IN TOO DEEP (2): Phil Collins größte Schlagzeugmomente

  • Sehr sehr guter Hinweis mit "you might recall". Der Song ist für mich vom spielerischen her so mit das "souligste" und "groovigste" was Genesis jemals gemacht hat. Das liegt wirklich am allermeisten am Zusammenspiel Bass/Schlagzeug und was Phil hier zum Schluss des Liedes hin mit der Rhytmik macht, ist ganz ganz großes Kino. Double-Tempo Anspielungen, synkopische Bass-Drums und fantastische over-the-bar fills sind einfach die ganz große Klasse, für die er auch berühmt ist und warum er wirklich zu den besten Drummern aller Zeiten gezählt wird. Ich liebe diesen Song und bin froh hier zu sehen, dass viele diesen auch lieben. Wie schön es wär wenn die mutig genug wären sowas mal live zu spielen.

    Ja, genau diese tollen "unauffälligen" Dinger, die Collins einbaut, verleihen dem Groove Lebendigkeit und rhythmisch größte Eleganz. Und dass er das eher am Schluss macht, zeugt eben auch von seinem Verständnis für die Dynamik eines Songverlaufs - die "Extras" sind nicht einfach irgendwo abgeledert, sondern für meine Begriffe unnachahmlich perfekt platziert. Dieser Sinn für das Ganze macht Collins aus meiner Sicht ganz besonders aus.

  • Kommt ja vielleicht ;)

    Der Text würde ja passen.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Ich liebe sein instinktives Spiel. Es ist die Zeit zwischen der Lamb Tour und And Then There Were Three - in der Collins für mich an sein absoluten Höhepunkt seines Drum Styls gelangt ist, der ihn so unverkennlich macht.

    Live spielte er damals nie exakt die gleiche Partitur, ihm fiel jedesmal was anderes ein, dazu in den unerwartetsten Momenten. Und alles so aus dem Ärmel geschüttelt, spontan, einfallsreich, locker, soft und stark an den passenden Momenten, und am Ende kommt noch immer etwas drauf.


    1974/75: das ganze Shrine Auditorium Gig ist eine Schlagzeug Symphonie (Live Archive 67-75 Boxed Set)

    Brand X - Nuclear Burn wie schon erwähnt...woooow! Fingerspitzengefühl!

    Steve Hackett: Ace of Wands und Shadow of Hierophant extendend Playout.
    Schon die ersten Noten des ersten Hackett Albums sind Collins dominiert, er fährt ab ohne Rückhalt like stomping on Pearl Harbour without warning....

    1976 die ganze Trick Of The Tail Show aus dem Maylam Film, (Genesis Live 1976, White Rock) hauptsächlich Apocalypse in 9/8 und Los Endos, das erste Drum Duet mit Brufford, nicht zu toppen!

    Und irgendwo im Netz habe ich die Rehearsals zu der Trick Show zu hören bekommen, indem der Instrumental Part von Watcher of the Skies geprobt wird, für mich DIE Krönung seines Schaffens!

    1977 Was wäre Wot Gorilla? ohne Collins?? Und dieser einmalige Groove beim One For The Vine Solo....und dieser einmalige Groove bei den Strophen von All In A Mouses Night?
    1979 Konnte er noch weiter gehen wie bei den 5/4 Groove von Down And Out? Zu dem noch mit Dreistigkeit!


    Und weil ich schon Groove anspreche, Phil hatte seine eigenen Kreationen! Da merkt man bereits schon bei dem Orginal von The Musical Box, das bei Genesis Live bestens zur Geltung kommt.

    Suppers‘s Ready und Battle of the Epping Forest sowie Colony Of Slipperman besteht aus ein Schwemmen verschiedener Grooves wie sie nur Collins erfinden kann.

    Und wo hat man so eigene 16/8 Grooves gehört wie in Carpet Crawlers oder It aus dem Lamb Album?

    Nicht zu vergessen, der typische Watcher of the Skies „Morse Code“ ist Phil Collins !

