TotW: [19.-25.01.2015]: PETER GABRIEL - Solsbury Hill

  • Aah, ich hab einige Tage nicht gelesen und nun ist schon alles gesagt ... danke martinus, ja !


    Die verschiedenene Interpretations-Fraktionen der Community spiegelten sich sehr gut in der Akzeptanz oder Ablehnung von Lou Reeds Coverversion https://www.youtube.com/watch?v=9jeMAplF9Z8


    Lou versuchte, die düstere Essenz des Inhalts von der alles übertönenden, fröhlichen Popmelodie zu befreien. Da die beiden eng befreundet waren, darf man unterstellen: Peter hat sich etwas dabei gedacht, als er die Kombination Lou + wichtigster Song seiner Karriere förderte. (Denn der zeitlich wichtigste Song ist es ja allemal)


    https://www.youtube.com/watch?v=tapxFm5181U



    Ich mag das Cover. Ich glaube, genau soo fühlte Peter sich wirklich da oben auf dem Hügel über Bath in 1974.

    • Offizieller Beitrag

    Aah, ich hab einige Tage nicht gelesen und nun ist schon alles gesagt...


    Es ist Musik. Da ist nie alles gesagt. Und wenn, dann eben auch noch nicht von jedem, also: Auf geht's! Worin das Düstere liegt, das du in diesem Lied ausmachst, würde ich beispielsweise sehr gerne erfahren. Vom Text her ist der erste Teil sicherlich von einem orientierenden Abwägen von Chancen und Ängsten getragen, aber das Durchringen zu einer Entscheidung, die der Wanderer trifft, gerne trifft und mutig aus seinem bisherigen Leben in einen neuen Abschnitt geht, empfinde ich als den strahlenden, wärmenden, erhellenden Sonnenaufgang nach der dunklen Nacht, der das ganze Lied ins sehr Bejahend-Positive hebt.


    Hmmm... kann das sein, dass ich gerade meine eigene Frage an dich beantwortet habe?!? :o



    Zitat

    Ich mag das Cover. Ich glaube, genau soo fühlte Peter sich wirklich da oben auf dem Hügel über Bath in 1974.


    Hm, wenn sich jemand so fühlt auf dem Berg, kann man, glaube ich froh sein, dass es dort keine steilen Klippen gibt.

  • Zitat von martinus

    Hm, wenn sich jemand so fühlt auf dem Berg, kann man, glaube ich froh sein, dass es dort keine steilen Klippen gibt.

    :p Yup... :rolleyes:


    1974 zeigt der Fotograf Robert Ellis in einer Homestory Peter und Jill nach der schwierigen Geburt und Brutkasten-Zeit von Anna 1974 - hier das Bild im Zentrum , da sieht Peter dermaßen fertig und exhausted aus wie nie wieder (sonst liebt ihn jede Kamera). Ich stimme pealmu zu, dass in der Zeit sicherlich schon die ersten gabrielesken Entwürfe für das Grundthema entstanden sind.


    Genau wie Du sagst: Start mit schwerstem Rucksack, Augenringen. Der Hügel erscheint unüberwindlich, Sisyphos feel-alike . Oben ist man total geflasht, sieht durch die Nebel endlich Sonne brechen. Auf gehts, Rücktour mit erleichtertem Gepäck, beschwingt hüpfend ins neues Leben hinab :huhu:


    Ich gebe nur 14 - aus purem Trotz! Wo kämen wir denn da hin, wenn Künstler nicht mehr an der Welt leiden, sondern Erweckungserlebnisse in fröhliche Popmusik kleiden. Dass das man nicht einreisst! Chaos und Anarchie drohen.

    4 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: PS wer oder was bitte ist ssusssudio ??? ;-D

  • Ich gebe 11 Punkte. Für mich ist Solsbury Hill ein schönes Lied, das ich gerne höre, weil es melodisch und rhythmisch interessant ist. Allerdings gehört es eher zu den Stücken, die beim Hören der CD mitlaufen. Die Scheibe eingelegt, um es gezielt anzuhören, hab ich bisher nicht. Mein Lieblingslied von PG ist es also nicht. Ich finde es gibt deutlich bessere.


    Interessant fand ich aber die Interpretationen zum Text von Martinus und seine historische Einordnung :topp: So etwas findet man nur hier im Forum :)

  • Großes Kino Martinus :) Dafür liebe ich das Forum...
    Martin, wie lange hast Du eigentlich für diese Interpretation benötigt?

    • Offizieller Beitrag

    Großes Kino Martinus :) Dafür liebe ich das Forum...
    Martin, wie lange hast Du eigentlich für diese Interpretation benötigt?


    Schon ein paar Stunden, Helge, aber andererseits auch Jahre, weil man ja über Jahre immer mal wieder hier eine kleine Information hört und dort eine Anregung aufnimmt ... zählt die Zeit, in der man den Songtext genauer liest und darüber nachdenkt? Und plötzlich etwa entdeckt?


    So wie ich mich vor Überraschung erstmal zurückgelehnt habe, als ich entdeckt habe - nach 20, 30 Jahren, die ich dieses Lied vom Text her kenne und mitsinge - dass das eine Nachtszene ist. Oder zu entdecken, dass der "Berg", der hier bezwungen ist, mit gut 100 Metern über dem Fluss ein besserer Maulwurfshügel ist.


    Das sind die Momente, die mich begeistern. Um den Preis, das meine Schöne die Augen verdreht, weil ich tagelang nur "dah-dada-dah-di-dah, dadih-dada ..." summe, pfeife, singe.

  • Von einem Berg (Mountain) ist in dem Song ja nirgendwo die Rede, sondern von einem Hügel oder einer Anhöhe (Hill). Auch der beschwingte Rhythmus lässt auf eine leichte Wanderung schließen und nicht auf mühsames Gekraxel.


    In Übersetzungen (auch im Netz) wird "Son" häufig unscharf mit "Junge" wiedergegeben. Damit wird die (väterliche) Autorität des "he" (er) unterschlagen. Ich frage mich ohnehin, wer denn mit "he" gemeint ist. Und - ganz mysteriös": warum wird in der letzten Strophe aus dem "he" plötzlich ein "they"? Und eine weitere Frage, die mich umtreibt: wo oder was ist "home" wohin irgendwer den Sänger bringen will.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

    • Offizieller Beitrag

    Frage mich gerade, ob Hügel dieser Art in UK eine spezielle Bedeutung für die westbritische Landbevölkerung haben. Neben dem Solsbury Hill wurde ja auch schon der Hergest Ridge in ähnlicher Weise verewigt und dann gab es da ja mal die (sehenswerte) Filmkomödie "The Englishman who went up a hill but came down a mountain".
    Auch interessant: Der Filmhügel liegt in Wales und die beiden vorgenannten Hügel sind zumindest nicht weit von der englisch-walisischen Grenze entfernt... ;)