SdW [11.-17.05.09]: GENESIS - Uncertain Weather

  • Aus Trotz 13 Punkte.


    Der Song ist eigentlich nach meiner Einschätzung zwar eher nur bei 10 Punkten anzusiedeln, ist keine schlechte Nummer, aber auch kein Meilenstein, aber die CAS Ära wurde von vielen angeblichen Genesis Fans ja nur deshalb verschmäht, weil Phil nicht mehr dabei war. Das waren also Phil Collins Fans und keine Genesis Fans.


    Die Band hätte in dieser Situation deutlich mehr Loyalität gebrauchen können.


    Es war eine schwierige Situation für Mike und Tony, zumal sie mit WCD mehr Airplays hatten als, Stones, AC/DC und Metallica zusammen und alle Welt auch danach Genesis mit Phil's Stimme verband.
    Und ihre Nr.1 als Nachfolger hat es ja vorgezogen, sich beim Wi*** selbst zu ersticken.
    Ray's Stimme hat zu den neuen Songs gepasst. Und ein erneuerter Stil war notwendig, da es kein zweites WCD geben konnte.


    Es war für Genesis mehr als nur "A day" of "Uncertain Weather" und Mike und Tony haben sich der Herausforderung gestellt.
    Auch deshalb verdient jeder Song auf CAS Bonuspunkte.

    turn up the signal - wipe out the noise



  • :topp: absolute Zustimmung. Man hätten ihnen noch ein- zwei Chancen geben sollen und das Ganze hätte sich eingespielt. Da wäre sicherlich noch einiges drin gewesen. Aber wie du schon sagst, zuviele (angebliche) Fans die auf Phil Collins gewartet hatten ... nichts gegen die die es deswegen hören/kaufen, aber es geht um die Musik ansich! ;)

  • Vielleicht hat die eher mäßige Benotung hier auch gar nichts mit Ray zu tun, sondern liegt einfach nur daran, dass der Song einfach nicht so dolle ist?

    Ich bin wirklich Wilson Fan, war 98 auf dem Konzert in Hamburg (das klasse war) und hab ihn mir bisher schon dreimal solo live angesehen. Trotzdem finde ich diesen Song eher schwach, von den bisherigen Songs der Woche eindeutig der Schwächste, völlig egal, wer da singt. Aber war ja klar, dass da einige hier gleich wieder 'ne Schnute ziehen, wenn man sowas sagt :p

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Vorab etwas zu meiner Bewertung:


    Aus Trotz 13 Punkte.
    Auch deshalb verdient jeder Song auf CAS Bonuspunkte.


    Ich darf mich im Hinblick auf CAS als "neutral" bezeichnen: Ich hatte mich sehr auf das Album mit einem neuen Sänger und weniger Kommerz gefreut. Letztlich bin ich aber enttäuscht, weil die CD - wohl durch das Fehlen von Phil - kompositorisch und arrangementmäßig im Vergleich zu ihrem Vorgänger leider schwächer ist.


    Meine Wertung bezieht sich deshalb auf den Song selbst und ist weder von Trotz noch von Phrasen wie "ohne Phil ist Genesis kein Genesis" beeinflusst.


    Ganz kurz OT:



    Und ihre Nr.1 als Nachfolger hat es ja vorgezogen, sich beim Wi*** selbst zu ersticken.


    papamario: Hast du "gesicherte Erkenntnisse", dass Kevin für Mike und Tony die Nummer 1 war? Meines Wissens war er zum Vorsingen geladen, aber von einer Vorentscheidung oder -auswahl ist mir (bislang) nichts bekannt.


    Jedenfalls wäre Kevin Gilbert in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung für Genesis gewesen. :(


    Und nochmal kurz OT:


    Als Phil ging, hätten Mike und Tony in den sauren Apfel beißen müssen. Dass sie beide singen können, haben sie ja schon bewiesen.


    Ich besitze die beiden CDs, auf denen sie ihr "Können" unter Beweis gestellt haben. Wenn die beiden auch noch durchgängig selbst gesungen hätten, wäre das Album zwar origineller, aber auf keinen Fall besser geworden.
    :wuerg:


    Und dann erst die Tournee: Mike und Tony singen die größten Hits von Genesis. :rotfl:


    Aber nun endlich zum eigentlichen Thema:


    Für sich gesehen ist UW gar nicht mal schlecht. Die Grundidee gefällt mir ganz gut, aber der Text ist dann letztlich doch etwas beliebig geworden. Die Harmonik des Refrains finde ich sehr schön. Und die Stelle, wo Ray sich selbst oktaviert begleitet, ist auch nicht übel.


