Auffällig still ist es hier um Rabins RIO. Dabei ist es so hammergeil!
Ich habe es erst seit gestern, aber es läuft seitdem in Dauerschleife. Nachdem ich mit der eher schwermütigen Ausrichtung beim neuen Wilson-Werk nicht so recht warm werde, erweist sich das Album von Trevor Rabin als wahrer Endorphinbooster.
Haufenweise tolle und strahlende Melodien, verpackt in spannenden Arrangements, bei denen sich Zugänglichkeit und Sperrigkeit hervorrragend die Waage halten, und die auch progressiven Ohren genug Futter bieten. Dabei nehmen sich die Songs (oft um die 6 Minuten lang) Zeit und bieten viele Soli, tolle Intros/Outros und so manchen Twist, wenn man glaubt, dass nichts mehr kommt.
Dass Rabin ein Meister auf der Gitarre ist, ist ja sicher kein Geheimnis. Er spielt hier so ziemlich alles an die Wand, teilweise sehr virtuos, aber keine Griffbrettwichserei als Selbstzweck, sondern stets sehr geschmackvoll, sowohl mit Blick auf Technik, als auch Klang. Für zusätzliche Demut beim selbst in seiner Freizeit musizierenden Hörer sorgt dann noch die Mühelosigkeit, die das Ganze ausstrahlt.
Weiterhin ist Rabin ein ganz ausgezeichneter Bassist. Es macht (gerade als Bassist) Spaß, ihm dabei zuzuhören, wie melodisch er seine Basslinien gestaltet und dabei auch sicher die eine oder andere Hommage an Chris Squire einfließen lässt.
Auch gesanglich überzeugt er mich und die zahlreiche Verwendung von opulenter Mehrstimmigkeit ist so ganz nach meinem Geschmack.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Abwechslung. Rabin schöpft kompositorisch aus dem Vollen und bedient sich in kompetenter Manier bei Pop, Rock, Jazz, Country, Blues und südafrikanischer Folklore. Auch ruhige und flotte Nummern sind hervorragend ausbalanciert, so dass man das Album gut in einem durchhören kann, ohne sich zu langweilen.
Für mich ist RIO damit ein Anwärter auf den Titel "Album des Jahres" und eine mehr als überzeugende Rückkehr des auch schon fast 70jährigen Trevor.