TotW [02.01.-08.01.12]: MIKE RUTHERFORD - Smallcreep's Day Suite I-VII

  • :)Dieser TotW scheint ja so richtig die Nation zu spalten. Hatten wir jemals eine lebendigere Musikdiskussion?


    Naja, "Whodunnit".
    Obwohl "whodunnit" - "lebendig"?...:augenrollen:


    Was diese Suite angeht, gedulde Dich noch, die sind noch nicht aus den Skiferien zurück.:)

    We can help You

    2 Mal editiert, zuletzt von Mr. Plod ()

    • Offizieller Beitrag

    Habe die LP seit mind. 30 Jahren, aber nur wenige Male gehört und das damals nach dem Kauf. Kann mich erinnern, dass ich ähnlich wie bei "A Curious Feeling" den Gesang suboptimal und den Rest einfach nur langweilig fand. Ich glaube auch, dass ich die "Suite" auf Seite 1 etwas besser fand als die Stücke von Seite 2, aber um eine echte Bewertung abzugeben, reicht es leider nicht. Außer der Refrainmelodie von Working In Line, das damals auch gelegentlich im Radio lief, ist praktisch nichts bei mir hängengeblieben - was auch zu einem gewissen Unwillen führt, mich jetzt mit diesem Werk zu beschäftigen.

  • Zurück zum Thema: [Blockierte Grafik: http://www.cosgan.de/images/smilie/musik/a050.gif] Es ist wirklich schwierig, ich bin mit der Suite im Kopf eingeschlafen( sooo lang wie sie ist), sie ist beklemmend, manchmal schöne Melodien, manchmal banal.
    Von wann ist das - 1979? Elfenbeinturmmusik? Was war draußen los? Ich höre Jam, Clash, Joy Division und Marley, Marley und nochmals Marley, wenn ich an 79 denke. Da hat Rutherford aber nicht gerade Zeitung gelesen oder ist ist groß ausgegangen...soweit meine ersten (sozialhistorischen) Gedanken...

    We can help You

  • Tja, Smallcreep´s Day- für mich ein spezieller Cocktail.
    Als ich die Platte entdeckte so ca. ´84, war ich 16 und seit 5 Jahren echter Genesis-Afficionado mit (außer FGTR )allen LP´s und als Drummer tierisch von Collins beeinflußt. Simon Phillips war aber der nächste große Einfluß geworden durch Townsends White City und Toyahs "Warrior Rock"..
    ..und die Entdeckung daß es nun eine Schnittmenge gab aus Genesis und dem bis dahin virtuosesten Rock-Drummer ever war ich geradezu illuminiert.


    Das kann natürlich nicht einige Schwächen hinwegtäuschen, daß diese Suite versucht sehr viele Stimmungen und musikalische Richtungen auf einmal abzudecken und so wie Genesis zwischen dem anbrechenden 80er-Jahrzehnt und alter Prog-Last befindet. Es ist tatsächlich eher eine Songsammlung mit Geschichte als eine echte Suite.. aber wer kritisiert, daß das musikalisch nicht aus einem Guss ist, den frage ich: was ist denn eine Suite? Ist die Duke-Suite musikalisch zusammenhämngend? Insofern daß da bei Dukes Travels das Anfangsthema wieder auftaucht und der Guide Vocal , aber mehr auch nicht..
    Ich finde, man sollte da die Kirche im Dorf lassen und von Rutherford nicht Dinge verlangen, die Genesis in ihren besten Tagen bei Suppers Ready nur im Kollektiv und von Gabriels brillianter Gedankenwelt unterfüttert gelungen sind.