    Aber man hätte - insbesondere hinsichtlich der Instrumentierung - mehr aus UW machen müssen. Vor allem fehlt ein ordentliches Gitarrensolo. Aber wer hätte es spielen sollen? :teufelgrins:


    Im Kontext des Albums leidet UW zusätzlich darunter, dass es direkt hinter dem eindrucksvollen The Dividing Line kommt. Deshalb geht es irgendwie unter, denn es kann schwerlich einen draufsetzen noch ist es ein deutlicher Kontrast, indem es z.B. schön und entspannend wäre.


    Insgesamt gehört UW zweifellos nicht zu den Spitzensongs von Genesis; dazu wirkt es letztlich zu gleichförmig. UW hat aber durchaus Potential. Außerdem gibt es in meinen Augen - nicht nur auf CAS - auch deutlich schlechtere Titel (ich will jetzt mal keine Beispiele nennen). Deshalb von mir insgesamt befriedigend (-).

  • Mir gefällt v.a. die melancholische Stimmung; die Keys erinnern mich an die Duke.
    Auch wenn viele im Forum die CAS nicht mögen: Ray singt einfach phantastisch und hat ein klasse Feeling. Einziger Minuspunkt: fade out am Ende. Da hätten sie mehr draus machen können. 14 P


    P.S. bin gerade ins Pseudonym meines Sohnes geraten. Also: der Beitrag kam von Igel

    Creeping up the blind Side, shining up the wall
    Stealing through the dark of night
    Climbing through a window, stepping to the floor
    Checking to left and the right
    Picking up pieces, putting them away
    Something doesn't feel quite right!


    Welcome to the Home by the Sea :teufelgrins:!

  • Hast du "gesicherte Erkenntnisse", dass Kevin für Mike und Tony die Nummer 1 war?


    Ähem, sorry, da habe ich was verwechselt. David Langdon war wohl seinerzeit der Favorit, vermutlich verhinderte seine völlige Bandunerfahrenheit aber die Karriere bei Genesis.
    Kevin Gilbert war, wie Du richtig sagst, nur zum Vorsingen eingeladen, wozu es aber aufgrund seines Ablebens nicht mehr kam.

    turn up the signal - wipe out the noise

  • Zu Mikes Gesangskünsten (gerade in Verbindung zur CAS) fällt mir automatisch folgendes ein:


    "... And i've got this image of Mike Rutherford on a boat, on his own, singing. Kinda hanging on the edge of a boat, drowning. 'Cause it's sounding like that." :lol:


    Aber zurück zum Song: Hab ich mir eben noch mal angehört und ja, gefällt mir immer noch. Ja, musikalisch ist das nichts besonderes, bzw. wie schon geschrieben "unauffällig", aber wie Ray den Refrain singt ... ah, Gänsehaut. Einer der Titel, der durchaus auch ganz gut auf die WCD gepaßt hätte. 12 Punkte dafür.

    • Offizieller Beitrag

    Uncertain Weather
    Einige Betrachtungen über den Text.


    A day of uncertain weather
    Captured in a frame forever
    A face in a faded photograph


    Ein Irgendwo. Darin ein Jemand: Der Sprecher, dessen Augen „undefinierbares Wetter“ erfassen. Diese Eigentümlichkeit – selbst Blinde nehmen über ihre anderen Sinne die Wetterlage wahr – wird gleich aufgelöst, der Blick fokussiert sich auf einen Bilderrahmen, in dem das Wetter zu sehen ist. Erst jetzt taucht aus diesem undefinierbaren Wetter ein Gesicht auf. Der Sprecher betrachtet ein vergilbtes Porträtfoto und sinnt darüber nach, was dieses alte Bild so alles (nicht) erzählt.


    He must have had a life
    Maybe with a family
    People who meant everything to him


    A sinner, a saint, a soldier
    Caught up in a war he never
    Had a chance to start or build a life


    Wer die Person auf dem Foto ist und in welchem Verhältnis sie zum Sprecher steht, bleibt ungewiss. Das Fürwort „he“ verrät, dass es sich um einen Mann handelt. Die Informationen, die der Text über das Alter des Mannes hergibt, sind wiederum vom Allgemeinen zum Speziellen hin gruppiert. Ausgehend von der reichlich banalen Feststellung, dass der Porträtierte doch „ein Leben geführt haben muss“, wird spezifiziert, dass dieses Leben möglicherweise auch eine eigene kleine Familie umfasst hat, Menschen, die ihm wichtig waren. Im Widerspruch dazu steht der Hinweis der nächsten Strophe, der Abgebildete habe gar keine Chance gehabt, sein eigenes Leben zu führen und eine Familie zu gründen. Das erlaubt die Vermutung, dass der Mann auf dem Bild sicherlich noch keine 30 Jahre alt ist, sondern wahrscheinlicher noch nicht einmal 25. Der Sprecher, dessen stille Mutmaßungen hier zu hören sind, ist sich keineswegs sicher: Wie aus dem Bild schon nicht zu erkennen ist, bei welcher Wetterlage es aufgenommen wurde, so verrät es noch weniger über den Menschen, den es zeigt, und dessen Wesen. Darüber, ob auf dem Foto jemand mit einem untadeligen Lebenswandel zu sehen ist oder ein charakterlich verkommener Mensch, kann der Sprecher nur spekulieren. Sicher scheint wohl nur, dass der Mann in unruhigen Zeiten lebte und dass er im Krieg umgekommen ist. Möglicherweise trägt er auf dem Foto eine Militäruniform, die diesen Gedankengang im Sprecher auslöst; genauso gut kann es aber auch der Schnitt der Zivilkleidung und die Haar/Bartmode sein, die auf die Entstehungszeit des Fotos verweisen und daher Assoziationen erlauben


    Umso mehr überrascht es, dass der Sprecher genau zu wissen scheint, dass der Mann auf dem Foto bereits in jungen Jahren und offenbar im Zusammenhang mit einem Krieg umgekommen ist: Er hat nie die Gelegenheit bekommen, sein Leben zu gestalten, und ist nun, wie der Refrain es ausdrückt, schon lange verschwunden, ohne eine Spur hinterlassen zu haben, keine Familie, keinen Namen, nur das Bild, das der Sprecher betrachtet:


    All gone long ago
    Leaving no trace
    Disappearing like smoke in the wind
    To become just a face without a name
    Leaving no trace
    Disappearing like smoke in the wind



    Diese Spurlosigkeit bewegt den Sprecher, und es geht ihm einiges durch den Kopf, was den Mann auf dem Foto zu Lebzeiten angetrieben hat, die Dinge, nach denen er wie jeder Mensch sein Leben gestalten wollte, die ihm wichtig waren – und nun mit ihm verschwunden.


    Hopes and fears important plans
    Forgotten memories
    Footsteps fading in the sand, ooh


    Schemes and dreams small and grand
    Nothing left to see
    Footsteps fading in the sand, ooh


    Von solchen Träumereien kehrt die Aufmerksamkeit des Sprechers kurz zurück zu dem Bild. Ein Schatten, vielleicht der des unachtsamen Fotografen, stört die Bildwirkung.


    Someone who cast a shadow
    Maybe just a lazy man
    Doesn't make much difference now it's true


    Der Sprecher sieht also möglicherweise ein Foto, das eigentlich aussortiert war, aber (nach dem Tod des Abgebildeten?) jemandem so wichtig wurde, dass es in einen Bilderrahmen gesteckt wurde. Ganz sanfter Spott zeigt sich in der Feststellung, dass der störende Schatten inzwischen auch egal geworden ist.
    Wie in einem Kreis wiederholt sich der Gedankengang des Sprechers, und fügt noch eine weitere Information über die Person auf dem Foto ein: Es handelt sich, für den Sprecher erkennbar, um einen von vielen, von denen man nie wieder etwas gehört hat. Einen der unzähligen Soldaten, die in den zu vielen Kriegen des letzten Jahrhunderts ihr Leben verloren? Die letzte Aufnahme eines Mannes, der zu den zivilen Opfern eines Konfliktes zählt? Das Stück läßt die Identität des Mannes ganz im Unklaren. Ob der Hörer von Uncertain Weather nun an Weltkriegssoldaten, Beteiligte am Vietnamkrieg, den Golfkriegen oder anderes denkt, was bleibt, ist die Feststellung, dass es sehr viele Menschen gibt, die ihr Leben verbringen, sterben und von denen kaum etwas anderes bleibt als eine alte, vergilbte Fotografie.

  • Ähem, sorry, da habe ich was verwechselt. David Langdon war wohl seinerzeit der Favorit, vermutlich verhinderte seine völlige Bandunerfahrenheit aber die Karriere bei Genesis.
    Kevin Gilbert war, wie Du richtig sagst, nur zum Vorsingen eingeladen, wozu es aber aufgrund seines Ablebens nicht mehr kam.


    Ja, die Reihenfolge würde mich auch interessieren. Schließlich war da noch Francis Dunnery, der jedoch ablehnte....
    Francis Dunnery – Wikipedia