TotW: [04.-10.11.13]: GENESIS - I Can't Dance

  • Und es freut mich immer wieder auf's neue, wie sehr die reinen Prog-Fans das Stück NICHT mögen. Ich mag diese Vielschichtigkeit in einer langen Bandkarriere. Und wenn die Prog-Ära-Fans das Stück hassen, dann muss es eben gut sein :)


    Ich denke eh, dass es keine Art von Musikhörer gibt, die ein faschistischeres Musikdenken haben, als Progfans! :teufelgrins:

  • Und es freut mich immer wieder auf's neue, wie sehr die reinen Prog-Fans das Stück NICHT mögen. Ich mag diese Vielschichtigkeit in einer langen Bandkarriere. Und wenn die Prog-Ära-Fans das Stück hassen, dann muss es eben gut sein :)


    Nunja, dann scheint es wohl doch nicht so gut zu sein. ;)
    Wer hasst denn den Song? Das bisherige Abstimmungsergebnis ist recht positiv ausgefallen. Das Stück scheint von Fans aus allen Epochen mehr oder weniger gemocht zu werden, auch wenn wohl die allerwenigsten es für eine musikalische Offenbarung halten. Aber anscheinend polarisiert I Can't Dance weitaus weniger, als viele vermutet hätten. :rolleyes:

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

    • Offizieller Beitrag

    Nunja, dann scheint es wohl doch nicht so gut zu sein. ;)
    Wer hasst denn den Song? Das bisherige Abstimmungsergebnis ist recht positiv ausgefallen. Das Stück scheint von Fans aus allen Epochen mehr oder weniger gemocht zu werden, auch wenn wohl die allerwenigsten es für eine musikalische Offenbarung halten. Aber anscheinend polarisiert I Can't Dance weitaus weniger, als viele vermutet hätten. :rolleyes:


    Nun, das sehe ich anders. Das Abstimmungsverhalten ist ja mit Who Dunnit? durchaus vergleichbar, auch wenn die extremsten Gegensätze hier nicht an Position 1 und 2 stehen. Aber es verteilt sich doch wunderhübsch über das Spektrum. Und das finde ich gut :)

  • Ich mochte den Song eigentlich immer, allerdings finde die Tatsache, dass er der wohl kommerziell erfolgreichste und bekannteste Titel der Band ist, nicht gerade berauschend. Mir gehts da wie dem Duke77. ICD ist dafür einfach nicht repräsentativ genug für die Band.
    Schön finde ich, daß Rutherfords Gitarre im Vordergrund steht und mal "dreckig" klingt. Das Pling Plong am Anfang bräuchte ich nicht, es scheint am Anfang sagen zu wollen: Leute, passt auf, dass ist ein Spaßsong!
    Mir gefallen ohnehin einige Coverversionen besser, selbst von einigen Kneipenbands. Da wird das Lied zu einem richtigen Rocksong mit prägnanten Riff, quasi das "All right now" von Genesis.


    Hier noch ein Link von einer Rockabilyversion des Titels.


    I can't dance - YouTube


    Ach ja, 10 Punkte

    • Offizieller Beitrag

    Ich neige ja nun gern dazu, die persönliche Bewertung eines Songs nicht nach absoluten Maßstäben, sondern in Relation zu seiner Entstehungszeit vorzunehmen. Besonders gut funktioniert sowas, wenn man die jeweilige Zeit bewusst miterlebt hat, weil es dann leichter fällt, Verständnis für die Entscheidungen aufzubringen, die die Musiker damals getroffen haben. So eingeordnet ist dann auch ein Song wie Who Dunnit?, der ja immer wieder herhalten muss für die vermeintlich übelste geschmackliche Entgleisung der Bandhistorie, nur noch das, was er eigentlich sein sollte, nämlich eine satirisch-ironische Abrechnung mit der sinnbefreit-minimalistischen Arroganz von Punk und New Wave. ;)


    Nicht viel anders geht's mit I Can't Dance - was heute totgedudelt ist und kaum noch am Stück zu ertragen, war 1991 wirklich cool - eine satirisch-ironische Abrechnung mit der Musikszene der 1980er und frühen 1990er Jahre - einer Zeit, in der Musik ohne passendes Video unverkäuflich war und die Charts daher längst dominiert wurden von "Künstlern", deren ästhetische Erscheinung wichtiger war als jedes musikalisches Talent. Videos hatten eine gut choreografierte Tanzeinlage zu haben, sonst waren sie nicht erfolgreich. Die ersten Boygroups standen in den Startlöchern. Optik war alles.


