Supper's Ready - Hui oder pfui?

  • Da ist schon was dran. Und es spricht daher sicherlich auch Bände, dass Genesis SR seit 1982 nie wieder komplett live gespielt haben. Dagegen spielen Yes heutzutage immer mal wieder Close To The Edge, Ritual, Gates Of Delirium oder Awaken. Nur Genesis verzichten auf ihren Longtrack, merkwürdig, oder?


    ...nö...Genesis haben sich eben stark gewandelt, haben zu einem anderen Stil gefunden, ein völlig anders Kapitel aufgeschlagen...das war bei Yes deutlich anders...

  • ...nö...Genesis haben sich eben stark gewandelt, haben zu einem anderen Stil gefunden, ein völlig anders Kapitel aufgeschlagen...das war bei Yes deutlich anders...


    Nö, das war bei Yes genau so:
    Konnte man schon ab dem Drama-Album (ohne Wakeman und Anderson, aber mit den Buggles) sehen, dass sie künftig ne andere Richtung einschlagen werden. Dann kam Rabin und trimmte die Band vom Prog auf AOR-Mainstream-Rock um. Ploötzlich waren Yes in aller Munde und supererfolgreich, das ging noch bis "Talk" so, erst danach besann man sich wieder mehr auf die Wurzeln und klang trotzdem modern.

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • Nö, das war bei Yes genau so:
    Konnte man schon ab dem Drama-Album (ohne Wakeman und Anderson, aber mit den Buggles) sehen, dass sie künftig ne andere Richtung einschlagen werden. Dann kam Rabin und trimmte die Band vom Prog auf AOR-Mainstream-Rock um. Ploötzlich waren Yes in aller Munde und supererfolgreich, das ging noch bis "Talk" so, erst danach besann man sich wieder mehr auf die Wurzeln und klang trotzdem modern.


    Naja, "supererfolgreich" ist wohl etwas übertrieben. Yes hatte mit Owner Of A Lonely Heart genau einen Hit, der auch heute noch im Radio gespielt wird. Genesis hatten da schon ein paar mehr...

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

  • Naja, "supererfolgreich" ist wohl etwas übertrieben. Yes hatte mit Owner Of A Lonely Heart genau einen Hit, der auch heute noch im Radio gespielt wird.


    Und "Wondrous Stories" und "Roundabout" im gekürzten Single-Edit.;)


    Aber darum geht es jetzt nicht. Ich wurde da wahrscheinlich missverstanden. Meine Frage zielte eher darauf, warum Genesis SR schon sooooo lange nicht mehr gespielt haben ("Lover's Leap" von der Wilson-Tour zähl ich jetzt mal nicht). Es geht mir nicht darum, ob nun Genesis. Yes, Pink Floyd oder wer auch immer nun die besten Longtracks schreibt. Ich hätte mich z.B. 2007 sehr über ein SR gefreut und dafür die Langweiler IT, Throwing, Hold On My Heart nicht unbedingt hören müssen.


    Wegen "Echoes": Fand ich zunächst auch eher nervig (zumindest den Mittelteil), seit ich aber die Liveversion von Gilmour's "Live In Gdansk" gehört habe, hat es klick bei mir gemacht und seitdem weiß ich die Nummer zu schätzen. Da ist der Mittelteil nämlich auch weniger nervig und etwas melodiöser.


  • Wegen "Echoes": Fand ich zunächst auch eher nervig (zumindest den Mittelteil), seit ich aber die Liveversion von Gilmour's "Live In Gdansk" gehört habe, hat es klick bei mir gemacht und seitdem weiß ich die Nummer zu schätzen. Da ist der Mittelteil nämlich auch weniger nervig und etwas melodiöser.


    Wenn man diese Freiformteile einmal verstanden hat, versteht man das gesamte Frühwerk der Band. Am besten nachts in den Bergen bei Nebel hören. Das klappt immer. ;)

    So, let's drink some wine
    And have a good time.
    But if you really want to come through
    Let the good time, good time have you.
    It's what you've got to do.

