Wie wichtig sind dir die Texte bei Genesis?

  • Wie wichtig sind dir die Texte bei Genesis? 50

    1. Sehr wichtig (9) 18%
    2. Eher wichtig (18) 36%
    3. Weniger wichtig (20) 40%
    4. Unwichtig (3) 6%

    Spielen die Texte bei Genesis eine wichtige Rolle, oder könnten sie geauso gut "lalala" singen?

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    • Offizieller Beitrag

    Zugegeben: Die Texte von einigen Genesis-Stücken finde ich vernachlässigbar. Die meisten Texte sind es aber wert, zur Kenntnis genommen zu werden. Und bei sehr vielen zeigt sich, wenn man näher hinschaut, unerwartet eine neue Perspektive - das zeigt sich ja aktuell beim TotW:Snowbound.
    Ein zweites gilt besonders für die Songs aus den ersten acht Jahren der Band: Die Texte von Genesis sind reich an Anspielungen, Zitaten, Spiegelungen. Ich freue mich, wenn ich hier und da mal eine solche Anspielung entdecke. An so etwas habe ich Freude.


    Sind mir also die Texte wichtiger als die Musik? Wäre ich schon glücklich, wenn Peter einfach nur Time Table rezitieren würde ohne musikalische Begleitung? Nein. Der Gesang mit dem Text ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Liedes. Wenn mir die Musik nicht gefiele, würde ich sie nicht hören. Aber wenn die Texte doof sind, macht mir das ganze Lied weniger Spaß.


    Und darum sind mir die Texte bei Genesis sehr wichtig.

  • Grundsätzlich gilt für mich das, was Andy Partridge mal sinngemäß festgestellt hat.
    Ich kann mich für einen Song begeistern, obwohl der Text relativ platt ist, wenn die Musik toll ist.
    Ich kann mich nicht für einen Song begeistern, wenn der Text toll, aber die Musik platt ist.
    Beim Musikhören ist für mich also die Komposition immer wichtiger als der Text.


    Sind für mich Texte also unwichtig?
    Nein! Ich schreibe selber Songs und bin dabei stets darum bemüht, etwas Gehaltvolles, Originelles zu Papier zu bringen. Ich stelle dabei jedes Mal fest, wie schnell mir eine gute Komposition gelingt, aber wie langwierig doch das Verfassen guter Lyrics ist.
    Texte sind mir also insgesamt "eher wichtig".


    Nun aber zu Genesis. Meine Lieblingsalben sind ABACAB, GENESIS und WE CAN'T DANCE.
    Bis auf ein paar Ausnahmen (NO SON OF MINE, DREAMING WHILE YOU SLEEP u.a.) finde ich da keine Texte, die für mich als besonders gelungen herausstechen.


    Ich kann aber auch den allgemein höher eingeschätzten Texten der Gabriel-Phase nicht wirklich etwas abgewinnen. Das mag alles sehr verspielt, abgedreht und kunstvoll sein, entspricht aber überhaupt nicht meinen lyrischen Idealen. Ich glaube, ich mag eher Texte, die sich mit Problemen und Erlebnissen des realen Lebens beschäftigen. Außerdem finde ich es eher anstrengend, wenn das Verständnis eines Textes zur Seminararbeit ausartet.


    Folglich sind mir wohl Texte bei Genesis "weniger wichtig".

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Nun aber zu Genesis. Meine Lieblingsalben sind ABACAB, GENESIS und WE CAN'T DANCE.
    Bis auf ein paar Ausnahmen (NO SON OF MINE, DREAMING WHILE YOU SLEEP u.a.) finde ich da keine Texte, die für mich als besonders gelungen herausstechen.


    Hm, das könnte zu der These verleiten, dass „proggige“ Texte gehaltvoller sein könnten als „poppige“. (Der Beweis müsste erst noch erbracht werden.) Für wahrscheinlicher halte ich, dass die Veränderungung bei Genesis vor allem im Weggang des Wortschmieds Gabriel liegen.
    Ich denke, dass es nicht allein an der Lyrik liegt, sondern auch am Thema des Songs. „Jesus he loves me“ z. B. ist da schon anders als „Follow you follow me.“

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann aber auch den allgemein höher eingeschätzten Texten der Gabriel-Phase nicht wirklich etwas abgewinnen. Das mag alles sehr verspielt, abgedreht und kunstvoll sein, entspricht aber überhaupt nicht meinen lyrischen Idealen.


    Immerhin: Du hast lyrische Ideale. Und du misst die Texte von Genesis daran. Dann sind dir die Texte doch eigentlich schon ziemlich wichtig, oder? :)


    Zitat

    Außerdem finde ich es eher anstrengend, wenn das Verständnis eines Textes zur Seminararbeit ausartet.


    Immerhin kann man nicht jeden Liedtext zur Grundlage einer Seminararbeit machen... Aber das gehört natürlich zur Frage nach der Textqualität und nicht zur gestellten Frage, wie wichtig dem einzelnen die Texte sind.



    Zitat von Aprilfrost

    Hm, das könnte zu der These verleiten, dass „proggige“ Texte gehaltvoller sein könnten als „poppige“. (Der Beweis müsste erst noch erbracht werden.


    Ich führe als vollkommen subjektives und völlig ichbezogenes Argument an, dass ich in den Songs der Woche mehr und längere Textanalysen zu Genesis-Stücken von vor 1980 geschrieben habe als zu später entstandenen Stücken, und ergänze: Die Ursache dafür sehe ich in einer stärkeren Vielschichtigkeit der älteren Texte. Ob die Schneidung entlang einer unterstellten Grenze zwischen Pop und Prog verläuft... nächste Frage.