    "Grunge" schien da die zunächst sehr erfolgreiche Gegenbewegung aus der fernen Provinz Seattle zu sein. Bands wie Nirvana und Soundgarden spielten jedoch jederzeit in den von MTV vorgegebenen Grenzen mit, konnten sich so auch gut vermarkten. Die Grenzen zwischen Musikvideo und Werbespots waren ohnehin fließend. Jeanswerbung war damals ungeheuer populär, weil diese Spots extrem gut gemacht waren und zudem immer von cooler, aufregender Alternative-Musik unterlegt war. So kamen letztendlich auch Grunge-Epigonen wie Stiltskin zu ihrem One-Hit-Wonder.


    Genesis saßen damals erneut ein wenig zwischen allen Stühlen, ihr letztes Album war schon fünf Jahre alt und es war mehr als fraglich, ob sie den großen Erfolg von "Invisible Touch" und dem genialen Video von Land Of Confusion, das ihnen seinerzeit Fan-übergreifenden Respekt verschafft hatte, wiederholen konnten. Sie waren jetzt Anfang 40 und hatten bereits alles erreicht in ihrer Karriere. Die Bankkonten waren voller und die Haare lichter geworden. Fest stand - mit Snap, Vanilla Ice, MC Hammer, Dr. Alban oder den New Kids On The Block konnten sie nicht wirklich mithalten - eine ernstgemeinte Tanzeinlage in einem Genesis-Video war relativ unvorstellbar und trotz aller Kommerzialisierung war eine Genesis-Single auch nicht wirklich diskothekentauglich. Also schnell den Spieß umgekehrt und das eigene Unvermögen zum Albumtitel erklärt - da musste man erst mal drauf kommen!


    Das "We Can't Dance"-Album hatte Radio Bremen direkt am Erscheinungstag vollständig gespielt. Ich war damals aus beruflichen Gründen im Bremer Sendegebiet unterwegs und hatte das Vergnügen, die für mich bis dahin unbekannten Songs (nur No Son Of Mine c/w Living Forever gab es ja vorab als Single) im Auto zu hören - das war damals übrigens ein knallroter Opel Manta, der meiner Mutter gehörte, in dem ich mich allerdings etwas unwohl fühlte. ;)
    Ich muss sagen, dass I Can't Dance damals der einzige Song war, der mich wirklich aufhorchen ließ. Etwas vergleichbar Cooles hatte ich von Genesis bis dahin nicht gehört und auch nicht erwartet. Das Video setzte dem später noch die Krone auf - wieder hatten sie es geschafft, allen Trends zu trotzen und sich mit ihrer Levis-Parodie gleichzeitig von allen aktuellen Musikbusiness-Strömungen ironisch zu distanzieren wie auch erneut unglaublich erfolgreich auf allen Wellen mitzuschwimmen. Das war ziemlich clever und nötigt mir heute noch Respekt ab - unabhängig davon, wie mir der Song musikalisch gefällt.

  • Wäre das Gitarrenriff mit echtem Klavier oder Orgel sowie lockerem Schlagzeug begleitet worden, wäre es allerdings auch eine Überraschung geworden. Die würde ich auch gerne mal hören.



    Was ich am Song bzw. dem Arrangement immer wieder gern höre, ist der Einsatz des bluesigen E-Pianos und dem "echten" Drums mit der Snare im half-time gespielt. Ab dort fängt der Song an zu grooven!

    Ausserdem hat Rutherford einen schön knackigen Gitarrensound, wie er vor dem Album und auch später nie mehr hatte. Man höre auch das Riff im Intro von "Driving the last spike"... schön kernig und präsent!

    No cloud, a sleepy calm
    Sunbaked earth that's cooled by gentle breeze
    And trees with rustling leaves
    Only endless days without a care
    Nothing must be done

  • Genesis hat den Blues! Oder einfach nur eine gute Portion Humor? Dieser Schlag ins Gesicht aller Progger oder Prog-Neurotiker hat die Musikwelt nochmal aufhorchen lassen. So oder so. Nummer eins und Welthit auf der einen, schmerzvoller Niedergang einer einst großen Band auf der anderen Seite. Doch so einfach ist es nicht. I Can't Dance ist der musikalische Mittelfinger gegen die damals beginnende Wegwerf-Pop-Mentalität. Und gipfelt im Video in die Michael-Jackson-Persiflage am Schluss. Sich nicht allzu ernst nehmen - ein charmanter Zug von Genesis. Ob mit Kalkül oder nicht - das war nochmal ein echter Hingucker. Ich bin damals erst zum Genesis-Fan "herangereift" und habe mich köstlich amüsiert. Auf meinem CD-Player liefen Driving The Last Spike, Fading Lights und Living Forever in Dauerschleife. Aber auf MTV kam täglich gefühlte 20 Mal das Video und ich habe es mir immer wieder reingepfiffen. Eine rein musikalische Bewertung ist mir nicht möglich. Die genannten Aspekte müssen alle mit rein - 12 Punkte gefolgt von einem nostalgischen Lächeln.


