PETER GABRIEL - die deutschen Alben - Rezension und Analyse

  • Dass uns entgegen PGs Intention So auf Deutsch erspart geblieben ist, ist vermutlich ein Segen für alle Beteiligten. Das wäre textlich wohl übel ausgegangen. Allein der Gedanke ... gruselig.

    In der Tat. Wobei ihm heutzutage eine deutsche Version von "We Do What We're Told" einiges an GEMA-Gebühren einbringen könnte für den Fall, dass besorgte Demonstranten nach passenden neuen Spaziergangs-Songs suchen sollten. Hier würde schließlich das Recht auf Eigeninterpretation gelten. 🙄


    Schöner Artikel. 👍

  • Mehrsprachige Versionen eines Albums aus der Genesis-Familie? Gab's sonst nur noch bei Collins' Disney-Soundtracks, denke ich.


    Ich bevorzuge musikalisch die Originalversionen, außer bei Jetzt kommt die Flut. Finde die beiden deutschsprachigen Alben aber ideell gut. Ja, sprachlich ist es stellenweise holprig und fragwürdig, aber aus eigener praktischer Erfahrung weiß ich, dass bei der Übersetzung englischer Liedtexte ins Deutsche der Kompromiss aus

    a) die Botschaft adäquat rüberbringen

    b) Sanglichkeit

    c) Wohlklang

    d) Reimen und

    e) passender Silbenzahl/Metrik

    mitunter schwer zu treffen ist.

    Understand, Rael: It´s a trick of the tail ...

    • Offizieller Beitrag

    Da hast du zwar recht, aber in diesem Fall war das nicht alles.


    Horst Königstein hat in einem Artikel namens "Deutschstunde" mal sehr eindrücklich über die Zusammenarbeit berichtet. Und dabei ist zu erfahren, dass er sich eben nicht nur als Übersetzer gesehen hat, sondern als eine Art Co-Autor. Offenbar hat er bei der 1982er Platte auch deutlicher Einfluss auf die Texte genommen - auch auf die Englischen. Ihm war wohl vieles zu sentimental und betulich. In seinen "Übersetzungen" wollte er dann deutlicher, direkter sein, als Peter im Original.

    Und man darf nicht vergessen: Er ist kein Musiker, sonder Autor und Filmemacher. Keine Ahnung, weshalb man damals ausgerechnet auf ihn kam. Seine Texte zeugen für mich jedenfalls vielfach davon, dass ihm Musikalität nicht so nahe stand.


    Gelungener finde ich ja beispielsweise die deutschen Übersetzungen der Stücke von Peter Hammill. Die stammen von Heinz-Rudof Kunze und sind völlig singbar.

    • Offizieller Beitrag

    An der Stelle seit noch einmal an unser Interview mit Horst Königstein erinnert, das wir seit einiger Zeit aus dem Archiv auf die Website geholt haben


    https://www.genesis-fanclub.de…r-Gabriel-Alben-s602.html

  • Habe vor vielen Jahren mal eine Rezi dazu verfasst, die ich hier zitieren möchte:


    "Die deutsche Version von PGs drittem Album scheint nur noch schwer erhältlich zu sein. Schade eigentlich, da es (zusammen mit der Übersetzung des 4. Albums) ein interessantes Experiment war.

    PG brachte nebem den orginalen englischem Album eine deutsche, französische und schwedische Version heraus. (EDIT: ich weiß heute, das stimmt nicht)

    Die deutsche Version wurde von Horst Königstein übersetzt. Das Resultat war zwiespältig. Manche deutsche Versionen klangen einfach komisch (höflich ausgedrückt). Ich weiß noch wie wir damals diskutiert haben, ob Horst dies ernst oder ironisch meinte - "Krieg muss man schwänzen, Spiel ohne Grenzen" kann einfach nicht ernst gemeint sein. Auch "Keine Selbstkontrolle" oder "Durch den Draht" klangen bemüht - uns fielen spontan bessere Übersetzungen ein.

    Aber ein paar Songs klagen aber auch sehr eindringlich auf deutsch: "Eindringling" schafft Gänsehaut, "Du bist nicht wie wir" klingt immer noch sehr aktuell", die kurze Textstelle von "Ein normales Leben" ist gelungen.

    Was die deutsche Version aber abhebt vom englischen Original ist die Version von Biko: 100 Sekunden länger, andere südafrikanische Folklore und eine gute Übersetzung lassen den Song noch mehr unter die Haut gehen als das Original. Für mich war allein dieser Song der Grund, das Album auf deutsch zu erwerben.

