TotW [07.-13.01.13]: GENESIS - Fly On A Windshield

  • Insgesamt sehr atmosphärisch der Titel. Der ruhige Gesangsteil am Anfang ist einfach wunderschön, aber gleichzeitig auch düster und geht dann über in diesen Instrumentalteil, der so schön wuchtig daherkommt und diesen psychedelischen Touch hat. Der Song bildet zusammen mit der Broadway Melody eine Einheit. 13 Punkte, wenn ich mir's recht überlege, hätte ich auch 14 geben können.

  • Mittlerweile knallt der Track so richtig rein. Wenn der imaginäre Aufprall einsetzt und sich dann alles irgendwie langsam, aber höchst intensiv weiterführt, wow. Unwahrscheinlich kraftvoll, auch die extremen drums. Großartiges Teil wie so vieles auf dem Lamm.

    lg mara || fb.com/tamarasparrow


    the pineapple thief: 17. + 18.09.18 || TMB: 23.11.18


    Als Genesis-Fan macht man ja im Grunde den lieben langen Tag nichts anderes als Seelen-Striptease...
    - me.

  • Mittlerweile knallt der Track so richtig rein.


    Das ist eben eine dieser faszinierenden Facetten von Genesis. Nachdem man einen Song x-Mal gehört hat, verändert er sich plötzlich, wird besser. Plötzlich sind da Passagen die einen in Verzückung versetzen. Wo waren die vorher?
    Lamb ist einer der Alben, bei der das so richtig häufig vorkommt. Weiss nicht wie oft bei mir da der Lieblingssong bzw. Lieblingspassage geändert hat.
    Gut nach über 40 Jahren hat es sich so langsam eingependelt. :D

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Das wird mit noch so vielen passieren, fürchte ich :D Aber schön ist es, ich freue mich drauf. So kann es wenigstens nie langweilig werden. :)

    lg mara || fb.com/tamarasparrow


    the pineapple thief: 17. + 18.09.18 || TMB: 23.11.18


    Als Genesis-Fan macht man ja im Grunde den lieben langen Tag nichts anderes als Seelen-Striptease...
    - me.

  • Ganz klare 15 Punkte. Warum sollte man Lieblingssongs auflisten bei einem derartig dichten Konzeptalbum? Aus Gründen! Daher gebe ich hier ganz deutlich zu Protokoll, dass "Fly On A Windshield/ Broadway Melody Of 1974" (diese Verbindung übernehme ich sehr gern von meinen Vorpostern, da sie ja auch Sinn ergibt) für mich auf jeden Fall einen der Höhepunkte des Albums darstellt. Eine Auflistung meiner anderen Top-Songs des Albums erspare ich dem Leser, sonst würde ich nur abschweifen.


    Allein der Übergang vom Opener ist Gänsehaut einflößend. Das Album muss ich mir mittlerweile in den letzten 31 Jahren so um die 500mal komplett über Kopfhörer angehört haben, aber vor allem diese Passage kriegt mich jedesmal. Diese sanfte aber gleichzeitig fast schon unheimliche Akustikgitarre zusammen mit Tonys wunderbarem Beitrag - da merkt der beeindruckte Hörer schon durch das Arrangement, dass sich da etwas zusammenbraut. Peters Gesang hat mich nie mehr beeindruckt als auf diesem Track. Sehr geheimnisvoll.


    Der Aufprall der Fliege? Ein Genuss! Ein wahrer Traum! Das wurde auch in der 2007er-Abmischung nochmal verfeinert (im Gegensatz zu fiesen Verschlimmbesserungen etwa bei Peters "Porcupine"-Passagen auf "Back In NYC" oder dem schändlich runtergefahrenen Schluss von "The Lamia"!). Hat mir auch sehr gefallen, wie Phil genau diesen Moment auf "Sum of their parts" wie ein eingefleischter Fan hört, ein angedeutetes Luftschlagzeug spielt und bedeutungsvoll den Finger hebt á la "Habt ihr gehört, wie genial wir das hingekriegt haben?!" Überhaupt habe ich in zahlreichen Interviews der letzten Jahrzehnte das Gefühl, dass alle Bandmitglieder wirklich stolz auf dieses Stück sind.


    Steves Gitarre wurde hier berechtigterweise bereits ordentlich gewürdigt. Auch hier stimmt das gesamte Zusammenspiel aus Tonys schweren Tastenbeiträgen und Phils wunderbarem Schlagzeug, das mir auf diesem Stück immer eines seiner liebsten war.


    Bei der "Broadway Melody" kann Peter sein theatralisches Talent und seine stimmliche Variabilität hervorragend ausleben. Auch textlich mag ich das Stück sehr. Das Gitarrenmotiv, das auch am Ende von "Lillywhite Lilith" nochmals aufgegriffen wird, wurde von einem (dennoch) befreundeten früheren Arbeitskollegen mal kritisiert mit den Worten: "Das ist aber ja mal sowas von peinlich von ,Kashmir´ abgekupfert!"

    Er wurde dann schnell relativ kleinlaut, als ich ihm sagte, dass Zeppelins Song erst im Folgejahr veröffentlicht wurde. So schnell kann es gehen - auf einmal waren die Ähnlichkeiten nur noch marginal und zufällig. Mein zufriedenes Fan-Grinsen konnte ich jedoch dennoch nicht unterdrücken. ;)

  • (... )

    Er wurde dann schnell relativ kleinlaut, als ich ihm sagte, dass Zeppelins Song erst im Folgejahr veröffentlicht wurde. So schnell kann es gehen - auf einmal waren die Ähnlichkeiten nur noch marginal und zufällig. Mein zufriedenes Fan-Grinsen konnte ich jedoch dennoch nicht unterdrücken. ;)

    Super, ja, ich fand es auch immer mega-understatement-mäßig, wenn Phil und Mike in ihren Autobiografien schreiben, dass sie für Squonk von dem Rhythmus von Zeppelins Kaschmir inspiriert wurden. Dabei hatten die ja schon vor Led Zeppelin diesen Beat und Sound in "Fly on a windshield", wie ich ebenso in meiner Rezi unter "in that quiet earth" bemerkte, wo sie diesen Sound und Rhythmus auch wieder verwendeten.

    Super, was Du schreibst, kann ich voll und ganz zustimmen! Von mir auch 15 Punkte! Durch Dich habe ich das Lamb-Album übrigens wieder mehr schätzen gelernt ;).

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

  • So erschien das Album im (am24.?) Februar 1975.

    Genesis waren definitiv nicht bei den Aufnahme-Sessions von Led Zeppelin im Studio! Das müsste man sonst in irgendeiner (Auto-)Biografie nachlesen können. Für mich bleibt da kein Fragezeichen offen.

    Als das Album von Led Zeppelin im Februar 1975 rauskam, war the Lamb schon längst fertig. Eine Beeinflussung von "Fly on a windshield" durch Led Zeppelin - und genau das behauptete ja der Kumpel von Virgil - lässt sich somit definitiv ausschließen.

    Jetzt zu Squonk: Wenn Genesis später angeben, sie wären bei Squonk von Kashmir beeinflusst worden, dann steht das meiner Ansicht nach nicht mit dem Fakt im Widerspruch, dass sie selber aber schon auf the Lamb solche Sounds und Beats produziert haben, auch wenn sie sich dann selber nicht mehr konkret daran erinnern, weil diese Sounds bei ihnen so beiläufig und selbstverständlich entstanden. Ich nenne das Unterstatement. Denn dieser Sound à. la Windshield, Squonk und Quiet Earth ist doch viel typischer für Genesis als für Led Zeppelin. Wenn die ihren Kaschmir - Song wirklich schon vor the Lamb fertig hatten, wird die Ähnlichkeit wohl Zufall gewesen sein, aber den letzten Schliff könnten sie sich dennoch von Genesis abgehört haben. Mir ist das egal. Wichtig war mir nur, herauszustellen, wie Virgil das auch tat, dass Genesis diesen speziellen Genesis-typischen Sahara-Sound schon unabhängig von Led Zeppelin entwickelten, also auch schon vor Squonk.

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

  • 15 Punkte für die Studioversion. Einer der großartigsten Genesis-Momente überhaupt. Live hat Steve sein Solo niemals in der tonal genauen Abfolge wiederholen können, und auch nie zweimal auf die gleiche Art. Er findet so gut wie nie den Einsatz, gerät ins Stocken, verzögert erst, überholt sich dann selbst, bringt die Pointen an den falschen Stellen, usw.. Später hat er das als "Improvisation" dargestellt, aber ich kenne mich aus bezüglich "Einsatz verpassen, und dann ins Hintertreffen geraten". ;)

  • Wer war zuerst da, GENESIS mit Fly On A Windshield oder LED ZEPPELIN mit Kashmir?


    Kashmir entstand aus zwei verschiedenen Riffs von Jimmy Page.

    Bereits Ende 1973 wurde ein instrumentales Demo von Jimmy Page und John „Bonzo“ Bonham aufgenommen.

