Wann hat Phil am Besten gesungen?

  • Ich liebe Collins z.b. auf Seconds Out oder Three Sides Live. Auf Wind & Wuthering und A Trick of the Tail. Damals war seine Stimme noch so unverbraucht und nicht stark bearbeitet.
    Klar, Mama oder Home by the Sea klingen sehr geil. Aber damals lag mehr Prog in der Luft und die Stimme hat wahnsinnig gut dazu gepasst!

    It requires that you leave behind everything of human ways, human behaviour, human ignorance, human disinformation.


    Last Chance to evacuate Planet Earth before it is recycled


  • Ich denke Collins' stimmlicher Höhepunkt lag Anfang-Mitte der 80er Jahre, speziell ist hier das Mama-Album und Invisible Touch zu nennen. Beste Beispiele sind hier Mama, Home by the Sea/Second Home by the Sea, Tonight^3, Land of Confusion und Domino. Nie wieder konnte Collins so stimmlich intensiv singen, wie in den 80er Jahren. Schon auf der 1992er "The Way we Walk" Tourmussten teilweise einige Songs runtertransponiert werden, damit Collins' Stimme nicht all zu große Schwierigkeiten hatt.


    Wenn man mal von Genesis absieht, auf Collins' Soloalben ist hier ähnliches zu erkennen.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
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    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

  • welche The Way We Walk Tour? Die hieß glaub ich anders ;)


    übrigens musste schon früher an den Tonlagen geschraubt werden, weil Phils Stimme anfällig war


    Deutscher Genesis Fanclub it: Genesis - The Invisible Tour 1986 / 1987 - Tourreport


    Sieh an, dass wusste ich noch nicht. Stimmt - das ist natürlich die We Can't Dance-Tour. :rolleyes:

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
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  • Um diese Frage zu beantworten: Gestern bei mir im Auto. Da habe ich mal wieder die "Live over Europe" gehört. Die sanfte Stimme von Phil hat mir wirklich gut gefallen (als wenn man es zum ersten mal bewusst so wahr genommen hat). Und das wird nicht nur an der Nachbearbeitung liegen. Live vor Ort wünscht man sich natürlich einen progressiveren Phil, aber für das Wohnzimmer oder im Auto klingt es so perfekt.


    Gestern ist mir auch aufgefallen wie schnell und präzise sie immer noch spielen. Erst wenn man die "alten Herren" live sieht, geht dann doch etwas von der Illusion einer Rückkehr in progressivere Zeiten verloren.

    "Before Elvis, there were nothing ..."

    - John Lennon

  • So dezidiert wie revelation habe ich das noch nie betrachtet. Für mich verlief der auffällige Bruch tatsächlich an der 80er Linie. Ich weiß noch, wie ich einigermaßen geschockt war, als die "Three Sides Live" erschien, weil Collins die Schlußpassage von "Afterglow" für meinen Geschmack regelrecht zerschrie, wohingegen er auf den mir damals bekannten beiden 70er Versionen sehr einfühlsam intonierte. Aber vielleicht hatte für ihn die Zeile "now I‘ve lost everything" inzwischen eine andere Bedeutung bekommen, die er mit mehr Schmerz und Heftigkeit verband.
    Auch ein Stück wie "Blood On The Rooftops" zählt für mich zu seinen Höhepunkten, auch wenn es vermutlich keine allzu große Herausforderung darstellt. Was er hier für eine entrückte Stimmung zu erzeugen vermag, (wenngleich ich den Text nie ganz begriffen habe), ist für mich relativ einzigartig im gesamten Genesis-Oevre, allerdings halte ich sämtliche Elemente des Songs für überdurchschnittlich.
    In den Siebzigern höre ich noch mehr Facetten seiner Stimme, sie deckt vom hingehauchten "Entangled" bis zur klaren Kante von "Dance On A Volcano" eine große Bandbreite ab. Die geht mir spätestens mit "Abacab", das ich streckenweise für ein relativ gutes Album halte, verloren.

    Andererseits muß ich sagen, daß die spätere Aggressivität, das Zupacken, die aufgewühlte Leidenschaft in seiner Stimme auch verantwortlich dafür waren, Songs wie "Mama" oder "I Don’t Care Anymore" zu konkurrenzlosen Höhepunkten zu machen, für die ich auch auf den ein oder anderen 70er Track verzichten würde.

