Klassik? Nein danke.

  • Vor etwa einem Jahr erschien "Recomposed by Max Richter – Vivaldi, The Four Seasons". Ich hatte bereits darauf hingewiesen, als "Die vier Jahreszeiten" bei der Klassik des Monats dran waren, allerdings zu der Zeit nur ein paar Schnipsel gehört, die mich neugierig gemacht hatten.
    In jüngster Zeit hatte ich Gelegenheit, die Platte ausführlich kennenzulernen, und möchte sie völlig uneingeschränkt empfehlen. Wäre sie komplett im Netz hörbar, hätte ich sie für den August vorgeschlagen, so klemme ich sie nun hier rein.


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    Max Richter begegnete mir erstmals im Kino als ich den Film "Waltz with Bashir" sah, den er mit seinem score eindringlich untermalte.
    Da hatte er sich bereits einen Namen als Komponist, Solist und Ensemble-Musiker gemacht, Glass und Reich interpretiert oder Kafka und Murakami "vertont", für mich bisher noch unbekannte Arbeiten.

    Vivaldi nun wurde von Richter kreativ bearbeitet ohne ihm zu nahe zu treten. Dennoch ist es beileibe kein Remix, sondern eine Neuerfindung. Dazu hat Richter nach eigenem Bekunden die Bilder, die er seit der Kindheit im Kopf hatte, verbannt und sich auf die Noten konzentriert.

    Hier ist nochmal der Promo-Trailer, in dem das Projekt vorgestellt wird.


    Richter hat die Vorlage respektvoll aber kreativ zerschnitten, viele Passagen variiert, Teile weggelassen und neue Figuren hinzugefügt. Keine Ahnung, ob man so etwas darf, aber das Ergebnis hat mich außerordentlich verblüfft.

    Ich bin zu wenig musiktheoretisch gebildet, um zu beschreiben, worin seine Veränderungen genau bestehen. Man erkennt das Original jederzeit, am interessantesten wirkt Richters Arbeit aber da auf mich, wo Vivaldi nur von ferne grüßt und Richter ihn mit seinen eigenen kompositorischen Assoziationen unterhakt, um mit ihm gemeinsam zu neuen Ufern aufzubrechen.
    Das Werk wirkt insgesamt offen und luftig, vielleicht nicht so klar strukturiert wie Vivaldi, aber harmonisch absolut zwingend.
    Je häufiger ich es höre, desto eigenständiger wächst sein Charakter, und desto mehr ist die Platte ein Quell der Freude geworden, eine berückende Reise bei jeder Witterung.


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    Man zerpflückt es ungern, Ausschnitte können nur unzureichende Eindrücke vermitteln, aber Worte noch weniger, deshalb drei kleine Appetizer:

    Spring 1 (lieber nicht hingucken)
    Summer 1 (ruhig mal hingucken)
    Summer 3 (auf gar keinen Fall hingucken, und wenn, dann nur mit Schutzbrille)

    [FONT=&WCF_AMPERSAND"]Berlins schönste Bibliotheken[/FONT]

    Einmal editiert, zuletzt von littlewood () aus folgendem Grund: Hm, ein Vierer-Posting. Bin ich Rekord? Gerät man da unter Therapie-Verdacht? Vielleicht schreibt mal einer unauffällig was..

  • Interessant, dieser Thread! Ich näher mich mal an, indem ich mich einfach auf verschiedene Komponisten/ Künstler stürze, die hier von meinen Vorpostern in anderen Zusammenhängen erwähnt wurden.


    Von Gustav Mahler bin ich nach wie vor angetan, wenn ich seine stimmungsvolle 1. Symphonie in D-Dur ("Titan") höre mit all ihren nachempfundenen Naturlauten und dem späteren "Frère Jacques" als Trauermotiv: Gustav Mahler - Symphony No. 1 in D major "Titan" - YouTube


    Der Name Max Richter ist mir erstmals im letzten Winter begegnet, als ich mich für Ambient und "Minimal Music" zu interessieren begann. Hängen geblieben sind bei mir vor allem diese schönen Stücke: Max Richter - On The Nature Of Daylight - YouTube sowie Max Richter - Vladimir's blues - YouTube


    Um etwas abzuschweifen und einen neuen (?) zeitgenössischen Namen ins Spiel zu bringen: Über Richter bin ich zu Nils Frahm gekommen, dessen Album "Wintermusik" ich als äußerst gelungen in Bezug auf die oben genannten Sparten bezeichnen möchte. Kleine Kostprobe: Nils Frahm - Ambre - YouTube


    Auch ansonsten gibt es viele Klassikwerke, die mich begeistern können. Merkwürdigerweise sind es eigentlich immer die instrumentellen Stücke, Opern waren nie so meins. Einzige Ausnahme bildet hier - auch wenn sie mittlerweile kommerziell so ausgelutscht daherkommt wie kaum etwas anderes in diesem Bereich - Puccinis Arie "Nessun Dorma" aus "Turandot". Was für eine Melodie!!!

