Eisenbahnen und andere Progger-Hobbies

  • Was war zuerst, die Begeisterung über Eisenbahnen oder über Prog-Rock? Natürlich die Bahnen. Der Aufbau und alles drum herum haben mich schon fasziniert seit ich 4 oder 5 Jahre alt. Dazu gibt es viele Geschichten, zu echten großen Bahnen, zu Trams und den ganz kleinen, aber die erzähle ich ein andermal oder anderswo.


    Seit etwa im Alter von 11-12 lernte ich Progbands kennen, über Cousins und Nachbarjungs, und nirgends fand ich später mehr begeisterte Fans von "allem-was-Bahnen-hergeben" als hier, im Freundeskreis progressiver Musik. Eine der schönsten Privat-Modellbahnen überraschte mich vor 10 Jahren, aufgebaut in einem ehemaligen Pool-Schwimmbad im Keller des Hauses, in das ich eingeladen war zu einem ganz herrlichen Abend nur mit Ants Musik. Kreisenden Bahnen zugucken zur Gitarre eines Genesis-Gründers, was gibt es Schöneres? (P.S. Falls Ihr hier noch mitlest... viele liebe Grüße in die Bochumer Region).


    Vielleicht ist es der strukturierte Aufbau von Bahnnetzen, das Zusammenwirken so vieler Kleinigkeiten zu einem vorandrängenden Ganzen, in dem sich ProgRock und Bahnen ähneln? Die Anzahl an prägnanten Modellen und Stars ist halbwegs überschaubar. In beiden gibt es Rituale oder Erfindungen, die über Jahre und Jahrzehnte bleiben.


    Heute fiel mir beim Lesen wieder ein Diamant zu: Im Magazin Spektrum wurde erklärt, warum Güterzüge meist so langsam sind. Göttlich. Die 15 kilo schweren Kupplungen müssen von einem (ausgebildeten und erfahrenen) Rangier-Experten hochgewuchtet, auf den Haken der Lok gebracht werden, bevor der dann alle Verbindungen manuell herstellen kann. Die Erfindung, mit der heute in Deutschland und teils Europa Güterzüge immer noch zu fast nahe an 100% verbunden werden, die stammt aus dem 19. Jahrhundert - von 1840. (Notiz an mich: Nie wieder über S.H.s Kompositionen stöhnen)


    Erst beim Lesen fiel mir auf, was mich mein ganzes Leben lang unbewusst bei vielspurig (!) ausgebauten Märklin-Bahnen gestört hatte: Die Güterzüge fahren in vielen Trafo-Einstellungen fast genau so schnell wie die anderen oder nur "a ganz a bisserl" langsamer. Nicht so GANZ wie im Leben. ^^


    Hier ist der Artikel von heute, ich muss das einfach mal teilen. Viel Spaß mit Spektrum - 29.01.2024

  • Jetzt weiß ich’s. Die Mitglieder der GDL wollen nicht mehr Geld, die wollen alle nur in Ruhe Supper‘s Ready hören. Dreckslied. :D

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

    Einmal editiert, zuletzt von Herma ()

  • Der gute Mann scheint die vier Wände seines Arbeitsplatzes aber auch eher selten zu verlassen. „Rrrrd Rrrrd“

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Der gute Mann scheint die vier Wände seines Arbeitsplatzes aber auch eher selten zu verlassen. „Rrrrd Rrrrd“

    Die älteren Mitarbeiter der Bahn oder damals "Bundesbahn" sind so. Mein leider bereits verstorbener Onkel war Lokführer und Bahnbeamter, wenn er nach Hause kam, hat er dort weitergeschraubt und gerne an seiner Modellbahn. Die haben das gelebt und waren auch handwerklich ganz gut drauf. Wenn in der Zeit der Dampfloks, in der er ausgebildet wurde, was im wahrsten Sinne des Wortes nicht lief, konnten sie sich selbst helfen und haben den Laden wieder zum Rollen gebracht. Das ist wohl das Problem heute, zu viel digitale Technik (dafür fährt es sich schneller, wenn der Zug denn kommt).

  • Von der Bahn / Modelleisenbahn ist es nur ein kleiner Schritt zum … Angeln.


