AUDIO: neue Stereomixe sind überlaut

  • In der Juli-Ausgabe von AUDIO gibt es einen Artikel über die Produktion der heutigen Pop- und Rock-CDs. Laut AUDIO sind - im direkten Vergleich mit früheren Aufnhamen - die aktuelle CDs oftmals bis zur Schmerzgrenze komprimiert. So auch die Stereo-Mixe der Genesis Alben Abacab, Duke usw. AUDIO ist der Meinung das diese (Zitat):


    "Stereo-Neuabmischungen den 'Definitite Edition Remasters' von 1994 nicht das Wasser reichen (können): überlaut und spitz das Klingbild - so richting gerne hört man hier nicht zu".


    Die Stereo-Mixe werden daher von AUDIO als 'Flop' gekennzeichnet.


    Also, ich habe die Stereo-abmischungen genau zugehört, und ich finde diese Neuauflage auch zu laut, zu komprimiert. Nach langem hören nervt es einigermassen, finde aber das Urteil von AUDIO ein bischen übertrieben.


    Was ist eurer Meinung über diese Stereo-Mixe?

  • Also, ich kann zwar nichts über die neuen Genesis Mixe sagen, jedoch ist die Thematik des "zu laut Abmischens" ein heißes Thema.


    Im Rolling Stone wurde auch schon ein größerer Artikel darüber geschrieben. Bestes Beispiel ist "Stadium Arcadium" von den Chilli Peppers. Da wurde es mit der Dynamik eindeutig übertrieben. Die Lautstärke- Unterschiede von leisen und lauten Passagen werden immer geringer. Alles wird von der Dynamik erstickt.


    Unser guter TOM kann das bestimmt beser erklären als ich, aber ich glaube, dass das Thema noch genug Stoff für kontroverse Diskussionen bietet.

    EVERYTHING YOU KNOW IS WRONG

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe die neuen Mixe mal vor einiger Zeit technisch untersucht und dabei auch die Dynamik gemessen - also den Abstand der leisesten Passagen zur Vollaussteuerung (0 dBFS) - herausgekommen ist dabei in allen Fällen, dass die Dynamik der neuen Mixe deutlich größer war als bei der DER - trotz der höheren Lautheit, die durch Beschneidung der Pegelspitzen (Hard Limiting) erreicht wurde. Besonders auffällig war dies bei "Ripples" - ich habe die Zahlen jetzt nicht vorliegen, aber der Unterschied war im zweistelligen dB-Bereich. Natürlich liegt das auch daran, dass es hier tatsächlich neue Abmischungen der Multitracks sind - die DER-Serie war von den Stereo-Mastertapes überspielt, deren nutzbare Dynamik systembedingt reduziert ist (60-80 dB bei Bandaufzeichnungen, je nach Typ und Rauschunterdrückungsverfahren).


    Wenn das jemanden interessiert, kann ich die Zahlen ja mal hier veröffentlichen.


    Die neuen Mixe sind also keinesfalls stärker komprimiert als bei der DER - lediglich die absolute Lautheit ist ca. 3 dB höher. Also selbst das oft verrufene Hard Limiting hat sich hier in Grenzen gehalten. Das Attribut "spitz" kennzeichnet meist den Eindruck, dass die hohen Frequenzen überlaut angehoben sind - das kann man so nicht bestätigen. Vergleicht man z.B. Wind & Wuthering, wird man genau das Gegenteil feststellen - die DER klingt "spitz", weil sie deutlich weniger Bässe hat.


    Der Rest ist Geschmackssache, darüber kann man eh nicht streiten.


    tom

  • Alles totaler Quatsch, die DER CDs sind halt älter und müssten erneuert werden!

    Eric Clapton: Hamburg Phil Collins: Köln (5x) , Hannover (2x) , Köln (2x) Genesis:15.06.2007 - Hamburg (AOL Arena) Peter Gabriel:18.10.2013 - Hamburg; 03.05.2014 - Hannover Steve Hackett:11.09.2015 - Hamburg, 23.04.2019 - Hamburg The Musical Box: 31.10.2014 - Bremen, 23.11.2018 Bremen Australian Pink Floyd Show: 5x (seit 2015) Roger Waters:14.05.2018 - Hamburg Nick Mason's A Saucerful of Secrets:13.09.2018 - Hamburg Queen+ Adam Lambert: 20.06.2018 - Hamburg Robbie Williams:11.07.2017 - Hannover

  • Ich habe heute mal die DER von "Trick of A Tail" mit dem 2007er Remix verglichen. Ganz ohne Zahlen, sondern einfach das was ich höre.


    Dance On A Volcano
    hat 2007 endlich den Druck, der beim DER fehlte; in der Ursprungsversion waren die Drums viel zu dominant und an den wichtigen Stellen fehlte die Dynamik. Eindeutig 1:0 für den neuen Remix. Hier klingt alles perfekt.


    Entangled
    hat im Refrain sehr vom neuen Sound profitiert, beim DER klingt das zu fad. Die Höhen wurden etwas runtergefahren (Mellotron 2:50), das tut sehr gut. Der Flangeeffekt wurde auch entfernt; das ist zwar ein Eingriff in die Musik selbst, der aber auch sehr viel genutzt hat. 2:0 für 2007.


