Die Politik ist tot, es lebe die Politik! - kleiner politischer Frühschoppen, Live-Ticker, Austicker und was man sonst noch so zur Meinungsbildung braucht - oder auch nicht...

Erstmal danke für den Link. Da scheint mit der Sendung doch schon einiges schiefgelaufen zu sein. Hab das gefunden:

https://m.faz.net/aktuell/feui…darstellung-19476146.html.

Ich sehe es trotzdem gelassen und ich bin ja auch Beitragszahler. Deshalb haben für mich öffentlich rechtliche Medien immer noch ihre Berechtigung. Und ich glaube auch, dass die sehr seriöse FAZ das nicht zum Generalangriff auf die Öffis genutzt hat, oder? Die Redaktion muss sich jetzt allerdings wirklich zusammenreißen. Wenn die weiter grobe Fehler machen, würde ich dann an deren Stelle das Konzept überdenken.

Immerhin gab es eine Entschuldigung und eine Korrektur. Und so bitter das klingt, dass ist ja leider auch nicht mehr Standard.

Zitat von Fripp

Deshalb haben für mich öffentlich rechtliche Medien immer noch ihre Berechtigung.

Es werden auch weiterhin Fehler vorkommen. Ändert nichts daran, dass die Öffentlich-Rechtlichen insgesamt einen sehr hohen journalistischen Standard haben. Wegen dieser Beispiele eine grundsätzliche Frage nach der Berechtigung zu stellen, wäre nicht nur völlig maßlos, sondern extrem dumm oder verblendet. Fangen wir lieber mal an, die verfälschenden Aussagen bei NIUS zu zählen. Dann kann der frühere Bild-Hansel sofort dichtmachen.

Zitat von Fripp

Wenn die weiter grobe Fehler machen, würde ich dann an deren Stelle das Konzept überdenken.

Immerhin gab es eine Entschuldigung und eine Korrektur. Und so bitter das klingt, dass ist ja leider auch nicht mehr Standard.

So ist es. Man kann sicher sein, dass das ZDF ein Format, das inhaltliche Fragwürdigkeiten produziert hat, nicht einfach so fortführt. Auch die Studie zur Ausgewogenheit der politischen Tendenz wird bei den Öffentlich-Rechtlichen sicher zumindest einmal kritisch diskutiert. Wir können froh sein, dass es sie gibt und dass speziell die Nachrichtenformate (aber auch andere sehr sachlich ausgerichtete, die z.B. Hintergründe tiefer ausleuchten) dem widerlichen Empörungstanz, der in anderen Medien angefacht wird, etwas Versachlichendes entgegensetzen.

Man sollte an dieser Stelle zwei verschiedene Dinge unterscheiden: Fehler. Die kommen vor und sie sind nicht beabsichtigt. Gerade in Bildungssendungen sind sie doppelt ärgerlich, weil diese ja glaubwürdige Informationen verbreiten wollen/sollen. Fakes. Das sind bewusste, absichtliche, vorsätzliche Fälschungen, mit der Absicht, andere zu manipulieren.

Wenn jetzt - wie im verlinkten Fall - der angebliche "fake" darin besteht, dass das zur Illustration des späteren Hambacher Fest ein Bild des früheren verwendet wurde, dann fällt es mir ziemlich schwer, zu erkennen, in welche Richtung ich damit manipuliert werden soll. Insofern finde ich die Überschrift "Noch ein Bildungsfake" seitens der FAZ schon eher unseriös.

Zur Verdeutlichung: Ungefähr jede Dokumentation und vermutlich absolut jedes Geschichtsbuch für den Schulunterricht (und der Wikipedia-Artikel zur Deutschen Reichsgründung) benutzt das Bild "Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches 1871", um ebenjene zu illustrieren. Von diesem BIld existieren mehrere Fassungen, die, wie hier nachzulesen, immer weiter von der Situation 1871 abweichen. Bismarck trägt beispielsweise den Pour le merite, den er erst dreizehn Jahre danach bekam. Nach den von der FAZ angelegten Standards wären das ganz arge Fakes...