    Auch die weiteren Studio-Sessions zum LED ZEPPELIN Album PHYSICAL GRAFFITI haben Ende 1973 begonnen.

    Ursprünglich sollte Kashmir "Driving To Kashmir" heißen.

    Robert Plant verfasste den Text, inspiriert von einer Marokkoreise im Sommer 1973 (nach dem Ende der 9. US Tournee, letztes Konzert am 29. Juli 1973 in New York City), auf der Straße nach Tan Tan, eine Provinz im Süden, am Rande der West-Sahara.

    Auf der im Februar 2015 erschienenen Companion Disc der „Deluxe Edition“ vom PHYSICAL GRAFFITI ist eine Version von Driving Through Kashmir (Rough Orchestra Mix) enthalten. Diese wurde in Headley Grange mit Ronnie Lane’s Mobile Studio am 25. Oktober 1973 aufgenommen.

    Im Mai 1974 wurde laut Classic Rock Magazine https://classicrock.net/rueckblende-led-zeppelin-kashmir/2/ in den Londoner Olympic Studios letzte Hand an Kashmir gelegt.

    PHYSICAL GRAFFITI sollte ursprünglich im Juli 1974 erscheinen (THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY erschien am 29. November 1974), es gab Probleme mit dem aufwändigen Cover-Artwork. So erschien das Album im (am 24.) Februar 1975.

    Live wurde Kashmir schon ab den ersten Konzerten 1975, z.B 11.01. (Rotterdam), 12.01. (Brüssel), mit folgender, 10. US-Tour immer gespielt (auch 1977, 1979, 1980).

    Ob zu diesem Zeitpunkt (1974/75) eine persönliche oder musikalische Beziehung zwischen Genesis und Led Zeppelin existierte, ist mir nicht bekannt.

    Im Studio/Headley Grange waren sie damals natürlich nicht zusammen.

    Zwischen Phil Collins und Robert Plant entwickelte sich erst ab 1982 eine persönliche und künstlerische Beziehung.


    Für GENESIS endete am 06.Mai 1974 die Selling England By The Pound Tournee (letztes Konzert in New York City).

    Anschließend, in den Monaten Juni und Juli 1974 waren GENESIS in Headley Grange zu Sessions und Aufnahmen zu THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY , u.a. wurde Fly On A Windshield dort komponiert (also 10 Monate nach dem Aufenthalt von Led Zeppelin dort).


    Wer da nun wen beeinflusst hat, lässt sich aus meiner Sicht schlecht feststellen.


    Da sich GENESIS auch bei Squonk in Richtung LED ZEPPELIN beeinflusst sieht, denke ich, sie sollten es selber am besten wissen.

    Kashmir (und sein typischer Sound) ist älter als Fly On A Windshied, ob GENESIS diesen Song zu diesem Zeitpunkt kannten, lässt sich (von mir) nicht feststellen.


    ...and the band plays "in The Mood"



    Für sachdienliche Hinweise habe ich u.a. das Buch LED ZEPPELIN - Biographie einer Band von Ritchie Yorke (Verlag vgs, 1. Auflage 1994, Seite 203 ff.), Linernotes zur Companion Disc, Led Zeppelin – The Complete Guide To Their Music [© 2004/2010] verwendet).

    PS: LED ZEPPELIN ist meine persönliche Lieblingsband # 01 und ich verfolge ihre Geschichte bereits seit mindestens 1971 (da war ich 11 Jahre alt).

    :)

    "Ich bin total gelangweilt vom sogenannten Neoprog." (Hans Magnus Ryan/Snah/Motorpsycho)

    "...und der Nervenarzt weiß auch nicht mehr wie's weitergeht.." (Alles klar auf der Andrea Doria - Udo Lindenberg)

    "Was ich haben will, das krieg' ich nicht und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht".

    Fehlfarben 1980 LP "Monarchie und Alltag" Lied "Paul ist Tot".


    8)

