• Christian:
    Eines hast du mit deinem Review auf jeden Fall geschafft. Ich hätte nämlich beinahe vergessen, aus der Straßenbahn auszusteigen. Der Zug stand schon ca. 2 Minuten rum, ehe ich merkte, dass ich schon an der Endstation war.


    Zwar konnte ich deine Zeilen nur mit ständigem Kopfschütteln lesen, aber die Zeit habe ich darüber dennoch vergessen. ;) War also spannend.


    Ansonsten wurde alles geschrieben. Möge jeder mit seiner Lieblingsmusik glücklich werden.

  • Es ist schade dass vor Erscheinen des Albums so vorlaut darüber berichtet wurde, und da hat Kscope mit den massiven Versprechungen (...) dem Album geschädigt.


    Woran siehst du denn, dass dieses Marketing dem Album geschadet haben soll? Ich lese fast überall sehr positive Besprechungen der Kritiker, begeisterte Reaktionen der Hörer, über erstaunlich hohe Einstiege in irgendwelche Charts...
    Was hätte man da denn nun noch Größeres erwarten sollen bei klassisch orientiertem Prog?
    Ich kenne mich da nun wirklich nicht mit aus: Welche Progalben ohne kommerzielle Single haben denn in den letzten drei Jahrzehnten bei ihrer Neuerscheinung eine größere Begeisterung entfacht als dieses?

  • Richtig, ich denke die Platte ist für unseren geliebten Prog eine ganz wichtige Sache...nämlich die Akzeptanz zu steigern. Klar muss man sich fragen: "Brauchen wir das?" - ich denke die musikalische Gesellschaft braucht das:-)


    @ Christian: um das nun wirklich abzuschließen: Ich habe niemanden im Schmollwinkel gesehen, außer Dich. Entschuldige bitte, aber das wird man so auch mal sagen dürfen. Ab dem Punkt, wo lediglich sachliche Rückfragen zu "Drumsound" oder "geht gar nicht" kamen, bist DU im Schmollwinkel verschwunden und bis jetzt nicht wieder raus gekommen. Nichts für ungut, aber da hätte ich mehr Sachlichkeit von Dir erwartet. Ich finde, nur weil Du für die Page und für das Forum umfangreiche Rezessionen u.ä. schreibst und die Woche 5 Alben kaufst und vielleicht auch aufmerksamer als andere hörst (?) - ist Deine Meinung nicht maßgeblicher. Ja, das hat schon manchmal was von Arroganz. Diese Kritik musst und wirst Du, denke ich, auch aushalten.

    I am the other half
    And you are what I am for
    I won't lie to you or hurt you
    I'm not like that anymore

    I am with you all the time now
    One soul. One mind. One heart.
    The other half cannot be parted
    From the other half

    • Offizieller Beitrag

    Danke für deine Rezension, Christian. Ich hatte bisher den Eindruck als seien in diesem speziellen Threads zuletzt nur noch PT/SW-Fanboys unterwegs und den schon vorab gesungenen Lobeshymnen stand ich daher recht skeptisch gegenüber.


    Außer ein paar Videos, die hier mal irgendwo verlinkt waren, kenne ich nichts von dem Album, muss ich zugeben. Aber die Musik dazu fand ich auf Anhieb so langweilig, dass ich eigentlich nicht vorhatte, mir dieses Album zu kaufen, denn die Diskrepanz zu all dem hier geäußerten Enthusiasmus kam mir dann doch zu groß vor. So ist es ja oft - werden die Erwartungshaltungen hochgeschraubt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, enttäuscht zu werden. Ich kenne nun alle PT-Alben (ja wirklich alle, auch die obskuren) und besitze sogar alles ab "Stupid Dream" in den Surroundfassungen und auch ich finde "In Absentia" am gelungensten. Was nicht heißen soll, dass ich das Album rundum gelungen finde.


    Das, was Christian schreibt, kann ich anhand dessen, was ich bisher kenne, nachvollziehen und es überrascht mich daher nicht. Auch ich halte SW nicht für das Universalgenie, als das ihn seine Fans sehen möchten. Er scheint sich gern zu verzetteln, setzt oft auf vordergründige Effekthascherei und was ihm vor allem meist fehlt, sind zündende Melodien. Bei seinem Gesang ist er oft nur schlecht beraten, singt gern in Tonlagen, für die seine Stimme nicht gemacht ist. Ich halte ihn aber nicht für einen schlechten Sänger, nur sein Ausdrucksspektrum scheint doch etwas begrenzt. Grundsätzlich fehlt es ihm auch an Power und Spontaneität.


