TotW: [21. - 27.02.2022]: PETER GABRIEL - Excuse Me

  • Ein wenig offtopic: In einem früheren Forum , das ich nicht mehr auffinden kann, wurde einst spekuliert, ob Peter und Tony sich gar nicht von den Originalen Barbershop-Quartetts der 20ger und 50ger Jahre inspirieren ließen, sondern von einem der schönsten Songs dieses Genres. 1967 war der Song eigentlich für die Beatles vorgesehen (Brian Epstein hatte Vorverträge bereitete, es wird bis heute gemunkelt, dass John dagegen stimmte...), jedenfalls platzte das Projekt. Um das Stück zu retten wurde es zu einem Barbershop umgeformt und sehr erfolgreich.


    Es zeigt alle wirklichen Merkmale des Genres: Harmonien, Bass, eine zuerst vorliegende Traurigkeit, wird dann aber lustig und fröhlicher.wie Excuse Me. Es hat meine Grundschulzeit begleitet und ich singe es bis heute.

    ;)

    2 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: Heutige Links eingefügt ... das frühere Peer Gabriel-Forum mit dieser Spekulation ist leider nicht mehr aufzurufen, sorry

    • Offizieller Beitrag

    OffTopic: Dass die Beatles für einen Disneyfilm einen Song liefern wollten, höre ich zum ersten Mal. (Und ich kenne mich ein bisschen aus in der Disney-Geschichte.) Kommt mir auch unwahrscheinlich vor.


    Bekannt ist hingegen, dass die Disneystudios den Song ursprünglich im Beatles-Stil aufziehen wollten, ihnen dass dann aber doch zu progressiv war und sie auf diesem Barbershop umgeschwenkt sind.


    Die Demoversion der Urfassung kann man hier hören:

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    [/Offtopc]

  • Dieser Song hat mir damals überhaupt nicht gefallen, und ich stellte jetzt fest das dies immer noch so ist.

    Sorry Peter, aber kann, wenn ich ehrlich bin, nur 6 Punkte geben

    "Mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?"

  • Dieser Song hat mir damals überhaupt nicht gefallen, und ich stellte jetzt fest das dies immer noch so ist.

    Sorry Peter, aber kann, wenn ich ehrlich bin, nur 6 Punkte geben

    Geht mir genau so. Ich kann leider auch keine "Leistung" daran finden, etwas gemacht zu haben, was musikalisch/klanglich nur irgendwie so weit von Genesis weg ist wie nur möglich. Denn das können sehr viele :D! Dafür gibt es von mir weder Würdigungs-Punkte, noch Abzugs-Punkte. Ich habe einen sehr breiten Musikgeschmack, in dem nahezu alle Gattungen der Musik vorkommen, außer vielleicht...Marschmusik und Operetten. Sogar "A Cappella"- Gruppen wie "The King`s Singers" oder "The Wise Guys" habe ich damals schon live gesehen/gehört. Das war durchaus lohnenswert.

    Lustig ist "E.M." alle Male, doch dafür nimmt es viel zu viel Raum ein und Spiellänge vom Album weg. Da lobe ich mir Steve, der für seinen ähnlich gewitzten Titel "Why" nur paar Sekunden von der Spielzeit des Albums (Wild Orchids) in Anspruch nahm. Interessant ist es psychologisch durchaus, dass er das irgendwie brauchte, um mit Genesis "so richtig" abzuschließen, als ob jemand laut die Tür hinter sich zuknallen würde. Aber gefallen tut mir der Song trotzdem nicht. 2 Punkte. Ich habe ihn damals, als ich mir das Album 1980 schenken ließ, trotzdem "angetan" und nicht geskippt. Der Grund: Das war leider nicht möglich. Es war eine MC.

    “It doesn`t have to be like this. All we need to do is make sure we keep talking"

    Stephen Hawking

    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

    Einmal editiert, zuletzt von Seller of England ()

  • Also, den Song hatte ich total vergessen (vielleicht weil die CD nicht unbedingt zu meinen Lieblingen von Peter gehört).

    Den Witzfaktor kann man nicht leugnen (wobei zu Recht auf das beachtliche Gefälle Musik-Text hingewiesen wurde! so etwas wie eine Mesalliance), der Anfang, der mich sogar an "Manhattan Transfer" erinnert, gefällt mir ganz gut. Fast ein divertissement, würd ich sagen, eigentlich vielleicht eher was für Pigor ^^.

    Mit Arroganz kann man sich schützen, aber keine Herzen gewinnen (noch weniger Niveau erreichen) :rolleyes:.

    2 Mal editiert, zuletzt von Annabulf ()

  • schräge Nummer, bei mir so im Mittelfeld, aber erinnert mich musikalisch ein bisschen an Sesamstraße+Beatles-Touch.


