Scratch der Woche [30.04.2010]: PETER GABRIEL - Street Spirit (Fade Out)

    • Offizieller Beitrag

    Eher mit der Frage, ob Künstler sich bitteschön stets auf etablierten / gefälligen / gewohnten Pfaden bewegen sollten oder ob gute Musik unbedingt sinnlichen Wohlklang aufweisen muss. Ich meine: Gute Künstler sind oftmals eben damit beschäftigt, Grenzen auszuloten / zu überschreiten. Und das muss auch unbedingt so sein.


    Beim zustimmenden Nicken fällt mir ein, was Tucholsky von Gerhard Hauptmann zitierte:

    Zitat

    "Aber man muß doch seine Freude haben können an der Kunst!" - "Gnädige Frau, man kann noch viel mehr haben an der Kunst als seine Freude."

  • Endlich mal einer, der seine Ahnungslosigkeit auf den Punkt bringt:
    Sowohl Picasso als auch Gabriel kommen zu Ihren Ergebnissen, weil sie es so wollen.


    Picasso konnte als Jugendlicher schon so naturalistisch perfekt malen, dass er schnell das Interesse daran verlor und nach dem Beherrschen der Regeln die Regel brechen wollte.


    Auch ich bin sicher, dass Peter Gabriel "Street Spirit" genauso wollte, so lange wie er sich immer Zeit nimmt. Ich mag es trotzdem nicht besonders gerne hören. Es schmerzt. Es soll schnell vorbei gehen. Ungefähr wie 4 Punkte im Abitur.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • Sowohl Picasso als auch Gabriel kommen zu Ihren Ergebnissen, weil sie es so wollen.


    Zweifelsohne hat THOM Recht. Wer PG hier Dilettantismus unterstellt, der hat sich in Bezug auf dessen künstlerisches Selbstverständnis und Fähigkeiten massiv verschätzt.


    ...für mich ist das wie beim Eier-Sketch von Loriot: "Es kann dir doch ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht...Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!"


    Schon klar, dass das Resultat nicht aus Zeit- oder Geldmangel oder mangels technischer Mittel scheiße klingt...aber es klingt scheiße...zumindest in meinen Ohren...

  • Lead singer Thom Yorke said,

    Zitat

    “ Street Spirit is our purest song, but I didn't write it. It wrote itself. We were just its messengers; its biological catalysts. Its core is a complete mystery to me, and, you know, I wouldn't ever try to write something that hopeless. All of our saddest songs have somewhere in them at least a glimmer of resolve. Street Spirit has no resolve. It is the dark tunnel without the light at the end. It represents all tragic emotion that is so hurtful that the sound of that melody is its only definition. We all have a way of dealing with that song. It's called detachment. Especially me; I detach my emotional radar from that song, or I couldn't play it. I'd crack. I'd break down on stage. That's why its lyrics are just a bunch of mini-stories or visual images as opposed to a cohesive explanation of its meaning. I used images set to the music that I thought would convey the emotional entirety of the lyric and music working together. That's what's meant by 'all these things you'll one day swallow whole'. I meant the emotional entirety, because I didn't have it in me to articulate the emotion. I'd crack...


    Our fans are braver than I to let that song penetrate them, or maybe they don't realise what they're listening to. They don't realise that Street Spirit is about staring the fucking devil right in the eyes, and knowing, no matter what the hell you do, he'll get the last laugh. And it's real, and true. The devil really will get the last laugh in all cases without exception, and if I let myself think about that too long, I'd crack.


    I can't believe we have fans that can deal emotionally with that song. That's why I'm convinced that they don't know what it's about. It's why we play it towards the end of our sets. It drains me, and it shakes me, and hurts like hell every time I play it, looking out at thousands of people cheering and smiling, oblivious to the tragedy of its meaning, like when you're going to have your dog put down and it's wagging its tail on the way there. That's what they all look like, and it breaks my heart. I wish that song hadn't picked us as its catalysts, and so I don't claim it. It asks too much. I didn't write that song.


    Quelle: Wiki


    Gabriel interpretiert den Song nach meinem Verständnis so, wie Thom Yorke ihn beschreibt, lässt aber die "Abtrennung" (detachment) aus.

    • Offizieller Beitrag

    Schon klar, dass das Resultat nicht aus Zeit- oder Geldmangel oder mangels technischer Mittel scheiße klingt...aber es klingt scheiße...zumindest in meinen Ohren...


    Der Unterschied ist ob man, wie du, sagt, es klingt in meinen Ohren Scheiße, was eine statthafte, persönliche Meinung ist, oder ob man behauptet, dass die Studiocrew da schlampig gearbeitet oder Gabriel versagt habe, was beides nur Ahnungslosigkeit wiederspiegelt.


    Wem es nicht gefällt - okay. (Aber schade, denn es macht Sinn.)
    Wer meint, klüger zu sein als eine ganze Bande Profimusiker - einfach mal Fresse halten.


    Alldieweil gebe auch ich zu, dass der Song schwere Kost ist und bei mir nicht grade ständig läuft.

  • ...für mich ist das wie beim Eier-Sketch von Loriot: "Es kann dir doch ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht...Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!"


    Schon klar, dass das Resultat nicht aus Zeit- oder Geldmangel oder mangels technischer Mittel scheiße klingt...aber es klingt scheiße...zumindest in meinen Ohren...


    Ja, über reine Geschmacksurteile kann man sicherlich im echten Sinne nicht diskutieren. Und ich hab im Forum auch schon mehrfach geschrieben, dass mich nur das klangliche Ergebnis an einem Song für eine Beurteilung interessiert und nicht, wie es zustande gekommen ist.


    Es gab allerdings ein paar Stimmen, die allen Ernstes darauf hinaus wollten, PG hier eine unprofessionelle Umsetzung des Songs zuzuschreiben. Und da sprechen unten genannte Gründe m.E. klar dagegen.

  • Es gab allerdings ein paar Stimmen, die allen Ernstes darauf hinaus wollten, PG hier eine unprofessionelle Umsetzung des Songs zuzuschreiben. Und da sprechen unten genannte Gründe m.E. klar dagegen.


    Ganz klar. Wenn er die Passagen 150mal neu aufgenommen hätte, wäre der Gesang irgendwann "perfekt" gewesen. Und die Zeit hätte Peter sich genommen...ganz sicher...wenn er gewollt hätte...

  • Wenn er die Passagen 150mal neu aufgenommen hätte, wäre der Gesang irgendwann "perfekt" gewesen. Und die Zeit hätte Peter sich genommen...ganz sicher...wenn er gewollt hätte...


    Er wollte nicht, da der Gesang schon "perfekt" war...hätte gar nicht mehr besser werden können...


    Prost an THOM zurück!


    (Woran könnte es eigentlich liegen, dass meine Smileys nicht mehr abgebildet werden?)