    Aber eben weil mir Christians Rezension bei der Einordnung geholfen hat, habe ich jetzt Lust bekommen, mir das Album doch mal anzuhören. Ich erwarte jetzt weniger einen Geniestreich, aber doch ein Album, das interessant genug sein könnte um mich eine Stunde lang an meinen "Sweet Spot" zu fesseln. Natürlich werde ich mir die BluRay bestellen. Mal sehen, ob ich das bereue. ;)

  • Woran siehst du denn, dass dieses Marketing dem Album geschadet haben soll? Ich lese fast überall sehr positive Besprechungen der Kritiker, begeisterte Reaktionen der Hörer, über erstaunlich hohe Einstiege in irgendwelche Charts...
    Was hätte man da denn nun noch Größeres erwarten sollen bei klassisch orientiertem Prog?
    Ich kenne mich da nun wirklich nicht mit aus: Welche Progalben ohne kommerzielle Single haben denn in den letzten drei Jahrzehnten bei ihrer Neuerscheinung eine größere Begeisterung entfacht als dieses?


    Den Verkaufszahlen hat das Marketing dem Album sicher nicht geschadet.
    Begeisterung ist aber meist immer Anfangs, heisst aber nicht unbedingt beständig.
    Bei der ganzen Ansagen vor dem Erscheinen, "Achtung, Alan Parsons am Mischpult", "Achtung Guthrie Govan", und SW selber der - wie vor "Grace for Drowning" das grösste oder wichtigste Projekt meiner Karriere" ankündigt, und die vielen auschliesslich guten reviews.


    Und wenn alle Medienstellen so begeistert berichten sind finde ich das verdächtig.


    Auf dem Punkt: es gibt keinen Platz für Überraschungen wenn man alles schon vorher verratet.


    @ TM Productions:

    Zitat

    Außer ein paar Videos, die hier mal irgendwo verlinkt waren, kenne ich nichts von dem Album, muss ich zugeben. Aber die Musik dazu fand ich auf Anhieb so langweilig, dass ich eigentlich nicht vorhatte, mir dieses Album zu kaufen.


    Tom, weiss nicht was du "langweilig" nennst, das hast du ja auch schon bei den 50 Words vor Snow von Kate Bush gesagt, dass ich effektiv beim ersten Durchgang genauso flach gefunden habe, sich aber bei jedem neuen anhören richtig entfaltet und für mich heute zu Ihr persönlichsten und tiefsten Alben Ihrer Discographie zehlt.
    Ein Typ: vermeide unbedingt Storm Corrosion ;)


    Geht man nicht an was vorbei wenn man ein Album von ein Künstler den man schätzt nur eine oder zwei Chancen gibt um es zu beurteilen? Das wird nicht anders sein wenn du so eingestellt den Raben anhören wirst.
    Ich glaube aber dass es für dich nichts mehr sein wird als 55 Minuten guter Zeitvertrieb....


    Zurück zum Album: ich habe keine Fan Fahne, mir geht es wirklich nur um die Musik. Und da bin ich bei den Raben etwas zu kurz gekommen, weil wie ich es an nehme, zu schnell geschrieben.
    Wilson dachte sicher "Solche Konstellation habe ich nicht jeden Tag, schnell für all diese Musiker ein Album schreiben!"
    Es hätte für mich ruhig eine bischen "langweiliger" sein können, ich suche diese Tiefe in der Musik die zuerst Stagnant erscheint aber dich plötzlich durch eine ganze Landschaft fürht.....
    The Raven... ist in dieser Hinsicht ein MINILAND der SW Welt.

    • Offizieller Beitrag

    Tom, weiss nicht was du "langweilig" nennst, das hast du ja auch schon bei den 50 Words vor Snow von Kate Bush gesagt, dass ich effektiv beim ersten Durchgang genauso flach gefunden habe, sich aber bei jedem neuen anhören richtig entfaltet und für mich heute zu Ihr persönlichsten und tiefsten Alben Ihrer Discographie zehlt.
    Ein Typ: vermeide unbedingt Storm Corrosion ;)


    Geht man nicht an was vorbei wenn man ein Album von ein Künstler den man schätzt nur eine oder zwei Chancen gibt um es zu beurteilen? Das wird nicht anders sein wenn du so eingestellt den Raben anhören wirst.
    Ich glaube aber dass es für dich nichts mehr sein wird als 55 Minuten guter Zeitvertrieb....