    Es ist offensichtlich, daß die ruhigen Zwischenspiele After Hours und Smallcreep Alone, selbst das Intro Between the Tick and the Tock vor bzw zwischen den großen "wichtigen" Songs nur als Lückenfüller fungieren- wenn man die Suite durchhört haben sie ihren musikalischen Platz um Ruhe zu schaffen vor dem nächsten Ausbruch, aber während ich die sogenannten als "Lückenfüller" diskreditierten Songs auf LLDOB wie Silent Sorrow oder Ravine wegen ihren musikalischen Eigenheiten wirklich schätze, kranken diese Songs hier ein wenig am Arrangenment und Substanz.. zu statisch, zu oft die gleichen Synthie-Sounds, zu wenig Einfallsreichtum..


    An Noel McCallas Stimme kann man sich gewöhnen..mich hat sie aber nie besonders umgehauen.
    Ganz anders übrigens als die Kim Beacon bei Curious Feeling.. diese Stimme berührte mich von Anfang an und das tut sie heute noch, wobei es natürlich zu einem guten Teil an der gehörigen Portion Melancholie der Bankschen Melodien liegen kann.. Aber, nein , Mc Callas Stimme war irgendwie einen Hauch fehlbesetzt.


    Working in Line finde ich klasse- Genesis-typische Akustik-Rhytmus-gitarren, halb Siong-haölbs Instrumental und am Ende das Fadeout wie es von Genesis genauso hätte sein können, mit Gong eingeleitet. Strike!


    Ebenso mag ich das hier von anderen offensochtlich nicht so geschätzte Cats and Rats..ich habe sehr gerne zu sem Stück Schlagzeiug gespielt und habe immer am Zählen des triolierten Breaks zu knabbern gehabt..
    klar, der Sniper-sound der snare ist einerseits eine Schnapsidee , aber dieses Album IST nun mal aus den 80ern..und tatsächlich ist der in dem Song ganz gut eingesetzt.


    Über Out in the Daylight muß man kein Wort verlieren, die Nummer macht ziemlichen Spass..


    Über At the End of the Day aber auch nicht.. leider grauenhafte Schnulze, die McCalla und die Synthies noch schlimmer machen, als sie von Rutheford angelegt ist.



    Von der zweiten Seite habe ich mir übrigens nur Romani und Overnight Job auf die HD geholt..
    den Rest habe ich als unhörbar abgespeichert, wobei mir Romani wirklich sehr gut gefällt, selbst McCallas Stimme passt da gut.



    Also, von mir gibts ne 2 für sie Suite, wenn auch mit in beide Richtungen gemischten Gefühlen.

    Here come the Cavalry!

  • Ich habe Smallcreep's Day immer gemocht und sie gefällt mir am besten von allen seinen Alben.
    Part I erinnert an Duke und gefällt. Schöner Übergang zu Working in Line, das vielleicht etwas zu süss geworden ist (liegt aber noch im Rahmen) aber es ist eindeutig zu lang.
    After hours ist langweilig und der schwächste Teil der ganzen Suite (hat wohl nicht auf ATTWT gepasst) - Wie kann man das über 6 Minuten ziehen? Cats & Rats beginnt wie ein simple gestricktes, schönes Stück, kann im mittleren Teil aber mit ein paar interessanteren Teilen überraschen.
    Smallcreep Alone - gefälliger Song - vom Aufbau könnte es von Hackett kommen, es reit Songideen hintereinander und verbindet sie. Out into the Daylight gefällt mir womöglich am besten. Hier hört man die Stärken von Mike und Ant am besten heraus.
    Der letzte Teil fängt gut an, der Mittelteil tönt etwas konstruiert, das Ende versöhnt wieder.


    Die Suite ist gut, was fehlt sind die wirklichen Höhepunkte, ausserdem täten ein mehr Kanten und Überraschungsmomente gut. Alles in allem eine Runde Sache - eine glatte 2+ - 12 Punkte

    Zy
    ------
    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Mit Freude habe ich die Suite eben seit langer Zeit mal wieder gehört. Das hat Mike ja wirklich schön gemacht.
    Irgendwie befindet sich alles am rechten Platz in der Suite: Die Abfolge der Songs ist genauso überzeugend wie das Songwriting selbst.


