Hallo zusammen!
Ich persönlich liebe alle Genesis-Perioden auf ihre je eigene Weise und freue mich immer, wenn etwas Neues hinzu kommt. Ich bin kein großer Hackett-Solo-Kenner, weil mich seine Projekte beim Reinhören nie wirklich überzeugt haben, obwohl ich sein Gitarrenspiel sehr schätze.
Genesis-Revisited I habe ich mir seinerzeit gekauft, weil Chester Thompson mit zu Werke ging. Das Album hat mich ob der neuen Interpretationen überzeugt - wenn auch nicht durchgängig. Ich gebe meinen Vorrednern recht, dass Interessantes á la "Deja vu" spannend war, und dass ich das auf dem neuen Coveralbum vermisse.
Nach dem Reinhören in Revisited II fand ich die Kritik der Rezensenten an den Gesangsparts zu harsch. Wenn Phil oder Peter nicht singen, kann man nicht erwarten, dass es klingt wie bei ihnen. Mich haben die anderen Stimmen daher nicht übermäßig gestört. Allerdings gehöre ich zu der Fraktion derjenigen, denen das Album zu sehr einem Nachspielen der Originale ähnelt.
Mir fehlt - von einigen Ausnahmen abgesehen - das überraschend Andere in diesen Aufnahmen. Zusätzliche akustische Gitarren-Intros sind mir da zu wenig. Die Stücke sind gut eingespielt, mir persönlich scheint nur das Schlagzeug vielfach zu sehr in den Hintergrund gemischt. Dass aber die Keyboards etwa fast durchgehend im gleichen Soundgewand daher kommen wie vor 40 Jahren, ist mir persönlich zu wenig kreativ. Selbstverständlich kann ein Synthesizer anno 2012 anders klingen als damals anno 1974.
Der weibliche Gesang etwa bietet eine neue, ungewohnte Facette eines Stückes - wobei ich aber einräumen muss, dass gerade dieser Versuch bei "Ripples" tatsächlich kläglich gescheitert ist. Bei "Hierophant" klingt das gleich viel besser - auch wenn ich hier kein ausgewiesener Kenner des Originals bin. Nick Kershaw versucht gar nicht erst so zu klingen wie Collins oder Gabriel - und das ist genau richtig. Was bei "Lamia" fehlt, ist aber eine entsprechende Variation in der Instrumentierung.
Bei The Musical Box weiß ich, dass ich den Versuch erlebe, möglichst genau wie das Original zu klingen und auch auszusehen. Ich erhalte ein Bühnenerlebnis, das ich vor 40 Jahren nicht selbst haben konnte und bin froh, wenn ich die Chance dazu heute nochmal erhalte. Hier gehe ich mit ganz anderen Erwartungen hin.
Ein Coveralbum des Altmeisters Steve, dessen Original ja schon in meinem CD-Schrank steht, sollte dagegen mit neuen Inspiriationen daher kommen.
Wenn man auf den Versuch steht, ein modernes Remake zu erhalten, dann ist dieses Album m. E. gut gelungen. Ich selbst ziehe aber wie gesagt kreativere Coverversionen vor. Es geht hier also um eine Frage des grundsätzlichen Ansatzes des ganzen Projekts, und da hätte ich selbst mir eher einen anderen gewünscht als Steve ihn gewählt hat.