"Beatles vs. Stones vs. Mozart" - Sinn und Unsinn von Ranking-Listen und Spekulationen über zukünftige Rezeption klassischer Rockmusik...

  • Ach, alles subjektiv.

    so ist es. Und Musik sollte immer aus der Schaffensperiode der Künstler heraus beurteilt werden. Und richtig, welchen Einfluss sie hatten, bis heute. Und da haben die Beatles Spuren hinterlassen, auf denen viele gewandelt sind und es immer noch tun. Die Kreativität der Vier mit George Martin zusammen war einfach einzigartig, obwohl sie sich nicht als technisch sehr gute Musiker gesehen haben.

    Genesis seit 1974

    Jethro Tull seit 1971

    ELP seit 1970

    Beatles seit 1969

    Drafi Deutscher 1966 😁

  • Das echte Original-Interview des Esquire mit Keith, das tom verlinkt hatte

    da wiederholt Aussagen, die Keith und Mick schon früher machten. Großes Verständnis für die Gestresstheit und Probleme der beates 1966, Verwunderung über deren krasse Kehrtwende 1967.



    Mick stellt oft in Interviews klar, dass die untershiedlichen lebenswege nach Satanic Majesties begannen: Da suchten dieStones en weg zurück zum Blues und wurden eine Stadionband. DIE Stadionband. Zufällig hatten die Beatles u.a. mit dem Shea-Stadium-Konzert 1965 erstmalig die Tür zu dieser Tourform geöffnet. Das hatte die Chancen des neuen Geschäftsfeldes allen Veranstaltern vorgeführt - Massen zahlender Menschen. Aber die 4 jungen, gerade mal 23ig jährigen gestressten JPG&R erschreckte das alles, die Größe, die Unkontrollierbarkeit. Sie stoppten das touring für alle Zeiten. "Wir konnten uns gar nicht hören" (John) "Es war so bedrohlich" (Ringo). Das war der Bruch.


    Hätten sie doch nur die schlummernden Möglichkeiten des Tourens in diesem Moment erkannt, 66-67, vielleicht wären sie heute noch zusammen und bahnbrechend. Die Stones wurden danach ab 68-69 eine der ersten ekstatischen Riesen-live-Bands und blieben das bis heute. Auch die Stones mussten durch mehrere Wellen bitterer Erfahrungen (mit dem Schlimmsten, mit Altamont), bis sie zu einem guten, für Sie selbst und alle anderen einigermaßen sicheren Stadien-Konzept Konzept kamen. (Das dann 8 Jahre später von ehm anderen Stadienbands um Lichtshows und Kräne erweitert wurde :)). Der große Unterschied: Die Stones gingen mit dem immer verrückter explodierenden Musikbiz viel realistischer und härter um, waren in Verfolgung ihrer Ziele ausdauernder, zogen ihre Geschäftsfelder durch.


    Wie anders die Vier: Nach all dem unfassbaren Hype kehrten sie allen Drogen den Rücken, gingen zu Maharisihi in die TM und zogen sich in die eigenen Bubbles zurück. Zwei Jahre später waren umgab sie gegen Ende eine Aura empfindlicher, schnell genervter Divas inmitten einer Entourage von Wasserträgern. Als würden sie sich in Kokons einigeln und sich mit viel Schutzwolle im Gesicht tief in die Musik eingraben. Die Let it Be Doku bestätigt diesen fragilen Eindruck.


    Deshalb sind sie ab 67 nicht mehr vergleichbar. Die Stones wurden eine Live-Band, die Beatles eine Albenband mit komplizierten, kaum nachzustellenden Techniktricks. Auch schwer nachzumachen, ürigens.


    Ich könnte keine der beiden aus meinem Leben wegdenken. Mein Zugang zu Soul und Blues wäre anders gewesen ohne die Stones, meine Begegnung mit KC z.B. wäre wesentlich unaufgeschlossener ausgefallen ohne die 3 richtungsweisenden Rubber Soul, Revolver und Sgt.Peppers. Und ja, SP ist kein rundes Ganzes ist aus vielen kleinen Splittern zusammengesetzt, manche davon sind eher so kleine Satire oder Mehrdeutigkeits-Andeutung auf LSD, verklärte "weiche" Drogenerlebnisse und sowas.

