Beiträge von Slubberdegullion

    01.08.2022 IM GARTEN DES HOTEL „TIMEO“ UND IM „TEATRO GRECO“ BEI STEVE HACKETTT



    Heute ist es soweit, heute ist der große Tag des Steve Hackett-Konzerts heran. Am Nachmittag laufe ich schon einmal zum Theater (immer in der Hoffnung auf eine Begegnung mit Steve und seiner Frau Jo) und stecke meine Nase durch das Tor zum Hof des Luxushotels „Timeo“, welches nahe beim Amphitheater liegt. Was ich denn wolle, fragt mich der gestrenge, uniformierte Torwächter. Ich wundere mich nur, dass das grüne Pferd vom Vorjahr nicht mehr hier steht – entgegne ich. Ah, ja, wir haben inzwischen die Ausstellung gewechselt. Interessieren sie sich für Kunst? Kommen sie, ich zeige ihnen die neuen Objekte.



    Aber gerne doch! Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht, leger gekleidet in Jeans, „Genesis-Revisted“ Shirt, Wildlederschuhen und schwarzer Weste, wie ich heute bin. An anderen Tagen ist es noch schlimmer. Unter viel Glück würden Nicht-Hotelgäste ab und zu in Abendkleidung eingelassen, sagt mein Reiseführer. Nein, keine Sorge; Kunstinteressierte lassen wir immer ein, meint der Portier, und zeigt mir ungefähr 10 Objekte der aktuellen Installation. Ob ich nun gar noch einen Cappuccino auf der göttlichen Hotelterrasse konsumieren dürfe? Klar doch, dafür ist sie doch da. Und somit komme ich in den Genuss der allerbesten Aussicht auf Taormina, Naxos und den Ätna.



    Wer schon einmal in Taormina war, vorher Postkarten aus dem 19. Jahrhundert und dem frühen 20. Jahrhundert gesehen hat, wundert sich zumeist, warum er die betreffenden Perspektiven, Winkel und Ansichten selbst vor Ort nie vorfindet. Die Antwort ist einfach: Diese Ansichten gibt es nur vom Hotel „Timeo“ aus, oder vielleicht noch vom benachbartem „Park Hotel“.



    Ich bestelle einen Cappuccino, welcher mich zwar 10,- Euro kosten wird, aber diesen Preis ist er auch wert. Außerdem wird er in einer Art bauchigem Bierglas serviert, und er ist ergiebig und zählt zu den wohlschmeckendsten seiner Art, welcher jemals von mir vertilgt wurde. Ich fotografiere, was die ständig von mir gewechselten Objektive hergeben. Im Anschluss steige ich (das hatte mir der Portier noch anheimgestellt) die Terrassen hinab und besichtige den herrlichen Hotelgarten, in welchen man sogar altgriechische Amphoren positioniert hat.


    Ohne dieses zu wollen verirre ich mich an den Hoteleigenen Swimmingpool, was die Badegäste aber nicht stört. Sie halten mich für einen der ihren, einen Wohlhabenden, leicht spleenigen Typen, der in der größten Hitze lieber auf Fototour geht, statt wie sie am Pool zu liegen. Der Garten erstreckt sich bis hinunter an die mir vom Vorjahr bestens vertraute Via Luigi Pirandello, an welcher auch mein damaliges Hotel „Elios“ anliegt. Der Garten endet somit auch am öffentlichen Park; das gusseiserne Gitter unten an der Straße ist meistens verschlossen, heute jedoch nicht.


    Ich laufe trotzdem den gesamten Weg wieder hoch zum Hotel „Timeo“ und somit auch vorbei am benachbarten, ebenfalls sehr schön gelegenen Park Hotel. Ich möchte das alles noch einmal aus einer anderen Perspektive erleben. Ich bin den ganzen Tag über immer ein wenig in Lauerstellung, vielleicht Steve Hackett irgendwo in der Stadt zu begegnen; auch bin ich der Ansicht, dass er im „Timeo“ residieren wird. Und ihn oben am- oder im Hotel zu treffen, - in der unmittelbaren Nachbarschaft des Ortes seines Auftritts, - ist wohl am wahrscheinlichsten, aber es wird mir nicht widerfahren.