    Edit: Live hat der Song übrigens m. M. nie funktioniert. Nie.

    :genesis:

    2 Mal editiert, zuletzt von tamatze ()

  • Woher wisst ihr denn, dass ¨Who dunnit¨oder Ï can´t dance¨ein Witz sind? Könnte ja auch sein, dass die es ernstgemeint haben als es erschien.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Wir steckten mitten im Bau, meistens ging es erst abends nach 17:00 richtig los bis mindestens Mitternacht, was man heute 24/7 nennt, und an Fernseh'n war lange nicht zu denken. Radio, eins unten, eins oben. Und dann kam dieser Song. So mitreißend! Wir haben die Percussions auf Geräten und Gegenständen nachgeplingt. Wie klingt Holzblock auf Buche, auf Kiefer, auf umgedrehten Schubladen, noch mit alter Farbe, schon abgebeizt, nass, trocken, lasiert. Wie Kuhglocke auf Werkzeugkiste. Und Flexitone auf Gläsern oder Sägeblatt. Tja, wie soll man beschreiben was Manni-Tischler so mit den Werzeugen zu I Can't dance fabrizierte?
    Sound aus beiden Radios, scheppernd, mitreißend!


    Das naturwissenschaftliche Experiment unseres Admins, anzukündigen, es gehe hier um Progger gegen Popfans, ist lustig: Erstens bemühen sich nun alle um Ausgeglichenheit, mehr noch aber hab' ich z.B. nie die Dreier Genesis als "Fortsetzung" der Classic-Genesis empfunden, sondern als ganz anderes Projekt (so wie Ray heute gefühlte 10? Projekte auf drehenden Tellern zu laufen hat)
    Als Projekt war dieser Song unglaublich gut! Ich mag das berühmte Riff, ich mag aber vor allem die Percussions, die echten und ja, sogar die Sound-Sample-Percussions (oder hieß das damals noch nicht sample?). Alles da, was man zum Mitsingen und Klatschen und Klappern und gute-Laune-haben braucht.


    Deshalb 15 P. Pop-Rock oder Blues-Pop at its best für den Musikteil


    So, nun zum Video, das ich erst Monate später auf MTV sah und auch aus Zeitgründen nichts hatte lesen können. AAAlso. SOFORT sah man die Zitate aus der Levi's Art. Allerdings hab ich es nie als "Hochnehmen" oder "Mokieren" empfunden.


    Levi's Commercial TV Spots zählten zum Besten, was Werbung jemals hervorgebracht hat. Die ersten Spots der Agentur Foote, Cone & Belding liefen in USA ab 1968 und waren bahnbrechend, wir hörten über Freunde aus der Werbebranche von ihnen. Ab Mitte der 70ger ging dann die Post ab, damals glaube ich erst im Kino und später in der Röhre.
    Die Spots trugen Namen wie "Farmer" ,"Having a Fit" oder "Working Man" und ernteten Preise über Preise, immer Platz 1 unter den 100 Besten TV-Spots. Shrink-to-Fit hatte die erste Fortsetzungsstory, die man zuhause ausprobierte und darüber wochenlang giggelte (zuerst 1985 setzt er sich in die Badewanne, dann in die Waschmaschine), die Button-Fly, die Stone-Washed. Zum Glück gibts im Netz mittlerweile ganze Kollektionen der Levi's Commercials. (Nur leider noch nichts Sortiertes, mal sehen, was man da tun kann...:p)
    Ab Mitte der 80ger Jahre launchten sie eine 501 Blues Kampagne, Start mit Bruce Willis die lange lief, immer mit classic tracks Bad Company + Beach , 1991 mit Brad Pitt zu T-Rex

    Die DREI bauten ihr Video 1991 humorvoll im 501 Blues-Style, aber nicht wirklich distanziert veralbernd, eher wie eine Hommage, wie einen Gruß. Als man noch über Musik-Videos diskutierte (OMG bin ich alt!) da kam sogar der Gedanke auf, Levi's hätte das Video bestellt.


    Wie auch immer, echt nett gemacht, auch heute noch immer wieder gern angesehen, passend zur erdigen Musik und ganz ganz herrlich dazu das Geklötere in meinen Ohren. 15 P.

    7 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: experimental pointilismus