    1988 haben mich alte Handball-Weggefährten überredet, zum Angeln nach Schweden mitzukommen. Aus reiner Neugier auf das Land war ich dabei und habe es – nach über 30 Schweden-Expeditionen – nie bereut. Auf dem Boot oder am Ufer sitzen, nie wissen, was passiert und am Ende des Tages einen auf der Haut gebratenen Zander oder Barsch zu genießen, das hatte und hat was für mich. Klar, ich muss den Fisch töten, wenn ich ihn essen will. Und ich muss ihn auch schuppen und ausnehmen. Tätigkeiten, die den meisten Liebhabern von Fischgerichten erspart bleiben. Irgendwie habe ich dabei aber ein reineres Gewissen als beim Verzehr gekauften Tierfleisches.

    Dass sich an so was wie Angeln die Geister scheiden, kann ich gut verstehen. Die Akzeptanz-Grenzen sind bestimmt fließend…

  • Spass und Spannung. Nach längerer Zeit mal wieder von Hamburg HBF nach Kiel. Tief eingeschrieben hat die Fahrt nach Norden zus zu starten, am Museum vorbei, Alster, Klimperkiste, CCH. Wir starten mit leichter Verzögerung. An mir zieht rechts vorbei die Kunsthalle .. 🤨 dann links vorbei die Grossmarkthalle 😲 Wasser glitzert ( angeln ? 🫢) es ist dunkel. Gefühlsmässig geht’s Richtung Niedersachsen. Wieder Wasser . spannend . Jetzt umkreisen wir etwas Harburg -Ähnliches irgendwie hintenrum. Müsste nicht bald wieder Wasser kommen? 🫣 Alles flach draussen, also noch nicht der Harz, puh.


    Aah. Bauarbeiten in Dammtor, also fährt man auf der Güter-Umleitungs-Traverse untenrum hinter Eidelstedt nach Norden. 🤓 Mein erstes Mal Güter-Umleitungsbahn-Umnutzung 🤩

    2 Mal editiert, zuletzt von tom () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Get-in-to-get-Out mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Was war zuerst, die Begeisterung über Eisenbahnen oder über Prog-Rock? [...]


    Seit etwa im Alter von 11-12 lernte ich Progbands kennen, über Cousins und Nachbarjungs, und nirgends fand ich später mehr begeisterte Fans von "allem-was-Bahnen-hergeben" als hier, im Freundeskreis progressiver Musik. [...]


    Vielleicht ist es der strukturierte Aufbau von Bahnnetzen, das Zusammenwirken so vieler Kleinigkeiten zu einem vorandrängenden Ganzen, in dem sich ProgRock und Bahnen ähneln?

    Keiner meiner Freunde, die dem Prog-Rock zugetan waren oder noch sind, hatten ein besonderes Faible für Eisenbahnen, von daher sehe ich da gar keinen Zusammenhang (wo bleibt die Studie mit der sorgfältig ausgefüllten Excel-Tabelle?) ;)


    Aber: Wer genau hinschaut, erkennt auf meinem Profilfoto im Hintergrund rechts ein halb verdecktes Zuglaufschild mit der Aufschrift "Dortmund - Verona - Dortmund". Also doch ein Zusammenhang?

    Die Aufnahme entstand im Zimmer eines Freundes, der damals (wie ich) eher New Wave/Indie/Alternative hörte (es gibt ein zweites Foto, darauf kann man seinen Plattenspieler sehen, auf dem sich gerade die A Forest-12" von The Cure dreht). Das Zuglaufschild hatte er als Zugbegleiter für den "Alpen-See-Express" geklaut. Etwa eineinhalb Jahre hatte ich damals diesen Ferienjob auch gemacht, der mir aber trotz der schönen Reiseziele schnell zu stressig wurde. 8)


    Also nur ein bedingter Zusammenhang, weil zum einen die Begeisterung fehlte - und zum anderen ein ganz anderes musikalisches Genre mit der Eisenbahn für mich assoziiert ist:

