Domino war in den Achtzigern sicherlich interessanter als heute. Es fällt wegen der Länge schon ein bißchen aus dem Rahmen. Wenn man so will: die Minisuite auf Invisible Touch. Ziemliche Plastiksounds, weit weg von Akustikgitarren und –klavieren. Live 1987 eine der Höhepunkte der Show. Aber auch als Studioversion nicht zu verachten, zumal live nicht allzuviel geändert wurde. Auf der Bühne hätten sie auch mehr improvisieren können, wollten es aber nicht. Fast mehr als an das Lied selbst erinnere ich mich an die lustige Anmoderation von Phil („Dottrüben und dottrüben!“), die er 2007 wieder hervorkramte. Konzert ist eben, wenn alle mitmachen.
Der Text ist doch eigentlich klar: verlassener Mensch guckt Nachrichten und trauert seiner/m Verflossenen hinterher. Was soll es da noch zu deuten geben?
Aber zur Textkritik: Warum stellt sich ein verlassener Mensch als Dominostein vor(„the next in line“), also einer von vielen? Ich vermutete, Tony Banks muß von der Dominotheorie von Eisenhowers Außenminister gelesen habe (basiert darauf, daß wenn ein Land erst einmal in kommunistische Hände gefallen ist (als damaliges aktuelles Beispiel: China 1949), dann fällt als nächstes Korea, dann Vietnam, die Anrainerstaaten usw.) Stimmt nicht. Die Literatur sagt, er hat an japanische Dominosteine gedacht. Allerdings sei Domino sein Antikriegslied. Schließlich befand man sich 1986 noch mitten im Kalten Krieg , da war der NATO-Doppelbeschluß noch ganz frisch und die Olympiaboykotte. Also paßt das irgendwie doch. Und der Einzelne, das Individuum ist nur der Dominostein, der einfach umfällt. Beim ersten Teil von In The Glow Of The Night habe ich noch gedacht, da hätte sich Tony an Lamb Lies Down-Themen und -Metaphern bedient. Doch er meint die Gewalt im Fernsehen bzw. die Abstumpfung, die sie hervorbringt. Genug gelabert.
Das ist ein guter packender Song mit einem Text, der nicht gleich einleuchtet, klingt schön klinisch kalt.
Verdikt: 11 Punkte