  • Nun, gegen Orchester ist erstmal nichts zu sagen. Und es gibt durchaus Stücke, die ich mir anhören kann, ohne gleich genervt das Weite zu suchen. Zum Beispiel den Bolero.
    Was mich nervt:
    Manche Dirigenten hüpfen wie hyperventilierende Spastiker auf der Bühne rum.
    Operetten gehen manchmal noch, bei Opern halte ich den ¨Gesang¨für unerträgliches Gejaule.
    Dieses elitäre. Warum müss man denn da auftauchen gekleidet, als wäre es eine Oskarverleihung?
    Dieses Ablehnen einiger Klassikfans. Nur Klassik ist Musik. Rock, Pop, Jazz, alles Schrott. Yeah, Leute, heute gehe ich mit Smoking auf ein Klassikkonzert, geil. Sollen die anderen doch Phil-Solo hören. Obwohl manchmal dazu......:teufelgrins::p

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Ich finde die 3 Auswahlmöglichkeiten bei dieser Umfrage zu wenig.
    Ich habe dem zugestimmt, wofür sich bisher die meisten entschieden haben, obwohl ich gar kein ausgesprochener Klassik-Fan bin, aber auch keine Abneigung bezüglich klassischer Musik habe.
    Klassische Musik ist für mich fast ausnahmslos orchestrale Musik oder auch Musik für wenige Instrumente. Meine besonderen Vorlieben sind dabei Kompositionen von Vivaldi, Robert Schumann und mit Abstrichen auch von Beethoven.


    Und ich weiß nicht recht, ob man den noch lebenden genialen Philip Glass auch schon zu den Komponisten klassischer Musik zählen kann/darf.:ratlos:


    Irgendwann werden sicher auch die sehr umfangreichen Kompositionen eines Edgar Froese (Tangerine Dream) eine spezielle Art von Klassikern sein. Dessen bin ich mir ziemlich sicher.

    Einmal editiert, zuletzt von SGU ()

  • Oh, ich brauche das jetzt mal wieder, Beethovens Fünfte.

    Immer wieder genial, wenn's wie mal wieder etwas Klassisches sein muß.


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  • Habe nix angegeben, da ich mich mit keiner der Antwortmöglichkeiten identifizieren kann.


    Hat schon vor Jahrzehnten sehr gelungene Fusionen von Rock & Klassik gegeben, z.B. auf Meat Loafs Hammer-Album "Bat out of Hell". Aber die Umfrage bezieht sich wohl ausschließlich auf rein klassische Musik.


    Kommt darauf an, welche. Klassische Musik ist ein weites Feld. Operetten beispielsweise finde ich unerträglich. Da gehen mir die Schuhe auf. Dann gibt es aber wiederum klassische Kompositionen, die ich gut und gerne höre. Meist in Verbindung mit Filmmusik.


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  • Danke fürs Teilen! So etwas liebe ich. :)<3

  • Ich mach mal dieses alte Thema wieder auf, anstatt ein Neues anzureissen.


    Gestern Abend war ich in der Tonhalle St. Gallen und habe mir wieder mal Wagner gegönnt: "Der Ring an einem Abend". Ein "best of" dieses Riesenwerks versehen mit Zwischentexten von Loriot (der damals auch die Stückauswahl für diesen Abend getroffen hat), vorgetragen vom Schauspieler Bruno Riedl.


    Ich bin schon lange nicht mehr dermassen bewegt aus einem Konzertsaal gekommen. Wagners "Überwältigungs-Musik" hat mich einmal mehr völlig gepackt. Und das trotz (oder vielleicht gerade dank) der ironischen Brechungen durch Loriots Handlungszusammenfassung. Bei Wotans Abschied und Feuerzauber sind mir fast die Tränen gekommen, dies auch weil der junge isländische Bariton den Zwiespalt zwischen liebendem Vater und dem Gesetz verpflichteten Herrscher so vollendet in seinem Vortrag hat aufgehen lassen.

    Und Siegfrieds Begräbnismarsch hat wieder mal so richtig gigantisch gewummst.


    Ein Abend der noch lange nachwirkt und die Lust auf einen erneuten "ganzen" Ring geweckt hat.


    Hier noch der Teaser zu diesem grandiosen Konzertabend:

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    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Das hätte mich jetzt auch interessiert - läuft das noch?


    Ich habe den Ring immer geliebt - aber das liegt in der Familie. Walküre, Rheingold und Siegfried sogar live erlebt. Nur die Götterdämmerung war mir dann doch zu lang. Klassik und Opern liegen mir ebenfalls am Herzen - ich mag halt vielschichtige Musik mit schönen Melodien.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett