STEVE HACKETT: it-Interview (25.01.2019) online

    • Offizieller Beitrag

    Der gute antwortet mir auf eigentlich ziemlich klare Fragen teilweise immer etwas zu verschwurbelt und "vergeistigt".

    Beim Übersetzen ist es ziemlich schwierig abzuschätzen, ob Steve zur gestellten Frage in aller Kürze fünfundzwanzig Aspekte ansprechen möchte, die seinem Empfinden nach für die Antwort eine Rolle spielen ... oder ob er die Frage durch eine verschwurbelte Aussage, die am Ende keine richtige Antwort ist, umgehen möchte. Bei manchen seiner Antworten bin ich mir sicher, dass letzteres der Fall ist (beispielsweise bei der Frage nach Gastauftritten bei seinen Konzerten) - Christian, der ja Steves Tonfall im Ohr hat, dürfte das mitunter ein wenig anders einschätzen.

    Bei manchen verschwurbelten Antworten scheint mir das, was Steve nicht sagt, das Relevante zu sein.


    Bevor mich jetzt jemand auffordert, zu erläutern, wie ich die Antworten im Einzenen beurteile, sage ich gleich: Das ist mein Eindruck. Es ist gut möglich, dass ich dabei falsch liege. Und deshalb werde ich hier nicht konkreter werden. Ich möchte Steve kein Unrecht tun.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann das denke ich relativ sicher beantworten: Beim Frage stellen muss man etwas aufpassen, dass Steve nicht etwas aufschnappt, das ihm abschweifen lässt.

    Er redet gerne und er erzählt (mir) auch gerne mal ne Geschichte.


    Beispiel: ich frage nach weiteren Orchester Shows.

    Steve beschreibt ausschweifend, dass alle grad an der DVD arbeiten und die am Ende des Jahres kommt. Da musste ich nachfragen.


    Andere Stellen habe ich dann auch logisch zusammengefasst, weil ein genaues Transkript in der Tat schwer zu lesen wäre.


    Positiv ist, dass Steve sehr oft schon Dinge sagt, die ich später sowieso frage. Nur manchmal weiß ich nicht, wie er da drauf kommt ;)


    Zum Beispiel der Gastauftritte. Da war Steve in seiner Art fast euphorisch, dass er da wieder Bock drauf hat. Er weiß eben noch nicht, wie und wer.


    Aber ich finde es immer wieder hochspannend, was er alles zu erzählen hat. Mike dagegen beantwortet die Frage. Meist jedoch so knapp, dass es keine Antwort ist. Tony ist da präziser und ausschweifender, aber er hat ne ganz andere Art als Steve. Tony sagt auch mal "das geht mir tierisch auf den Sack" und Steve würde das nie machen, der sagt dann "ich begegne dem mit Unverständnis, aber jeder muss das tun, was er für richtig hält"


    nun denn, ich danke euch für das Feedback!

  • Positiv ist, dass Steve sehr oft schon Dinge sagt, die ich später sowieso frage. Nur manchmal weiß ich nicht, wie er da drauf kommt ;)

    So ein ätherisch spirituelles Wesen, wie Steve, hat eben auch eine sehr hohe Sensibilität, mit der erspürt er alles was so im Raum schwebt. Für einen Interviewer keine leichte Aufgabe da mitzuhalten. Da gibt es nur die Möglichkeit ihn immer wieder auf den Punkt zu bringen oder einfach zur nächsten Frage überzugehen. Du hast dich da ja mehr für die 2. Möglichkeit entschieden, ist wohl auch sinnvoller. Schwer zu fassen der Junge. Mit der Taktik kann man auch vor Gericht gut bestehen, am Ende sind alle nur ratlos. Aber auf ein paar Aussagen konntest du ihn ja schließlich doch festnageln, auch wenn sie oft eher unverbindlich geblieben sind.


    Am interessantesten sind natürlich seine Aussagen zur anstehenden Tour, und da hat er ja auch schon recht konkrete Vorstellungen. Selling England komplett, Spectral Morning fast vollständig, At The Edge Of Light darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Da kann man echt nicht meckern. Will er tatsächlich mit verschiedenen Bands arbeiten ? Aber er selbst schont sich überhaupt nicht, wenn er die mindestens 3-stündige Setlist komplett durchspielt. Und daneben noch all die anderen Pläne und Projekte, man meint sein Tag hätte mehr als 24 Stunden. Und wenn du ihn auf unsere Wünsche ansprichst, springt er auf den Zug auch noch sofort auf. Muss einem als Fan fast schon etwas peinlich sein, dieses Entgegenkommen so sehr auszunutzen. Aber warten wir mal ab, was davon dann wirklich auch umgesetzt wird.


