Genesis in der neuen Marillion Biografie

  • Da sowohl Genesis als auch Peter Gabriel in der neuen Marillion Biografie des Öfteren genannt werden, will ich euch die entsprechenden Passagen nicht vorenthalten.

    Soll jetzt keine Werbung für das Buch sein, aber somit kommen auch diejenigen Genesis Fans die keine Marillion Fans sind (ja, das soll's auch geben), und sich das Buch daher nicht kaufen, in den Genuss mal wieder ein paar Zeilen über Genesis und/oder Peter Gabriel zu lesen. Wenn auch "nur" als Nebendarsteller, aber immerhin.

    Es ist ja allgemein bekannt, dass die Ur-Mitglieder von Marillion große Genesis Fans waren. Und der Einfluss, den Genesis auf die Musik von Marillion hatten wird allgemein eher unter- als überschätzt.

    Hier also die erste Passage mit Genesis Bezug. Viel Spaß beim Lesen:


    a) Freitags gibt’s Fish

    Als Fish und Diz an diesem Freitag in Aston Clinton ankamen, stellte man die Audition erst mal hintenan und machte sich auf den Weg in den nächsten Pub, um sich näher kennenzulernen und die Tätigkeiten und die Vorhaben für die nächsten Tage durchzusprechen. Zurück im Farmhaus – es war mittlerweile 2 Uhr in der Früh – dachten die angeheiterten Musiker keineswegs daran, ins Bett zu gehen. Es wurde die Hi-Fi-Anlage angeschmissen und munter weitergebechert. Jemand hatte die Idee, „Foxtrott“ von Genesis aufzulegen. Die Nummer kannte Fish in - und auswendig und mitsingen war – sogar stockbesoffen – für ihn absolut kein Problem. Was er auch lauthals tat, mit seiner besten Peter-Gabriel-Stimme. Als der letzte Ton verklungen war, war es ein paar Sekunden lang totenstill und dann redeten alle wild durcheinander: „Hey, du kannst singen, du kannst echt gut singen!“ Ein anderer meinte: „Mann, du klingst wie Peter Gabriel, Wahnsinn, einfach unglaublich!“ Fish hatte die Jungs von Marillion mit seiner Darbietung ziemlich beeindruckt. Wer stockbesoffen noch wie Peter Gabriel singen konnte, der musste was draufhaben. Ob er nüchtern genauso gut war, würde sich in den nächsten Tagen zeigen. Fürs Erste hatte Fish die anderen aber mächtig beeindruckt.

    Am nächsten Tag begab man sich gemeinsam in die Leyland Studios, um eine erste Bandprobe mit den beiden Neuankömmlingen abzuhalten. Die Proben fanden zu dieser Zeit in den Leyland Studios statt, da ja das gesamte Equipment dort aufgebaut war. Als Erstes, sozusagen zum Aufwärmen, wurde „I Know What I Like“ von Genesis gespielt. Nachdem man noch eine Yes-Nummer gespielt hatte, war die Entscheidung bereits gefallen, wer der neue Sänger von Marillion werden würde. Fish überzeugte den Rest der Band auch in nüchternem Zustand. Man war zwar von Diz’ Bassspiel nicht restlos überzeugt, bot den beiden aber trotzdem an, der Band beizutreten. Warum beiden? Fish machte den anderen unmissverständlich klar, dass sie nur im Paket zu haben waren und er nur mit Diz einstieg – oder gar nicht.

    Am selben Tag nutzte Fish die Gelegenheit, um über das bereits fertige Instrumentalstück „Close“ seinen Text mit dem Titel „The Web“ einzusingen. Die anderen hatten nach der Nacht, in der Fish zu „Supper’s Ready“ sang, ein zweites Aha-Erlebnis. Sie waren begeistert davon, wie gut Stimme, Text und Musik harmonierten. Und sie waren überzeugt davon, die richtige Wahl getroffen zu haben. Vor allem Mick und Steve waren beeindruckt von der Stimme ihres neuen Leadsängers. Wirklich überwältigt aber waren sie von seinem enormen Talent, mit Worten zu spielen und Dinge oder Ereignisse mit bildgewaltigen Ausdrücken beschreiben zu können.
    „Ich mochte seine Texte von Anfang an sehr“, so Steve, „allerdings muss ich zugeben, dass ich manchmal das Gefühl hatte, die Texte seien stellenweise etwas zu wortreich und zu langatmig. Aber um ehrlich zu sein, seine Texte waren tausendmal besser als alles, was wir bis dahin an eigenen Texten fabriziert hatten. Als Sänger war Fish beeindruckend, aber als Texter war er einfach unglaublich.“
    (Mick Wall, Market Square Heroes, S. 109)



