Was lest ihr gerade, oder was wollt ihr lesen?

  • Eine Frage in die Runde:

    Hat hier jemand mal Kafka gelesen? Was wäre denn einigermaßen eingängig und lesbar?

    Bin gerade in Prag und war heute im Kafka-Museum. Daher mein Interesse.

    "Eingängig" wäre m.E. ein komisches Wort für Kafka. Die Texte sind irritierend bis verstörend, geschrieben in einer ganz präzisen, einfachen und gleichzeitig mehrdeutigen Sprache.

    Ich selbst würde "Das Urteil" oder erstmal die kürzeren Erzählungen wie "Eine kaiserliche Botschaft", "Vor dem Gesetz" oder (ein besonderer Liebling von mir) "Auf der Galerie" empfehlen. Das ist aber sehr subjektiv.

    Ich war dieses Jahr übrigens auch im Museum und wünsche dir noch eine tolle Zeit in Prag!!!

    • Offizieller Beitrag

    Eine Frage in die Runde:

    Hat hier jemand mal Kafka gelesen? Was wäre denn einigermaßen eingängig und lesbar?

    Bin gerade in Prag und war heute im Kafka-Museum. Daher mein Interesse.

    Zu Kafka kann ich nichts sagen, hab es nie geschafft, irgendwas von dem zu lesen.

    Aber wenn du schon mal in Prag bist, kann ich dir das Alfons Mucha-Museum empfehlen. Ziemlich klein und beschaulich, aber hat einige schöne Stücke von meinem liebsten Jugenstil-Künstler (der die meiste Zeit seines Lebens in Paris gelebt hat, deshalb ist das Museum zuhause so klein...;))

  • Kafka, je älter ich werde, desto mehr verstehe ich ihn. Townman sagt "mehrdeutige Sprache", zugleich auch eine mehrdeutige Phantasie. Beispiel sein bekanntestes Sujet, die Verwandlung in ein Insekt von Menschengröße. Wie bei einem dieser Vexierbilder legt sich unsere Phantasie beim ersten Lesen schnell fest und erkennt danach meist nur diese eine Deutung.

    Dabei ist die Vielfalt der Deutungen unendlich. Verändert man die eigene Sicht nur um ein mü, so ändert sich der Bedeutungsraum.. Die Beobachtung der eigenen Phantasie beim Kafka-Lesen ist faszinierend. […] Wie geht unsere eigene Seele damit um, unkontrollierbar ganz anders und isoliert zu sein?

    Ein tolles Projekt, sich ihm mit heutigem Wissensstand zu nähern.

    Have fun!

    2 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: Edit:Gekürzt, war unnötig zu lang

  • Kafka, je älter ich werde, desto mehr verstehe ich ihn. Townman sagt "mehrdeutige Sprache", zugleich auch eine mehrdeutige Phantasie. Beispiel sein bekanntestes Sujet, die Verwandlung in ein widerliches Insekt von Menschengröße. Wie bei einem dieser Vexierbilder legt sich unsere Phantasie beim ersten Lesen schnell fest und erkennt danach meist nur diese eine Deutung. Haben wir hier die Reaktion der vertrauten Welt auf eine schlimme Krankheit (Pest, Schlaganfall?) oder eine über Nacht erkennbar gewordene Suchtabhängigkeit (Drogen?) oder Orientierung oder wird die Isolation angetrieben durch eine (zu dieser Zeit) nicht gesellschaftlich akzeptierte innere Haltung (Faschist, Kommunist) usw... Wie geht's dann weiter? Bleibt man lieber in der Isolation aber in vertrauter Gruppe? Oder verlässt man das alte Zuhause? Wie geht unsere eigene Seele damit um, ganz anders und isoliert zu sein?

    Ein tolles Alters-Projekt, sich ihm zu nähern. Have fun!

    Ja, die "Verwandlung" ist auch supertoll und unglaublich vielschichtig bzw. vieldeutig. Allein die Familienkonstellation, aber auch die komplexen Charaktere geben so viel her - bis hin zu den tiefsten Wünschen und (An-)Trieben, die die furchtbare Zerrissenheit der Figuren grundsätzlich auch glaubwürdig und diese eben auch MENSCHLICH erscheinen lassen - selbst wenn man sich zum Ungeziefer verwandelt fühlt.

    Und "Das Schloss" sowie "Der Prozess" halte ich für allerbedeutsamste Literatur, die die Problematik des 20. Jh. (und darüber hinaus) auf unvergleichliche Weise transparent werden lassen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mich mehrfach an Kafka versucht, und es immer wieder weggelegt. Es ist mir zu klaustrophob, zu viel "unausweichlicher Untergang der Hauptperson, der aber lähmend langsam vollzogen wird". Womöglich ist gerade das ja ein Qualitätsmerkmal (irrelevant für mich sind Bücher, die mich nicht packen), aber ich mag das auch nicht mehr lesen.

  • Ich habe mich mehrfach an Kafka versucht, und es immer wieder weggelegt. Es ist mir zu klaustrophob, zu viel "unausweichlicher Untergang der Hauptperson, der aber lähmend langsam vollzogen wird". Womöglich ist gerade das ja ein Qualitätsmerkmal (irrelevant für mich sind Bücher, die mich nicht packen), aber ich mag das auch nicht mehr lesen.

    Ja, das kafkaeske Scheitern ist bei vielen Texten früh zu spüren. Und irgendwann kennt man ja auch seinen Pappenheimer. Das Wesentliche befindet sich aber für mich auf dem Weg.

    Ich habe z.B. auch mit klassischer Tragödienstruktur überhaupt keine Probleme.

  • Eine Frage in die Runde:

    Hat hier jemand mal Kafka gelesen? Was wäre denn einigermaßen eingängig und lesbar?

    Bin gerade in Prag und war heute im Kafka-Museum. Daher mein Interesse.

    Ja, ich habe viel von ihm gelesen. Von den Romanen haben mich "Das Urteil" und "Die Verwandlung" sehr gepackt. Zum Einstieg würde ich vor allem die Erzählungen empfehlen, da gibt es schöne Gesamtausgaben. Oft ganz kurze Prosatexte, aber ungeheuer dicht, in einer einzigartig klaren Sprache, und oft geht es an die Abgründe der menschlichen Existenz.

    Ich habe meist nach dem Lesen einer einzelnen Geschichte das Buch erst einmal beiseite gelegt, um das Gelesene wirken zu lassen.

  • Zu Kafka kann ich nichts sagen, hab es nie geschafft, irgendwas von dem zu lesen.

    Aber wenn du schon mal in Prag bist, kann ich dir das Alfons Mucha-Museum empfehlen. Ziemlich klein und beschaulich, aber hat einige schöne Stücke von meinem liebsten Jugenstil-Künstler (der die meiste Zeit seines Lebens in Paris gelebt hat, deshalb ist das Museum zuhause so klein...;))

    Das haben wir heute vor! 😊 Und heute Abend geht es in die Oper: Donizetti - L'Elisir d'Amore. Aber das ist eine andere Geschichte...

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    2 Mal editiert, zuletzt von Aprilfrost () aus folgendem Grund: Autokorrektur as usual

  • Das haben wir heute vor! 😊 Und heute Abend geht es in die Oper: Donizetti - L'Elisir d'Amur. Aber das ist eine andere Geschichte...

    Freu dich, das ist wunderschöne Musik. Ich mag Donizetti sehr gerne und hab den "Liebestrank" vor einigen Jahren mal in Zürich gesehen mit Nello Santi am Dirigentenpult. Ein fantastischer Abend. So, Ende off topic :)

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"