TotW: [08.06. - 14.06.2015]: PETER GABRIEL - Mother Of Violence

  • Zuammen mit Indigo mein Favorit auf der 'Scratch".
    Wundervoll simples und gelungenes Zusammenspiel von Gitarre und Flügel.
    Und dazu singt Peter wunderschön passend. Die hohen Töne liegen perfekt.
    Einfach zu kurz. Habe es zum dritten Mal hintereinander angehört und bin versucht es ein viertes Mal laufen zu lassen ...
    13 Punkte.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Ein kleiner versteckter, sehr intimer Höhepunkt auf einer etwas richtungslosen, aber entdeckungsreichen Platte. Gabriel braucht nur dreieinhalb Minuten, um uns melodisch einzuwickeln und lyrisch zu verunsichern. Ökonomischer geht es eigentlich nicht. Gerade weil das Lied so fragil und leise daherkommt, zwingt es zum genauen Hinhören in die Dunkelheit und entläßt uns schließlich mit unnachahmlich verstörendem Gelalle. Wenn ich etwas mit dem Stück verbinde, dann zuvorderst dieses schrille Outro. Aber auch Fripps Gitarre, die sich kurz, aber präsent in das Stück hineinsägt, trägt das ihre zur kippligen Atmosphäre bei.

    Brian Eno geht da etwas weniger subtil zu Werke, hat das aber mit seinen vom Original erfreulich weit entfernten soundscapes ebenfalls überzeugend unangenehm gelöst.
    Unverzichtbar m.E. auch das Gipfeltreffen der old pals in Reading 1979 mit betörenden harmony vocals. Das hätten sie mal öfter machen sollen:

    Pete & Phil without fear

    Glatte Eins.

    @ pealmu: Boah, 13 is ja bei Dir schon 'n Ritterschlag, ich bin begeistert.
    @ chester: Stimmt, die Drums sind so'n klein bißchen in den Hintergrund gemischt. Hör doch mal bei Eno vorbei, da sind 'n paar schöne fills drin.

  • MOV ist im Original ein kleines, aber sehr feines Stück, das mir 12 Punkte wert ist.


    Enos Interpretation ist leider ein einziges Ärgernis. Der Mann hätte ja eigentlich gar nicht "zurückkratzen" dürfen, denn Gabriel hatte Bowie gecovert, nicht Eno. Aber weil Bowie wohl nicht wollte, hat man dann in einer arg künstlich wirkenden Änderung des Regelwerks den Co-Autor von HEROES dazu bestimmt, ein Stück von Gabriel einzuspielen.
    Cover-Versionen, die sich sehr weit vom Original weg bewegen, können in der Tat großartig sein. Diese hier aber setzt auf die totale Zerstörung der ursprünglichen Melodik und Harmonik, und das ist leider totaler Murks, nicht einmal "Hurz", denn lustig ist das auch nicht. Nein, es ist einfach nur nervig, dass ein musikalisches Leichtgewicht wie Eno durch solche Aktionen von einem großen Komponisten wie Gabriel noch geadelt wird.
    Und ja, ich weiß, dass dieser Eno an der Produktion vieler Album-Klassiker beteiligt war. Das macht ihn aber noch lange nicht zu einem großen Musiker. Für mich ist und bleibt er in erster Linie ein Theoretiker. Sein Ruhm gründet vorrangig darauf, "dabei gewesen zu sein". Die eigentlichen künstlerischen Leistungen aber haben andere erbracht.

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Verstehe. Hitchcock war auch immer nur dabei. Die eigentliche künstlerische Leistung kam von Tippi Hedren...


    Das ist ein ziemlich schwacher Vergleich. Hitchcock war ja nicht nur Filmproduzent, sondern vor allem auch Regisseur und Drehbuchschreiber. Insofern hatte er einen ganz entscheidenden Einfluss auf seine Filme. In der Regel sind es ja auch die Produzenten und die Regisseure, die einen Film "machen" und dann die Schauspieler casten.
    Im Musikbereich gibt es so etwas höchstens, wenn Leute wie Timbaland oder Mark Ronson (Produzenten also) mal ein bisschen Ruhm naschen wollen und sich dann die passenden Musiker suchen.
    Normalerweise aber steht der Musiker/Songwriter im Zentrum des Handelns. Er wählt sich einen Produzenten aus. Gute Musikproduzenten sind dann solche, bei denen das Album nach dem Künstler und nicht nach ihnen klingt.


    Man könnte aber auch anders fragen: Welche Eigenschaften qualifizieren Brian Eno als überdurchschnittlichen Musiker? Hat er einen herausragenden Song geschrieben? Falls ja, bitte verlinken! Hatte er als Solokünstler nennenswerten kommerziellen Erfolg? Verfügt er über tolle gesangliche Fähigkeiten? Kann er besonders gut Keyboard spielen?