    Quelle: "Script for a Jester's Song", Marillion Biografie Band 1, Seite 24

    • Offizieller Beitrag

    Hmm, "Script for a Jester's Song"... ist das eine kommende kommerzielle Biografie-Buchveröffentlichung über Marillion oder ein Fan-Projekt? Die letzte wirklich gute und brauchbare Biografie dahingehend war ja "Separated Out" und hat ja nun auch schon 10 Jahre aufm Buckel (und gabs noch dazu glaube ich nicht in deutscher Übersetzung oder?).


    Die Absätze oben lesen sich leider eher nach Fan-Projekt / Fan-Fiktion als nach ernstzunehmender neutraler Biografie.

  • Also ich bin sehr aktiv im off. Marillion Forum und hab eigendlich sehr viel ahnung von Marillion in allen Bandphasen.


    Da ist keine rede von einer neuen biografie


    Dass klingt sehr nach möchtegern experten fantasieren über eine beliebige band.
    Kann ja gut sein dass der verfasser des buches wirklich dabei war damals. Nur mit den Bandmitgliedern wurde kein neues interview geführt, also wenn dann bestehen diese informationen aus alten schnipseln vergangner zeiten.

  • Äh, sorry - aber wenn sich von den Herren Musikjournalisten keiner herablässt eine Biografie über Marillion zu schreiben, warum solls dann kein Fan machen? Wenn er kurzweilig schreiben kann, spricht doch nix dagegen.


    In der am 01.12.2012 erschienenen Marillion Biografie (gibt im Marillion Forum auch einen Tread darüber) wird die Geschichte Marillions anhand der 4 englischen Biografien (alte Schnipsel würd ich das nicht nennen) als Quellenmaterial, für die deutschen Fans nacherzählt. Nicht mehr und nicht weniger.


    Und Nein, der Autor war nicht dabei, muß er aber auch nicht, oder? Oder waren die John Lennon Biografen dabei, als er erschossen wurde? Trotzdem haben sie eine Biografie über ihn verfasst, Frechheit oder.


    Biografien basieren auch nicht immer auf Interviews (können - müssen aber nicht) sondern sehr oft auf bereits vorhandenen, aber nicht jeden Fan zugänglichen Quellen. Was helfen einem Fan z.B. die 4 englischen Bios, wenn er nicht englisch kann.:rolleyes:


    Nun denn, jedem kann mans sowieso nie recht machen, also was solls.


    Im neuen Made again (Marillion Fan Club Heft) wurde die Biografie sehr gelobt und auch in der vorletzten Ausgabe der Eclipsed wurde eine Kaufempfehlung ausgesprochen.


    Ein paar Abschnitte hätt ich noch, dann halt nur für diejenigen, denen es nix ausmacht das es "nur" Fangeschreibsel ist. Wie gesagt, das Ganze sollte ja nur eine nette Geste für die Genesis Fans sein, die sich das Buch, aus welchen Gründen auch immer, eh nicht kaufen. Ich hätt allerdings niemals damit gerechnet, dass das dann gleich so zerpflückt wird....:(

    2 Mal editiert, zuletzt von Grendelson ()


  • Das ist doch nicht gegen dich gerichtet. Ich selber kann nur solche fan dinger nicht besonders leiden.


    Nur wenn die autoren nicht dabei waren, liegt der verdacht nahe dass viele informationen nicht wahrheitsgemäß sind bzw verwässert durch zu viele subjektive eingriffe.


    Kann ja gut sein, dass die drei bände ganz nett sind aber definitiv nichts für mich

    • Offizieller Beitrag

    Nunja, also ich sehe da jetzt keinen Grund sich auf den Schlips getreten zu fühlen. Zumindest meinerseits war das durchaus eine ernste Nachfrage, ob das ein "offizielles journalistisches" Output ist oder eben "nur" das Ergebnis eines Fans.


    Ersteres ist für mich persönlich von Interesse und Relevanz, letzteres in der breiten Masse dagegen einfach irrelevant (zumindest solange man es nicht mit einem Fan mit direkten oder indirekten Kontakten wie z.B. Alan Hewitt zu tun hat). So scheint es auch hier zu sein. Man stopft die Inhalte aller verfügbaren offiziellen Biografien in den Mixer, übersetzt das alles und schreibt es in lockerer rosarot-Fanbrille / begeisterter Fanfiction-Sprache (welcher ich alleine schon überhaupt nichts abgewinnen kann) einfach neu.