    Würde mir schon reichen, Paul. Ich bin da gar nicht so anspruchsvoll. ;)


    Vielleicht war es auch der Videoinhalt, ich habe vor allem einen müden Zeichentrick in Erinnerung und die Musik dazu war ebenfalls müde, vor allem: lang. Mag auch sein, dass ich am PC eine geringere Aufmerksamkeitsspanne besitze - die meisten YouTube-Videos schaue ich mir nicht bis zuende an, weil ich schnell ungeduldig werde.


    Ich bin mir dieses Dilemmas sehr wohl bewusst und kenne genug Musik, die sich mir erst nach mehrmaligem Hören erschlossen hat. Wenn ich mich aber mit einem Album beim ersten Hören sogar quälen muss (wie bei Kate Bush), bekommt es oft keine zweite Chance, denn ich höre vor allem gern Musik, die mir Spaß macht, weniger gern solche, die ich mir erst "schönhören" muss. Es gibt einfach zuviel gute Musik, da muss ich ohnehin eine Auswahl treffen.

  • Ich habe mir aufgrund der intensiven Diskussion hier, mir mal ein paar Stücke auf "You Tube" angehört. Ich bin mit meiner Meinung einigermaßen unentschlossen.
    Das ist Musik die von seinen Arrangements, von der Dynamik und der überragenen Spieltechnik seiner Musiker lebt. Was mir fehlt, sind die großen Melodien. Aber die haben andere hochgelobte Bands der letzten Jahre, wie Radiohead (die hatten die allerdings auch mal) oder Tool auch nicht.
    Bezeichnenderweise ist mein Lieblingssong von Wilson "Trains" und dementsprechend würde ich mir von ihm den ein oder anderen etwas kompakteren und runderen Song wünschen.
    Wilson als Sänger, ich finde das passt. Wie er z. B. das monotone und dürre "Raven" trägt, das hat mit seiner Trübsinnigkeit schon was. Abgesehen davon, dass ich die Diskussion über vermeintlich gute und schlechte Sänger aufgrund der Tatsache, dass es technisch gesehen eigentlich fast nur Luschen im Rockbereich gibt, immer ein wenig überflüssig finde. Eigentlich ist es doch so, dass man das Timbre eines Sängers entweder mag oder eben nicht.
    Ebenso zweischneidig finde ich die Bedeutung dieses Albums für den Progressive Rock. Wilson,mittlerweile absolut respektiert, popularisiert das Genre im Moment wie kein zweiter. Auf der anderen Seite klingt das Album für einen musikalischen Freigeist seines Kalibers dermaßen retro, dass ich mich frage ob die Entwicklungsmöglichkeiten des Progressive Rock erschöpft sind bzw. doch eher im Indie oder Alternativerock liegen.


  • Wilson als Sänger, ich finde das passt. Wie er z. B. das monotone und dürre "Raven" trägt, das hat mit seiner Trübsinnigkeit schon was. Abgesehen davon, dass ich die Diskussion über vermeintlich gute und schlechte Sänger aufgrund der Tatsache, dass es technisch gesehen eigentlich fast nur Luschen im Rockbereich gibt, immer ein wenig überflüssig finde. Eigentlich ist es doch so, dass man das Timbre eines Sängers entweder mag oder eben nicht.


    Klasse, so sehe ich das auch. Wilson kann sicherlich vernünftig singen, ist sogar recht intonationssicher und kann seine Stimme technisch kontrolliert und sehr zielgerichtet einsetzen. Damit überflügelt er immerhin schon einmal Leute wie Roger Waters, Jon Anderson, Greg Lake, den frühen Gabriel und wie die unkontrolliert dahindilettierenden Rocksänger alle heißen. Dass das allerdings nicht das entscheidende Gütesiegel für "berührenden" Gesang ist, steht außer Frage.


    Die ausgeprägte Kontrolle, die Wilson über seinen stimmlichen Einsatz ausübt, hört man gerade beim Raben sehr gut: Wenn er sich der trockenen einstimmigen Elegie, des mehrstimmigen Satzgesanges oder der technischen Verfremdung bedient, hat das immer musikalisch Hand und Fuß. Auch vom Volumen hat er mittlerweile etwas zugelegt. An seinem nasalen, dünnen Timbre und seiner ausdrucksmäßigen Limitiertheit als Solosänger kann er grundsätzlich nichts ändern.



