King Crimson

  • Es war wirklich eine Wohltat, dass während der Show keine Aufnahmen gemacht werden durfte. Es nervt mich immer total an, wenn ich das halbe Konzert durch ein fremdes Display erleben muss.

  • Vielen Dank für die tollen Konzertberichte!
    Da kann man ja nur hoffen, dass es ein Live-Dokument auf CD oder besser Blu-ray/DVD geben wird.
    Ist da was bekannt?


    Zumindest 1 Song wird wohl in den nächsten Tagen (wie auch von den vorherigen Konzerten der 2016 Tour) bei DGMlive.com zum kostenlosen Download bereitstehen.
    Wie ich finde eine sehr schöne Idee. Je nach Betrachtung und Reihung ein 2016 Live Album bzw. ein chronologischer Abriß aller Dates.

  • Zwischenzeitlich hat Tony Levin Fotos und Setlist vom Hamburg Konzert gepostet. Zumindest war wohl geplant, Heroes zu spielen.


    https://tonylevin.com/road-dia…on-2016-tour/hamburg-show


    Tonys Seite ist eine historisch-archäologische Fundgrube. Ich bin sehr amüsiert, dass diese 70jährigen Profis den Court als ITCOTCK abkürzen. Für uns Alten ist das Junge-Leute-Fansprech. Stelle mir grad Fripp vor, wie er itcotck sagt. :p


    Heroes hätte ich in einer Fripp&Profis-Bearbeitung gern gehört. Die Scratch My Back-Show-Version hat als Interpretation bei mir pures Entsetzen ausgelöst, mit all den Lichterfluten too-much. (( Jaja, ich weiß, PG hat den Song dekonstruiert und alles und so weiter, aber für mich als 1977-79 Berliner Dschungel-und SO36 Bowiefan war diese Überfarbigung des Songs ein Sakrileg))


    Konzeptionell ist die KC-Tour 15/16 eine Art Antithese oder gegen-Entwurf zu drei Konzepten:
    Erstens zu Sampler-Einspieler-Playback-Unwesen, das von den US-Rappern bis zu den Stones (ja!) kaum noch wegzudenken ist. Zweitens zum neu aufkommenden Punk-Grunge-Geschrammel.


    Und drittens - ja - zu Peter Gabriels New Blood-Tour. Dort: Ganz ganz viel Farbe, Lichtvorhänge, ganz viel Screens und NO DRUMS.
    Hier: DRUUUUUUUMMMMMS und nur ein bischen Licht. Noch weniger wäre Kerzenlicht gewesen. Existentialismus is back. Fripp spiegelt eine Bewegung aus Teilen der US- Kultur-und Kunstszene: Frauen gehen wieder ohne Make-Up und ohne "gemachte Fingernägel", Bühnen bei Performances bleiben undekoriert, zurück zum Kern.
    [Aus den Showberichten dachte ich allerdings, die wenigen Spots würden zumindest jeweils den Haupt-Drummer anstrahlen, aber die Praxis zeigte, solche Geschwindigkeit hätte Warp-Spots benötigt.] Als Gegensatz zum gigantomanischen "Noch mehr"hat mir hat das Down-Sizing besonderes Vergnügen bereitet und meinen Augen das Fotografieren erleichtert.


    Wie habt ihr anderen Besucher diese Reduziertheit empfunden?


    Ein wenig Lightshow aber dann doch auch bei KC. Die ansonsten stets leicht warmweiß-einfarbigen, unbeweglichen Spots änderten sich während Starless langsam zu einem intensiven Tief-Rot und intensivierten den Song bis unter meine Haut.

  • Was für ein fantastisches Konzert war das bitteschön in Hamburg...


    Bis auf "The ConstruKction Of Light" wurde eigentlich alles gespielt, was ich mir erhofft hatte, und die Band war ebenfalls ausnahmslos wirklich brillant.


    Jede Note hatte ihre Berechtigung und wurde gekonnt dargeboten.


    Es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, einen der mittigsten Plätze in einer der hinteren Reihen im Balkon zu buchen, denn von dort oben konnte ich regelrecht in die Drumsets hineinsehen, was mir von weiter unten so sicherlich nicht möglich gewesen wäre, und durch die sehr steil verlaufenden Sitzreihen hatte ich auch nicht die geringste Sichtbehinderung durch die vor mir sitzenden Personen.


    Nach dem Konzert hörte ich, wie ein Mann sich darüber aufregte, dass Jeremy Stacey ja so oft einfach nur rumsaß und auch die ganzen Mellotron Sounds offenbar vom Band kamen, denn von seinem Platz im Parkett hat er offenbar nicht sehen können, dass eben der vermeintlich nur rumsitzende Jeremy in genau diesen Momenten all diese Parts spielte, da die Tasteninstrumente in sein Drumset integriert waren.


    Das Gewusel, was die drei Herren an den Drums da mit all ihren Glöckchen, Blechen, Rasseln etc. veranstalteten, war auf jeden Fall mehr als amtlich, und ganz zu Beginn spielten sie sogar jeweils mit 4 Drumsticks.