    In den Herbstferien 1980 hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt auf einem Abstellgleis im Bahnhof von Brig (Wallis), und für die Rückfahrt mussten die Liegewagen aufgerüstet werden für die Skiurlauber, die wieder zurück nach Deutschland wollten. Der Reiseleiter hatte stets das Monopol für die Zugbeschallung und während ich Decken faltete und austeilte, spielte er Musik von seinen Privatcassetten in den ganzen Zug ein. Sowas war oft ein Graus, zum Glück war dieser Kollege ausnahmsweise mal kein Freund des deutschen Schlagers, doch seine Auswahl war für mich dennoch sehr gewöhnungsbedürftig, denn der Sänger sang gar nicht, er sagte stattdessen rhythmisch seine Texte auf - meine allererste Begegnung mit Rap! 8|

    Wie es oft so ist, wenn man länger fremdartige Musik hört - irgendwann war ich drin und fand es irgendwie cool und richtig gut. Keine Ahnung, was es genau war, vermutlich Grandmaster Flash, aber ich dachte, wow, das funktioniert! - Klar, dass ich das zuhause auch mal probieren wollte. Ich hatte damals angefangen, Songs zu schreiben und ein Rap-Text war schnell geschrieben, die Musik sowieso. Aber das schnell aufgenommene Demo entlarvte dann doch das grundlegende Manko, dass mir ganz offensichtlich der nötige kulturelle Hintergrund fehlte. Es klang einfach grauenhaft und ich habe es gleich wieder gelöscht - und nie wieder probiert zu rappen!

    Ich wäre vermutlich einer der Pioniere des Deutsch-Rap geworden - seid froh, dass es nicht so gekommen ist ... :P

  • Ich oute mich jetzt mal -- zumindest so halb. ;)


    Mein Vater begeistert sich schon seit seiner Kindheit für Industrie- und Verkehrsgeschichte, wobei ihn eigentlich alles Drum und Dran, von der Technik über Streckennetze bis hin zu den Fahrzeugen (insbesondere Lokomotiven und Triebwagen, Lastwagen und Busse) interessieren. Er hat ein riesiges Archiv gerade über die lokale Verkehrsgeschichte (war auch mal freier Mitarbeiter eines Museums und hat alte Stellwerke dokumentiert) und sehr viel Ahnung, sowohl, was die Funktionsweise, als auch, was die historische Entwicklung angeht. Unsere Familienurlaube bestanden zu großen Teilen aus Streckenwandern und Fotografieren, z.B. im Ostharz, wo er wahrscheinlich ganz einzigartige Videoaufnahme aus der DDR-Zeit gemacht hat -- ich erinnere mich an eine Rückreise aus dem Ost- in den Westharz, als wir dem Grenzsoldaten ganz freimütig erzählten, was wir alles gefilmt hatten, worauf er dann grinsend meinte: "Das dürft ihr mir doch nicht erzählen, ist doch Industriespionage!" Sowas wäre an den Berliner Übergängen natürlich nie gegangen, da mussten wir sogar bis hin zu den Musikkassetten alles abgeben vor der Einreise.


    Naja, ich fand natürlich Dampfloks auch toll und interessant und bin auch noch als Erwachsener immer zur Harzquerbahn gefahren, wenn ich dort war -- teils aus Nostalgie, teils weil Dampfloks natürlich faszinierend sind. Bis ich Vater wurde, denn mein Sohn (jetzt 9) ist mindestens genauso verkehrsbegeistert wie sein Opa, insbesondere, was den ÖPNV anbelangt. Teilweise ist er da sicher vom Opa beeinflusst, aber man konnte ihn schon mit wenigen Monaten damit beglücken, zwischen den U-Bahn-Gleisen zu wechseln, um die Züge einfahren zu sehen. Er konnte mit unter 3 Jahren alle U- und S-Bahn-Typen nur am Geräusch erkennen und erklärte uns, welcher Triebwagentyp gerade eingefahren ist, wenn wir ihn noch gar nicht sehen sondern nur hören konnten. Seit Jahren ist seine liebste Freizeitbeschäftigung, an Straßen oder Schienen rumzuhängen, um Busse und Bahnen zu fotografieren und filmen. Leider wurde sein Lieblings-S-Bahn-Typ, die BR 485, im letzten November verabschiedet, und auch verschiedene Versuche, bei der Bahn irgendein Erinnerungsstück aus dem Triebwagen zu bekommen, sind leider gescheitert. Meine Tochter hat er bis zu einem gewissen Grad angesteckt, meine Frau ist eher genervt von solchen Ausflügen, aber ich finde es eigentlich ganz schön, so auf Fotojagd zu gehen. Das kann ja sehr spannend sein, und man hat viele lustige oder verrückte Erlebnisse und ist mal draußen. (Unser Sohn ist sonst eher ein Stubenhocker.) Ich bin da also durchaus begeisterungsfähig und habe inzwischen auch so einiges Wissen erworben, aber ich würde schon behaupten, dass das ohne meinen Sohn wohl nicht so wäre.

