Gestern am 21. Oktober 2006 starb Sandy West nach langem Kampf gegen Lungenkrebs. Sandy West war Schlagzeugerin und Gründungsmitglied der Runaways, eine der umstrittensten und gleichzeitig einflußreichsten "All Girl" Rockbands der Geschichte.
Mitte der 70er entdeckt und produziert durch Kim Fowley, haftete ihnen ein Leben lang der Ruf an, eine künstlich zusammengestellte Marionettenband und reiner Medienhype zu sein, und das etablierte Rockpublikum betrachtete sie - ähnlich wie die Monkees in den 60ern - lange Jahre mit enormem Argwohn.
In Wahrheit waren sie eine real existierende Band, bevor Fowley auch nur zum ersten Mal ihren Namen gehört hatte, und zogen - im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Zeit - ihr eigenes Ding soweit durch, wie es eben ging.
Zeitlich kurz vor Ausbruch von Punk in England hatten sie noch nicht die Freiräume und Ressourcen der sich bald entwickelten Independent Landschaft, aber musikalisch gehörten sie zur Stunde Null der Bewegung. Sie waren LAUT, SCHNELL, AGGRESSIV und hatten in erster Linie eins: SPASS!
Suzi Quattro mag Anfang der 70er ein gezieltes Industrieprodukt für den Glamrock-Markt gewesen sein, aber sie überzeugte (Jahre vor jedem Mainstream-Feminismus) eine Generation von Mädels, daß man scharfe Klamotten anziehen und trotzdem Hintern treten kann.
Die Runaways waren nicht die erste Frauenband, aber sie überzeugten eine weitere Generation von Mädels, daß man geile Klamotten anziehen und sich ZUSAMMENROTTEN kann, um Hintern zu treten.
Allein damit haben sie Generationen von All Girls Bands "losgetreten" und sich ihren Platz in der Musikgeschichte freigeboxt, einmal ganz davon abgesehen, daß ihre Platten heute noch genau das erzeugen, was sie schon damals machten: Eine Menge Spaß!
Danke, Sandy! R.I.P.
MartinC