    Folge: keinerlei neue Infos, keine neuen Aspekte, stattdessen aber alles präsentiert in dieser rosarot-klebrigen Fankitsch-Sprache. Kurz: Irrelevant. :D Zumindest für mich.



    Was jetzt aber NICHT heißen soll, dass sich hier jemand deswegen auf den Schlipps getreten fühlen soll oder nicht auch die restlichen Genesis-relevanten Passagen posten soll (für viele sicher weiterhin interessant).
    Es war für mich nur die ernstgemeinte Nachfrage dahingehend ob es für mich eine interessante kaufwürdige Veröffentlichung ist oder nicht.

  • Naja, diesen rosaroten Fankitsch hat man auch in "journalistischen" Biografien, wenn auch nicht in den geschriebenen. Ich entsinne mich da an "A life less ordinary", aber auch an Teile der "Genesis - History", wo jede noch so nebensächliche Nebensächlichkeit wie ein revolutionärer Fakt gehyped wurde. Die Facebookaktie ist da Dreck gegen. :D

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Ich für meinen Teil bin sehr gespannt. Hab zwar 2 englische Bücher über Marillion hier stehen, aber wirklich gelesen hab ich sie nicht.
    Freu mich also auf eine deutsche, aktuelle Fassung. Hab mir die limitierte Hardcover-Version bestellt, die müsste wohl jeden Moment eintreffen.

  • Im aktuellen Made Again (Magazin von The Web Germany) gibt ein mehrseitiges Interview mit dem Autor. Er ist 44, dreifacher Familienvater, hauptberuflich Postmitarbeiter, und schreibt abends zwischen 20.00 und 24.00 Uhr. Er stützt sich nicht auf selbst geführte Interviews, sondern hat seine Informationen aus bisherigen Publikationen zusammengetragen. Dies sind:


    - "alle 4 englische Biographien"
    - "alle Fanclubhefte seit 1984" (in welchen Sprachen auch immer...)
    - Musikzeitschriften (er besitzt komplette Sammlungen "der wichtigsten Musikzeitschriften wie Musik Express, Musikszene, Gitarre & Bass aber auch Bravos und Pop Rockys" seit Anfang der 80er Jahre... Treffen bezeichnet er sich "eher als Musikzeitschriftensammler denn [als] Plattensammler")
    - andere Bücher (z.B. Unsung Heroes of Rock Guitar von Sterling Whitaker)


    Er scheint keinen Kontakt mit Marillion oder anderen offiziellen Stellen aufgenommen zu haben und sich große Mühe gegeben (inklusive Rechtsberatung), sich nicht in rechtliche Schwierigkeiten zu bringen (daher auch das merkwürdige Cover).


    Über seinen flockigen Stil sagt er: "Für mich war relativ schnell klar, dass mein Buch über Marillion alles sein darf: lustig, abgedreht, von mir aus auch mit ein paar Tippfehlern, es durfte alles sein, nur eines nicht: Langweilig und staubtrocken."


    Um auch noch auf vorherige Posts einzugehen: Ich denke zwar nicht, dass ich mir die Biographie zulegen werde (habe ja nicht mal die englischsprachigen), prinzipiell sehe ich aber kein Problem in der Herangehensweise. Wenn man eine Vielzahl zu der jeweiligen Zeit geführter Interviews auswertet, wird man vermutlich ein sehr viel differenzierteres und umfangreicheres Bild erhalten, als wenn man im Nachhinein Interviews führt, wie es etwa bei Chapter & Verse der Fall war. Nichts gegen dieses Buch - ich finde es extrem informativ, gerade auch durch die im Rückblick oftmals veränderte Perspektive - aber niemand wird bestreiten, dass zehn zur Foxtrott-Zeit geführte Interviews - ggf. plus über die Jahre dazugekommene weitere Erinnerungen und Aussagen - mehr Informationen über die Era bieten als allein die Erinnerungen der Musiker dreißig Jahre später.


    Ich vermute, dass mich an dem Buch am ehesten der locker-flockige Schreibstil inklusive in Kauf genommener Tippfehler nerven würde...

    FolkProg bei www.favni.de oder fauns.bandcamp.com und favni.bandcamp.com

    Einmal editiert, zuletzt von March Hare ()