    Mit der Tour bekommt man auf jeden Fall einiges geboten. Mit Spectral Morning kann auch ich noch etwas anfangen, und Hey ... Selling England komplett, alleine deswegen lohnt es sich doch schon. At The Edge Of Light kann man sich ja auch mal anhören. Wenn es am Ende gespielt wird, kann man zur Not ja auch früher gehen. Wer kann schon so lange still sitzen ... ?


    Auf jeden Fall ein sehr unterhaltsames Interview, auch von meiner Stelle vielen Dank Christian !

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon

  • Vielen Dank an Christian für das schöne und höchst interessante Interview - und natürlich an Martin für die Übersetzung!


    Spaßig fand ich, daß, als Steve zu seinen drei Lieblingsalben befragt wurde, ausgerechnet die drei Platten genannt hat, die auf der kommenden Tour im Set großen Platz einnehmen werden ("Selling England...", "Spectral Mornings" und "At the Edge of Light") ;) .

    Ich will damit nicht sagen, daß seine Antwort nicht ehrlich war. Momentane Lieblingsalben ändern sich ja auch (zumindest kenne ich das von mir selber). Ich fands nur lustig :) .

  • Vielen Dank für das Interview, Christian und die Übersetzung, Martin


    Ich lese Christians Interviews total gerne, die kommen locker und witzig rüber, ohne aber oberflächlich zu sein.


    Die Antworten von Steve waren nun schon etwas "unübersichtlich", aber wie schön ist es, einen 69jährigen noch mit so viel Enthusiasmus zu erleben.

    Allerdings wundert es mich nicht, das Steve mit seiner Art bei den eher nüchternen Herren Banks und Rutherford nicht den Anschluss gefunden hat. Und für den hemdsärmeligen Phil war er wahrscheinlich zu intellektuell.

  • Herrliches Interview! Zusammenfassung und Übersetzung haben sicherlich einige durchgekaute Bleistifte gekostet ^ ^

    Steve verschwurbelt? Mir erscheinen seine Aussagen immer als sehr höflich, gut erzogen, absolut absolut britisch (viel stärker als Mike mit seiner so guten Herkunft/Ausbildung/Erziehung) und das zeugt von einer ganz wunderbaren persönlichen Entwicklung. Unstreitige Sachen (siehe unten) beantwortet er in klaren Sätzen; sein Missfallen deutet er sehr knapp an (SW, Brexit). Und lügen oder etwas vorgaukeln möchte er auch nicht. Da kommt dann sein Erzähltalent zum Einsatz. An einigen Stellen dachte ich: Soooo, gleich spricht er vom Wetter... ;)


    Eine wunderbare Geschichte zu einer wunderbare Frage und toll übersetzt >>TWR>>

    Zitat

    In den 70er Jahren hast du mit Genesis ein völlig ungewöhnliches Stück aufgenommen, vielleicht das abgedrehteste Stück, das die Band jemals gespielt hat: The Waiting Room. Live und solo hast du das aber noch nie gespielt. Ist das eine Möglichkeit?

    Steve: [...] The Waiting Room war wirklich das radikalste Stück – obwohl die Version auf The Lamb Lies Down On Broadway im Vergleich zu den Proben ziemlich zurückgenommen war. Als wir das Stück geprobt haben, haben wir alle die Sau rausgelassen. Und live haben wir es mit noch mehr Gusto gespielt. Ich weiß, dass es eine Menge Bootlegs gibt. [...]

    Auch seine Geschichte im Umfeld von "Ich arbeite gerne mit Roger King. Ich nenne das Schlagzeugchoreographie" ist sehr phantasieanregend und bringt mich an manchen Stellen zum Schmunzeln. Das ist für mich Kern-Steve, zusammen mir den Album Covers.


    Descent & Ben Fenner, das hat mich schon sehr gerührt: Steve mit seinen fast 70 eben nicht altersstur und nicht kritikresistent, sondern sensibel für andere Meinungen. Sein Eindruck, jedes Herumbasteln würde das Stück verderben.


    Vielen Dank Euch beiden!