    13 Mal editiert, zuletzt von Schlammteufel () aus folgendem Grund: ergänzungen, andere Formulierungen, nie zufrieden...

  • Somit müssen wir also davon ausgehen, dass auch Genesis Led Zeppelin nicht bei der Komposition von Kaschmir beeinflusst hat. Eigentlich wollte ich nichts mehr dazu schreiben, weil es ja eigentlich nur darum ging, dass "Windshield" unabhängig von Kashmir entstanden ist. Aber Du hast natürlich recht damit, dass die umgekehrte Beeinflussung auch nicht sein kann. Und ich bin weiterhin der Meinung, dass die Ähnlichkeit zwischen dem Beat in dieser bestimmten Passage in dem recht komplexen Stück "Fly on a Winshield" viel mehr Ähnlichkeit mit "Kashmir" aufweist als das spätere "Squonk" dies tut. Zugegebenermaßen ist es meiner Phantasie geschuldet, wenn ich mir vorstelle, dass Genesis der Einfachheit halber über das Stück "Squonk", als es noch keinen Namen hatte, etwa so sprachen: "Lass uns dieses Kashmir-Ding nochmal üben", letztlich ist es völlig anders geworden wie man hört. Mit "Windshield" waren sie näher dran. Genauso hätten sie auch bei "Invisible Touch", bevor es diesen Namen erhielt, sagen können: "Lass uns diesen Souper Trouper - Song" nochmal üben", obwohl ja schon mit "Follow You" eine Nähe zu Abba gegeben war ;).

    Weil ich vorhin in meinen Recherchen zu FoF nochmal in der Autobiografie von Mike Rutherford nach brauchbaren Textstellen zu FoF suchte und nichts dazu fand - haha, FoF wurde in seinem Buch überhaupt nicht erwähnt - stieß ich unabsichtlich auf Seite 148 auch auf diesen interessanten Zusammenhang mit der "Headley Grange", von dem Du oben auch geschrieben hast: "Headley Grange in East Hampshire war ein großes Landhaus aus dem 18. Jahrhundert, das schon bessere Tage gesehen hatte. Led Zeppelin wohnten dort während der Aufnahmen zu Physical Graffity, was das Gebäude nicht unbedingt besser machte. Als Genesis im Juni 1974 zum Schreiben von "The Lamb lies down on Broadway" ankamen, befanden sich dort überall Ratten und kaum Möbel. (...) Ich war er Erste in Headley Grange und riss mir das schönste Zimmer unter den Nagel, das über ein eigenes Badezimmer verfügte und mit einem Teppich ausgelegt war. Als Tony und Margaret ankamen, verhielt ich mich nicht wie ein Gentleman und ignorierte sie einfach. Die beiden zogen in ein winziges Zimmer im Dachgeschoss. (...)".

    Sie zogen da also regelrecht ein und wohnten da, in diesem Haus, wo Led Zeppelin zuvor wohnten und atmeten, als sie unter anderem ganz viel und ganz oft Kashmir gespielt hatten !! Ich wiederhole das nur nochmal, weil ich das sehr spannend finde. Da liegt doch ein Verdacht ganz nahe!!! Ist da evtl. der Sound, sind da die Klänge, die Beats, die Seele von Kashmir in die Wände, Zimmerdecken und Teppiche eingedrungen? Oder haben die Zeppeline ein paar Noten und Partituren von Kashmir in einer Schublade liegen gelassen? Aufgenommen wurde the Lamb dann später in einer Kirche, und das war auch nötig, bei einem so gruseligen Haus, wie es Mike beschreibt 🤣 "Die Island Studios lagen in einer neu eingerichteten Kirche in der All Saints Road in Notting Hill" (S. 153). Tja, ich habe das Gefühl, dass wir uns hier einem ganz sensiblen, sehr sehr unheimlichen Geheimnis nähern. Aber diese Geschichte soll jetzt lieber Stephen King weiter erzählen :D ! Ich würde mich freuen, von Stephen King erfahren zu dürfen, wie die "Waiting Room" - Session, in ihrer langen Version auch als "Evil Jam" bekannt, entstanden ist! Und vielleicht schreibt King mal eine eigene Autobiografie, in der er seine Erinnerungen zum Besten gibt, selbstverständlich ohne Abgleich mit Fakten. Da kann man dann lesen, dass er bei den Aufnahmen der Evil-Jam mal beiwohnte oder diese im Vorfeld beeinflusste.<X

    Apropos Stephen King, da fällt mir was ein: Hatten King Crimson nicht schon deutlich früher, vor Led Zeppelin und Genesis, ein Beat/Riff/Klang/Groove/Sound-Erlebnis ähnlich wie Kashmir oder Windshield in der Rille??? :rolleyes:?(:/

    Jetzt wieder mehr im Ernst: Ich mag Led Zeppelin. Ich habe einiges von denen an Live- und Studio-Compilations, auch 2 DVDs; aber ich würde gerne noch mehr von denen so im Stil von Kashmir hören. Kannst Du da was empfehlen?

    From the pain comes the dream. From the dream comes the vision. From the vision come the people. From the people comes the power. From this power come the change.”

    Peter Gabriel

    4 Mal editiert, zuletzt von Seller of England () aus folgendem Grund: Korrektur