    Ich begebe mich wieder in mein eigenes Hotel, um mich frisch zu machen, und meine große Kamera dort zu deponieren, mit der ich mich nicht zum Konzert traue; die kleine, unauffälligere, muss reichen. Gegen 18 Uhr begebe ich mich auf die Dachterasse meines Hotels „Vello d’Oro“ (einer verblühten Schönheit unmittelbar über dem Hauptplatz, der Piazza des 9. April) und trinke meine übliche Kanne schwarzen Tee. Ich habe von dort aus freie Sicht auf die höheren, hinteren Teile des „Teatro Greco“, in welchem sich noch die Besucher tummeln – es ist nichts zu sehen von der Bühne von meiner Position aus, und auch einen Soundcheck kann ich nicht hören.



    Ich bin zirka 1 ½ Stunden vor Beginn des Konzertes im alten Theater, welches ich ja vom Vorjahr schon kenne, aber hey, hier muss man als Besucher schon 20,- Euro hinlegen, um überhaupt hinein zu kommen, also betrachte ich mir die Stätte nun auch wie ein Besucher in der Abenddämmerung. Im Oktober letzten Jahres wurde bereits sehr früh geschlossen, ich glaube, gegen 16 Uhr, und nichts wurde aus meiner Intention, das Sinken der Sonne hier in aller Gelassenheit erleben zu dürfen. Die Sonne selbst sieht man natürlich nur an der Westküste sinken, nicht hier in Taormina.



    Einmal abgesehen vom Konzert ist es eine große Freude, hier wieder vor Ort sein zu dürfen. Die Spannung steigt, und mit der einsetzenden Dunkelheit steigt, bedingt durch die Lichter der Beleuchtung, auch die Atmosphäre. Es ist schon eine gewaltige Theaterkulisse mit freiem Blick Richtung Ätna und den Lichtern des weit unten am Meer liegenden Giardini Naxos, wo bestimmt Mariann (meine ungarische Bekannte vom Vorjahr) gerade ihren Arbeitstag beendet. Meine Nachbarn zur rechten sind arrogante Italiener (Vater und Sohn), welche mich keines Blickes oder Wortes für würdig befinden. Mir zu linken jedoch sitzen ein Londoner und seine Frau nebst einer Freundin derselben. Der Typ ist Genesis Fan; er war auch bei jenem denkwürdigen Konzert in Aylesbury an einem 02.10. Ende der Siebziger Jahre zur Geburtstagsparty von Mike Rutherford, bei welcher auch Peter Gabriel erschien und ein paar Nummern mit der Steve-Hackett-Band spielte. Leider ist sein Mikro schon kurz nach Beginn ausgefallen; es gibt Bootleg-Mitschnitte dieser Show.



    Ich wehre mich gegen die Übermacht seiner 70er Jahre-Erlebnisse mit der Erwähnung, dass ich Peter Gabriel solistisch nach dem Mauerfall 8 Mal gesehen habe. Nun ist er beeindruckt. Wir unterhalten uns sehr gut, nur setzen die drei ihre Unterhaltungen auch während des Konzertes fort, was bei den ruhigen Nummern ziemlich stört, nicht zuletzt deshalb, weil auch gelacht wird. Mein Platz befindet sich absolut zentral und in der zweiten Reihe der Tribüne C mit bestmöglichster Sicht auf die Bühne, denn die Parkett-Bestuhlung liegt etwas unter mir. Auch bleibt der Platz vor mir frei; ich könnte sogar dahin wechseln, aber mir reicht die Tatsache eines freien, fotografischen Feldes vor mir.



    Steve beginnt mit gut 20 Minuten Verspätung mit „Every Day“, um danach sämtliche der Solo-Titel wegzulassen – nur gegen Ende wird dann „Shadow Of The Hierophant“ intoniert. Dazwischen liegt das gesamte Programm des Genesis-Live –Albums „Seconds Out“ (zu Deutsch etwa: „Bühne frei!“; „Helfer raus!“). Ob meine Vermutung, dass es keinen Soundcheck gab, nun richtig oder falsch ist: Der Sound ist und bleibt bescheiden – besonders Steve hat viele Ausfälle mit den Klangabstimmungen seiner Gitarre; manchmal ist er gar nicht zu hören; manchmal muss er, - gleich einem Anfänger,- Vorlieb mit den Sounds und Effekten nehmen, welche liefern; egal, was der jeweilige Song normaler Weise für Feinabstimmungen erfordert. Und es ist höllisch laut, sodass ich auch hier, wie vor einigen Monaten bei seinem Konzert in Dresden, wieder meine Ohrstöpsel in Gebrauch nehme. Mein Gehör hat sich gerade recht gut erholt, ich höre auf beiden Ohren annähernd genauso gut wie vor meinem Hörsturz; da möchte ich keine weiteren Schädigungen riskieren, auch wenn der Klang nun etwas dumpf wird. Es stimmt, Steve wirkt etwas müder; und er setzt sich auch öfter hin, falls sich die Gelegenheit ergibt. Die Lichteffekte sind Opern-haft und grandios in dieser Kulisse! Die aktuelle Interpretation von "I know what I like" gefällt mir nicht, ansonsten ist alles okay. Die Italiener singen mit und feiern eher die alte Zeit der 70er Jahre, welche sie in das aktuelle Konzert hinein transponieren.


