Vor 40 Jahren erschien die GENESIS-Single "Mama"

  • Ich fand (und finde) es etwas schräg einen der Weltbesten Drummer in der Band zu haben und dann dessen Arbeit von einem Computer erledigen zu lassen. Davon abgesehen passt es aber.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Mir war und ist das aber zu kalkuliert, effekthascherisch. Das zeigt sich allein schon in Phils wahnsinnigem, gruseligem Lachen gegen Ende. Das kommt gut, passt aber nicht wirklich, lässt eher auf ein Sexmonster schließen, während es sein Opfer überfällt. Und nicht auf einen armen Wicht, der unglücklich in eine Prostituierte verliebt ist.

    Auch wenn das Lachen ja eher aus einer Improvisation beziehungsweise dem Einfluss von Grandmaster Flashs "The Message" entstanden ist, lässt es sich vor dem Hintergrund des Textes aus meiner Sicht ganz anders interpretieren.

    Und zwar als das "Es", das innere Verlangen des Protagonisten, das unterdrückt wurde und hier dann spürbar nach außen dringt. Also ähnlich wie bei Peter Gabriels "Darkness", bei dem (allerdings innerhalb des Textes als noch viel deutlicherer Kontrast) die ruhigen, Piano-getragenen Passagen den verzerrt-aggressiv vorgetragenen Ängsten entgegengestellt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Virgil ()

  • Auch wenn das Lachen ja eher aus einer Improvisation beziehungsweise dem Einfluss von Grandmaster Flashs "The Message" entstanden ist, lässt es sich vor dem Hintergrund des Textes aus meiner Sicht ganz anders interpretieren.

    Und zwar als das "Es", das innere Verlangen des Protagonisten, das unterdrückt und hier dann spürbar nach außen dringt. Also ähnlich wie bei Peter Gabriels "Darkness", bei dem als deutlicher Kontrast die ruhigen, Piano-getragenen Passagen den verzerrt-aggressiv vorgetragenen Ängsten entgegengestellt werden.

    Yes, die Herkunft des Lachens ist mir bekannt. Und ist auch klar, dass sie sich beim Einbau in Mama irgendwas in Richtung Verlangen gedacht haben, aber mich bringt/brachte zumindest es dennoch auf eine falsche Fährte. Es wirkt böse, diese Lachen - will man den Mama-Liebhaber so verstanden wissen?

  • Ich muss gerade tief in meinem Gedächtnis graben, 1983 müsste das Jahr gewesen sein, in dem ich als 12jähriger zum Rock und Popfan wurde. Ich hörte "Mama", glaube ich, zum ersten Mal im Radio beim "Schlager der Woche" (BR 3) den ich auch oft auf Cassette aufnahm. Umgehauen hat er mich nachhaltig, eingängig und schräg war das gleichermaßen. Und so wurde "Mama" zu dieser Zeit zu einem meiner absoluten Lieblingssongs, mit dem nur "Every breath you take", "Fields of fire", "Pride" und "Owner of a lonely heart" mithalten konnten.

  • Ich fand (und finde) es etwas schräg einen der Weltbesten Drummer in der Band zu haben und dann dessen Arbeit von einem Computer erledigen zu lassen. Davon abgesehen passt es aber.

    Diese Sichtweise kann ich nicht ganz nachvollziehen. Gerade weil Du ja schreibst, dass die Verwendung des Drumcomputers hier passt.

    Die Frage wäre ja umgekehrt, wie der Song klingen würde, wenn stattdessen Collins dessen Part manuell am Schlagzeug übernommen hätte. Wenn er es genauso gespielt hätte, wäre der Effekt derselbe gewesen, nur dass er sich 'nen Wolf gespielt hätte (abgesehen davon, dass es glaub ich ziemlich schwierig bzw. nahezu unmöglich gewesen wäre, den Rhythmus genau so klingend mit Percussion einzuspielen).


    Hätte er es verändert und hier und da abgewandelt, wäre das sicherlich interessant gewesen. Aber vermutlich auf Kosten der Atmosphäre bzw. des fast schon hypnotisierenden Effekts. Genauso auch bei "Duchess", das ich geradezu für die träumerische Wirkung des sich wiederholenden Drumcomputer-Rhythmus' feiere, auf den sich dann dieses bombastische Klangfeuerwerk aufbaut.

  • Wieso denn nicht? Genesis liefert das Quellmaterial, die Ausdeutung ist dem einzelnen aufgegeben.

    Das kann man natürlich so sehen, das steht ja wirklich jedem frei. Auf mich wirkt es aber wie ein misslungener, unpassender Effekt/Gag.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hörte "Mama" wohl bei Erscheinen in der "WDR Schlagerrallye", die ich damals mit Kassettendeck im Anschlag regelmäßig verfolgte.

    Könnte auch bei mir damals der Erstkontakt gewesen sein, obwohl die damals ihre besten Tage (mit Wolfgang Neumann am Mikrofon) schon länger hinter sich hatte. Ich tippe eher auf "Formel Eins" mit Peter Illmann, das war recht aktuell, lief im Ersten seit April 1983 und da habe ich keine Folge ausgelassen, viele auf Videocassette aufgenommen (und mich hinterher geärgert, weil da fast alle Videos nur gekürzt zu sehen waren).


    Mama passte damals hervorragend in die Zeit. Ich hörte überwiegend New Wave und Post Punk. Obwohl ich Genesis schon seit 1977 kannte und ihre Prog-Alben schätzte, war Prog an sich zu der Zeit nicht mehr wohlgelitten, es war einfach nicht mehr originell genug. Und es kam auch kaum noch was - viele Prog-Bands hatten sich aufgelöst oder warteten auf bessere Zeiten. Pink Floyd hatten gerade mit "The Final Cut" unterirdisches abgeliefert und sammelten epische Verrisse, Yes galten als tot, ihr "90125" war noch nicht erschienen. Zudem hatten die Medien, vorwiegend die Musikpresse, die damals ja noch einen ganz anderen Stellenwert hatte und auch noch nicht komplett von Springer übernommen war, in den Jahren davor ganze Arbeit schon geleistet und meinen Fokus auf "modernere" Musik verschoben. The Cure, Ultravox, The Cars, U2, Devo, Ramones, Chameleons, Alarm, Fischer-Z usw. waren nun bei mir angesagt. Genesis hatten allerdings zwei Jahre zuvor mit "Abacab" schon ein beachtlich gutes Album abgeliefert und die ersten zwei Alben von Phil Collins waren ganz OK. Mama hatte Atmosphäre, war trotz des bereits wohlbekannten Drumsounds neu und frisch. Das konnte man sich auch als "Alternative"-Fan anhören. Die Live-Versionen mit Phils schier endlosen Ad-Lib-Improvisationen am Ende fand ich dagegen immer schrecklich und irgendwann war das Stück dann auch einfach totgedudelt und wurde ad acta gelegt. Heute ist es mir einfach zu lang und weil ich es immer noch komplett auswendig kenne auch zu langweilig. Ich käme sicher nicht auf die Idee, es zum Anhören gezielt auszuwählen.

  • Zitat von tom

    Ich tippe eher auf "Formel Eins" mit Peter Illmann, das war recht aktuell, lief im Ersten seit April 1983

    Nein, Formel 1 war es nicht, jedenfalls nicht 1983. >> Sendungs-Gäste Formel 1


    Dachte ich auch erst, denn das war ab 83 die einzige öffentliche Sendung mit Clips, und ja, die waren wirklich immer gekürzt. In den Folgen ab Ende August 83 bis November lief der Clip jedenfalls nicht und auch nicht im Januar 84. Vielleicht guckt mal jemand die anderen Jahre durch. Bin mir auch sicher, dass wir den im ÖR-TV irgendwo sahen. Wir Studis bekamen von stationierten Amerikanern Videomitschnitte mit dem Original-Clip.


    *Eine Billigvariante gab es gesichert in Bananas, ich erinnere den Clip noch ganz genau, weil der "Auftritt" im Radio und bei Bravo rechtzeitig genug angekündigt wurde und sich unsere Clique diesmal in unserer Studenten-WG traf. Phil sah supercool aus, aber Mike mit Karohemd und Tony wirkten irgendwie strange ... weil ja im Umfeld der sonstigen Bands 83 eher Glam und hochgestellte Kragen üblich waren. Es wurde wochenlang darüber diskutiert, was für schräge Utensilien die Damen im Monitor da umgebunden hatten. Das sorgte für Verwirrung. Wir nahmen das auf VHS auf aber die Kassetten überlebten nicht.


    Bananas 04.10.1983 ... oder hier >> noch nicht remastered


    *Korrigiert

    2 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: links nachgereicht

  • Mintgrünes Hend und Lederjacke. Die 80er bewiesen artig, dass Mut nicht immer etwas Tolles ist. Ansonsten hübsches Vollplaybackvideo, wobei ich Mikes Outfit präferiere. Man kann ja über ihn sagen, was man möchte, aber er wusste zumindest immer, was ihm optisch schmeichelt. In Tonys Klamotten würde ich allenfalls den Abwasch erledigen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.