Literaturklassiker in der Schule

  • Wir mussten in der Schule nicht viel lesen:


    Die Brandstifter
    Der Hauptmann von Köpenick
    Romeo und Julia - Auf dem Dorfe


    Die ersten zwei waren gut, hab ich gern gelesen. Aber "Romeo und Julia - Auf dem Dorfe" brachte mich desöfteren zum :wuerg:. Im darauf folgenden Aufsatz hab ich trotzdem ne 1- geschrieben. :D

    "Es gibt 2 Sachen, die unendlich sind: das Universum und die Dummheit des Menschen - beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."

    Albert Einstein

  • Müssen sich das die Schüler heute noch reinziehen? Und wie da drauf rumgeritten wurde!


    Ja, müssen sie. Ich habe ja dieses Jahr Abitur gemacht, und in Deutsch und English (beides Leistungskurse von mir) war das wirklich viel Material. Das ist ja alles Inhaltsstoff, den man dann zwei Jahre lang eingeprügelt bekommt, da diese Inhalte dann auch in den Abitur-Prüfungen selber vorkommen.


    Wobei es sich mehr und mehr einbürgert, den Kram gar nicht mehr zu lesen, sondern sich das was wichig ist, einfach aus dem Internet zu holen.
    Es ist ja auch nicht nur Lesen selbst. Dann muss man den Kram noch besprechen, analysieren, interpretieren, unter künstlerischen Maßstäben beleuchten, vergleichen, zeitlich einordnen, Referenzen zum Künstler aufzeigen, Briefe schreiben an die lyrischen Figuren etc. etc. etc.
    Und ich persönlich konnte immer nicht ganz so viel mit dem Material anfangen. Ist ja auch, zumindest in Deutsch, dasselbe wie vor 50 Jahren, soweit ich das beurteilen kann.
    Ein Buch habe ich sogar völlig boykottiert, weil es mir einfach zu krank und abnormal (oder "künstlerisch frei") war, was darin geschrieben stand; "Der Sandmann" hieß es, glaube ich. Dass sowas für ein paar 17-Jährige auf dem Lehrplan steht, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar!

  • William Golding: The Lord of the Flies
    Ulrich Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.
    F. Scott Fitzgerald: The Great Gatsby
    Theodor Fontane: Effie Briest
    Gustave Flaubert: Madame Bovary
    Hendrik Ibsen: Nora oder ein Puppenheim
    Siegfried Lenz: Das Feuerschiff
    René Goscinny / Jean-Jaques Sempé: Le petit Nicholas
    René Goscinny / Albert Uderzo: Asterix en Corse
    George Simenon: Le Corps Disparu
    Gaius Iulius Caesar: De Bello Gallico (in Auszügen)
    u.a.m.

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")

  • Ich überlege gerade, welche Werke wir in der Schule hatten (Abschlussjahrgang 2010). Ich zähle einfach mal alles auf, was mir einfällt:

    Im Deutschunterricht haben wir unter anderem folgende Werke behandelt:


    • · Der Schimmelreiter (Theodor Storm)


    • · Iphigenie auf Tauris (Goethe)
    • · Die Wahlverwandtschaften (Goethe)
    • · Antigone (Sophokles)
    • · Berliner Antigone (Hochhuth)
    • · Kabale und Liebe (Schiller)
    • · Bahnwärter Thiel (Gerhart Hauptmann)
    • · Ein Menschenschicksal (Michail Alexandrowitsch Scholochow)
    • · und natürlich lauter Gedichte von Brecht und den anderen üblichen Verdächtigen


    Ich musste mal ein Gedicht interpretieren das mit "Eisen, Stahl und Ammoniak" oder so, anfing. :rolleyes: War bestimmt von Brecht...


    bestimmt hab ich jetzt was vergessen….


    Im Philosophieunterricht (besonders in der Oberstufe) waren es Werke wie diese:

    • · Meditationes de prima philosophia von René Descartes
    • · Kritik der reinen Vernunft (Kant)
    • · Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (Kant)


    Im Englischunterricht haben wir auch mal was „aktuelles“ gelesen, wie „Dead Poets Society“ (Der Club der toten Dichter) von Nancy H. Kleinbaum.