    In den fortschreitenden 80er und den 90er Jahren war dann das Hauptproblem, daß seine Stimme eigentlich ÜBERALL war, und das PERMANENT, es gab kein Entrinnen, ob man einkaufen ging oder auf die Pommes wartete. Leider hatte man in dieser Zeit - oder eigentlich seitdem - Mühe, Collins gegen das ständige Geläster der Mitmenschen zu verteidigen, die ihn vor allem über Kaufhaus-und Kuschelrock-kompatible No.1-Hits identifizierten, die keiner mehr auseinander halten konnte. Irgendwann hat er's einem dann so schwer gemacht, daß ich diesbezüglich kapitulieren mußte.

    Entsprechend unaufmerksam war ich im neuen Jahrtausend seinem Output gegenüber, mir würde auch auf die Schnelle kein erwähnenswerter Song einfallen, über dessen Gesangsstil man diskutieren könnte.
    Die 2007er Tour kenne ich nur von Platte und Video, insbesondere letzteres hinterließ bei mir zeitweise den etwas bedrückenden Eindruck, daß das ganze Unternehmen ihn bereits einige Anstrengung kostete und so wahrscheinlich von entspannten Auftritten und engagierter Performance relativ weit entfernt war. Das kann man ihm nicht vorwerfen.


    Umso mehr hat mich 2010 seine Herzensangelegenheit, das Motown-Projekt, irgendwie berührt, weniger wegen besonders origineller Interpretationen als aufgrund des Umstandes, wie sich der Künstler sehr uneitel und zurückgenommen mit hörbarer Verneigung in den Dienst der Sache stellt. Man hätte das vielleicht nicht gebraucht, die Originale hatten eigentlich keine 1:1-Adaptionen nötig, aber ich höre ihm hier überwiegend gerne zu, er croont durchweg mit Charme, und seine Stimme (nicht mehr ganz so voll, aber leicht rauchig und abgeklärt) scheint auch eigentlich nichts mehr mit der Klangfarbe von Genesis zu tun zu haben, als wäre er in eine neue Welt eingetreten.

    Da das ganze nun sowas wie sein Vermächtnis zu werden scheint, beschleicht mich gelegentlich leise Melancholie. So sehr einem das inflationäre Schnulzengedudel seinerzeit auf den Zeiger ging, möchte man sich ungern damit abfinden, daß nun auf ewig gar nichts mehr kommen könnte. Kann es sein, daß er auf einmal gar fehlt?
    Mal schauen, vielleicht entschließt er sich, wenn die Kinder aus dem Haus sind, irgendwann zu einem reifen Alterswerk à la "Pension Value" oder "No Wheelchair Required" .

  • Wollte schon früher meinen Senf hier abgeben aber nun ist es soweit. Für mich war die 80er Phase eindeutig Collins stärkste Phase, was er bei Mama, I don't care anymore, Silver Rainbow etc., vor allem auch live, an Performance hinlegt ist einfach geil. In den 70ern war mir seine Stimme noch etwas zu schwach, etwas zu 'rein' auch wenn er natürlich trotzdem einen Superjob auf Trick of a Tail und Three geleistet (nicht zu vergessen Blood on the Rooftops). Damals konnte er noch gut sanftes Material singen ohne dabei kitschig oder zu süßlich zu klingen wie es dann ja schon ab den 80ern der Fall war, das war halt damals seine große Stärke. Ich muss aber sagen dass mir seine Stimme in den 90ern auch noch gut gefällt, so hab ich den guten Phil quasi kennengelernt, so kenne ich ihn von dem Song Strangers like Me von dem Tarzan Soundtrack, den ich heute wie damals genial finde (den Song). Auf der 2007er Tour war seine Stimme ganz in Ordnung, aber auch wieder etwas zu dünn, für Mama hat seine Stimme doch nicht mehr ausgereicht.

  • Wie meinst du das genau (live, studio), hast du ein paar Beispiele dafür?


    Meine Eindrücke beziehen sich auf The Way we walk CD/DVD. Mit "anknüpfen" meinte ich Stellen,an denen Collins versucht,kraftvoll und agressiv zu shouten,wie zehn Jahre zuvor, was ihm zwar über weite Strecken, aber nicht mehr idurchgehend leicht gelingt.Es klingt an manchen Stellen das oben schon mehrfach erwähnte "Quäken" in seiner Stimme durch. M. E war es 2007 der richtige Schritt,auf aussichtslose stimmliche Eskapaden zu verzichten,und die Sache ruhiger anzugehen.

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.