  • Für mich sind die Texte bei Genesis eher weniger wichtig denn lange Zeit standen diese bei mir nur im Hintergrund. Ich bin jedes Mal, wenn ich Genesis höre, so fasziniert von der Vielfältigkeit in der Musik, dass ich das Gesungene oft einfach nicht mehr ganz wahrnehme.
    Erst mit den Jahren habe ich nach und nach richtig angefangen über die Texte nachzudenken und gefallen tun mir auch die meisten. Dennoch ist es für mich beim direkten Anhören der Lieder immer noch nicht relevant geworden. Die wenigen Ausnahmen bilden da die Alben Duke und A Trick Of The Tail, wo bei mir mittlerweile doch auch ab und zu mal die Texte in den Vordergrund rücken.

    ::
    27.03.2015 - Steve Hackett "Wolflight" Album Launch | Dortmund, Blue Notez Club
    18.05.2015 - Mike + The Mechanics | Köln, E-Werk
    15.09.2015 - Steve Hackett | Köln, E-Werk
    30.09.2016 - Mike + The Mechanics | Köln, Gloria Theater
    12.06.2017 - Phil Collins | Köln, LANXESS arena
    13.10.2017 - Ray Wilson | Leverkusen, Scala Club
    13.03.2022 - GENESIS | Köln, LANXESS Arena


    11.11.2022 - Ray Wilson | Leverkusen, Scala Club

    10.06.2023 - Peter Gabriel | Köln, LANXESS Arena

  • Kenne ich einen Song dessen Text mir gefällt aber die Musik nicht? So ad hoc fällt mir da keiner ein...
    Je besser der Text, insbesondere seine Intonierung und Darbietung, desto besser der Song - insofern besteht für mich da eine gegenseitige Abhängigkeit.
    Ja, die Texte sind mir durchaus wichtig.

  • Von mir kenne ich auch so eine gewisse Bandbreite: Dass ich also einige Tracks ganz besonders deswegen mag, da sowohl ein guter Text als auch starke Musik zusammentreffen. Oft aber sind mir Texte so egal, dass ich überhaupt nicht weiß, wovon gesungen wird ("Snowbound"), obwohl ich den jeweiligen Song schon über 30 Jahre gern höre.
    Vielleicht ein Aspekt, der noch nicht genannt wurde: Ein Songtext ist ja oftmals keine Lyrik in dem Sinne, dass der Text für sich selbst stehen soll. Die Qualität eines Songtextes muss sich m.E. daran messen lassen, ob er seinen Reiz in Verbindung mit Musik entfaltet. Gerade bei Genesis haben wir doch diese Gaga-Texte ("Abacab"-Phase z.B.), die ausgesprochen gut funktionieren, weil sie musikalisch relevante Qualitäten haben. Ich habe keinen blassen Schimmer, worum es bei "Dodo" geht - aber es hört sich einfach geil an. :D Weiß ich durchaus zu schätzen. Und ich erinnere an Collins, der doch auch mal z.B. anhand des "And to touchchchchch...." aus "Mama" dargestellt hat, dass die Lautgestalt der Worte ganz entscheidend für die musikalische Gesamtwirkung sind.
    Martinus hat im Forum mal einen großartigen Interpretationsansatz für "Guide vocal" hingezaubert. Auch an diesem Beispiel habe ich gemerkt, wie wichtig mir die "Musikalität des Textes" und dessen Zusammenwirken mit der Musik auch abseits der semantischen Ebene sind: Ich liebe den Text von "Guide vocal" - ich glaube, dass es hier z.B. die Vokale sind, deren Rhythmus und Tonhöhengestaltung sich mir sehr wirkungsmächtig und tief eingebrannt haben. Aber - und das habe ich damals beim Lesen von martinus' Gedanken deutlichst gemerkt - ich habe mich nie gefragt, ob die Worte einen kohärenten Zusammenhang ergeben können.
    Toll getextet sind für meine Ohren auch "Naminanu" und "Who dunnit", hier hat die sprachliche Ebene ebenfalls einen hohen Wirkungsanteil an der gesamtmusikalischen Ausstrahlung.
    Wenn es um die Bedeutungsebene von Genesistexten geht, dann hat bei mir Gabriel die Nase sowas von konkurrenzlos vorn - nicht dass ich dessen Ergüsse zu lyrischen Qualitätsprodukten hochstilisieren wollte: Aber sie sind verhältnismäßig interessant, vielschichtig, geheimnisvoll, eigenwillig, haben oftmals eine tolle Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor/Leichtigkeit.


    2 Mal editiert, zuletzt von townman ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe etwas überlegen müssen, ob mir die Texte bei Genesis "weniger wichtig" oder "unwichtig" sind und habe mich dann für letzteres entschieden. Wie ich bereits bei "Snowbound" ausgeführt habe, ist es für mich bei der Frage wie gut ich einen Song finde absolut irrelevant, wie gut oder schlecht der dazugehörige Text ist. Wirklich entscheidend ist die musikalische Komposition, das Arrangement, die Gesangsmelodie und die Art des "Vortrags" (also wie wird der Song gesungen, mag ich die Stimme - u.a. aus dem Grund geht "Yes" bei mir gar nicht -, ist die Intonation gut, usw.).


    Wenn der Text dann noch inhaltlich etwas hergibt und auch mehrere Ebenen hat, dann ist das ein toller Bonus, aber letztlich nicht entscheidend, wie sehr ich den Song mag.

  • Ich habe für eher weniger wichtig gestimmt. Finde das Musikalische viel interessanter. Wobei ich mir auch schon aus reinem Interesse Texte übersetzt habe. Aber in erster Linie hat mich die Musik angesprochen.