    1. Between The Tick & The Tock: Das langsame Erwachen der Musik und der Story ist hier schön und passend umgesetzt. Die Nähe zu Marillion (z.B. "Pseudo Silk Kimono") höre ich auch. Die haben ihr Ding auf "Misplaced Childhood" total auf den Punkt gebracht, was die Darbietung und Produktion angeht. Bei Mike ist's von der kompositorischen Anlage etwas komplexer - was ich persönlich reizvoller finde. Aber es mangelt hier wie in der gesamten Suite an der letzten Veredelung, dem gänzlich stimmigen Sounddesign. Wenn ich mir vorstelle, wie Genesis das 1980 gebracht hätten, ohne sich prinzipiell am musikalischen Material zu vergreifen (Feinheiten wären aber erwünscht)..."Smallcreep" hätte ein toller Genesis-Held werden können.


    2. Working In Line: Klasse, jetzt geht's voll und völlig frisch nach vorne. Der Kontrast zwischen Stück 1 und 2 als Einstieg in die Suite ist äußerst gelungen. Mike spielt eine schöne E-Gitarre, denn bei aller technischen Mittelmäßigkeit: Der Mann hat ein Gespür für auf den Punkt gebrachte Melodien, die Phrasen sind einfach kein Gedudel, sondern berühren - da bleibt was hängen. Wie bei "Abacab" und "Second home by the sea" auch.
    Und bei diesem Stück wurde mir eben bewusst, was ich gar nicht mehr so in Erinnerung hatte: Die Suite ist auch rhythmisch großartig (Ausnahme kommt noch): Was Mike hier an Ideen umsetzt, finde ich höchst anregend. Das betrifft nicht nur Taktwechsel, sondern vor allem auch die rhythmische Beschaffenheit von Motiven und Melodien. So originell und lebendig hätten seine Mechaniker mal klingen sollen.


    3. After Hours: Auch hier wieder ein Kontrast - die Musik atmet nun ruhig ein und aus. Eine sehr schlichte Melodie. Aber auch hier ist es nicht zu glatt: Die Melodie passt rhythmisch vordergründig nicht zu den Akkordwechseln. Und auch harmonisch wird's spätestens bei den dissonanteren Akkorden farbig. Zweimaliger Durchlauf, dann ist schon Melodieende...und nochmal einatmen...ausatmen...einatmen...ausatmen...


    4. Cats And Rats (In This Neighbourhood): Tja, die Drums. Sicherlich - eine Zeit- und Modeerscheinung. Trotzdem doof. Der ohnehin schon etwas lahme Beat wird dadurch vollends dröge. Schade, bei solchen schleppenden Grooves hätte Simon Phillips mit der Hi-Hat und einer vernünftigen Snare sicherlich ein bisschen was anstellen können. Und Mike hat auch in diesem Song ein paar nette, unaufdringliche rhythmische Einfälle gehabt, die mit einem akustischen Set sicherlich hätten superb werden können.
    Die "Chorus-Melodie" ist ein weiterer guter Einfall von Mike gewesen.


    5. Smallcreep Alone: Für mich der schwächste Part. Aber auch hier hat Mike etwas sehr Gutes gemacht - das Wiederaufgreifen des Akkordmotivs aus "Between the tick..." kommt an genau der richtigen Stelle. Hier erhält die Suite eine Art musikalisches Leitmotiv, einen inneren Zusammenhalt.
    Dieses Intermezzo bleibt allerdings unausgereift - es hätte interessanter gestaltet sein müssen, so bleibt es zu leer, zu dünn.


    6. Out Into The Daylight: Ein mitreißendes Stück, Mike in Hochform. Der Song funktioniert prächtig und ist der Höhepunkt der Suite an genau der richtigen Stelle.