Markus "keine Stromtrassen durch Unser Bayrisches Reich" Söder hat's verbockt.

Er wird es zweifellos der Bundesregierung in die Schuhe schieben:

Verzögerung bei der Energiewende kostet Milliarden (tagesschau)

Und wir alle müssen es bezahlen.

Zur Abwechslung mal gute Nachrichten. Ein zweiter AFD Landrat in Thüringen wurde verhindert.

CDU-Kandidat Herrgott gewinnt gegen AfD-Kandidat Thrum | MDR.DE

Christian Herrgott wird neuer Landrat im Saale-Orla-Kreis. Der CDU-Mann gewann in der Stichwahl gegen Uwe Thrum von der AfD. Beide Kandidaten lieferten sich…

www.mdr.de

Zitat von Rob Plant

Aber diesen Eindruck bestätigt die Studie doch gerade nicht. Wenn man sich in der Grafik die ÖRR anschaut, kommt man zu ungefähr diesen (der Vereinfachung halber jeweils negativen) Zahlen:

Tagesschau: L. 0,6 R. 0,4

WDR: L. 0,4 R. 0,7

RBB: L. 0,8 R. 0,6

MDR L. 0,6 R. 0,5

DLF L. 0,1 R. 0,5

BR24 L. 0,3 R. 0,5

Tagesschau.de L. 0,1 R. 0,5

Heute L. 0,4 R. 0,4

Heute.de L. 0,0 R. 0,4

Ergibt:

Links der Mitte: -3,3

Rechts der Mitte: -4,5

Das heißt, tendenziell berichten die ÖRR weniger negativ über Parteien links der Mitte. Oder interpretiere ich hier total falsch?

Insgesamt jedoch finde ich, dass die Studie eine doch im Großen und Ganzen ausgewogene Berichterstattung der ÖRR bescheinigt. Lediglich die leichte Bevorzugung der SPD (liegt vielleicht an der stärkeren Ausrichtung an sozialen Themen) und stark negativen Zahlen die AfD betreffend (aber gut, da muss man auch lange suchen, um etwas Positives zu finden ), fallen etwas auf.

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Ja, schon, teilweise richtig. Tatsächlich sehen in Zahlen die Unterschiede nicht so riesig aus, dass mein Rant dadurch berechtigt gewesen schiene.

Im bildlichen Vergleich der Grafik #9.518 aber schon.

Vergrößert - also statt 0-Komma-Zahlen mal Meilen oder Millionen eingesetzt - werden die Unterschiede sichtbarer.

So kleben im unteren linken Quadraten (oben links und unten links = Berichterstattung über rechte Parteien) Bild, Focus und Co ganz nah an der Randgrenze zur "überwiegend positiven Berichterstattung über rechts".

Auch wenn das Cluster darunter ziemlich ausgewogen rund aussieht, so stehen doch viel mehr Medien mit >>negativen Berichten gegenüber links << viel weiter entfernt von der Randgrenze "überwiegend positive Berichterstattung über links".

Mein Rant war denoch etwas over the edge. Die Studie sollte ja gerade zur Versachlichung beitragen.

Zitat von Fripp

Zur Abwechslung mal gute Nachrichten. Ein zweiter AFD Landrat in Thüringen wurde verhindert.

https://www.mdr.de/nachrichten…rum-herrgott-102~amp.html

Auch wenn die Wahl des AfD-Kandidaten sicherlich der schlechtere Ausgang wäre, kann ich an der Meldung nicht viel gutes erkennen. Der Wahlsieg ist hauchdünn und konnte nur durch die Stimmen derjenigen erreicht werden, die eigentlich andere Parteien gewählt hätten aber auf jeden Fall die AfD verhindern wollten. Fast die Hälfte hat den Kandidaten einer als "gesichert rechtsextrem" eingestuften Partei gewählt. Wie oft wird es noch gelingen, solche Wahlsiege zu verhindern und ab wann sind es nicht nur vereinzelte Wahlsiege in kleineren Gemeinden, sondern die Übernahme ganzer Landstriche durch die Höcke-Partei?

