Alles anzeigenAlso ich musste beim Lesen dieses Threads genau 2x sowohl herzhaft lachen als auch gleichzeitig den Kopf schütteln:
Zum einen wegen des geradezu dämlichen Eingangsstatements von Silizium und zum anderen beim Lesen der geradzu mathematisch wissenschaftlichen "Doktorarbeit" von Townman.
Ich finde ganz ehrlich ihr nehmt euch beide durch eure innerliche Einstellung völlig unnötig selbst einen Großteil des musikalischen Hörgenusses beim Hören der Musik von Genesis.
Silizium, weil er durch pure Ignoranz einfach alles nach Seconds Out perse für nicht beachtendswert erklärt und sich durch diese emotionale Sperre gar nicht mehr wirklich auf die auf dieses Album noch folgende Musik einlassen kann.
Und Townman, weil er viel zu wissenschaftlich und verkopft an die Materie "Genesis" herangeht und gute und schlechte Songs für sich auf die Kriterien "musikalische und lyrische Komplexität" reduziert (ein "guter" Genesis Song ist nur, wenn er sich durch gehobene kompositorische Kniffe und textliche literarische Querverweise auszeichnet).
Die eine Herangehensweise ist schlicht Ignorant, die andere viel zu wissenschaftlich "trocken". Leute, lasst die Musik doch einfach auf euch wirken anstatt sie zwanghaft in "Gabriel-Ära" oder "Post-Gabriel-Ära" einzuteilen oder sie wissenschaftlich auseinanderzunehmen.
Ein guter Song ist dann ein guter Song, wenn er bewegt, wenn er emotional mitreißt, wenn er aufhorchen lässt, wenn er sich im Kopf festsetzt, wenn er innerlich etwas auslöst.
Und das tut z.B. bei mir sowohl Firth of Fifth (nicht weil der Text so toll wäre, oder weil das Spiel technisch anspruchsvoll wäre, sondern einfach weil mich z.B. das Gitarrensolo mitreißt, es mich bewegt) als auch vordergründig so simple Songs wie "Mama", "Dreaming While You Sleep" oder - sehr gutes Beispiel - "Please Don't Touch" (und das obwohl ich Collins' Soloplatten im Großen und Ganzen so gar nichts abgewinnen kann). Aber z.B. "Please Don't Touch" bewegt mich! Der Text weist sicher nicht die lyrische Komplexität z.B. eines "Supper's Ready" auf, aber mein Gott er ist so direkt, so ehrlich, so herzzereissend und auf seine direkte Art bewegend (gerade das "oh I miss my boy"), der Song trifft mitten rein wie es ein "Battle of Epping Forest" niemals im Leben vermag zu leisten.
Man merkt es vielleicht:
Ich höre Musik nicht mit dem Duden und diversen Lexikas oder einem Quintenzirkel in der Hand, genausowenig wie Musik für mich einfach generell mies ist, nur weil ein Gabriel nicht mehr dabei ist. Ich mag Musik, wenn sie mich emotional bewegt. Punkt!
Nebenbei ist auch das einer der Gründe, warum ich eine Band wie Dream Theater nie mögen werde - weil hier Musik auf Teufel komm heraus hörbar nach möglichst hoher Komplexität und nach fast mathematischer Vorgabe komponiert wird (allein wenn ich schon sowas höre, dass hier die Fans es als wahnsinnig tolles Merkmal feiern, dass bei Octavarium jeder Song in einer anderen der 8 Grundtonarten komponier ist... wow super toll... oder man lese die anderen ach so tollen Merkmale dieser Platte im Wikipedia-Artikel... das hat für mich alles nichts mit Kriterien für gute Songs zu tun). Aber sie versagen dadurch (?) in der wichtigsten Kategorie: sie bewegen mich emotional nicht.
Ich will und kann ja nicht für Townman sprechen, aber ihm vorzuwerfen zu verkopft daran ranzugehen finde ich doch etwas übertrieben. Die alten Genesis werden ja grundsätzlich erstmal seinen Nerv treffen genauso wie Genesis deinen Nerv treffen. Er kann halt musikalisch erklären was Genesis Musik so besonders macht.
Das gleiche ist es irgendwie auch mit Dream Theater. Das Konzept hinter Octavarium ist halt ein Gimick, aber deswegen ist das Album ja noch nicht gut. Wir Genesis Jünger diskutieren ja jede kleinigkeit aus Und natürlich kann einen auch technisch anspruchsvolle Musik wie Dream Theater emotional bewegen. Ein Metropolis PT1, sicher einer der technischsten Songs von DT macht das bei mir jedenfalls. Und trotzdem mag ich auch ein Paperlate oder gar 80er Jahre PC Solo Alben.