    PG Fans sollten sich "3" als deutsche Album mal anhören. Viele sagen, das die Übersetzung von "4" auf deutsch besser war - ich kann dies nicht unterstützen. Die Übersetzungen waren besser, aber der Gänsehautfaktor wie bei "Eindringling", "Du bist nicht wie wir" und vor allem bei "Biko" bleibt hier aus."

    Leave a big hole in the wall

    Just where you are looking in

  • Soweit ich mich erinnere, wollte Peter mit seiner Aktion der seiner Meinung nach imperialistischen englischen Musikindustrie entgegentreten, die sich in der Arroganz, nur in ihrer Heimatsprache zu singen, ausdrückt.

    Wäre möglich, aber ich habe keinen Beleg dafür gefunden. Peter hat gesagt, dass er es sonderbar fand, dass sie viele Menschen statt in ihrer Muttersprache auf Englisch singen. Aber weiter ging er meines Wissens nach nicht.

  • Ich finde es irgendwie lustig, dass offenbar die meisten eine korrekte Übersetzung in diesen deutschen Alben suchen oder vermissen. Das greift doch viel zu kurz.


    Für mich war eigentlich immer klar, dass hinter dieser holprigen manchmal verstörend abrupten Sprache eine Absicht steckt, teilweise sogar so als würde Peter nicht nur mit Akzent singen, sondern auch mit Googletranslate arbeiten, hätte es das schon gegeben. Und ich fand und finde das echt Klasse, eine tolle starke Stimmung, eine Art fragmentierter Sprachrythmus wird erzeugt.


    Ein Blick ins Interview mit dem Autor bestätigt mir diesen persönlichen Eindruck. Für mich grad unverständlich, dass hier offenbar einige mangelnde sprachliche Kompetenz darin sehen wollen. Obs einem dann gefällt ist natürlich was anderes.

  • Ich mag den holprigen Gesang nicht besonders. Ich bleibe lieber bei den originalen Fassungen. Gleichwohl finde ich den Artikel äußerst interessant. Vielen Dank dafür!

    Gruß


    The guaranteed eternal sanctuary man

  • Ich finde es irgendwie lustig, dass offenbar die meisten eine korrekte Übersetzung in diesen deutschen Alben suchen oder vermissen. Das greift doch viel zu kurz.


    Für mich war eigentlich immer klar, dass hinter dieser holprigen manchmal verstörend abrupten Sprache eine Absicht steckt, teilweise sogar so als würde Peter nicht nur mit Akzent singen, sondern auch mit Googletranslate arbeiten, hätte es das schon gegeben. Und ich fand und finde das echt Klasse, eine tolle starke Stimmung, eine Art fragmentierter Sprachrythmus wird erzeugt.


    Ein Blick ins Interview mit dem Autor bestätigt mir diesen persönlichen Eindruck. Für mich grad unverständlich, dass hier offenbar einige mangelnde sprachliche Kompetenz darin sehen wollen. Obs einem dann gefällt ist natürlich was anderes.

    Unterschreibe ich komplett.
    MEine Güte, was für ein Genörgel hier.
    Ja, vieles ist holprig, aber es gibt einige interessante Stellen.

    Zum Beispiel finde ich "I don´t remember" mit "Frag mich nicht immer" zu übersetzen, schlicht genial und erweitert den Song und den Inhalt des Originals.

    Here come the Cavalry!

  • Mir ging es eher darum, ein Bild des deutschen "Musikgeschmack" zu zeichnen, welcher dann ja wohl auch ursächlich dafür war, dass die deutsche Plattenfirma ja sagte, während alle dankend (aber vermutlich auch lachend) ablehnten.

    Ich korrigiere mal die vielen krausen Gedanken:


    1. DEN deutschen Musikgeschmack gibt es nicht.


    2. In den Charts anderer Länder finden sich auch "geschmackliche Verirrungen". Das ist kein Alleinstellungsmerkmal Deutschlands.


    3. Zwischen Fans von Songs wie LOOKING FOR FREEDOM und THE UNKNOWN STUNTMAN auf der einen Seite und Liebhabern der deutschen Gabriel-Songs auf der anderen Seite einen Zusammenhang zu sehen, ist mehr als abenteuerlich. Das sind künstlerisch gesehen völlig verschiedene Paar Schuhe.


    Abschließend bist du zu jung, um die 80er einigermaßen kompetent beurteilen zu können.

    Und THE UNKNOWN STUNTMAN ist ein netter Song. Daher immerhin ein kleiner Dank für diese Erinnerung!:)

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"