Zudem der Herrgott mit einem dezidiert rechten Programm angetreten ist, dass sich fast wie 1:1 von der AfD abgeschrieben liest? Auch wenn die AfD hier nicht direkt regiert, es soll AfD-Politik gemacht werden.

Gute Nacht in Dunkeldeutschland!

Zitat von Eric

Zum der Herrgott mit einem dezidiert rechten Programm angetreten ist, dass sich fast wie 1:1 von der AfD abgeschrieben liest? Auch wenn die AfD hier nicht direkt regiert, es soll AfD-Politik gemacht werden.

Gute Nacht in Dunkeldeutschland!

Ich stimme zu, die CDU tapeziert die Brandmauer in – aus meiner Sicht – der AfD zu ähnlichen Farben. Eigentlich hat sich immer gezeigt, dass das Abkupfern von den Extremen eher dem Original mehr Stimmen zuträgt als wegnimmt.

Empfinde das Ergebnis viel zu hauchdünn und mit viel zu stark angeglichener Haltung der CDU. Dies ist besonders erschreckend im Verhältnis zu den Millionen auf den Strassen, die ihr Gesicht gegen exakt diese fragwürdige Haltung aufzeigen. Sogar in Ostdeutschland gingen erstaunlich viele Einheimische bei den Protesten nach vorn und zeigten Flagge gegen rechts. Was ist denn da los?

Edit: Nach Lesen vieler unterschiedlicher Berichte verstehe ich die Sachlage in Thüringen immer noch nicht.

> Der Bevölkerung geht es in Thüringen nach allen recherchierbaren Daten - UND auch in persönlichen Gesprächen besttäigt - deutlich besser als mancher Bevölkerung in abgehängten Regionen z.B. im Ruhrgebiet.

> Armen Menschen in Thüringen geht es immer noch viel besser als Armen im z.B. Ruhrgebiet, auch weil immer noch die Mieten weit geringer sind als im tiefen Westen

> Die sozialen Unterschiede sind in T. geringer als in NRW, die sozialen Kontakte sind besser in T. als in NRW

> Einige wirtschaftliche Knicks in T. sind hausgemacht, z.B. hätten die seit 20 Jahren von Thüringer Wutbürgern blockierten Stromtrassen-Bauten (Nord-Süd-Versorgung) und weiterer Ausbau der Windkraft viele Arbeitsplätze generiert

> In T. haben sich viel weniger Emigranten niedergelassen als in NRW (alle Nationen), auch als z.B. in Hannover (Russen, Ukrainer, der gesamte ex-sowjetische Raum, Kurden aus Türkei-Syrien-Irak)

Also: Was bietet die rechte Erzählung den Menschen so WÄHLBAREs an Zukunft?

Ist es der vertraute manipulative Tonfall, den man von den Russen her gewohnt war? Dieses nie zweifelnde, im Kommandoton vorgetragene "alle anderen sind Verbrecher"-Gehabe, das die Sowjets so gut konnten?

Wäre froh, wenn mir jemand erklären könnte, was da los ist im lieblichen Thüringen, ich versteh's nicht.

Zitat von Eric

Fast die Hälfte hat den Kandidaten einer als "gesichert rechtsextrem" eingestuften Partei gewählt. Wie oft wird es noch gelingen, solche Wahlsiege zu verhindern und ab wann sind es nicht nur vereinzelte Wahlsiege in kleineren Gemeinden, sondern die Übernahme ganzer Landstriche durch die Höcke-Partei?

Thüringen war "letztes Mal" auch das erste Land, meine ich, das von den Rechtsextremen übernommen wurde.