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  • Ich oute mich jetzt: Beide Bands höre ich so gut wie nicht, nein, wenn ich ehrlich bin, überhaupt nicht. Mögen sie so viel Einfluss auf die Rock/Popmusik haben, wie so oft beschrieben, ist mir egal. Erst recht diese extrem subjektiven Polls. Mhm, ich vergeude gerade Musikzeit. Schnell zu, ach, nehmen wir Genesis… ;)

  • Neulich wählte ich die blödesten Musikmagazine, und siehe da, die Springer-Blätter landeten auf den vorderen Plätzen.

    Axel-Springer-Verlag sucks, keine Frage, aber der Rolling Stone ist mit Abstand das beste Musikmagazin im Lande (was leider wiederum auch nicht so schwer ist). Und der Musik-Express scheint sich gerade etwas zu erholen nach rund 25 schwachen Jahren.

    Die Stones waren nie eine Albenband, insofern ist es schon verständlich, dass sie nicht vorne dabei sind. Das völlig überschätzte White Album auf Platz 7 und Sgt. Pepper auf Platz 12 sind unabhängig davon lächerlich, da zählt der Name der Beatles und der popkulturelle Einfluss mal wieder mehr als die Qualität.


    Progaffin war der Rolling Stone bekanntlich noch nie. In meinen persönlichen Top 10 würden sich ausschließlich Alben von Genesis, King Crimson und Steely Dan befinden.

    Ziemlich steile Thesen. Mal vorneweg, ich schätze beide Bands, die Stones und die Beatles. Doch die Beatles waren in den 60er Jahren sicherlich die wichtigste aller Bands. Keines ihrer Alben von Rubber Soul bis zum Weißen Alben ist überschätzt, jedes einzelne davon hat jeweils wieder neue Welten für die Populäre Musik erschlossen. Ob man sie nun persönlich schätzt oder nicht.

    Dass die Stones keine Alben-Band sind, kann man so nicht sagen. Sie haben nur nicht ein einziges Album veröffentlicht, das ähnlich stilbildend war/ist wie all die genannten Beatles-Alben oder - im härteren Genre - die ersten Led Zeppelin-Alben. Baggers Banquet oder Exile On Main Street zum Beispiel sind von ihrem Wesen her ganz sicher klassische "Alben", letzteres auch wohl das größte Werk der Band, aber eben nicht wirklich bahnbrechend. Ich bin froh, dass die Stones noch da sind, doch der uralte Spruch vom ollen Richards ist einfach Quatsch.

  • Zitat von squire-fish

    Spruch vom ollen Richards ist einfach Quatsch.

    ... ihr immer mit Euren kurzen Sätzen ... :P Also etwas mehr bräuchte ich schon: Warum ist das, was Keith im Esquire sagte, Quatsch?


    Axel-Springer-Verlag sucks, keine Frage, aber der Rolling Stone ist mit Abstand das beste Musikmagazin im Lande (was leider wiederum auch nicht so schwer ist). Und der Musik-Express scheint sich gerade etwas zu erholen nach rund 25 schwachen Jahren.

    Gehört ME nicht auch zum SUCKs-Konzern?

  • ... ihr immer mit Euren kurzen Sätzen ... :P Also etwas mehr bräuchte ich schon: Warum ist das, was Keith im Esquire sagte, Quatsch?

    Na, dass Sgt.Peppers "rubbish" ist, ist einfach Quatsch. Der Mix aus ganz untderschiedlichen Stilen, neuen Sounds und eigenwilligen Kompositionen - und das ganze bei großer Spielfreude - war und ist ungeheuer wichtig für die Entwicklung der populären Musik.

    Sgt. Peppers ist eines der Alben, die ganz besonders überzeugend demonstrieren, wie viel Spaß das Musizieren machen kann. Die ganze Welt ist voller Musik, geht auf Entdeckungsreise und lasst eurer Phantasie freien Lauf. Alles geht. Das ist der große Wert der Beatles überhaupt, das kommt kein anderes Kollektiv, kein anderer Künstler mit.


    P.S. Mal abgesehen von, dass die Stones den Beatles mit Alben wie Between The Buttons und Their Satanic Majesties Request hinterhergelaufen sind.

  • Subjektive Polls, subjektive Bestenlisten...ja, Geschmack ist etwas persönliches. Aber trotzdem wurden ja manche Alben öfter genannt als andere, weswegen sie in der RS-Liste weiter oben stehen (es wurden, unabhängig voneinander, viele Menschen aus dem Musikbusiness befragt). Treffen genannte Alben einfach den Geschmack vieler Leute? Würde dann aber bedeuten, dass Geschmack doch nichts allzu subjektives ist. Dann muss es wohl irgendeine "objektive Güte" geben, anhand derer sich besagte Alben sozusagen den Poll nach oben hangeln können. Was ist diese? Der Einfluss des Werkes auf darauffolgende Musik (nur im Rückblick bewertbar)? Das handwerkliche Können? Die kompositorische Raffinesse? Der Einfluss des Werkes auf die Lebenswelt der Hörenden bei Erscheinen und danach (kulturelle Ausstrahlung)? Die Fähigkeit, Emotionen und menschliche Erfahrungen ins Werk zu setzen? Die Originalität? All diese Kategorien haben sicherlich subjektive Komponenten. Trotzdem würde ich behaupten, dass anhand solchen Unterscheidungen und durch Zusammenführung dieser, eine Art intersubjektiver Objektivität (an diesem Ort und zu dieser Zeit, versteht sich - weswegen die Liste ja auch noch einmal erneuert wurde) durchaus gegeben sein kann. Um dies gewährleisten zu können, brauch es dann natürlich eine möglichst hohe Anzahl von "Leuten vom Fach". Das ist meiner Meinung nach beim RS-Voting gegeben, weswegen ich die Liste durchaus Ernst nehmen würde.

  • Na, dass Sgt.Peppers "rubbish" ist, ist einfach Quatsch. Der Mix aus ganz untderschiedlichen Stilen, neuen Sounds und eigenwilligen Kompositionen - und das ganze bei großer Spielfreude - war und ist ungeheuer wichtig für die Entwicklung der populären Musik.

    Sgt. Peppers ist eines der Alben, die ganz besonders überzeugend demonstrieren, wie viel Spaß das Musizieren machen kann. Die ganze Welt ist voller Musik, geht auf Entdeckungsreise und lasst eurer Phantasie freien Lauf. Alles geht. Das ist der große Wert der Beatles überhaupt, das kommt kein anderes Kollektiv, kein anderer Künstler mit.


    P.S. Mal abgesehen von, dass die Stones den Beatles mit Alben wie Between The Buttons und Their Satanic Majesties Request hinterhergelaufen sind.


    Zum Teil gehe ich mit, aber Keith sagt im Esquire nicht, dass das Album Sgt. Peppers rubbish sei.


    Das mit dem Hinterherlaufen ist schon seit jeher streitig. Beide Alben waren so etwas wie die fast gleichzeitige Geburtsstunde des Prog und die Kulturszene trieb sich in beiden Studios und auf denselben Parties herum.


    Befruchtet haben sich die Ideen auf jeden Fall gegenseitig, es war wohl kein Hinterherlaufen/Kopieren. .

    Für beide war es am Ende nicht ihr Ding, die einen haben danach quasi Schluss gemacht, die anderen sind zum Blues zurück. Aber was für ein Glück für uns, für den Prog an sich, dass diese beiden Supergruppen zur gleichen Zeit an der gleichen Richtung gearbeiten hatten. Groovy. :)