  • Ich oute mich dann auch mal:

    bei mir kam zuerst die Eisenbahn, das mit dem Prog dauerte noch etwas.

    Mein Vater war Fahrdienstleiter auf einem mechanischen Stellwerk bei der Deutschen Bundesbahn, daher bekam jedes Familienmitglied 8 Freifahrtscheine pro Jahr und es gab im Ausland starke Ermäßigungen. Die An- und Abreise in unsere Urlaube in Bayern oder Österreich erfolgte daher immer per Bahn. In den 70ern nutzen wir dazu gerne einen Nachtzug von Osnabrück nach München, der gegen 22:30 Uhr an unserem Heimatbahnhof hielt. Man suchte sich ein leeres Sechserabteil, zog die Sitze komplett aus (manche erinnern sich sicher noch) und versuchte, ein wenig zu schlafen. Morgens gegen 8 Uhr erreichten wir den Münchener Hbf, wo wir in der Bahnerkantine unser Früstück einnahmen. Die Rückreise 2 Wochen später erfolgte in umgekehrter Weise, allerdings fuhren wir dann tagsüber.

    Anfang der 70er Jahre sah ich die deutsche Version des englischen Films "The Railway Children", der bei mir sowohl eine gewisse Bahnromantik als auch ein Faible für "English Countryside" bewirkte.

    Auch Verwandtenbesuche, ein10tägiger Besuch bei einer befreundeten Familie in Lille sowie eine Paristrip mit meinem Bruder erfolgten stets mit der Bahn.

    Nach dem Abi war ich im hohen Norden bei der Bundeswehr, auch diese Fahrten nach Neumünster und Hmb-Bergedorf habe ich gern mit der Bahn getätigt. Bei Ausflügen nach Hamburg lernte ich den dortigen ÖPNV sehr schätzen. Schlöießlich konnte ich nach meinem ersten Genesis-Konzert am 10.09.1982 gegen Mitternacht mit einem durchgehenden Zug nach Hause fahren.

    Nach der Bundeswehr landete ich nach einem abgebrochenen Lehramtsstudium schließlich auch bei der Bundesbahn und trat in die Fußstapfen zweier Großväter, eines Onkels und meines Vaters.

    Nach verschiedenen Stationen arbeite ich seit 5 Jahren als Sachbearbeiter in der Betra- und Sicherungsplanung und erstelle Betr'en. Das sind Bau- und Betriebsanweisungen, eine Art sicherheitstechnische Gebrauchsanweisungen, die für jede noch so kleine Baumaßnahme benötigt werden. Und es macht mir immer noch Spaß.

    Ich nutze ich die Bahn regelmäßig privat und beruflich, habe in den fast 40 Jahren auch sehr viel erlebt, und die Probleme der letzten Jahre haben mich persönlich auch nicht verschont.

    Die Modellbahn sowie Lokomotiven haben mich dagegen relativ kalt gelassen. Wir Kinder bekamen irgendwann zu Weihnachten eine Modellbahn, mit der unser Vater gern gespielt hat. ;)


    Mich hat vor allem immer die Infrastruktur sowie deren Geschichte interessiert. Ein wichtiges Hilfsmittel ist da die Seite openrailwaymap.org, die es mittlerweile auch als Smartphone--App gibt. Ich schaue mir auch gerne die sehr fundierten YT-Videos meines Kollegen Gustav Richard zum Thema Eisenbahninfrastruktur an, die sind sehr zu empfehlen.

    Natürlich bin ich auch zum internationalen Genesis-Fantreffen G2 im Jahr 2001 in Guildford/Surrey sowie zum Last Supper-Abschiedskonzert der Tribute-Band ReGenesis nach London mit dem Zug gefahren. Hier schließt sich der Kreis Eisenbahn und Genesis! ;)

    Can you tell me where my country lies
    said the unifaun to her true love's eyes