    Bedingt durch die Ausfälle wird das in musikalischer Hinsicht heute nicht das beste Konzert meines Lebens; aber, - natürlich, - in theatralisch-optischer Hinsicht schon. In Dresden musste ich damals eine halbe Stunde vor Konzertende aufbrechen in der Absicht, den letzten Zug nach Leipzig erreichen zu wollen. Heute höre ich nun endlich auch den Schlussteil. Am Ende versuche ich, solange als möglich im Theater zu bleiben, um noch etwas Atmosphäre zu tanken – schließlich hat man nicht alle Tage Gelegenheit, hier zu sein, und selbst im Hochsommer wird das Theater wohl am frühen Abend für Besucher geschlossen, aber die jungen, attraktiven Platzanweiserinnen in ihren schwarzen Abendkleidern achten scharf darauf, dass man sich wirklich Zeitnah zum Ausgang begibt, was aber dauern kann.


    Gleich nach dem Ausgang des Theaters befinden sich die besten Speiseeis-Stände, und natürlich gönne ich mir noch eine Mixtura con Pistacchio, Stracciatella und Nocciola. Anschließend lustwandle ich noch ein wenig auf der Flaniermeine „Corso Umberto“ – hier muß man doch wohl mit Sicherheit Steve und Jo begegnen, aber allzu lange ziehe ich das nicht (und natürlich wieder: erfolglos) durch. Sitzen hier, in der kleinen Seitengasse, vielleicht Steve und Jo in jener Trattoria? Nein. Sehe ich da in der Ferne die blonden Locken von Nad? Nein. Das war ein schöner Tag, und ein guter Start für die 3 Wochen der Sizilien-Rundreise, die nun vor mir liegen.



    Zitat

    UK76: Was du daraus machst, entspringt deiner Fantasie.

    Ganz bestimmt. So wie auch die sich nun ableitende Suggestion, ich hätte diesen Thread erstellt; oder @Mellotrons :

    Zitat

    Das ist nicht Ecke Brewer St.:

    Aber nun gut, Danke an Gitgo für die Brewer 87.

    Ich habe doch nie etwas von der 90 Wardour Street geschrieben; nie behauptet, dass die 90 an der Ecke Brewer Street läge! Der Marquee war wohl in der 90, das "La Chase", wo sich Anderson und Squire kennengelernt haben, wohl in der 100. Am Marquee (heute die Soho Lofts) hängt noch die Blue Plaque für Keith Moon.


    Ich finde einen eigenen Thread dafür auch Quatsch. Gerne wieder schließen, ich dachte nur, jemand hätte das Buch aufmerksam gelesen, und könnte sagen: Jawohl, steht auf Seite 8, rechts oben ...

    Die Italiener (bis dato vermeintlich oder in realo die treuesten supporter) waren - neben den Holländern in Leiden (nomen est omen ;) - schon 1981 am enttäuschtesten von der neuen Edition von Genesis, obgleich sie ja gar nicht mit Konzerten bedacht wurden (schreibt Giammetti). So tat man ihnen den Gefallen und cancelte die beiden wohl verhasstesten Songs und brachte wenigstens noch IKWIL als Zeichen des kurzzeitigen "guten Willens". Das Giammetti nicht auf IKWIL eingeht ist natürlich kein Beweis für die Aufführung des Songs in Hamburg.

    ... das wünsche ich ihm auch! Von der Krankheit wusste ich so wenig wie von seinem positiv-Corona-Test; ansehen konnte ich es ihm auch nicht. Natürlich, Corona oder nicht: Wer nicht berührt werden will, soll sein Recht dazu wahren dürfen, ganz klar.


    Gestern besiegte (der von mir angefeuerte, wie Charles schreiben würde) Underdog Chemie Leipzig den haushohen Favoriten Carl-Zeiss Jena sensationell mit 3:2:


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