SdW [31.01.-06.02.11]: PHIL COLLINS - Lorenzo

  • wie kann man Both Sides nur als Enttäuschung abtun!

    I am the other half
    And you are what I am for
    I won't lie to you or hurt you
    I'm not like that anymore

    I am with you all the time now
    One soul. One mind. One heart.
    The other half cannot be parted
    From the other half

    • Offizieller Beitrag

    Es sind immer die gleichen Akkorde, eigentlich ist es fast die ganze Zeit nur der Grundakkord, der zu hören ist. Und was das ach so tolle Drumming angeht: dem ganzen Song ist ein einziger, relativ kurzer Percussion-Loop aus Congas und Cowbell unterlegt, den man die ersten 1:30 min fast ausschließlich hört und der ziemlich steril nach Drumcomputer klingt. Darüber kommt dann später das ein oder andere echte Drum-Roll, das durch den untergelegten Loop jedoch kaum Entfaltungsmöglichkeiten hat.


    Es gibt keine Drum-Machine auf Dance Into The Light.


    Ich habe 13 Punkte vergeben. Lorenzo ist bei aller Nachdenklichkeit eine stimmungsvolle Nummer, die genau mit dem sehr gut auskommt, was der Song hat. Mehr braucht es auch nicht.


    Allerdings: Als Collins sagte, er wollte damals eigentlich viel mehr experimentieren und habe dann "kalte Füße" bekommen, da hab ich dieser Option schon etwas nachgetrauert.


    Both Sides ist für mich übrigens auch keine Enttäuschung, ganz im Gegenteil. Erst gestern hab ich es wieder gehört - und musste feststellen, dass ich There's A Place For Us und Can't Find My Way mit den Jahren immer besser finde.

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt keine Drum-Machine auf Dance Into The Light.

    Wenn man meinen Kommentar aufmerksam liest, wird man feststellen, dass ich auch nicht behauptet habe, es gäbe einen. Ich stellte vielmehr fest, dass Lorenzo mit einem kurzen Percussion-Loop unterlegt ist, das vermutlich gesampelt wurde und das "ziemlich steril nach Drumcomputer klingt", auch wenn es vielleicht sogar mit echten Instrumenten eingespielt wurde. Ob Drumcomputer oder nicht - das Resultat ist dasselbe.


    "Both Sides" war insofern eine Enttäuschung, weil es die Erwartungen des Publikums nicht erfüllte, was nach dem großartigen "...But Seriously" und der fantastischen Tour allerdings auch kaum möglich war. Rückblickend mag das durchaus anders aussehen, aber für die Masse der Collins-Fans von damals war es so. Anders wären ja die dürftigen Chartspositionen und Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorgänger auch kaum zu erklären.

    • Offizieller Beitrag

    passt nicht in den Thread aber:


    Komisch Sichtweise Tom. Both Sides war besonders in England und Deutschland extrem erfolgreich, in England war es in der Liste der meistverkauften Alben des Jahres auf Platz 8 - obwohl es überhaupt nur 8 Wochen in dem Jahr erhältlich war. Überflüssig zu erwähnen, dass es auf Platz 1 stand. Wie auch in Deutschland und in im Prinzip jedem anderen relevanten Land Europas. Nur in den USA kam das Album nicht in die Top 10 (erreichte aber auch Platin-Status).


    So dürftig sind die Chartpositionen also nicht - aber es fehlten natürlich die durchschlagenden Hit-Singles. Genau das fand ich aber auch angenehm - denn für seine Hit-Singelei wurde er ja auch allzu oft kritisiert.


    Die Both Sides Tour fand ich auch deutlich aufregender als die Serious Tour - abgesehen davon war sie auch um einiges erfolgreicher.

  • passt nicht in den Thread


    Daher war ich auch so frei, einen passenden zu eröffnen: ;)


    http://www.genesis-fanclub.de/…aetzt-oder-verachtet.html


    Gut, nun zu "Lorenzo":


    Ich habe 12 Punkte vergeben (die Liveversion würde 14 bekommen). Fand Phil's Ausflug in "World Music"-Gefilde auf jedenfall interessant und mal was anderes, auch wenn er sicher keine Koryphäe auf diesem Gebiet ist, wie z.B. Peter Gabriel oder Mike Oldfield zur "Ommadawn"-Phase (um mal ein paar Nicht-Afrikaner zu nennen.
    Allein, dass Mrs. Odone dem Phil ein Fax geschickt hat, um ihre (bzw. die ihres Sohnes) wirklich traurige Geschichte zu vertonen, da gehört schon sehr viel Mut (von beiden Seiten) dazu.