  • Und "Wondrous Stories" und "Roundabout" im gekürzten Single-Edit.;)


    Aber darum geht es jetzt nicht. Ich wurde da wahrscheinlich missverstanden. Meine Frage zielte eher darauf, warum Genesis SR schon sooooo lange nicht mehr gespielt haben ("Lover's Leap" von der Wilson-Tour zähl ich jetzt mal nicht). Es geht mir nicht darum, ob nun Genesis. Yes, Pink Floyd oder wer auch immer nun die besten Longtracks schreibt. Ich hätte mich z.B. 2007 sehr über ein SR gefreut und dafür die Langweiler IT, Throwing, Hold On My Heart nicht unbedingt hören müssen.


    Weil Genesis sich seit den 1980er-Jahren ein komplett neues Publikum aufgebaut haben. Wir fünf, sechs Verrückte aus dem Genesis-Forum hätten uns zwar über ein SR gefreut, aber die 50.000 anderen Fans pro Abend hätten sich wohl ziemlich gelangweilt, nach 10 Minuten ziemlich gewundert und nach 15 Minuten ziemlich mit Bierbechern geworfen oder verärgert das Stadion verlassen.


    Wegen "Echoes": Fand ich zunächst auch eher nervig (zumindest den Mittelteil), seit ich aber die Liveversion von Gilmour's "Live In Gdansk" gehört habe, hat es klick bei mir gemacht und seitdem weiß ich die Nummer zu schätzen. Da ist der Mittelteil nämlich auch weniger nervig und etwas melodiöser.


    Ich sag ja nicht, dass Echoes schlecht ist - ganz im Gegenteil, ich höre es oft und gern - aber es spielt eben in einer komplett anderen Liga, als Supper's Ready, da es eher simpel strukturiert ist. Echoes ist eher ein LSD-Trip und Supper's Ready eher eine verkopfte Geschichte. In diesen beiden Lieder manifestiert sich wohl der Unterschied zwischen Pink Floyd und Genesis, der Unterschied zwischen "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" und unserer biederen Spießer-Kapelle.

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  • Wenn man diese Freiformteile einmal verstanden hat, versteht man das gesamte Frühwerk der Band. Am besten nachts in den Bergen bei Nebel hören. Das klappt immer. ;)


    Da ist sicherlich was dran. Generell bevorzuge ich das PF-Frühwerk eher in Liveversionen. Beim "Pompejii"-Film war ich zum Beispiel sehr begeistert von "Set The Controls...", "Saucerful Of Secrets" und "Careful With That Axe, Eugene", so dass ich mir dann auch die Alben mit diesen Songs gekauft habe. Aber in den Studioversionen waren die Songs zwar auch nicht schlecht, aber verglichen mit den Liveversionen dann doch etwas enttäuschend.

  • Weil Genesis sich seit den 1980er-Jahren ein komplett neues Publikum aufgebaut haben. Wir fünf, sechs Verrückte aus dem Genesis-Forum hätten uns zwar über ein SR gefreut, aber die 50.000 anderen Fans pro Abend hätten sich wohl ziemlich gelangweilt, nach 10 Minuten ziemlich gewundert und nach 15 Minuten ziemlich mit Bierbechern geworfen oder verärgert das Stadion verlassen.


    Ich finde, damit macht ihr es euch (und Genesis) etwas zu einfach. Es gibt bei einem Konzert doch überhaupt keine Verpflichtungen, größtenteils nur "Greatest Hits" zu spielen. Nehmt da doch mal Leute wie Springsteen, Dylan, Van Morrison, wo die Setlist jeden Abend etwas variiert. Gerade bei Springsteen's Stadion(!!!)-Konzerten hört immer sehr viele verschiedene Songs und eher ganz selten seine größten Hits wie "Streets of Philadelphia", "I'm On Fire", "Born In The USA", etc. Trotzdem hat man da nicht das Gefühl, dass viele Leute und erst recht nicht 50.000 verärgert aus dem Stadion gehen.


    Und man muss auch mal die andere Seite betrachten: Viele, die SR bisher nicht kannten, sind bei dem Song vielleicht auch nicht enttäuscht, sondern neugierig, das Lied näher kennenzulernen. So war es auch bei mir, als ich das Lied mal komplett hören wollte: Erst hatte ich nie die Motivation dazu, da mich die Minutenanzahl schon etwas verschreckt hatte, aber als ich es dann doch mal hörte und immer mal wieder, wusste ich es dann auch irgendwann mal zu schätzen.

    • Offizieller Beitrag

    Nehmt da doch mal Leute wie Springsteen, Dylan, Van Morrison, wo die Setlist jeden Abend etwas variiert. Gerade bei Springsteen's Stadion(!!!)-Konzerten hört immer sehr viele verschiedene Songs und eher ganz selten seine größten Hits wie "Streets of Philadelphia", "I'm On Fire", "Born In The USA", etc. Trotzdem hat man da nicht das Gefühl, dass viele Leute und erst recht nicht 50.000 verärgert aus dem Stadion gehen.


    Das könnte auch daran liegen, dass bei den Vorgenannten eh alles gleich klingt. :D
    Ernsthaft: ich habe Supper's Ready mehrere Male von The Musical Box gesehen - dieser Song ist live gespielt vor allem für die Roadies eine logistische Meisterleistung. Besonders bei "Steve Hackett" war sehr schön zu beobachten, wie oft zwei Roadies synchron aktiv waren, einer von links, der ihn die Gitarre wegnahm, einer von rechts, der ihm gleichzeitig die neue Gitarre auf den Schoß schob. Da muss auch die Mannschaft hinter der Bühne gut eingespeilt sein und darf keine Fehler machen.


    Es gab aber noch einen weiteren Hinderungsgrund, Supper's Ready zu spielen: es kostet immerhin 25% des Gesamtkonzerts! Bei einer Band mit einem ohnehin riesigen Repertoire versucht man dann doch lieber, stattdessen vier bis fünf andere in die Setlist aufzunehmen. 1977 war das noch kein großes Problem, weil die Auswahl noch nicht so groß und der Song auch erst 5 Jahre alt war. Die Tour 1982 war insofern speziell, als dass kein neues Album zu promoten war - man konnte sich also gut auf ältere Sachen zurückbesinnen.


    Zitat

    Und man muss auch mal die andere Seite betrachten: Viele, die SR bisher nicht kannten, sind bei dem Song vielleicht auch nicht enttäuscht, sondern neugierig, das Lied näher kennenzulernen. So war es auch bei mir, als ich das Lied mal komplett hören wollte: Erst hatte ich nie die Motivation dazu, da mich die Minutenanzahl schon etwas verschreckt hatte, aber als ich es dann doch mal hörte und immer mal wieder, wusste ich es dann auch irgendwann mal zu schätzen.


    Ich war 1978 im Konzert in Dortmund, zusammen mit den ganzen Mädels, die vor allem gekommen waren, um Follow You Follow Me zu hören. Die haben schon etwas verstört aus der Wäsche geguckt, als es dann doch mit Eleventh Earl und In The Cage losging. Bei der Apocalypse als Zugabe waren die dann wohl schon weinend auf dem Heimweg. Seit den 80ern waren immer genug Leute im Publikum, die sich wahrscheinlich die ganze Zeit gefragt haben, wann denn endlich In The Air Tonight gespielt wird. Denen konnte man eine halbe Stunde konzentrierten Prog-Rock definitiv nicht zumuten... ;)


    tom


  • Ich war 1978 im Konzert in Dortmund, zusammen mit den ganzen Mädels, die vor allem gekommen waren, um Follow You Follow Me zu hören. Die haben schon etwas verstört aus der Wäsche geguckt, als es dann doch mit Eleventh Earl und In The Cage losging. Bei der Apocalypse als Zugabe waren die dann wohl schon weinend auf dem Heimweg. Seit den 80ern waren immer genug Leute im Publikum, die sich wahrscheinlich die ganze Zeit gefragt haben, wann denn endlich In The Air Tonight gespielt wird. Denen konnte man eine halbe Stunde konzentrierten Prog-Rock definitiv nicht zumuten... ;)

    tom



    Ha ha, diese Spezies von Konzertbesuchern finde ich auch immer wieder zum Schiessen. Genesis ist sicher eine der Bands (gewesen) wo eine Single "Band-fremde" Konzertbesucher angelockt hat.
    Bei Marillion 1985 "Kayleigh" und der ganzen Misplaced Childhood-LP rd. 45 Minuten lang dürfte es ähnlich gewesen sein.
    Oder "Jump" von Van Halen, ein evergleichsweise softe VH-Nummer - und dann stattdessen fast den ganzen Abend Gitarrensoli um die Ohren zu bekommen - ha ha ha.
    Oder Faith no More und "Easy" oder oder :D