CHESTER THOMPSON Interview im amerikanischen Rolling Stone (4.2.2021)

    • Offizieller Beitrag

    Beide (Chester und Phil) haben sich doch in dieser Situation unprofessionell verhalten.


    ABER: Die Schilderung im Interview stammt von einem der Beteiligten (Chester) und ist demnach sehr subjektiv. Vielleicht war er viel unvorbereiteter als er es zugibt? Vielleicht ist Phil nicht so ausgerastet, wie er es darstellt? Wir werden es nie erfahren und selbst die Bandmitglieder, die dabei waren, haben dazu vermutlich eine persönliche Meinung, die ebenfalls eingefärbt ist.


    Chester war schlecht vorbereitet, Phil hat überreagiert. Und beides ist für mich ein No-Go. Wenn ein Mitarbeiter von mir, den ich immer als total zuverlässig eingestuft habe, plötzlich völlig unvorbereitet in eine angekündigte Aufgabe hineingeht, würde ich vermutlich auch deutliche Worte finden. Dass dabei keine Gegenstände rumfliegen sollten und man sowas nicht vor versammelter Truppe macht, ist natürlich ein ebenso großes No-Go. Ich stufe das als ein Unentschieden ein, bei dem es nur Verlierer gab.


    Dass beide deswegen bis heute aber nicht mehr miteinander gesprochen haben zeigt mir auch, wie professionell ihre "Freundschaft" tatsächlich war. Wenn ich mit einem echten Freund so eine Auseinandersetzung habe, dann sollte man sich aber trotz allem mit etwas Abstand aussprechen können. Wenn selbst das nicht möglich ist, war es zumindest zuletzt mit der Beziehung zwischen Phil und Chester nicht mehr weit her. Oder sie hatten eben nur ein kollegiales Freundschaftsverhältnis.

  • Mir war gar nicht klar, dass dieses Kindergarten-„Zerwürfnis“ so geheim war. Davon hatte ich bereits vor Jahren irgendwo gelesen. Die Quelle weiß ich nicht mehr, aber Chester habe ich mal getroffen und er ist eine coole Socke und sowieso DER Genesis Live Drummer für mich. Chester ist und bleibt mein Bester!

  • Ich denke nicht, dass sie in dem Sinn wirklich 'Freunde' sind/waren. Das hat Chester ja im Interview auch erklärt. Das war eine berufliche Verbindung und sie hatten sicher ein gutes, freundschaftliches Verhältnis und hatten während den Tours eine gute Zeit in der Band.

    Ich weiss es nicht, aber ich glaube nicht, dass Chester und Phil/Genesis sich abseits der Tourneen getroffen haben, um etwas zusammen zu unternehmen.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Manchmal finde ich es etwas schade, dass nach und nach immer mehr solche kleinen Fiesheiten rund um Genesis auftauchen. Mike über Tony, auch Hackett spart nicht mit verhaltener Kritik, jedoch wer möchte mit klar deutbaren Minderwertigkeitsgefühlen. Ray Wilson konnte gar nicht mehr aufhören, wie toll doch Tony und Mike als Musiker, jedoch wie armselig sie als Menschen doch seien. Oder Peter über Tony, Tony über Steve. Oder Phil über McCartney. Bei Phil spürte man ja immer wieder seine Dünnhäutigkeit gegenüber auch völlig irrelevanter Kritik. Er will es eben immer allen recht machen: siehe Setlist. Und eben wie gekränkt er dann sein kann. Ich kann mich an die Aussage von Chester errinnern und dachte bereits damals: uiii das kommt nicht gut an.


    Nun eigentlich ist das ja auch klar, sind ja alles normale Menschen. Nur wenn ich das äusserst witzige und sympathische Invisible Touch Porträt-Bild von den Dreien anschaute, hatte ich irgendwie dazumal das angenehme Gefühl, dass diese Drei als treue Freunde über allem etwas erhaben stehen. Modischen Zeitströmungen, sowie niedrigem Klatsch und Gezänke. Sie waren so anständig und nett, menschlich so nahbar und gewöhnlich, musikalisch jedoch so genial und aussergewöhnlich. Das hat mir gefallen.


    So ausschliesslich sehe ich aber dann die Bösewichte oftmals doch nicht auf der Seite der Drei: meist sind es rundherum Enttäuschte und aus ihrer eigenen Sicht zu kurz Gekommene, die sich eben zwar immer schön vermeintlich stilvoll äussern, aber halt doch das kritisieren, von dem sie selbst so äusserst viel profitieren konnten.


    Chester ist offenbar auch von seiner Persönlichkeit jemand der sich stark zurücknimmt. Hat mir immer gefallen. Manchmal fand ich es ja auch seltsam, wie dieses Zelebrieren des unglaublichsten Schlagzeugers aller Zeiten Phil, Chester wirklich als Statisten dastehen liess. Wenn man dann genau hinhörte, merkte man schnell, dass die Wahrheit etwas differenzierter aussieht.

    Im Grunde kann doch Chester als Musiker auch dankbar sein, wenn jemand anderes sich für den ganzen Promo-Zirkus geopfert hat. Phil hat sich in diesen Bereichen effektiv verheizt.


    Aber bei diesen Musikern, bei Genesis wie von einer Firma, mit Mitarbeitern, Aufträgen, Pflichten, sozusagen einer Corporate Governance etc. zu sprechen, das wird mir dann doch zu armselig und verliert irgendwie jeden Reiz und Glamour.


    Wenn ich mich aber nur ein bisschen in den ehrgeizigen Phil 2010 eindenke, der langsam auch seine Fähigkeiten als Schlagzeuger am verlieren war, kann ich mir gut auch eine Art Neid gegenüber dem bescheidenen Chester vorstellen. Ich würde Chester sogar zutrauen so Genügsam zu sein, Fehler auf sich zu nehmen, die es so gar nicht gegeben hat, nur weil es ihm vorgeworfen wurde. Auch wenn es nicht schön ist von Phil: wenn man bedenkt in welches persönliche Desaster er gerade rutschte passts zum Gesamtbild. Und er tut mir schon sehr leid.


    Nun ja (fast) alles Mutmassungen und subjektive Eindrücke.

    4 Mal editiert, zuletzt von ForPlay ()

  • Manchmal finde ich es etwas schade, dass nach und nach immer mehr solche kleinen Fiesheiten rund um Genesis auftauchen. Mike über Tony, auch Hackett spart nicht mit verhaltener Kritik, jedoch wer möchte mit klar deutbaren Minderwertigkeitsgefühlen. Ray Wilson konnte gar nicht mehr aufhören, wie toll doch Tony und Mike als Musiker, jedoch wie armselig sie als Menschen doch seien. Oder Peter über Tony, Tony über Steve. Oder Phil über McCartney. Bei Phil spürte man ja immer wieder seine Dünnhäutigkeit gegenüber auch völlig irrelevanter Kritik. Er will es eben immer allen recht machen: siehe Setlist. Und eben wie gekränkt er dann sein kann. Ich kann mich an die Aussage von Chester errinnern und dachte bereits damals: uiii das kommt nicht gut.

    Die Beziehungen in Genesis waren sicher nicht die Friede, Freude, Eierkuchenveranstaltung als das sie im ersten Moment erscheint. Aber es war alles noch vergleichsweise zivilisiert, verglichen mit den lächerlichen egoclashes und Seifenopern bei CSNY, Yes, Pink Floyd, The Who, usw.

    Und ich selbst kann mich in meiner Berufsbiographie auch an einige sehr unangenehme Teamsituationen erinnern, warum sollte es bei Musikern unbedingt anders sein.

  • PC wollte explizit überhaupt nichts interpretieren, sondern 1:1 rekonstruieren.

    Genau! Und so wird es ja auch gesagt von Chester: Phil wollte, dass es perfekt ist. Chester dagegen dachte etwas naiv "Motown kann ich".

    Im Kern ist es also ein Kommunikationsproblem. Wenn man auf beiden Seiten Dinge erwartet, sich aber nicht explizit darüber austauscht, dann kann es eben so kommen.