    GENESIS..............................Fan seit 1992 > Auslöser: 'We Can't Dance'
    PHIL COLLINS........................Fan seit 1992 > Auslöser: 'I Can't Dance' :tanzen:

    PHIL COLLINS........................Live 07. Juni 2019 Berlin

    GENESIS - the last domino ?.....Live 22. März 2022 Amsterdam

    • Offizieller Beitrag

    Entschuldige mal, fängt dieses Lied an, du nutzt meine Lebensfreude ab, indem du dir wieder die guten Jahre greifst. Ich möchte alleine sein. Ein ganz schön aggressiver Ton für das erste Solostück von Peter, das a capella anfängt. Es ähnelt einem Barbershop-Gesang, ein Klang zurück in die frühen 30er-Jahre, als man die Grammophone noch aufziehen musste - diese Geschwindigkeitsschwankung ist akustisch abgebildet in den Passagen "you're wearing out..." und "grabbing...". Die instrumentale Begleitung dazu erinnert an eine Drehorgel oder eine sehr kleine Kapelle früherer Zeiten, vielleicht an eine Gesangsnummer aus einem Film der Marx-Brothers, locker-flockig, unterhaltsam ...


    ... wenn da nur dieser Text nicht wäre, der die musikalische Schiene entschieden gegen den Strich bürstet.


    Dem Sprecher wurde nach eigenem Empfinden die Lebensfreude genommen, die guten Jahre, er ist nicht mehr, wer er mal war. Warum? Das bleibt offen. Im Refrain geht es um Geld und um einen Cadillac. Und: Der Sprecher "sucht" Los Angeles, und "saugt die Sünde auf" - beides eher eigenartige Wendungen.


    Diese Handvoll Teile ergeben kein vollständiges Bild, und wie ein Archäologe aus ein paar Scherben zu erschließen versucht, was das für ein Gefäß war, so sind auch die Hörer hier zum Puzzlen eingeladen.


    Vielleicht gibt es eine Scheidung im Hintergrund, die nicht ganz so einvernehmlich war. Die Partnerin taucht plötzlich wieder auf, und der Sprecher stellt fest: Das verdirbt mir den Tag. Den Cadillac hast du ja eh schon (und jetzt klaust du noch ein paar Andenken). Geh, ich will allein sein. Vielleicht ist es auch nicht so.


    Vielleicht ist da jemand in seinem Leben auf dem absteigenden Ast, was den Wohlstand angeht, und ein Gläubiger war gerade da. Der Sprecher hat die Schulden beglichen ("You got the money back", kann ich mir halt keinen Cadillac kaufen). Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Vielleicht ist es auch nicht so.


    So halbwegs sicher können wir nur feststellen: Der Sprecher durchläuft gerade eine schwierige Zeit in seinem Leben, er hat Schulden beglichen und muss Träume von Luxus ("einen Cadillac", wie ihn Moritz Bleibtreus Figur im Film Knocking On Heaven's Door für seine Mutter haben möchte) aufgeben.


    Vielleicht fasst hier auch gerade jemand einen ganz anderen Entschluss. Offenbar klappt's nicht recht mit ehrlicher Arbeit, also auf nach Los Angeles (das in den 70ern hohe Kriminalitätsraten hatte), und dort "die Sünde aufsaugen" (womöglich = als Krimineller oder als Zuhälter arbeiten?) und dann: Hey, ich habe das Heilmittel, ich kann dir das Licht am Ende des Tunnels zeigen - und wenn es alles so läuft, wie ich es mir denke, dann ab nach Alaska, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Vielleicht ist es aber auch nicht so.



    Musikalisch aufregend ist das Stück eigentlich nicht. Ist es komplex? Wenn, dann nicht an der Oberfläche, da ist es jenseits der Rhythmus- und Melodiewechsel eher einfach. Man könnte sagen: Ein Ausreißer in Peter Gabriels Werk, wenn nicht eigentlich alle Songs auf seinen ersten beiden Solo-Alben Ausreißer waren, Testballons, Erkundungsfahrten in neue musikalische Regionen. Das Stück fällt in eine Zeit, in der Peter Gabriel seine eigene Stimme, sein eigentliches Wesen als Solokünstler. Eine musikalische Pubertät, in der er sich in jeder Richtung ausprobiert.

    "Schlimm" ist der Song mal gar nicht, obschon ich ganz zufrieden damit bin, dass Peter Gabriel sich für andere musikalische Ausdrucksformen entschieden hat. Ein Stück fürs Kuriositätenkabinett, aber es gefällt mir (weder trotzdem noch deswegen). 9 Punkte.

  • Danke Martinus, für die sehr informative Analyse. Ich war immer ein Freunde seiner schwer zu entschlüsselnden Texte.

    Interessant zu erwähnen ist vielleicht noch, dass er im Text "Lost Angeles" sucht, was nochmal eine kleine, feine Metaebene eröffnet.