TotW: [26.08.-01.09.2019]: GENESIS - Invisible Touch

  • Dann geh ich mal auf das eigentliche Thema zurück:


    Ja, es ist Plastepop, ja es ist belanglos, ja, die Produktion ist käsig. Aber es ist definitiv ein Ohrwurm. Und als solcher bei Weitem nicht der schlechteste.


    Das Album ist aufgrund des Sounds schwierig. Es ist Genesis-Album das am schlechtesten gealtert ist, eben weil es damals hip war und auf Zeitlosigkeit gepfiffen wurde (wie bei No Jacket Required auch).


    Ich bin in der, in dieser Hinsicht, glücklichen Lage, die Band erst später kennengelernt zu haben, also konnte man mir mit solchen Songs auch keine Prog-Band kaputtmachen. Ganz im Gegenteil: Hätte es IT & Co. nicht gegeben (es war tatsächlich meine erste eigene CD), wäre ich sicher nicht schon als Vorpubertärer an die Nursery Cryme geraten, sondern womöglich nie. Wie Prophet schon sagte, wäre die Band ohne die 80er-Genese womöglich im Auskenner-Nirwana verschwunden und sehr viele Menschen hätten sehr viel verpasst.


    IT ist eine gefällige Nebenbei-hör-Nummer, und dafür deutlich angenehmer, als der eigentliche Tiefpunkt des Albums (In Too Deep). Das Video ist auch drollig, insgesamt netter Spaß. Nicht viel mehr, aber definitiv auch nicht weniger.

    • Offizieller Beitrag

    Die Produktion des Songs ist - dem Zeitgeist der Eighties geschuldet - nach heutigen Maßstäben vergleichsweise dürftig. Für alle, die die Erstveröffentlichung nicht live miterlebt haben: Damals war das toll. Ja, auch der Sound.


    Ich habe diesen Song früher immer als Beispiel für den "perfekten Popsong" angeführt - mit heutigen Popsongs ist er jedoch nicht zu vergleichen, daher formuliere ich das lieber so um: Ein Beispiel für einen guten und kommerziell erfolgreichen Rock-Song! (uh, ich höre die Zweifler schon heulen...)


    Der Text mag vielleicht vordergründig simpel und einfältig erscheinen, aber man könnte ihn durchaus auch so deuten, dass es sich bei der mysteriösen Frau mit der unsichtbaren Berührung gar nicht um eine Frau, sondern eine abhängig machende Droge handelt. Jedenfalls geht es hier nicht um Herz-Schmerz, sondern eher um Hörigkeit, Kontrollverlust, Misstrauen etc. - nicht unbedingt ein radiotaugliches 08/15-Thema.


    Mir geht es eher um die Komposition - das Gitarrenriff mag man vielleicht nervig finden, aber es ist eine einzige Hommage an Pete Townshend - es gibt eine auffallend große Übereinstimmung der Akkorde mit denen des Who-Klassikers Substitute, ohne dass es sich hier um ein Plagiat handeln würde. Herausragend sind aber auch die anderen kleinen Details, zum Beispiel der Übergang von der Tonart D-Dur (in der wie bei Substitute der Großteil spielt) nach E-Dur in den Strophen bei "and now I know", der eigentlich schon im Takt davor passiert, nur wähnt man das dort gespielte A-Dur noch als Dominante von D, dabei ist es bereits die Subdominante von E. Das ist jetzt kein Hexenwerk, aber intelligent gemacht. Da es gleich danach wieder zurück nach D-Dur geht, hätte man sich den kleinen Ausflug auch sparen können, aber sie haben es in jeder Strophe drin. Der Song bekommt dadurch eine etwas ambivalente Stimmung, die wie ich finde, sehr gut mit dem Text harmoniert, denn das ist die Stelle, wo dem Protagonisten plötzlich die Erkenntnis gekommen ist, dass er sehenden Auges in sein Unheil stürzt.