    Ich habe diese Lektüren manchmal richtig gehasst. :augenrollen: Aber es gab auch interessante Werke wie „Menschenschicksal“ oder „Bahnwärter Thiel“.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

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  • Ich überlege gerade, welche Werke wir in der Schule hatten (Abschlussjahrgang 2010). Ich zähle einfach mal alles auf, was mir einfällt:


    Im Deutschunterricht haben wir unter anderem folgende Werke behandelt: · Der Schimmelreiter (Theodor Storm)

    • · Iphigenie auf Tauris (Goethe)
    • · Die Wahlverwandtschaften (Goethe)
    • · Antigone (Sophokles)
    • · Berliner Antigone (Hochhuth)
    • · Kabale und Liebe (Schiller)
    • · Bahnwärter Thiel (Gerhart Hauptmann)
    • · Ein Menschenschicksal (Michail Alexandrowitsch Scholochow)
    • · und natürlich lauter Gedichte von Brecht und den anderen üblichen Verdächtigen

    Ich musste mal ein Gedicht interpretieren das mit "Eisen, Stahl und Ammoniak" oder so, anfing. :rolleyes: War bestimmt von Brecht....

    Immer diese alten Kamellen, ist ja furchtbar. Und im Musikunterricht Bach und Beethoven...;):eek:

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Immer diese alten Kamellen, ist ja furchtbar. Und im Musikunterricht Bach und Beethoven...;):eek:


    Einerseits fand ich es nicht gerade prickelnd solche Werke zu lesen und dann anschließend zu analysieren und interpretieren, aber andererseits denke ich sollte man sowas gelesen haben. Es ist ein Stück weit Allgemeinwissen, oder nicht?


    Nichts gegen Bach! Er ist einer meiner ersten musikalischen Einflüsse. Wenn ich alleine an seine Kaffeekantate denke. :rolleyes: Aber das gehört eher in den Klassikthread.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/

  • Also, ich muss schon sagen: Dass Schüler noch immer mit "Faust", Beethoven und "Antigone" gequält werden, zeigt doch, dass die Prügelstrafe auch noch nicht lang her sein kann. Das ist schlicht geistige Zwangsmisshandlung junger Menschen und geht an deren Lebenswirklichkeit vorbei. Diese Traumata, die man mit den Klassikern erzeugt, führen dann doch maßgeblich dazu, dass den bis dato äußerst lese- und musikinteressierten Schülern die Freude an den Künsten genommen wird. Deswegen sollte man dieses Feld in der Schule dringendst unbeackert lassen.
    Stattdessen sollte man doch bitte den Realitäten mal ins Auge blicken: Medienerziehung ist angesagt. Wir sollten den Schülern helfen, wie man seinen Facebookaccount richtig gestaltet. Welche weiteren Netzwerke und Apps ihre wechselseitige Vernetzung und Freizeitgestaltung noch ermöglichen / erleichtern könnten.
    Zudem sollte es stets einen aktualisierten Überblick über die neuesten Computerspiele geben, damit die Orientierung und Auswahl erleichtert wird. Hier könnte man auch mit der Leseerziehung ansetzen: Die einschlägigen Zeitschriften über derlei Spiele könnten als Quellen für Präsentationen dienen - die wesentlichen Aspekte müssten in eigenen Worten zusammengefasst werden, sodass das sinnentnehmende Lesen dann auch stärker als bislang gefördert wird. Man holt die Schüler damit dort ab, wo sie stehen. Und es wäre auch kein Problem, wenn man merkt, dass die Schüler den Lehrer abholen, wo er womöglich noch nie gestanden hat. Das stärkt das Selbstwertgefühl der Schüler sicherlich beträchtlich.
    Dann natürlich noch "Filmanalyse": Viel wichtiger, als zu wissen, was "des Pudels Kern" und die "Gretchenfrage" sein könnte, ist doch die Aufarbeitung und Reflektion dessen, was den Großteil des jugendlichen Lebens bestimmt. Denn: Wir können die Schüler mit der Bewältigung dieser Einflüsse nicht allein lassen. Sie müssen wissen, dass die Detailaufnahme einer Pistole eine Vorwegnahme des unvermeidlichen Unglücks ist. Dass die Filmmusik ihre Rezeption quasi "manipulativ" steuert. Damit sie bei der nächsten nächtlichen Splatterorgie auch die Mittel reflektieren können, die eingesetzt wurden, um ihnen den ruhigen Schlaf zu rauben.

    Mit göthe aber kann man schlichtweg nichts mehr anfangen. Fuck ju.



  • Mit göthe aber kann man schlichtweg nichts mehr anfangen. Fuck ju.


    Alda, lern mal deutsch! Das heißt Fack ju Göhte, du Geisterkranker!

    “THE NIGHT WE TRACKED DOWN PHIL COLLINS, BECAME BEST FRIENDS WITH HIM, AND TALKED HIM INTO REUNITING WITH PETER GABRIEL, AND THEN WE GOT TO SING BACKUP ON THE NEW GENESIS ALBUM AND IT WAS AWESOME!”