    31.10.1997 PHIL COLLINS (Hannover)
    11.06.2004 PHIL COLLINS (Berlin)
    15.06.2007 GENESIS (Hamburg)
    15.06.2012 ROACHFORD (Kiel)
    24.06.2012 MIKE & THE MECHANICS (Kiel)
    18.05.2014 STEVE HACKETT (Hamburg)

  • Lorenzo ist einer meiner Favoriten von DITL. Vorallem seit ich es auf der DVD Live and loose in paris gesehen habe, finde ich es ein wirklich starker song. Guter groove, dazu die einfachen Akkorde und eine schöne Melodie.

    Das Album DITL finde ich frisch und motivierend und es hat ein paar sehr gute Perlen drauf, neben Lorenzo. Klar hätte ich mir auch ein bisschen mehr Experiment gewünscht, songs wie "It's in your eyes" oder "Love police", die zwar vom Arrangement her etwas an die Beatles erinnern, sind mir dann doch ein wenig zu seicht geraten...

    Aber nochmals zu Lorenzo: ein toller song, vorallem Live mit Luis Conte!

    No cloud, a sleepy calm
    Sunbaked earth that's cooled by gentle breeze
    And trees with rustling leaves
    Only endless days without a care
    Nothing must be done

  • Glatt? Weichgespült? Lieber townman, das sind Attribute, die auf ein bewußtes "bloß nicht kantig werden und Käufer verschrecken"-Denkmuster hinweisen. Willst Du das diesem Song von diesem Album echt unterstellen?


    Wie bewusst Phil sein Faible für's Glattgebügelte ist, weiß ich natürlich nicht. Von daher ist meine Wertung alles andere als eine Unterstellung, sondern nur eine Beschreibung dessen, was ich höre. Das Lied erinnert mich an eine Wohnung, in welcher der Besitzer penibel darauf achtet, dass sich alles exakt am richtigen Ort befindet und auch jeden Tag geputzt wird. Ein Besucher darf keinerlei konkreten Hinweis auf ein Bewohntsein finden, da dies - so jedenfalls fürchtet der Besitzer - den Gesamteindruck verderben könnte. (Statt echter Holzdielen befindet sich im Wohnzimmer selbstverständlich Laminat.) Der Effekt für den Besucher könnte jedoch paradoxerweise kaum unwirtlicher sein.


    Meine Vermutung bezüglich Phil: Er hat ein Musikverständnis, welches davon ausgeht, dass der Hörprozess ein ausschließlich oberflächlich-sinnlicher Akt ist. Ich glaube, dass er die Möglichkeit einer geistigen Rezeptionsebene ausschließt, weil er einerseits dagegen eine Abneigung hat und andererseits auch grundsätzlich keine Antennen dafür bei ihm vorhanden sind. Sein künstlerisches Credo lautet: Einfachheit, Direktheit, Transparenz, Unmittelbarkeit, Zweidimensionalität (= alles gehört an die Oberfläche, Tiefenschichten werden vermieden).
    Ob dies ein "Denkmuster" oder eben begriffslos verinnerlichtes Credo ist, erscheint mir relativ wurscht - mich spricht dieses "bloß nicht kantig sein" so oder so nicht an.


    Es sind immer die gleichen Akkorde, eigentlich ist es fast die ganze Zeit nur der Grundakkord, der zu hören ist. Und was das ach so tolle Drumming angeht: dem ganzen Song ist ein einziger, relativ kurzer Percussion-Loop aus Congas und Cowbell unterlegt, den man die ersten 1:30 min fast ausschließlich hört und der ziemlich steril nach Drumcomputer klingt. Darüber kommt dann später das ein oder andere echte Drum-Roll, das durch den untergelegten Loop jedoch kaum Entfaltungsmöglichkeiten hat.


    Die Instrumentierung ist harmlos bis nervig und besteht im Wesentlichen aus Billig-Samples (man beachte die peinliche Panflöte am Anfang), vor allem der ständig laufende Sequencer-Loop im rechten Kanal, der immer die selben, kaum variierten vier Töne spielt, geht einem schnell auf den Wecker.


    Ich habe mir auf das Posting hin den Song nochmals angehört. Zum einen finde ich immer noch, dass das, was Phil auf seinem Drumset spielt, wirklich groovt. Zum anderen gebe ich Tom vollends recht, wenn er auf die Sterilität des übrigen Percussionensembles und darüber hinaus der Instrumentierung an sich verweist.
    Lediglich die Aussage zu der harmonischen Beschaffenheit des Songs möchte ich etwas relativieren: Die Bandbreite der Akkorde und damit auch die harmonische Bewegung übertrifft z.B. "In the air tonight" deutlich. Das hat angesichts der obigen Bedenken zur Gesamtwirkung allerdings kaum positive Auswirkungen.


    Im Nachhinein muss ich wahrscheinlich zugeben, dass meine heute Vormittag angeklickten 7 Punkte wohl dann doch noch sehr mit aufgesetzter Fanbrille vergeben wurden.