    Ebenso zweischneidig finde ich die Bedeutung dieses Albums für den Progressive Rock. Wilson,mittlerweile absolut respektiert, popularisiert das Genre im Moment wie kein zweiter. Auf der anderen Seite klingt das Album für einen musikalischen Freigeist seines Kalibers dermaßen retro, dass ich mich frage ob die Entwicklungsmöglichkeiten des Progressive Rock erschöpft sind bzw. doch eher im Indie oder Alternativerock liegen.


    Da weiß ich nicht genau, warum man gerade an Wilson die Erwartung haben müsste, das Genre auf ein anderes Entwicklungsniveau zu bringen. Er ist kein Avantgardist und will es nicht sein. [Ganz davon abgesehen, kenne ich kaum Avantgarde in der Rockmusik, die die Bezeichnung auch im substanziellen Sinne verdienen würde. Ich gucke ja immer mal wieder bei progrock-dt, was es da an abgefahrenen, spacigen Sachen so gibt. Der Großteil ist aber wenig ergiebig und bekommt das Avantgarde-Etikett aus eher äußeren, oberflächlichen Gründen.] Stattdessen gelingt es ihm wie keinem Zweiten, sich der Möglichkeiten des Genres zu bedienen und womöglich das schönste Progalbum der letzten Jahrzehnte zu machen. So ästhetisch und einnehmend, dass hier die Sparte "Prog" mal ausnahmsweise auch ein Ausrufezeichen im Mainstream hinterlässt. Ich muss sagen, dass es mich freut, wenn derlei tolle, gehaltvolle Musik auch kommerziellen Erfolg hat.
    Und ich schließe mich da dem dritten Rezensenten auf den Babyblauen sehr an: Wilson ist kein ausgeprägtes Retro-, sondern vor allem ein zeitloses Album gelungen, weshalb ich den Klassikerstatus weiterhin für sehr gut möglich halte.

  • Arroganz? Wieso das? Weil ich mich schon mal neben ein Schlagzeug gestellt hab?


    Nein, weil dein "Rat" impliziert, daß das außer Dir hier noch keiner gemacht hat.
    Sind ne Menge Musiker hier, weißt Du?
    Erst Recht bei Musiker-Musik wie Steven Wilson.
    Ob Hobby, Semi oder Profi.
    Und das weißt Du auch.


    Aber mal abgesehen davon:
    Du hast ja mit allem Recht, was Du sagst, Christian:
    niemand erfindet da das Rad neu, niemand leugnet daß diese Album eine Hommage ist und sehr referenziell und niemand behauptet, da sei ein Universalgenie am Start..
    und der erste der das in Interviews absolut sympathisch, offen ausspricht ohne sich dabei zu verstecken, ist Steven Wilson selber.
    Er ist kein Riesenvirtuose, ist kein Frontmann-Sänger mit charismatischer Stimme (wobei ich Dir komplett widerspreche, daß er Sachen singt die er nicht beherrscht! Hallo? Ganz im Gegenteil. Diesen Vorwurf konnte man viemehr Gabriel in den frühen Tagen machen. Der Anfag von Dancing w t MK ist das beste Besipiel dafür. SCHÖN und DER STIMME ANGEMESSEN geht anders.)


    Ich bin keine Spezialist in Neo-Prog. Alles was ich weiß, daß Steven Wilson derjenige zu sein scheint, der den prog der Neuzeit aus der Entweder-Metal-oder-zuviel-Frickel-oder-Beides-Sackgasse geführt hat. Alles was ich bisher n dieser Richtung gehört habe, hat nichts mit dem zu tun, wofür ich Genesis, King Crimson oder Yes mag.
    Ja, er hat nicht die großen Melodie-Bögen eines Tony Banks. Ja. Ich für meinen Teil kriege immerhin seine Hammer-Riffs und Hooks nicht aus dem Ohr nach mehrmaligem Hören.


    Du nennst den Sound kalt, klinisch?
    Davon spricht Steven Wilson selber - er mag den Sound der Recordings der Neuzeit nicht.. "including my own.."
    er findet den Sound der 70er am Besten.
    Also versucht er das Raven-Album so audiophil aiufzunehmen wie es geht, holt sich Alan Parsons ins Boot etc, am eben auch nicht "for the sake of it", nicht komplett verkrampft museal, sonder so gut es geht das Feeling dieser Ära in die Neuzeit zu übertragen.


    Niemand MUSS dieses Album mögen..
    was mich erstaunt, ist wie sehr Du übersiehst, ja fast willentlich zu ignorieren scheinst, wofür man das Album mögen KANN.

    Here come the Cavalry!

    Einmal editiert, zuletzt von Zeb ()