    Aber auch leichtere Sachen wie Pigeons, You Might Recall, Naminanu, Trick Of The Tail, sind Collins Grooves.

    Natürlich spielt er später nicht schlechter nur anders, aber immer einfallsreich: da gefällt mir noch Duchess, Me And Sarah Jane, Peter Gabriel‘s Intruder, und viele andere SessionDrummer Stücke wie Woman In Chains von Tears For Fears, ein Song in dem ich Phils‘s früheres Fingerspitzengefühl wieder erkannt habe, sein geschmeidiges Handgelenk dass sein eigenes Groove auszeichnet!

  • Jop, Collins Synkopierung ist etwas vom außergewöhnlichsten in der Musik. Gerade "You Might Recall" und "Naminanu" zeigen wie frei sich der Mann am Schlagzeug bewegen kann. Völlige Beherrschung des Instrumentes. Grosser Moment auch in Supers Ready 9/8 Teil auf der "Seconds Out" Sehr interssant auch das Banks da ein 4/4 Solo drüber spielt. Wo immer man hinhört bei Genesis... weit überdurchschnittlich.

  • Wie konnte dieser Thread bisher an mir vorbeigegangen sein? Wunderbar!


    Ebenso wie beim Tony gibt es hier mal eine "erste Elf", wieder ohne Reihenfolge, da ich es mir an dieser Stelle nicht mit dem ein oder anderen Song verscherzen möchte. (Und ja, dieser Satz qualifiziert mich hoffentlich schon für die nächste Runde des umkämpften Wettbewerbs "skurrilster Musiknerd des Monats"!) Ich eröffne:


    Dodo/ Lurker

    Fripp hat es schon vortrefflich beschrieben - eine unglaublich kraftvolle Darbietung unseres Helden. Gesanglich ohnehin eine Wucht, aber was er hier an den Drums fabriziert, ist einfach nur glanzvoll und in der Tat eine Mischung aus verschiedenen Stilen.


    Eleventh Earl Of Mar

    Einiges erinnert hier von der spielerischen Wucht an die Dodo-Performance. Man weiß gar nicht, auf was man als nächstes achten soll, wenn man all seine Finessen genussvoll in voller Lautstärke auf den Kopfhörern staunend aufsaugt.


    Apocalypse In 9/8

    Mitreißend, kompliziert und spielerisch zugleich. Und ein Spannungsbogen bis zur "666"-Explosion, der intensiver nicht sein kann.


    Cul-De-Sac

    Ein nach wie vor leicht unterschätztes Duke-Juwel, auf dem Phil sich die Seele aus dem Leib trommelt. Klasse Sound, wunderbar präzise verschleppte Strophen, Breaks zum Zungeschnalzen


    Fly On A Windshield

    Die gesamte "Lamb" zeigt nicht nur Genesis, sondern auch Collins in absoluter Höchstform. bekkie hatte es vorher bereits treffend auf den Punkt gebracht. Stellvertretend würde ich hier Fly On A Windshield nennen, auch weil ich den Sound hier so grandios finde. Die 15 Sekunden ab 2:30 Min. bis zum Beginn der Broadway Melody gehören gerade auch durch Phils Schlagzeug immer noch zu meinen liebsten Momenten in der ganzen Bandgeschichte.


    Easy Lover

    Man kann geteilter Meinung über den Song selbst sein, aber das Drumming ist auf alle Fälle über alle Zweifel erhaben. Da liegen Welten zwischen den zahlreichen Live-Versionen und Phils eigener Performance auf Baileys Studioversion. Wer sich die Mühe machen mag - in der Sequenz (ab ca. 3 Minuten) vor dem Gitarrensolo geht so richtig die Post ab.


    I Don´t Care Anymore

    Das Schlagzeug an sich würde schon reichen, um einen gesamten Song zu rechtfertigen. Was für ein Thema. Und Hugh Padgham hat es vortrefflich in Szene gesetzt.