  • schwierig zu bewerten. was setzt man als bewertungsmaßstab an ? Collins` gesamtwerk? Die Dance Platte? Mit ähnlichen Versuchen anderer Künstler (Gabriel, Simon)?


    Ok, auf der DITTL sicher mit der beste Song. Uptempo Groove in der Tradition von It don´t Matter to me oder Find a way to my heart, insofern Besinnung auf gute alte Zeiten, Drum Fill in der Mitte, dann das Thema textlich und musikalisch umgesetzt, der Percussion loop, die olle pan flöte, und genau hier wird´s komisch, der singt fast die gleiche Melodie, wie sein Alter Kollege gabriel bei Biko und Talk to me. Nur eben lange nicht so authentisch. Aber immer noch besser als "It´s in your eyes" oder ähnlichen Peinlichkeiten, die leider das Spätwerk ab Both Sides durchziehen. Mit den Glanztaten bis 1989 kann´s leider lange nicht heranreichen, dazu isses zu verkrampft.


    insgesamt 10

  • Wie bewusst Phil sein Faible für's Glattgebügelte ist, weiß ich natürlich nicht. Von daher ist meine Wertung alles andere als eine Unterstellung, sondern nur eine Beschreibung dessen, was ich höre. Das Lied erinnert mich an eine Wohnung, in welcher der Besitzer penibel darauf achtet, dass sich alles exakt am richtigen Ort befindet und auch jeden Tag geputzt wird. Ein Besucher darf keinerlei konkreten Hinweis auf ein Bewohntsein finden, da dies - so jedenfalls fürchtet der Besitzer - den Gesamteindruck verderben könnte. (Statt echter Holzdielen befindet sich im Wohnzimmer selbstverständlich Laminat.) Der Effekt für den Besucher könnte jedoch paradoxerweise kaum unwirtlicher sein.

    Meine Vermutung bezüglich Phil: Er hat ein Musikverständnis, welches davon ausgeht, dass der Hörprozess ein ausschließlich oberflächlich-sinnlicher Akt ist. Ich glaube, dass er die Möglichkeit einer geistigen Rezeptionsebene ausschließt, weil er einerseits dagegen eine Abneigung hat und andererseits auch grundsätzlich keine Antennen dafür bei ihm vorhanden sind. Sein künstlerisches Credo lautet: Einfachheit, Direktheit, Transparenz, Unmittelbarkeit, Zweidimensionalität (= alles gehört an die Oberfläche, Tiefenschichten werden vermieden).
    Ob dies ein "Denkmuster" oder eben begriffslos verinnerlichtes Credo ist, erscheint mir relativ wurscht - mich spricht dieses "bloß nicht kantig sein" so oder so nicht an.




    townman, das ist ja eine interessante Analyse, die du da von dir gibst. Ich gebe dir zum teil sogar recht, auch wenn ich Collins als genialen Musiker mit vielen Talenten sehe. Aber das sprichst du ihm wahrscheinlich auch nicht ab, oder? Ich selbst finde Platten wie "Hello I must be going" oder "Face value" natürlich auch interessanter als DITL. Aber ich stehe halt, neben dem komplexen und tiefgründigen, ab und zu auch auf einfache, direkte und transparente songs, um deine Wortwahl zu nehmen. Ich brauche beides, und Phil, der ja als Kind eher von Motown und Beatles inspiriert wurde, hat neben Genesis genau das gemacht. RnB-Pop, mit Bläsern, guten Grooves und einfachen, direkten Melodien zum mitsingen. Aber ja, ich weiss schon, ich hätte mir von Phil auch manchmal mehr Experiment gewünscht, neben seinen einfachen songs, die ich ja auch sehr mag. Aber der Kontrast, der bei Genesis dank Banks immer vorhanden war, fehlte mir bei Collins solo oft...

    No cloud, a sleepy calm
    Sunbaked earth that's cooled by gentle breeze
    And trees with rustling leaves
    Only endless days without a care
    Nothing must be done

  • Wisst ihr ja schon, mit Phil-Solo kann ich nicht viel anfangen. Face Value fand ich supergut, aber was danach kam... Townman hat recht, glattgebügelte Musik, und zwar so dass sogar in Brasilien die Schmalzstücke im Supermarkt gespielt werden. Das geht ja gar nicht. "One more Night", "Separate Lives" oder "Do you remember" während ich mich entscheiden soll was für ein Fleisch oder Gemüse ich kaufen soll. Lorenzo ist für mich das beste Stück dieser CD, liegt wahrscheinlich am Drumming, trotzdem nur 5 Punkte. Phil, gehe in Rente, geniesse Deine Kohle, aber heirate bloss nicht mehr, das kann teuer werden.