    Größtes Manko: Leider ist den Jungs für die Studioaufnahme kein guter Schluss eingefallen - das Stück wird auf Album und Single einfach ausgeblendet. Die Live-Version der dazugehörigen Tour endet ebenfalls wenig kreativ - umso mehr erstaunlich ist, dass für die Tour 1992/93 plötzlich ein ganz neuer Schluss einstudiert wurde, der ein paar Takte länger läuft, einige überraschende, sehr seltsame Akkorde findet und sogar den Text geringfügig erweitert, ohne dass Collins hier in sein sonst so übliches Ad-Lib-Gestammel zurückfallen müsste. Diesen Schluss an der Studiofassung - und der Song wäre wirklich perfekt. ;)


    Trotzdem volle 15 Punkte von mir.

  • Ihr könnt hier alle sagen was ich will, es bleibt dabei IT ist und bleibt ein geiler Popsong und ist somit selbstverständlich mit 15 Punkten zu bewerten :thumbup:. Wie gesagt, ihr dürft sagen was ich will:mrgreen:

  • Der Text mag vielleicht vordergründig simpel und einfältig erscheinen, aber man könnte ihn durchaus auch so deuten, dass es sich bei der mysteriösen Frau mit der unsichtbaren Berührung gar nicht um eine Frau, sondern eine abhängig machende Droge handelt. Jedenfalls geht es hier nicht um Herz-Schmerz, sondern eher um Hörigkeit, Kontrollverlust, Misstrauen etc. - nicht unbedingt ein radiotaugliches 08/15-Thema.

    Hättest du besser mal die Autobiographie von Phil gelesen.....:mrgreen:

    Da schreibt Phil ganz klar, dass der Text sich auf Lavinia und Andrea bezieht.

    She seems to have an invisible touch, gilt aber für beide, und dann noch and even though she (wieder beide gemeint) fucked up your life you want it just the same.

    An deiner und an Back07´bens Bewertung entnehme ich, dass ihr weder beim Bratwurst-, noch beim Bierstand wart.....:baeh:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Boah, hier treffen ja echt Welten aufeinander. Aber (und das sage ich wirklich völlig wertfrei) zu erwarten.


    Für mich: 15 Punkte.

    Grund: Tief, ganz, ganz tief in der Komfortzone.

    • Offizieller Beitrag

    Hättest du besser mal die Autobiographie von Phil gelesen.....:mrgreen:

    Hab ich vor Jahren. Und ist mir völlig egal, was da drin steht. In der Literaturwissenschaft spielt die Intention des Autors heutzutage keine Rolle mehr für die Textinterpretation. Nach Roland Barthes ist ein Autor sogar grundsätzlich als tot zu betrachten. Very dead already also! ;)

  • Es gab doch die Theorie, dass IT ein Konzeptalbum über den Atomkrieg oder die atomare Abschreckung wäre.

    you're the ones we've been waiting for...
    Genesis - 98 München - 07 Linz, Düsseldorf x 2, Berlin, München - 22 Berlin x 2, London x 2

  • Danke für die Löschung meines Off-Topic-Beitrages! :lol:


    und weiterhin viel Spaß noch bei Invisible Touch! Ist eh nicht meine Baustelle! :nanana:


    Übrigens habe ich IT 9 Punkte gegeben! -> darf jetzt auch (im Rahmen gesunder Reflexe) gelöscht werden! :topp:


    William Wright! :rotfl:

  • Da schreibt Phil ganz klar, dass der Text sich auf Lavinia und Andrea bezieht.

    She seems to have an invisible touch, gilt aber für beide, und dann noch and even though she (wieder beide gemeint) fucked up your life you want it just the same.

    Ein interessanter Aspekt.

    Andererseits liest man anderswo, dass die Textzeile "She seems to have an invisible touch" von Phil improvisiert wurde, während Mike sein Gitarrenriff spielte.

    Inwieweit Improvisation und bewusste Referenz hier zusammen passen, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden...

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"