    Duke´s Travels/ Duke´s End

    Ich hab mir den Drumeinstieg der Studioversion mal irgendwann geloopt und könnte ihm stundenlang zuhören. Aber das wäre natürlich ein Fehler - denn ansonsten würde man den Rest ja nicht mehr mitkriegen. Was für eine Wucht und Intensität. Kurz vor dem Guide Vocal-Reprise (einen vergleichbar augebauten musikalischen "Höhepunkt" gibt es eigentlich nur bei der Apokalypse) spürt man quasi den Boden vibrieren bei seinen beinharten Schlägen. Die Kraft eines Punk-Drummers, nur zusätzlich in filigran.


    In The Air Tonight

    Ja, sicher. Was soll man dazu noch schreiben? Einzigartig, historisch, groß. Punkt.


    Abacab

    Man kann es sich aussuchen - wenn man Spaß hat an hochwertigen Breaks und dem magischen Zusammenspiel zweier Hochklasse-Schlagzeuger, so wähle man die Live-Versionen. Wenn man auf knackige Snares, etwas verschleppteres Tempo und ein faszinierendes Bassdrum-Pattern im Instrumentalteil steht, lege man die Studioversion auf. Ich verrate an dieser Stelle Geheimnisvolles - beides lohnt sich sehr!


    No Self Control

    Und wieder wären wir bei Hugh Padgham. Für die gesamten Erläuterungen der Entstehung von In The Air Tonight, seinem Sound (s. Intruder) sowie dem legendären Drumfill wurden ja schon ganze Bibliotheken errichtet. Auf dem "Vorläufer" auf Gabriels Dritter trommelt sich Phil aber auch schon die Seele aus dem Leib und trägt zur spannungsgeladenen, pulsierenden Stimmung des Songs maßgeblich bei.

  • Welch starke, repräsentative Auswahl für die Stärken des Sir Philip David Charles Collins! Ja genau, Cul de Sac, Super Beispiel für die gewaltige Synergie von Collins und Banks (und Rutherford) !!! Auch wenn es von Banks komponiert wurde, ich kann mir vorstellen, dass Phil der ersten Version, die Banks auf den Tasten vorspielte, einen völlig neuen Anstrich verlieh, indem er den Rhythmus komplett umänderte oder für dieses Stück eigens anfertigte. So wie er es schonmal in Bezug auf Undertow erzählte. Wie oft ich dieses Stück schon gehört habe und immer wieder bewundere! Ein abgehackter, funkiger Jazzrock-Groove mit versetzten Beats trifft auf orchestrale Klänge der modernen Klassik! Und ergänzen würde ich dann noch Robbery, wegen dem schrägen Off-Beat in den Strophen - Teilen und dem verrückten typischen Collins-vertrackten Rhythmus (6/8?) im instrumentalen Mittelteil, dem eigentlichen Highlight des Stücks. Auch Riding the Scree und What Gorilla zeigen die Stärken des ersten Brand X - Schlagzeugers und der Collins - Banks - Synergie sehr gut!


    “It doesn`t have to be like this. All we need to do is make sure we keep talking"

    Stephen Hawking

    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

  • Hmm, ich zerpflücke Lieder nur ungern nach einzelnen Instrumentalleistungen, daher hier mal als kurze Liste von Stücken, bei denen mir das Schlagzeug im Zusammenspiel besonders positiv auffiel. Eine Begründung unterlasse ich da diese a) meist eh nur "weils mir gefällt" lauten würde und ich b) besseres zu tun habe.


    • I don't care anymore
    • Cinema Show
    • Fly on a Windshield
    • Dukes Travel
    • Dukes End
    • Droned (na ja, vielleicht nicht unbedingt Schlagzeug, aber was solls)
    • Goldenes Handwerk

    Weitermachen.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Bezüglich Phil seiner Performance bei "Easy Lover" bin ich ganz bei Virgil. Wobei ich in dieser Hinsicht das ganze "Chinese Wall" Album von Philip Bailey absolut atemberaubend finde. Man nehme nur alleine "Woman". Dieser Druck, die Präzision und das Timing der Drums machen dieses Album für mich zur Referenz. Das ist sicher subjektiv. Aber meiner Meinung nach Phils stärkste Leistung.