TotW [28.01.-03.02.13]: PHIL COLLINS - Do You Know, Do You Care?

    • Offizieller Beitrag

    Mit leisen, kurzen Gitarrentupfern und anderen Klängen rollt aus dem Hintergrund eine tosende Soundwelle an und bricht sich in einem kräftigen Rhythmus aus Schlagzeug und Basspedal, der das gesamte Stück dominiert. Die Wut aus I Don’t Care Anymore, hier ist sie wieder, mischt sich mit dem rasenden Schmerz eines Frischverlassenen. Und sogar im Titel klingt der andere Song an: Do You Know Do You Care? ist aber keine Antwort, sondern ein empört-anklagendes „Weißt du, was du mir damit antust?“ Hier ist das ganz große Arrangement aufgefahren: Großer, rollender, raumgreifender Klang – kaum zu glauben, dass bei diesem Stück neben Phil nur Daryl zu hören ist. Das letzte Auflodern dieser gewaltigen Wut auf Hello, I Must Be Going.


    15 Punkte, gar keine Frage. Dies ist eines der Stücke, die Hello I Must Be Going in meinen Augen/Ohren besser machen als seinen Vorgänger.

  • lockere 14 Punkte von mir.
    Was ein Soundgewitter da aus dem Boxen kommt. Da weiss man gar nicht wie man sich schützen soll und ist doch fasziniert von der Urgewalt die da brachial und bestialisch unkommerziell einem um die Ohren gehauen wird.

    ME

  • Schon vor 30 Jahren erstaunte mich, mit welcher Unbekümmertheit Collins eine Walze wie "Do You Know…" in direkter Nachbarschaft von Leichtgewichten wie "Like China" und "You Can't Hurry Love" platzierte. Mir gefiel das aber, und der Kontrast ermöglichte wohl auch, die anderen Nummern wohlwollend mitzunehmen.
    Mit dem etwas kritischeren Blick von heute offenbart sich zwar der ein wenig schlichte Charakter der Komposition, aber der Wucht, mit der Collins röhrt und trommelt ist - auch dank der überragenden Produktion - nach wie vor nicht zu entkommen. Wenn man um seine private Geschichte weiß, kann man kaum umhin, dies Fanal als stimmige und ausgesprochen bewegende Umsetzung einer (überwundenen?) Krise zu würdigen.
    Was ich sehr mag, ist, wie mich der Schlagzeuger - wie bei einigen gelungenen Songs der Platte - durch das Lied führt (oder sagen wir: reißt). Das kam leider später zusehends abhanden. Warum eigentlich?
    Egal wie die Antwort ausfällt, 13 P.

  • Collins wie ich ihn mag - düster , kraftvoll, atmosphärisch mit einzigartiger Stimme


    satte 14 Punkte !

    Only you know and i know...

  • Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die Produktion des Songs gar nicht mal so überragend ist. Ist aber auch egal: Seine Wirkung ist klasse, den empfand ich auch schon immer als ein Highlight des Albums. Mit allen Collins-typischen Stärken dieser Zeit. Er brachte es damals so schön aggressiv auf den Punkt. Der Gesang ist wirklich grandios - sowohl die originelle Komposition der Linien als auch der intensive Ausdruck. (13 P.)

  • Sicher eines der guten Stücke von Phil. Schön druckvoll, rhythmisch kommt der Song daher. Das kommt gut rüber. Da ist viel Kraft. Trotzdem kann ich nicht richtig flippen bei dem Stück und das hat zwei Gründe.
    Das Druckvolle wirkt nach einer gewissen Zeit eintönig. Ich erwarte da immer eine Wende, aber da kommt nichts, stattdessen wiederholt es sich. Ausserdem fehlt mir ein Höhepunkt, ein fettes Finale. Das Stück wäre dafür ideal. Aber es gibt nur eine leichte Andeutung und das war es schon. Schade.
    Aber unter dem Strich gutes Stück, saubere Arbeit.
    Von mir gibt's ein glattes Gut - 11 Punkte.

    Zy
    ------
    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Da kann ich mich Zy so ein bissel anschließen...
    Druckvoll, treibend, fordernd... Es gäbe viele Adjektive dieses Lied zu beschreiben.
    Doch in der Tat hatte schon damals DYKDYC nicht ganz gezündet...
    Es fehlt mir hier eine gewisse "Melodie" die das Ganze schön untermalt...
    Warum soll das Lied eigentlich so ungewöhnlich sein? Wegen den Fetten Beats?
    Also spätestens nach ITAT sollte man Collins doch so kennen...
    Das ganze Album wirkt in meinen Augen nicht ganz ausgereicht, obwohl DO YOU KNOW... ein Song der besseren Sorte ist. Auch ich gebe 11 Punkte...

  • Sicher eines der guten Stücke von Phil. Schön druckvoll, rhythmisch kommt der Song daher. Das kommt gut rüber. Da ist viel Kraft. Trotzdem kann ich nicht richtig flippen bei dem Stück und das hat zwei Gründe.
    Das Druckvolle wirkt nach einer gewissen Zeit eintönig. Ich erwarte da immer eine Wende, aber da kommt nichts, stattdessen wiederholt es sich. Ausserdem fehlt mir ein Höhepunkt, ein fettes Finale. Das Stück wäre dafür ideal. Aber es gibt nur eine leichte Andeutung und das war es schon. Schade.
    Aber unter dem Strich gutes Stück, saubere Arbeit.
    Von mir gibt's ein glattes Gut - 11 Punkte.