    Jetzt kann man sagen: Chester hätte es ahnen können, denn er kannte Phil. Aber da kommt dann ins Spiel, dass Phil halt nicht mehr ganz "der alte" war und offenbar nicht so reagiert hat, wie Chester es gewohnt war.

  • PC wollte explizit überhaupt nichts interpretieren, sondern 1:1 rekonstruieren. Und damals war das Problem wohl weniger CTs mangelnde Vorbereitung, sondern PCs veränderte Persönlichkeit.

    Sehe ich ganz genauso. Über das Ausmaß der mangelnden Vorbereitung können wir natürlich alle nur spekulieren, jedoch kann ich mir aufgrund der bisherigen Eindrücke kaum vorstellen, dass Chester es total hat schleifen lassen. Aber selbst wenn - ich glaube, dass es neben Phils Hang zum Perfektionismus vor allem seine damalige Situation war, die ihn hier und da zu einem etwas komplizirteren Zeitgenossen machte. Da waren ja nicht nur die Ehe- und Alkoholprobleme, sondern vor allem auch sein zunehmender körperlicher "Zerfall" (in seinem Fall kann man diese Bezeichnung leider wohl schon wählen).


    Von möglichen Schmerzen mal abgesehen, muss es sicherlich schwer zu verarbeiten gewesen sein, das geliebte und von der ganzen Welt umjubelte Schlagzeugspiel nicht mehr ausüben zu können. Zuvor bei den Studioaufnahmen nur mit an den Händen geklebten Sticks spielen zu können, um dann irgendwann wenig bis gar nichts mehr hinzubekommen - das wäre für jeden eine wirkliche Lebenskrise gewesen. Für einen Perfektionisten wie Phil, dem man darüber hinaus seinen Spaß beim Spielen immer anmerkte, mit Sicherheit besonders. Hinzu dürfte die Sorge vor weiteren operativen Eingriffen, Lähmungen etc. gekommen sein. Da wird man schnell mal übellaunig. Ich selbst habe vor vielen Monden mal einige Monate auf Krücken verbringen müssen und kann mich heute noch nur entschuldigen bei denjenigen, die mich damals in so mancher Situation haben ertragen müssen. Und meine damaligen Wehwehchen waren im Vergleich zu Phils Problematiken mit Sicherheit nichts. ;)


    Insofern hoffe ich, dass auch Chester im Nachhinein betrachtet Nachsicht hat mit seinem Freund/ Chef/ Mitmusiker (was auch immer er für ihn gewesen sein mag). Das Interview und seine ohnehin freundliche Persönlichkeit deuten sehr darauf hin. Und umgekehrt hoffe ich, dass Phil irgendwann merkt, dass es der gute Chester auch in Anbetracht der gemeinsamen Vergangenheit nicht verdient hat, dauerhaft ignoriert zu werden. Mit Sicherheit wird er das Interview auch zu lesen bekommen und hoffentlich tatsächlich zum Hörer greifen. Ich würde es beiden sehr wünschen.

    • Offizieller Beitrag

    Übrigens haben wir beim Rolling Stone USA angefragt, ob wir das Interview übersetzt auf der Website veröffentlichen dürfen.

    Wir dürften - kostet aber gut 1.000€

    Falls jemand also bereit wäre, uns diese Summe zur Verfügung zu stellen ...


    schade, hatte ein wenig gehofft, dass man uns da sehr viel weiter entgegen kommt, aber natürlich habe wir sowas erwartet.

    • Offizieller Beitrag

    Übrigens haben wir beim Rolling Stone USA angefragt, ob wir das Interview übersetzt auf der Website veröffentlichen dürfen.

    Wir dürften - kostet aber gut 1.000€

    Falls jemand also bereit wäre, uns diese Summe zur Verfügung zu stellen ...


    schade, hatte ein wenig gehofft, dass man uns da sehr viel weiter entgegen kommt, aber natürlich habe wir sowas erwartet.

    justplay Es ist alles andere als sicher, dass der deutsche Rolling Stone das machen wird. Das war auch der Grund für meine Anfrage