(Positiv oder negativ) Überraschende Konzerte

  • Ich gehe mal ganz weit zurück (okay, gegenüber anderen hier dann doch nicht so weit) und denke an meine ersten überhaupt erlebten Konzerte.

    Naturgemäß sind die beeindruckend und bleiben lange in Erinnerung, aber auch dort gab es Abstufungen.


    Ein ewiger Höhepunkt bleibt Yes 1991 auf der Union Tour in Oldenburg.

    Ich kannte zu diesem Zeitpunkt die legendären 70er Platten der Band nur teilweise und ich war mir auch gar nicht bewusst, wer von den vielen Akteuren auf der Bühne nun bei welcher Inkarnation mal dabei war oder nicht. Dennoch hat mich das gesamte Set mit alten und auch neuen Stücken total mitgerissen und die Spielfreude und -kunst der Musiker hat geradezu die Kräuterdüfte über den Köpfen des Publikums hinweggeweht. (Ja, damals wurde massiv auf Konzerten geraucht und bei solchen Gelegenheiten auch ungeniert exotischere Rauchware ausgepackt.)


    Ein großer Downer war das Phil Collins Konzert 1990 in Dortmund.

    Für meine Verhältnisse sehr teuer (ca. 60 Mark), exakt die gleichen Sprüche wie Tage vorher im Fernsehen auf dem Berliner Konzert und dazu noch mit nervig viel Audience participation. Andauernd standen alle Menschen im Umfeld von ihren Sitzen auf um mit den Ärschen zu wackeln und Mitzuklatschen, während ich mich ob mancher den Gehörgang durchpustender Bläserattacken auf meinem Sitz zusammen kauerte.

    (Problem war: das Ticket musste fast ein Jahr vorher gekauft werden. Direkt vor dem Konzert hätte ich zu meinen Freunden gesagt: geht mal ruhig alleine! Aber ich hatte ja schon bezahlt.)

  • Extrem positiv: Fanfare Ciocarlia. Open-Air-Festival 1998. Eine mir komplett unbekannte rumänische Brass-Band ist angekündigt.

    Eine Gruppe Obdachloser betritt die Bühne, ich denke mir: "Oje, irgendwer muss den Jungs mal sagen, dass da gleich eine Band spielt." Tja, die Jungs WAREN natürlich die Band. Was dann kam, hat alle völlig von den Socken gehauen. Ein legendärer und unvergesslicher Abend. Inzwischen haben sie ihr Outfit etwas überarbeitet: Fanfare Ciocarlia auf youtube


    Negativ: Da muss ich echt scharf nachdenken. Mir fällt nichts ein. Halt, doch: Der heimische Studentenchor führt Mozarts "Requiem" auf. Meine Güte, waren die schlecht. Unfassbar peinlich. Bin nach 30 Minuten rausgeschlichen und war überglücklich, als ich draußen war.

  • Positiv: Das Konzert letztes Jahr von Renaissance in Rio. Ich war überrascht wie gut Annie noch stimmlich drauf war, tja Phil, sie konnte sogar noch Ashes are burning ohne Fehler durchsingen....:topp:

    Negativ: Irgendwann in den siebziger Jahren, Uriah Heep in der Originalbesetzung in Hannover. David Byron war hackevoll auf der Bühne, man fragte sich, wann er sich auf die Fresse legt.Manchmal vergass er einfach die Texte und hörte auf zu singen.

    Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel

    Charles Bukowski

  • Positiv: Reamonn, die 1. Tour, ich glaube es war 2000. Im Anker, in Leipzig. Ein Wahnsinns-Konzert in meiner Erinnerung. Schrammelige Gitarren, ein dreckiges Schlagzeug und Bass, dass es den Schaum vom Bier gepumpt hat. Damals konnten Reamonn noch richtig rocken.


    Negativ: Depeche Mode, die Exciter Tour, Leipzig Festwiese. Scheißwetter, bis zum Knie im Schlamm, Der Wind hat den Sound weggepustet. Es war eine furchtbare Akustik. Die Band selbst hatte auch kein Bock. Dave Gahen mit dickem Schal. In meiner Erinnerung gabs auch keine Zugaben und das ganze Elend war zum Glück schnell vorbei.

    • Offizieller Beitrag

    Positiv: Paper Aeroplanes @ Blue Notez Club, Dortmund (20.11.2015)
    Dass das inzwischen aufgelöste walisische Folk-Pop-Country-Duo aus Sarah Howells und Richard Llewellyn gut war, wusste ich vorher. Die Überraschung war, wie gut sie hier waren, obwohl sich nur ca. 17 zahlende Zuschauer eingefunden hatten. Der Höhepunkt war die Zugabe: Sarah und Richard kamen herunter von der Bühne und stellten sich mitten ins Publikum. Es wurde mucksmäuschenstill und sie spielten zwei Songs komplett akustisch ohne Mikros. Sarah stand direkt neben mir in ca. 30 cm Abstand. Magic!
    Sarah hat mittlerweile unter dem Namen "Bryde" drei hervorragende Solo-Indie-Rock-Alben veröffentlicht.