    Aber genau diese unerbittliche, rauhe Eintönigkeit machen doch dieses Stück aus und vermitteln haargenau die Stimmung, die es soll! Wut und innere Leere.

    (Normalerweise wird Phil doch immer für seine überaus melodiösen und harmonischen Songs kritisiert. Macht er mal was anderes, ist es wieder zu eintönig :ratlos: )

    Ausserdem: mit der Bridge kommt ja noch ein Überraschungsmoment! Ich finde der kommt gerade wegen der Eintönigkeit des Songs sehr gut rüber...

    No cloud, a sleepy calm
    Sunbaked earth that's cooled by gentle breeze
    And trees with rustling leaves
    Only endless days without a care
    Nothing must be done

  • Wie geschrieben, ich finde das Stück wirklich gut. Der Rhythmus, der Beat haben durchaus ihren Reiz. Aber die letzte Stufe zündet für mich einfach noch nicht - da fehlt noch etwas. Obwohl ich das Stück schon x-Mal gehört habe, erwarte ich immer noch, dass es nochmals abhebt, eine Stufe zulegt.
    Die Bridge ist leider etwas kurz und holt das Stück kaum aus diesem gleichmässidgen Pulsieren heraus und schon ist man wieder zurück im Song.
    ... und ich mag auch das Melodiöse und Harmonische an Phils Songs.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Aber genau diese unerbittliche, rauhe Eintönigkeit machen doch dieses Stück aus und vermitteln haargenau die Stimmung, die es soll! Wut und innere Leere.
    (...)
    Ausserdem: mit der Bridge kommt ja noch ein Überraschungsmoment! Ich finde der kommt gerade wegen der Eintönigkeit des Songs sehr gut rüber...


    Unter "Eintönigkeit" verstehe ich hier die durchgängige Grundstimmung des Songs, die sich in der Tat kaum ändert (selbst die Bridge bringt ja musikalisch kaum ein echtes Gegengewicht), und die gleichförmigen / reduzierten rhythmischen, harmonischen und dynamischen Verläufe. Und auch ich empfinde das bei diesem Song außerordentlich gelungen: Es verleiht ihm eine fantastische atmosphärische Geschlossenheit und prägnante Charakteristik. Dieses Auf-den-Punkt-bringen ist eine von Phils großen Stärken.
    Da "Eintönigkeit" negativ konnotiert ist, würde ich den Begriff allerdings von mir aus nicht verwenden. Der Song erzeugt bei mir keine Langeweile, da die Intensität des Ausdrucks mich von Anfang bis Ende erreicht. Daran ist u.a. das markante Arrangement schuld, welches ein faszinierendes Klangspektrum des Songs bewirkt. Und Phils Gesangslinien sind für meine Begriffe wirklich bemerkenswert / besonders: Ich würde sie vom Gesamteindruck fast schon als "zerklüftet" bezeichnen, denn z.T. singt in seiner starr(sinnig)en Wut penetrant repetierend, als wolle sein Text-Alter Ego seinem Gegenüber einfach nur monoton-brutal ins Gesicht schreien, und dann wiederum gibt es Stellen mit Riesensprüngen in extreme stimmliche Bereiche, die die überbordende emotionale Verfassung des Ichs bis an die Grenzen des Erträglichen deutlich werden lassen.


    (Normalerweise wird Phil doch immer für seine überaus melodiösen und harmonischen Songs kritisiert. Macht er mal was anderes, ist es wieder zu eintönig :ratlos: )


    Ich sehe das nicht ganz so. Ich denke, dass kaum jemand etwas gegen melodiöse und harmonische Songs hat. Die Kritik gegen Phils Solowerk entzündet sich meinem Erleben nach vor allem an zwei Faktoren: Das eine ist diese glattgebügelte Seichtigkeit, aus der er vor allem später nicht mehr rauskam. Das brachte ihm letztlich dieses Image des Hausfrauenschnulzenonkels ein. Und zum anderen entstand auch immer stärker der Eindruck, er wiederhole sich. Es gibt da eine Reihe musikalischer Elemente / Mittel, die er zu inflationär wiederverwendet hat. Dieses war in Verbindung mit der schmusigen Seichtigkeit (und nicht zuletzt seiner medialen Omnipräsenz) dann eine Kombination, die viele als nervtötend und abstoßend empfanden.


    Beide Kritikpunkte finde ich in "Do you know, do you care?" nicht wieder. Dass der Song nicht schnulzig ist, darüber dürfte wohl Einigkeit herrschen. Und obwohl durchaus Phil-typische Merkmale vorhanden sind (z.B. das Drumming), sind Arrangement / Sound sowie nicht zuletzt der zerklüftete Gesang doch ziemlich einmalig in seinem Schaffen. Als Collins-Klischee nehme ich den nicht wahr.