    But we never leave the past behind, we just accumulate...

    "Von jedem Tag will ich was haben

    Was ich nicht vergesse

    Ein Lachen, ein Sieg, eine Träne

    Ein Schlag in die Fresse"

  • Hach. Kann mich garnicht satthören.


    Kleines Regularien OT: Ich hab jetzt wochenlang nicht mitgevoted im TotW, kann ich mir die angesparten jeweils 2 posting-Gedürfe als Rabattmarken hier in dieses Heft einkleben???


    Hab nämlich mal eine Frage an Chester.
    Ich kann verstehen, wenn Leute nicht ganz so viel am Hut mit dem KURZEN Stück haben wie ich. Blende Jochen zum Beispiel erklärts und das kann man mittragen so, eine Geschmacks- und Vorlieben-Sache.


    Aber 0 Punkte?
    Für diese schöne Idee? Wenn Dir schon nicht die DRUM-lose Musik gefällt, doch wenigstens ein Gnadenpunkt für diese bestrickende Lyrik? Selten habe ich das Umkippen der Angst in die Vorwärtsverteigung (=Gewalt) so auf den Punkt beschrieben gehört wie hier: "Mund staubtrocken, Augen blutunterlaufen... alles Wissen verborgen auf nem Mikropunkt" ... da sieht man doch quasi den zerfransten Kojoten aus dem lieblichen Nacktfuss-Kostümchen klettern, einen Hammer heimlich hinterm Rücken.

    Diese Wortkunst soll nicht wenigstens EINEN kleinen Punkt wert sein ? Einen Mikropunkt? Schräg. Making me tense to watch the way that breeds.


    Das ist brigens ne wirklich echte Frage, also kein Angetrolle. Möchte es gern verstehen

  • Eine sehr gefühlvolle Perle vom "Scratch"-Album. Die schlichte Komposition verbindet sich äußerst schön mit dem zurückgenommenen Arrangement, welches Peters zerbrechlichem Gesang genügend Raum und dem Song auch Wärme gibt. Es muss nun wirklich nicht immer "Supper's ready" sein, wenn eine einfache Pop-Ballade vielleicht auch mal das Herz des letzten verstockten Prog-Fetischisten berühren kann. 12 Punkte.
    Leider hat sich hinsichtlich "Mother of violence" auch ein kleines Hör-Trauma bei mir verfestigt: Das, was Melanie Gabriel sich da auf der 2007er-Tour an Tönen abgebrochen hat, um den Song zu singen, ist zumindest auf der Aufnahme aus Hannover vom 26.6. eine echte Katastrophe und hat sich mir leider ins Gedächtnis gefräst. Peter selbst singt es auf "Scratch" ja schon sehr an der Grenze zum scheiternden Dilettantismus, aber seit ich Melanie das habe jaulen hören, kann ich sie bei Peter auf der Bühne nur noch schlecht ertragen, Sympathie für die Vater-Tochter-Bindung hin oder her.

  • Gute Musikproduzenten sind dann solche, bei denen das Album nach dem Künstler und nicht nach ihnen klingt.


    Also ich denke, ein guter Produzent hat einen sehr großen Einfluss auf ein Album
    und es steckt auch viel von ihm in einer solchen Aufnahme.


    Die Beatles z.B. hätten ohne George Martin mit Sicherheit komplett anders geklungen!
    Nicht ohne Grund wurde er ja auch der 5. Beatle genannt.
    Demnach wäre er ein sehr schlechter Produzent.(?) :gruebel:


    Außerdem suchen sich heute tatsächlich viele Künstler Produzenten,
    weil sie eben einen bestimmten Sound oder Stil haben möchten
    und eben nicht immer "nach sich selbst klingen" wollen.
    Ich würde schon sagen, ein Produzent ist so etwas wie ein Band-Mitglied.


    Mit der Trickserei des Song-Tausch-Projektes hat das natürlich nichts zu tun.

  • Mmmh...
    schönes Liedchen, toller Text.
    Aber auch nach dem 5. Mal durchhören plätschert die Darbietung vom 2. Album an mir vorbei.
    Live habe ich den Song 2007 in Hamburg live von Melanie gehört.
    Nett gesungen mit slide Guitar und schönen Drones von David Rhodes, aber auch hier fehlt der
    zündende Moment...:gruebel:


    Ich hadere noch mit der Punktvergabe....


    kabuki


  • Live habe ich den Song 2007 in Hamburg live von Melanie gehört.
    Nett gesungen mit slide Guitar und schönen Drones von David Rhodes, aber auch hier fehlt der
    zündende Moment...:gruebel:


    Hast du es dir auf der Encore mal angehört? :schock2: