen Longtracks verglichen, die klar besser sind :)

    <!---

    The rain auditions at my window
    Its symphony echoes in my womb
    My gaze scans the walls of this apartment
    To rectify the confines of my tomb


    -->

  • DTLS ist vermutlich DER Genesissong, der mich 1992 vollends und mit Haut und Haaren zum Die Hard Genesis Fan gemacht hat.

    Vorher kannte ich Genesis bzw. Phil Collins (damals gab es für mich Unwissenden keinen nennenswerten Unterschied) aus dem Radio und ich mochte diese Songs sehr gern. Als dann No Son Of Mine als Single rauskam und im Radio rauf und runter lief, war ich von dem Song dermaßen gepackt, dass ich unbedingt das Album haben musste. Das gab es schließlich zum Geburtstag (als Audiokassette :p) und anfangs war ich doch sehr enttäuscht, dass ja gar nicht so sehr viele "Smash Hits" wie NSOM darauf zu hören waren.

    Beim mehrfachen Hören ist mir ein Song dann doch sehr aufgefallen: Driving The Last Spike. Unfassbar, aber der Song war doch tatsächlich 10 Minuten lang :schock2:! Er fing an wie eine schöne Ballade mit Strophen und Refrain doch auf einmal kam da dieses Gitarrenbreak und dann war da in diesem Song plötzlich noch ein anderer, schnellerer und rockigerer Song eingebaut - mit tollen Gesangslinien wie man sie nur von Collins kennt (... Goodbye to our faaaaaathers; ... the likes of us agaaaaaaaiiin) und schließlich endet der Song wieder wie er begonnen hat, als Ballade. Soetwas hatte ich ja noch nie gehört, dass ein Song aus der üblichen Struktur (Strophe - Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Intermezzo - Refrain - Fadeout) ausbricht und etwas ganz anderes bietet.

    Ich war damals 15 Jahre alt, hatte keine Ahnung von Musik, aber das war für mich definitiv der tollste Song, der jemals aufgenommen worden war! Basta! Dass es in einem Song überhaupt mal um etwas anderes als den üblichen Herzschmerz ging, war für mich schon revolutionär, diese Songstruktur stellte mein Weltbild komplett auf den Kopf und musikalisch war es für mich einfach nur der Oberhammer: Die fetten Keyboard- und Orgelsounds, dieses Gitarrenriff und vor allem Phils starker Gesang!

    Damals hätte ich ohne wenn und aber 15 Punkte vergeben. Mittlerweile bin ich etwas gealtert und vielleicht sogar ein wenig weiser geworden :p. Andere Longtracks - insbesondere aus den 70ern stehen bei mir jetzt höher im Kurs.

    Aber ganz ehrlich: Wenn man mir damals mit 15 Jahren Supper's Ready oder Moonlit Knight vorgespielt hätte, dann hätte ich damit einfach überhaupt nichts anfangen können - Null! Ich war damals einfach noch nicht so weit. So wäre ich nie wirklich ein Genesis-Fan geworden. Aber We Can't Dance und insbesondere Driving The Last Spike waren für mich damals genau die richtige Dosierung an "komplexer" Musik, um mich auf den Geschmack zu bringen. Vermutlich geht es vielen anderen ganz genauso wie mir und ich wage zu behaupten, dass es ohne We Can't Dance inkl. DTLS heute keinen IT-Club geben würde oder Tribute Bands wie The Musical Box. Dann wären Genesis nur eine weitere Fußnote in der Rockgeschichte. Sicherlich haben Genesis in den 80ern und 90ern andere Musik gemacht als in den 70ern. Dass sich aber auch heute noch so viele junge Fans (ich zähle mich mal einfach mit dazu :blah:) auch noch für den alten Kram aus den 70ern interessieren, muss daran liegen, dass Alben wie "Shapes", IT und WCD eben doch keine "reinen" Plastikpop-Alben sind, sondern immer noch dieses gewisse Etwas, dieses unvergleichlich Besondere haben, das es schafft, aus Radio-Pop-Hörern Fans von komplexer Prog-Mukke zu machen.

    12 Punkte

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    martinus:
    In Bezug auf den Text sollte man aber auch dabei beachten, dass dies der erste (!) (und wohl auch einzige) Text von Phil Collins zu einem Longtrack ist. Daher sollte man etwas nachsichtig diesbezüglich sein. Er hat zum ersten Mal einen Text dieser Länge verfasst bzw. war/ist ungeübt, diese Art von Text zu schreiben.

  • Packt mich nicht mehr so richtig, der Song. Collins erkämpft sich nach meinem Hörempfinden am Anfang regelrecht seine Gesangsmelodie, besser wird es als der Song mehr Drive bekommt. Schön finde ich das Zusammenspiel von Collins und Rutherford bei der Bridge.
    Aber trotz energischer Gitarrenriffs und Phils kraftvollen Gesang hat diese Nummer einen weichgespülten, defensiven und massentauglichen Charakter, der mich zwar 1991 durchaus ansprach, mit dem ich aber heutzutage herzlich wenig anfangen kann.
    ...bei der Bewertung der Lyrics bin ich unentschlossen, den Vergleich mit Rosemarie Pilcher von Martinus finde ich gar nicht abwegig. Andererseits....ist Collins einfache Ausdrucksweise und Pathos gar nicht so weit von Folksongs entfernt.


    7 Punkte

  • 7 Punkte: DTLS ist für mich eher ein Skip-Kandidat.
    OK, aber weder spannend noch harmonisch interessant.
    Fading Lights ist viel aufregender und
    selbst Dreaming While You Sleep mit den Marimba-Klängen ist interessanter.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

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