    7. At The End Of The Day: ...soll ein Abgesang sein und ist somit grundsätzlich auch völlig richtig komponiert. Leider gerät es auf sämtlichen Ebenen wirklich arg kitschig - gesangsmäßig noch am wenigsten. Ich mag's trotzdem - und gerade auch in seiner Funktion als Abschluss, wie ich heute gemerkt habe.


    Noch ein Wort zur "Suite" als Formprinzip: Meiner Auffassung nach ist eine Suite per se ein recht lockerer Zusammenschluss von Stücken. Es sollte allerdings mindestens ein Element des Zusammenhalts geben - das ist bei "Smallcreep's day" wohl vor allem die Story (und die erwähnte Wiederaufnahme des Akkordmotivs aus "Between...").
    Ansonsten funktioniert eine Suite wohl dann ganz gut, wenn das Nacheinander der Stücke insgesamt abwechslungsreich ist, wenn eine Mannigfaltigkeit musikalischen Ausdrucks hörpsychologisch schlüssig miteinander verknüpft ist - und da hat Mike eine richtig stimmige Mischung / einen schlüssigen Ablauf gefunden.


    Gefällt mir wirklich gut, also insgesamt 11 Punkte. Und da wäre mit einem etwas treffsichereren Gesamtdesign (Sänger / Sound / Produktion) + Detailüberarbeitung von der Anlage her noch mehr drin gewesen.

  • Eine Frage bleibt bei dem allen ja noch offen: wie funktioniert das Ganze in Bezug zu P.C. Browns Roman Smallcreep's Day? Ich hab das Buch zwar gelesen (kann man durchaus empfehlen), mich aber bisher nicht genauer mit Sinn oder Unsinn der musikalischen Umsetzung auseinandergesetzt. Daher würde mich mal die eine oder andere Meinung interessieren...

  • Ich habe mir 1980 die 3 Neuerscheinungen der Genesis Mitglieder an einem Tag gekauft:
    Tony Banks - Curious Feeling
    Brand X - Product
    Mike Rutherford - Smallcreep's Day


    Die Suite funktionierte bei mir auf Anhieb am besten.
    Der Opener ist stimmungsvoll, dann das hitverdächtige Working in Line.
    Guter Auftakt.
    Die kurzen instr. Verbindungstracks (After hours / Sm. alone) finde ich auch durchaus passend.


    Cats & Rats hatte für mich immer etwas von "Man of our Times" - genauso sperrig und kein Meisterwerk von Mike.


    Highlight der Suite ist für mich "Out into the Daylight". Fast ein Mike Gitarrensolo!
    Auch die Verbindung zu "End of the Day" gelingt, auch wenn das Teil etwas zu schnulzig geraten ist, klingt es in Genesis Manier aus.


    Ich mag die Suiten (11 P.), wobei die 2. Seite der LP dann eher magere Kost war.

    in diesem Sinne...

    a horse not made of sand

  • ... Schöner Übergang zu Working in Line, das vielleicht etwas zu süss geworden ist (liegt aber noch im Rahmen) aber es ist eindeutig zu lang.
    After hours ist langweilig und der schwächste Teil der ganzen Suite (hat wohl nicht auf ATTWT gepasst) - Wie kann man das über 6 Minuten ziehen?


    Working in Line ist 3:07 lang und After Hours als Übergang zu "Cats" ganze 1:45 !


    Wo sind da die Längen ???

    in diesem Sinne...

    a horse not made of sand

  • Ich habe 15 Punkte gegeben weil ich mit der ersten Seite persönlich viel verbinde !


    Ich war 13 oder 14 Jahre alt, habe "Smallcreep´s day" frisch von einer Plattenbörse gekauft...
    ...legte sie auf...und war sofort von den ersten Keyboard klängen: Da, da, da, da...Da, da, da, da...gefesselt:-)


    Für mich eines der besten Solo-Alben von olle Rutherford...er hätte in der Richtung weiter machen sollen...