    Sehr positiv überrascht war ich auch vom Sound im Mehr! Theater, denn ich hatte zuvor bereits Berichte über dortige Veranstaltungen gelesen, die gerade den Sound betreffend nicht gerade positiv ausfielen.


    Lediglich der Bass von Tony hätte für mein Empfinden noch etwas kräftiger ausfallen dürfen, aber ansonsten waren sämtliche Instrumente, sogar leisere Glöckchen, von Anfang an derartig klar zu hören, dass es einfach nur eine helle Freude war.


    Ebenfalls sehr angenehm fand ich die bis auf die zweite Hälfte von "Starless" immer unveränderte Bühnenbeleuchtung bei der jeder der Musiker mit genau derselben Lichtmenge bedacht wurde und niemand außer durch seine eigene musikalische Leistung auf irgendeine Art besonders hervorgehoben wurde.


    So hatte man die ganze Zeit über die Möglichkeit, sich ohne ständig wechselnde Lichter oder Effekte auch mal eine Weile konzentriert auf einen der Musiker zu fokussieren, was in Zeiten von immer hektischeren Schnitten bei Konzertmitschnitten eine regelrechte Wohltat war und zumindest mich das Konzert sogar noch sehr viel intensiver erleben ließ.


    Für mich hatte das einen sehr entspannenden und entschleunigenden Effekt, selbst wenn die gespielte Musik vielleicht sogar gerade recht wuchtig war.


    Als dann bei "Starless" das Licht ganz langsam dunkelrot wurde, hatte dieser einzige Lichteffekt während des inkl. Pause ca. dreistündigen Konzertes eine schon fast meditative Wirkung, denn erstmals musste sich das Auge an eine andere Lichtstimmung gewöhnen.


    Und dann ging plötzlich abrupt das Saallicht an, und ich fühlte mich, als sei ich mit Gewalt aus einem wundervollen dunkelroten Traum gerissen worden.


    Es ist nahezu unfassbar, wie mit einer derartig minimalistischen Lichtgestaltung trotzdem zwar nur wenige, dafür aber umso intensivere Effekte beim Zuschauer erzielt werden können.


    Ebenfalls sehr angenehm fand ich das Fotografierverbot, denn wie die Ansage zu Beginn ja schon sagte, konnte man so einfach den Moment genießen und sich vollends auf die Musik und das Geschehen auf der Bühne einlassen.


    Ein Konzert mal wieder derart fokussiert und auch ganz ohne störende Ablenkungen von anderen Zuschauern genießen zu können, war eine fantastische Erfahrung, die ich zuletzt eigentlich fast nur noch bei Opernaufführungen im Theater erleben konnte.


    Im Nachhinein bleibt mir besonders dieses intensive und fokussierte Erleben sogar fast am eindrucksvollsten in Erinnerung, denn ein trotz dieser Menge an Menschen derartig konzentriertes gemeinsames Zelebrieren von Musik ist heutzutage leider ein sehr rares Gut geworden, und alleine für diese Erkenntnis bin ich King Crimson sehr dankbar.


    Gab es auch noch etwas Negatives an diesem wundervollen Abend?


    Ja, die Gastronomie im Mehr! Theater ist eine absolute Vollkatastrophe, denn wenn nach der Hälfte der Pause die Bewirtung an der Bar trotz zahlreicher noch wartender Besucher mit einem Countdown einfach eingestellt wird und eine ältere Dame trotz Hinweis auf ihre Medikamente sogar noch nicht einmal mehr ein Glas Leitungswasser gereicht bekommt, dann ist das einfach nur armselig.

  • Noch eine kleine Ergänzung... Ich höre gerade erstmals die beim Konzert in Hamburg erworbene fette "Radical Action" Box, und bereits der Soundmix der CDs ist der Hammer.


    Die Drums sind perfekt im Stereo-Mix verortet, so dass man wie beim Konzert jederzeit genau wahrnehmen kann, wer da gerade was spielt.


    Pat kommt von links, Bill (für den jetzt der nicht minder geniale Jeremy dabei ist) nebst Tasteninstrumenten ist mittig zu vernehmen, und Gavin kommt von rechts.


    Die hintere Reihe ist ähnlich abgemischt.


    Die Blasinstrumente von Mel sind etwas linkslastig, der Bass von Tony sowie die Gitarre und der Gesang von Jakko als Fundament schön mittig und Robert etwas rechtslastig abgemischt.


    Hört man also eine Gitarre eher von rechts, dann ist es Robert, hört man sie mittig, dann ist es Jakko.


    So kann man also sogar auf den CDs sämtliche Parts exakt den Musikern zuordnen.


    Was soll ich da denn noch mit den 5.1 Mixes auf der Blu-ray und den DVDs, wenn schon die CDs derartig perfekt klingen?


    Wie schon so viele andere 5.1 Mixes in meiner Sammlung werde ich wohl auch die nie ernsthaft hören, da besonders Liveaufnahmen für mich so einfach nicht funktionieren, denn bei einem Konzert sitzen ja schließlich auch keine Musiker hinter oder neben mir.


