TotW [24.09.-30.09.12]: STEVE HACKETT - The Golden Age Of Steam

    • Offizieller Beitrag

    Bewertung des Tracks "The Golden Age Of Steam" nach Schulnoten 26

    1. 15 Punkte (überragend) (2) 8%
    2. 14 Punkte (sehr gut) (3) 12%
    3. 13 Punkte - sehr gut (1-) (2) 8%
    4. 12 Punkte - gut (2+) (5) 19%
    5. 11 Punkte - gut (2) (6) 23%
    6. 10 Punkte - gut (2-) (3) 12%
    7. 9 Punkte - befriedigend (3+) (2) 8%
    8. 8 Punkte - befriedigend (3) (1) 4%
    9. 7 Punkte - befriedigend (3-) (0) 0%
    10. 6 Punkte - ausreichend (4+) (0) 0%
    11. 5 Punkte - ausreichend (4) (0) 0%
    12. 4 Punkte - schwach ausreichend (4-) (1) 4%
    13. 3 Punkte - mangelhaft (5+) (0) 0%
    14. 2 Punkte - mangelhaft (5) (0) 0%
    15. 1 Punkt - mangelhaft (5-) (1) 4%
    16. 0 Punkte - ungenügend (6) (0) 0%

    Track of the Week - 24.09.2012 - 30.09.2012


    STEVE HACKETT - The Golden Age Of Steam


    Jahr: 1999
    Album: Darktown [Rezension]
    Arbeitstitel: unbekannt
    Credits:
    Hackett
    Lyrics: ja
    Länge: 04:09
    Musiker: Steve Hackett, Roger King, .... ?
    live gespielt: 2009, 2011, 2011, 2012
    bekannte Coverversionen: keine




    Bemerkungen: Ein etwas deutscher Song über Amsterdam? Jedenfalls dreht es sich thematisch um das Flair zu Zeiten des 2. Weltkriegs bzw kurz davor. Es wurde keine Rammstein-Nummer (Stimmverzerrungen kann Steve ja auch), sondern ein Kleinod, beginnend mit Marschmusik und gefolgt von einer prägnanten Melodielinie. Der Song eignet sich prima für's Orchester. Nicht zuletzt deswegen ist wohl auch das ein oder andere Blasinstrument vertreten.


    * Ergänzungen zu den Angaben bitte ggf per PN an Christian, Turn It On Again, Steffen oder martinus schicken.


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    • Offizieller Beitrag

    so, das hätte ich fast vergessen


    An dieser Stelle möchte ich noch auf die lesenswerte rezension von Andreas Lauer hinweisen, die seinerzeit im it-Magazin abgedruckt wurde und seit geraumer Zeit auch hier online ist


    Deutscher Genesis Fanclub it: Steve Hackett - Darktown - CD Rezension


    Website-historisch auch nicht unwichtig - es wurde der erste Artikel mit schwarzem Hintergrund im neuen Layout.

  • Für mich ist The golden age of steam eines der besten Stücke auf der Darktown und ein Beweis das man sich historischen Begebenheiten auch ohne Trauerkitsch nähern kann. Für mich also die Antithese zu musikalischem Unrat wie z.B. Driving the last spike. Nicht zuletzt deshalb bekommt das Stück von mir 15 Punkte. Ein weiterer Grund wäre das es mir ohnehin gefällt. :p

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Für mich ist The golden age of steam ein Beweis das man sich historischen Begebenheiten auch ohne Trauerkitsch nähern kann.


    Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das bei mir so ganz unkitschig ankommt. Ehrlich gesagt habe ich schon gewisse Paralelen zu dem von dir zitierten Song gehört, wofür es ein paar Abzüge gibt.


    Was mir gefällt, sind das Songwriting( Ja,ein richtiger Song von Steve) , das und wie (nämlich natürlich und unaufgeregt) er singt und der Verzicht auf Soloeinlagen, die "hübschheit".


    Es ist ein okayer Song!


    9-10 P

    Hier steht nichts wichtiges! Trotzdem danke für's Lesen.

    • Offizieller Beitrag

    Eine Lebens-Geschichte. Und auch Zeit-Geschichte. Wo am Anfang ein leeres Blatt ist, schaffen die ersten beiden Zeilen einen weitgreifenden, sehr geläufigen Kontext: Amsterdam 1939 ist eine potente Angabe wie "Kurz bevor das Gewitter über uns hereinbrach". 1939 ist ein Schlüsselreiz, der Assoziationen weckt zum Zweiten Weltkrieg, zum Dritten Reich, zum Naziregime, zur Judenverfolgung. Die zusätzliche Angabe "Amsterdam" ruft den Namen eines Mädchens in Erinnerung, das als Zwölfjährige in dieser Zeit in Amsterdam gelebt und Tagebuch geführt hat: Anne Frank.
    Die erste Zeile stimmt uns ein auf eher tragische Töne. Die zweite dreht diese Assoziationen nicht ins Gegenteil, aber sie wendet sie sozusagen wie einen Handschuh "auf links": Ein zwölfjähriger Blondschopf mit reinem Teint, der "immer durchkommt" - das ist die Klischeeversion des arischen Jungnazis.
    Nur ist dieser hier kein Fanatiker und auch kein Widerständler. Ein Verräter? Man muss an etwas glauben, um es verraten zu können. Der hier ist eigentlich sehr modern: Ein Händler in Informationen, in Geheimnissen und damit, wie er bequemerweise ausblendet, auch in Menschenleben. Seinen Lohn empfindet er nicht als die 30 Silberlinge, denn "I'd just point out the doors" er zeigt nur auf die Türen, hinter denen Flüchtlinge sich verbergen. Ganz pragmatisch rechtfertigt er sein Verhalten damit, dass er überleben wollte und sich moralische Fragen daher nicht stellten... im goldenen Zeitalter des Dampfes.


    Dass eingangs der zweiten Strophe vom "fatherland" die Rede ist, macht unseren blonden Sprecher übrigens nicht zu einem Deutschen. Das Wort "fatherland" ist im Englischen aus verschiedenen Gründen immer mit dem deutschen Nationalsozialismus und Nazideutschland konnotiert. Jedenfalls betreibt Blondschopf sein Geschäft erfolgreich weiter und scheint wie ein Doppelagent für beide Seiten, die Flüchtlinge und die Besatzer, zu arbeiten - vermutlich immer für diejenigen, die besser zahlen in Geld und Lebensmitteln.


    Einen besonders galligen Nachgeschmack hat der auf den ersten Blick so unschuldige Satz Trains ran on time those days oiling the machine - "Damals fuhren die Züge noch pünktlich und schmierten die Maschine". Welche Maschine? Die Kriegsmaschine. Die Nachschubabwicklung. Aber, und viel näher an dem, was Blondschopf betreibt: auch die Züge in die Lager zur quasi-maschinellen, industriellen Vernichtung von Juden und anderen. Insofern kann hier auch gemeint sein: "Damals lief mein Geschäft noch richtig gut." Der Qualm, von dem eine Zeile weiter die Rede ist, kann auch aus anderen Schornsteinen als dem von Lokomotiven kommen...im goldenen Zeitalter des Dampfes.


    Jetzt ist es vorbei und auch doch nicht, erklärt der Sprecher. Für viele war er ein Held, erinnert er sich, und ausgeblendet bleibt, dass er für viele andere, auf deren Türen er gedeutet hat, den Tod brachte. Es scheint ihm auch geschwant zu haben, dass nicht alle Leute gut auf ihn zu sprechen waren, denn er seilt sich ab in die Schweiz, mit strahlendem Lächeln und die Taschen voll Schmuck als Zahlungsmittel. Und doch ist er wohl auch dort nicht sicher: Maybe one day they'll come for me they'll take me from my bed - "vielleicht kommen sie eines Tages mich holen und zerren mich aus meinem Bett" - so wie einst die Leute, die er ausgeliefert hat, damit er nun Rechenschaft ablege, wie er sich verhalten habe: Ob er sich wie ein Deutscher, ein Kollaborateur, verhalten habe, oder wie ein aufrechter Niederländer. Und auch darauf hat er eine Antwort: In jenen Zeiten im goldenen Zeitalter des Dampfes wies ihn sein Reisepass als - Glücksritter aus.


    Am Rande bemerkt: Die Angaben am Anfang des Liedes sind tatsächlich nur dazu da, die Geschichte zeitlich einzuordnen. Für detektivisch Veranlagte: Amsterdam wurde erst am 15.4.1940 besetzt - und erst am 5.Mai 1945 wieder befreit (nach München, Frankfurt und Hamburg).



    Als Fußnote noch Text und Übersetzung des Reportage-Einspielers am Ende (angeblich ein authentischer Bericht aus der Zeit etwa der Landung in der Normandie):


    Again there is military traffic driving in convoys through the streets, driving on the right-hand side of the road, continental fashion. The inhabitants, as before, give us smiles and waves and 'bon-jours'. A priest offers us food or lodging. There's a small boy poking his head through the bars of a wrought-iron gate munching away a piece of bread spread liberally with army-ration jam. We wander off through the town. Life doesn't seem so very abnormal. A farmer invites us into his shade and just at this moment the cannons from one of our cruisers in the bay light up and shells go hurtling overhead...
    Erneut fahren Militärfahrzeuge in Konvois durch die Straßen. Sie fahren auf der rechten Seite, wie auf dem Kontinent üblich. Wie schon zuvor lächeln uns die Bewohner zu, winken, wünschen 'bon jour'. Ein Pfarrer offeriert Lebensmittel oder Unterkunft. Ein kleiner Junge steckt seinen Kopf durch ein schmiedeeisernes Tor und kaut eifrig an einem Stück Brot, das reichlich mit Marmelade aus Armeebeständen bestrichen ist. Wir schlendern durch den Ort. Das Leben scheint hier gar nicht so unnormal. Ein Farmer lädt uns zu sich in den Schatten ein und just in diesem Moment feuern die Kanonen von einem unserer Kreuzer in der Bucht und die Granaten fliegen über unsere Köpfe...



    Die Musik: Irgendwie so gar nicht Hackett, oder? Ich finde das schon einen ziemlichen Ausreißer von seinem sonstigen Programm, soweit ich es kenne. Das Stück hat diesen fatal mitziehenden Rhythmus eines Militärmarsches (deshalb werden die Dinger ja so oft zum Marschieren hergenommen).


    Aber wie soll ich das jetzt insgesamt bewerten? Hm. 10 Punkte, weil ich das Stück mag. Nicht mehr, weil ich nichts wüsste, was es darüber hinaushebt, und nicht weniger, weil ich auch nichts dran auszusetzen habe.

  • Die vielen Orchester-Samples, die kleinen Spielereien mit Pikkolo-Flöte, Akkustik-Gitarre und Hintergrund-Chor lassen den Song aus einer anderen Zeit erscheinen. Einige Melodien scheinen so komponiert, dass Hackett sie vielleicht nicht selbst zu singen beabsichtigte, aber er macht das ganz gut und unaufgeregt. Schön finde ich auch, dass nicht noch Rock-Bass und -Schlagzeug aufgestülpt wurden.


    Ich mag diesen Song, der meine Stimmung ändern kann: 11 Punkte.

    Gedankenrauschen – Da geht noch was!

  • Er hat den Song bei den beiden Klassik-Konzerten dieses Jahr in Deutschland gespielt.
    Es ist euch sicher klar, was bei der Marschmusik passiert ist?...
    Na klar, im Land des Musikantenstadls!


    Der Song soll ja vom "Tagebuch der Anne Franck" inspiriert wurden sein.
    Verstörenderweise wirkt der Marschteil irgendwie fröhlich.
    Ansonsten halt typisch Hackett, gut gemachte Wechsel zwischen Melancholie und Unbeschwertheit.


    13 Punkte

  • martinus: danke für die ausführl. "Rezi" dieses Songs! :topp:

    Mir ging es auch immer relativ ähnl. damit:
    1.) Inhaltl. der absolute "Grusel-Faktor"! :eek:
    Quasi, der "Blick-in-den-Abgrund" des "Menschen-Möglichen"! :( Kann mir das deshalb auch nicht in jeder Stimmung anhören...

    2.) Die Musik an sich, eher "untypisch" für Steve.

    Jedoch "passt" dieses Stück wohl insges. zu dem "Gesamt-Konzept" dieses Albums, dass sich ja mit den eher unschönen Dingen des Lebens/bzw. der Menschhet befasst... :(

    PACKUNGSBEILAGE MIT WARNHINWEISEN:
    Alle hier von mir geposteten Beiträge stellen lediglich meine ganz persönliche und somit subjektive Ansicht dar! ;)


    "...Download love and download war
    Download the shit you didn´t want
    Download the things that make you mad
    Download the live you wish you had..."


    Nordlichter Stargast ´2012 !

  • Darktown gehört für mich zu den Top 3 von Steves Alben. Obwohl ich bis auf Wild Orchids auch die letzten Outputs des Meisters schätze, empfinde ich Darktown als das letzte Album, welches irgendwie "konkret" ist. Es ist nicht zu lang und ich habs wirklich oft gehört und hab nach etwas Abstinenz trotzdem noch jeden Song im Gedächtnis. Golden Age ist ein edles Stück, ich gebe zu, daß ich es erst jetzt als wirkliche Perle empfinde. Peinlich, daß mir erst jetzt der Text bewußt wurde.


    I Like


    14P


  • Dem kann ich mich nur anschließen. Für mich eins der besten Stücke von Steve Hackett. Der geschichtliche Kontext geht richtig unter die Haut. Musikalisch ist der Song ziemlich ungewöhnlich, aber es passt zum Gesamtkontext des Albums. 14 Punkte dafür.

    The girl from all those songs
    Who made everything feel right
    She came in like an angel, into your lonely life
    And filling your world with light
    Oh, and everybody told you "you're oh so lucky"
    ___
    Mein Iona-Thread: Iona

    Meine Musiksammlung: Discogs

    Mein Blog: http://earl-of-mar.blogspot.de/