    Negativ: Philip Catherine Trio @ domicil, Dortmund (27.10.1979)

    Der belgische Jazz-Gitarrist hatte zusammen mit Larry Coryell zwei Jahre vorher mit dem Album "Twin House" einen kleinen Hit gelandet, das ich bei einem Freund mehrmals gehört hatte und durchaus anhörbar fand. Leider hatte uns niemand gesagt, dass das hier ein Free Jazz-Konzert sein sollte. Nach etwa einer halben Stunde, in der wir vergeblich versucht hatten, die gemeinsame Basis auszumachen, auf der die drei sicherlich hervorragenen Musiker nicht zusammenspielten, sind wir gegangen. Es gab offensichtlich keine, jeder improvisierte für sich. Ergebnis: eine grauenhafte Kakophonie - das schlechteste Konzert aller Zeiten!

  • Negativ: Jamiroquai im Hallenstadion vor rund etwa 10 Jahren. Der Mix war übel. Jay Kay wirkte vollgedröhnt oder besoffen und taumelte durch die Gegend. Man hatte ständig das Gefühl, er stolpert jeden Moment. Nach einer Stunde und 45 Minuten war auch schon Schluss. Gott sei dank.

    Das hätte ich bei dem auch nicht anders erwartet ^^

    Alles nach Travelling without moving fand ich auch nicht mehr so...


    Santana hatte ich 2003 in Köln, das war gut bis sehr gut. War die "Shaman" Tour, da waren allerdings keine Preachereinlagen. Bei Santana kommt es auf die Tour an, er hatte ein paar Phasen wo ich froh bin das ich ihn nicht da gesehen habe.

    Ja, da war ich auch, am 6. September. Seltene Gelegenheit, dass der Meister nach Köln kam. Ich war mit meiner damaligen spanischen Freundin Maria, die natürlich Santana-Fan war, spontan hingegangen und auf dem Vorplatz der Arena Karten gab es noch Karten. Uns hat es sehr gefallen, auch wenn ich nicht ein Fan seiner Pop-Hits bin und war. Aber der Sound war klasse, seine Spielfreude und Energie auch, die visuelle Show mit den putzigen Filmchen, die wahrscheinlich (seinen) LSD-Trips nachempfunden waren, auch.


    Positiv: Speziell war Billy Cobham mit seiner Band irgendwann Anfang der 80er im Bazillus Jazz-Club.

    Von Billy Cobham war ich auch sehr begeistert. Ich hatte ihn in den späten 80ern in Trier gesehen, wo ich damals wohnte und studierte.


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    POSITIV ÜBERRASCHT

    war ich 1987 von einer Gruppe, die hier bekannt sein dürfte und den Namen eines Kapitels aus der Bibel trägt :saint:. Bei dieser Setlist maßgeblich aus dem Album, das ich von dieser Band so ziemlich am wenigsten schätze und daher auch nie besaß, war das Live-Erlebnis dann doch erste Sahne.


    NEGATIV ÜBERRASCHT

    war ich von FISH, der vor paar Jahren im Vorprogramm von Jethro Tull in Bonn spielte. Angekündigt war das ganze "Clutching at Straws"-Album. Gespielt hat er aber nur Solo-Sachen, die mir nicht so gefielen, und dann noch mit vergleichsweise schwacher Gesangsleistung. Auch die Performance der Band fand ich schwächer als bei anderen seiner Touren (z.B. Return to Childhood auf der Loreley oder am Tanzbrunnen).

    “It doesn`t have to be like this. All we need to do is make sure we keep talking"

    Stephen Hawking

    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

  • Positiv überrascht:

    Major Healy (Coverband für alles Mögliche aus Bünde) spielte irgendwann Anfang 2000 Open Air in Bielefeld.

    Bohemian Rhapsody war sensationell. Der Teil, der bei Queen immer vom Band kam, wurde live gesungen!!!

    Und dann Gerdundula von Status Quo: Ein Geniestreich!


    Negativ überrascht:

    BAP 1984 in Lippstadt: Viel zu viele Wortbeiträge zum Zustand Deutschlands und der Welt, zu schlechte Akustik.

  • Negativ überrascht: ZZTop beim Stadtwerkefest Potsdam. Pure Langeweile, drei Herren mit 0 % Lust und 0% Publikumsinteraktion. Nicht eine Ansage, nur gelangweiltes Runterspulen.


    Positiv überrascht: Rick Astley beim Stadtwerkefest Potsdam. Ich kann mit ihm nach wie vor nichts anfangen, aber die Show hat tatsächlich Spaß gemacht, er hatte Spaß und konnte mit viel Humor sogar dem Regenwetter etwas abgewinnen.


    Sind jetzt nur zwei spontane Beispiele. Beim besagten Fest hat man früher die Gelegenheit gehabt, große Namen, die man sich sonst nicht geben würde, für kein Geld zu sehen. Der schon genannte Santana war auch mal da. Zähle ich mit zu den Enttäuschungen, das war nichts.

  • Positiv: Grobschnitt 2010; über drei Stunden feine Musik im besten Soundgewand mit hervorragend aufgelegten Musikern


    Negativ: Supertramp (ohne Roger Hodgson) vor einer Ewigkeit; streckenweise so langweilig, dass wir früher gegangen sind

    zur Ehrenrettung: es war nicht durchgehend schlecht

    I'll never find a better time to be alive than now.

    Peter Hammill (on "X my Heart")