    Klar, alles Geschmackssache, aber für einen wie mich, der sogar die alten Sachen von den Beatles und Bob Dylan am liebsten in Mono hört, ist das einfach neumodisches Zeug, das ich bei Musik halt nicht unbedingt brauche.

  • Wow! Wow! Einfach nur Wow! Besser als jeder Festakt zur deutschen Einheit!!!


    Ein super Konzert am vergangenen Montag in der Hansestadt, von dem ich immer noch völligst geflasht bin. Ohne viel Bühnen-Schnickschnack (bis auf das Finale von "Starless", als die Bühne und mit ihr die Musiker in blutrotes Scheinwerferlicht getaucht wurden) und ohne lange Ansagen (bis auf die am Anfang vom Tonband) ließen Fripp, Levin und Co. einfach ihre Musik für sich sprechen und das bei sehr gutem und auch angenehmen, nicht zu lautem Sound. Da hatte ich ja nach dem Yes-Konzert in der selben Location im Mai die größten Befürchtungen, die sich aber gottseidank nicht erfüllt. Scheint wohl doch so, als hätten Crimso die besseren Soundtechniker am Start.
    Setlistentechnisch war alles vertreten, was das KC-Fanherz begehrt und, auch wenn man es den Musikern oft nicht ansah, mit großer Spielfreude dargeboten. Von "Epitaph", "In The Court...", "Schizoid Man", über "Cirkus", "The Sailor's Tale", "Easy Money", "Larks' Tongues (Part 2)" bis hin zu "Red", "One More Red Nightmare" und "Starless", alles wurde zu meiner großen Freude gespielt. Durch den Titelsong des Jakszyk/Fripp/Collins-Albums "A Scarcity Of Miracles" ist nun außerdem auch mein Interesse an diesem "ProjeKct" gestiegen. Ich weiß, bin da ein Spätzünder, aber hey! Manche im Publikum vermissten nach dem Konzert die "Heroes"-Tribut-Zugabe an Bowie, mir hat es aber jetzt nicht unbedingt gefehlt. Wer weiß, welcher Song dafür hätte rausfliegen müssen, andererseits denke ich, wurde Bowie in diesem Jahr von sämtlichen Künstlern, die dieses Jahr auf Tour waren, wohl mehr als genug gehuldigt.


    Toll auch die Drum-Soloeinlagen des Trios Mastelotto/Stacey/Harrison. Bei Tony Levin macht es sowieso immer großen Spaß, ihm nicht nur auf seine "Funky Fingers", sondern auch auf die normalen zu schauen. Die Wiederaufnahme von Mel Collins für die "Wind Instruments" war eine sehr kluge Entscheidung von Herrn Fripp, der Mann vermochte auf Saxophon wie auch auf Flöten zu überzeugen. Auch der zweite Gitarrist Jakko Jakszyk hat seinen Job super gemacht und Mr. Fripp wunderbar zur Seite gestanden. Vorab gab es ja im Netz Diskussionen über seine nicht immer zufriedenstellenden Gesangsleistungen, doch er hat sowohl die Lake- als auch die Wetton-Heuler gesanglich mit Bravour gemeistert. Naja und Fripp war halt, wie er schon immer in allen Jahrzehnten war. Als Gruppenkleister, der alle in der Band zusammenhält ruhig in der oberen rechten Bühnenecke sitzend und trotzdem auf dem Punkt bei Keyboard- und natürlich Gitarreneinsätzen. Mein Sitznachbar verglich spaßeshalber ihn mit Mr. Spock, aber das mit Recht! Man kann nur hoffen, dass sich diese Formation auch nochmal für ein neues KC-Album zusammenschließt, denn sie hätte soviel Potenzial.
    Auch das Publikum war spitze mit euphorischem Applaus zwischen dem Songs, gepflegtem Headbangen bei den härteren Stellen und Andächtigkeit bei den ruhigeren Stellen. Auch an die Regeln auf den beiden Pappschildern, die vor Konzertbeginn links und rechts am Bühnenrand standen ("Fotografieren erst, wenn Tony seine Kamera zückt!") wurde sich, zum Glück, gehalten. Habe mir nach diesem tollen Erlebnis jetzt auch das "Radical Action"-Boxset bestellt.


    Getroffen habe ich leider niemanden aus diesem Forum oder von den Yes'lern. War erst zehn Minuten vor Konzertbeginn am Ort, in der Pause baten die Ordner darum, möglichst schnell wieder die Plätze einzunehmen und da die Show insgesamt bis 23:15 h ging, bin ich danach schnell weg, um noch meinen Zug nach Hause zu bekommen. Hat also nicht sollen sein, aber vielleicht ergeben sich ja noch mal andere Gelegenheiten in Zukunft.

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • Seit gestern höre und schaue ich mich durch die "Radical action"-Geschichte durch. Meine Fresse. Von den letzten Tour-Releases dieser Formation war ich ja nicht so angetan, aber dieses Ding ist nun wirklich ein Oberhammer. Das gehört schon jetzt für mich zu den ganz großen Live-Veröffentlichungen im Prog-Genre, ein Monster. Und zwar ein quicklebendiges.


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