    Squonk
    ist aber wieder eindeutig beim DER besser. Hier hat man das ohnehin schon flach klingende Schlagzeug zwar dynamisch klinger lassen, aber letztendlich klingt das nur zerbröselt und wie ein Luftballon, der zwar riesig aussieht, aber nur mit Luft gefüllt ist. Außerdem rockt das DER besser. 2:1.


    Mad Man Moon
    hätte man auch nicht so viel tun sollen. Hier wurde 2007 auch zu viel herumgeschwurbelt. Allerdings hat man aus dem "I'm the sandman"-Teil mit seinem stumpfen Schlagzeug 2007 auch einiges an Dynamik rausgeholt, obwohl auch hier keine klangliche Fülle dahintersteckt. 3:2, Gleichstand.


    Robbery Assault and Battery
    hat auch ordentlich Drive bekommen, also auch pro 2007. 4:2.


    Ripples
    wurde auch 2007 verbessert. 5:2


    Trick of A Tail
    gefällt mir in beiden Versionen. Die eine ist etwas moderner, die andere etwas altmodischer - aber beide gefallen mir. 6:3


    Los Endos
    das Trümmerfeld der DER hat man hier ordentlich aufgeräumt und einen sauberen Klang rausgeholt. Das klingt 2007 viel besser! 7:3



    Also: der 2007er Mix ist bei der Scheibe meiner Meinung nach doch deutlich besser als die DERs. Aber ideal ist die 2007er Edition auch nicht - gerade beim Schlagzeug hat man keine klangliche Fülle geschaffen, was sehr schade ist. Dafür klingt es 2007 deutlich wärmer. Eine optimale Version ist aber noch nicht auf dem Markt!

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

  • Ich habe die neuen Mixe mal vor einiger Zeit technisch untersucht und dabei auch die Dynamik gemessen - also den Abstand der leisesten Passagen zur Vollaussteuerung (0 dBFS) - herausgekommen ist dabei in allen Fällen, dass die Dynamik der neuen Mixe deutlich größer war als bei der DER - trotz der höheren Lautheit, die durch Beschneidung der Pegelspitzen (Hard Limiting) erreicht wurde.
    ...


    Die neuen Mixe sind also keinesfalls stärker komprimiert als bei der DER - lediglich die absolute Lautheit ist ca. 3 dB höher. Also selbst das oft verrufene Hard Limiting hat sich hier in Grenzen gehalten.


    tom



    Schön, die Bestätigung dafür zu haben! Die Wave-Formen haben darauf hingedeutet, und meinem Gehör kams auch so vor, als sei die Dynamik verbessert worden.


    Manche Audiophile haben halt so ihre generellen Vorurteile gegen heutiges Remastering (die sie durch viele negative Beispiele durchaus zurecht erworben haben), aber Nick Davis ist denke ich wirklich exzellent vorgegangen.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Alles totaler Quatsch, die DER CDs sind halt älter und müssten erneuert werden!


    Darum geht es hier doch gar nicht!

    Und das Posting des Tages:

    3:2, Gleichstand.





    tom: Danke für deine Erläuterungen, wenngleich mich jetzt die Äußerungen aus der Audio doch etwas verwundern.

    Schade, dass ich die DER verkauft habe.

  • @ Matteo: Ich hab die gesagt, dass du den Verkauf bereuen würdest ;)


    Was Max mit dem Gleichstand meinte: Bei Mad Man Moon gefallen ihm beide Versionen gleich gut, er gibt beiden einen Punkt, also Gleichstand für diesen Titel. :gruebel:

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    Also ich habe hier daheim ebenfalls beide Versionen - DER und die 2007er Mixe. Ich kann mich dem Urteil der AUDIO keinesfalls anschliessen. Zustimmen muss ich nur der Tatsache, dass die 2007er Mixe lauter sind, aber das finde gut, muss ich die Stereoanlage nicht so weit aufreissen und das Rauschen hält sich somit auch stärker zurück.
    Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen finde ich die alten Mixe besser und auch hier nur in Details (so endet der Mellotron-Chor bei "Entangled" sehr abrupt, während er im alten Mix in einer gut klingenden Hallfahne langsam ausklingt).
    Auch die Lautstärkeunterschiede zwischen leise und laut sind in den neuen Mixen noch genauso vorhanden, obwohl es hier ein paar Ausnahmen gibt: So hatte der Anfang von "Eleventh Earl of Mar" unzweifelhaft im alten Mix eine höhere Dynamik, find leiser an und steigerte sich mit dem Mellotron viel stärker als es im neuen Mix der Fall ist.
    Aber solche Beispiele bleiben die Ausnahme. Insgesamt kann ich den neuen Mixen einen höheren Detailreichtum, einen wärmeren Bass und wuchtigere klarer klingende Drums bescheinigen. Sie sind insgesamt klar besser als die alten Mixe (und nebenbei gabs die alten Mixe nie in 5.1 :D ).