    — Barney Stinson, How I Met Your Mother, Season 7, Episode 21 ‘Now We’re Even’

  • Aaah. Schöön. :p You're back to writing! ;)


    Aber unvollständig. Der pekuniäre Aspekt des neuen Kultur-Horizonts muss da noch in den Lehrplan-Vorgaben-Katalog. Wie generiere ich Geld mit fb und blogging? Gestaffelt nach Schulformen. Same content in der neuen Mittelschule unter öy alda isch verklag disch, in der Hauptschule (oder wie heißt Gymmi heute?) unter >ökonomische Tragik der fb-Anbindung an Foren unter besonderer Berücksichtigung des Vertrauensverlustes a la Räuber<. Wobei. hm, letzteres ist anachronistisch.

  • Alda, lern mal deutsch! Das heißt Fack ju Göhte, du Geisterkranker!



    DANN GUCK DICH DOCH MAL AN!:schimpfen:

    Aaah. Schöön. :p You're back to writing! ;)



    Ääh, ich poste hier fast täglich...:ratlos:

    Aber unvollständig. Der pekuniäre Aspekt des neuen Kultur-Horizonts muss da noch in den Lehrplan-Vorgaben-Katalog. Wie generiere ich Geld mit fb und blogging? Gestaffelt nach Schulformen. Same content in der neuen Mittelschule unter öy alda isch verklag disch, in der Hauptschule (oder wie heißt Gymmi heute?) unter >ökonomische Tragik der fb-Anbindung an Foren unter besonderer Berücksichtigung des Vertrauensverlustes a la Räuber<. Wobei. hm, letzteres ist anachronistisch.



    Dass meine messerscharfe Analyse des Themas nicht dessen gesamte Komplexität erfasst, könnte durchaus sein. Und ich sehe in deiner Ergänzung grundsätzlich eine angemessene Richtungsvorgabe. Wir dürfen den jungen Leuten einfach keine Unterrichtsinhalte mehr zumuten, die ihnen eine Distanzierung von ihrer Alltagsrealität abverlangt. Das überfordert sie einfach. Und bringt sie ja auch sonst nicht weiter. Die haben viel zu viel damit zu tun, sich in ihrem engen Lebensbereich einigermaßen durchzusetzen. Dabei benötigen sie dringend pädagogische Beratung - man könnte fast sagen: Unterstützung.
    Mir gefällt es sehr, dass du diese Unterstützung auch ganz lebenspraktisch an Kompetenzen zur materiellen Lebensbewältigung orientierst. Nichts wäre doch schlimmer für Schüler, als wenn sie ihre Handyrechnung, die langen durchzechten Nächte oder auch die neue PS4 nicht mehr bezahlen könnten. Vielleicht können wir Erwachsenen schon gar nicht mehr nachvollziehen, wie demütigend und ausgrenzend es ist, wenn man da nicht mit seinen Altersgenossen mithalten kann. Und da sollte man Schüler immer und immer wieder ermutigen, jedes verfügbare Zeitfenster, jede verfügbare Quelle zu nutzen, um sich finanziell möglichst früh möglichst breit aufzustellen. Wer das schon in jungen Jahren lernt, wird später sicherlich über entsprechende Handlungskompetenzen verfügen.
    Und mal ganz ehrlich: Ich glaube, dass es den Chef im Büro oder im Handwerksbetrieb auch verunsichern würde, wenn er erführe, sein Angestellter habe "Die Räuber" gelesen. (Ist das auch von Göhte?)

    Gottseidank ist jetzt ja auch dieses nutzlose 13. Schuljahr abgeschafft, dieser Bremsklotz der nationalen Wirtschaftsentwicklung. Und dann sollte man konsequent weitermachen: In Schleswig-Holstein gibt es nachhaltige Anzeichen, dass die Bewertung der Rechtschreibung irgendwann mal entfallen wird. Zumindest eine Lockerung gibt es wohl demnächst.
    Dann alle Literaturklassiker nicht nur komplett aus den Lehrplänen streichen (bei "Harry Potter" müsste man mittlerweile wohl auch durchgreifen - einfach zu alt), sondern man könnte vor dem Hintergrund dieser Gesamtentwicklung auch generell und in aller Ergebnisoffenheit über die Berechtigung des Faches Deutsch nachdenken (von Fächern wie Philosophie und Geschichte mal ganz zu schweigen). Brauchen Schüler das noch? Könnte man nicht wirklich über einen Ersatz = Medienkunde nachdenken? Da bräuchte man eventuell bei entsprechender Ausstattung (Jedem Schüler sein Laptop!) irgendwann dann auch kein konventionelles Unterrichtsgespräch mehr zu führen, was die Schüler ja immer dann schwer verunsichert, wenn man auf das Sprechen in ganzen Sätzen Wert legt. Man könnte den Chat dann als Kommunikationsform endlich in der Schule etablieren. Der Frontalunterricht hat eh endgültig ausgedient.

    Charles, was sagst du?


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