A Trick of the Tail - wie kam das damals bei Euch an?

  • The Lamb und den Mainstream in einen Satz gezwängt erscheint mir irgendwie irreal bis surreal.

    Natürlich war auch the Lamb kein Mainstream - Rock, aber im Vergleich zu den früheren Alben ab Trespass hat es doch deutlich kompaktere Songstrukturen und weniger lange/komplexe Instrumentalpassagen, insofern näher am Mainstream - Rock der damaligen Zeit. Auch ATOTT hat wieder längere Instrumentalpassagen und mehr verschachtelte, zumindest für mich interessantere Kompositionen.

    “It doesn`t have to be like this. All we need to do is make sure we keep talking"

    Stephen Hawking

    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

  • Bei mir kam A Trick of the Tail erst sehr spät an. Denn das Album stammt ja aus dem Jahre 1976, also aus einer Zeit, in der ich die Sachen von Genesis noch gar nicht kannte. Stieß erst auf das Album, dessen Titel mir anfangs reichlich obszön erschien, erst in den späten 80er oder frühen 90er Jahren, als ich damit begann, mir die einzelnen Genesis-Alben für CD nachzukaufen.


    Dass ich A Trick of the Tail seinerzeit nur mit gedämpfter Sympathie betrachtete, hängt sicherlich damit zusammen, dass ATOTT einige Genesis-Alben vorangegangen waren, die ich damals und auch heute noch zu meinen Lieblingsalben zähle, insbesondere The Lamb lies down on Broadway sowie Foxtrot. Im Vergleich dazu kackt A Trick of the Tail für meinen Geschmack ziemlich ab. Phil Collins' Mickey Mouse-Stimme schien mir schon damals gewöhnungsbedürftig. Außerdem wirkte das erste Album mit Phil C. als Sänger auf mich irgendwie aufgeblasen, zu bombastisch. Ähnliches galt auch für den Nachfolger Wind & Wuthering. Es fehlte zudem die düstere Atmosphäre der vorangegangenen Genesis-Alben.


    Aber das ist Klagen auf hohem Niveau, denn: ATOTT hat einige ausgesprochen tolle Stücke und ist - wie z.B. Selling England by the Pound - auffällig gut produziert, ebenso wie die Genesis-Alben danach (nebenbei: den musikalischen Zenit hatte Genesis ohnehin bereits mit Foxtrot erreicht, Steigerungen waren deshalb auch nur noch im produktionstechnischen Bereich möglich).


    Im Vergleich zu den Alben, die Genesis ab den 80ern gemacht hat, würde ich ATOTT vermutlich recht hoch einstufen. Bezogen auf die 70er kann ich's nicht so genau. Für mein Empfinden schwächer als die letzten Genesis-Alben mit Peter Gabriel, aber immer noch besser als ...And then there where three. Wenn ich mich entscheiden müsste zwischen ATOTT und dem Nachfolger Wind & Wuthering, täte ich mich schwerer. Am ehesten wohl noch fifty-fifty, denn für meinen Geschmack stehen beide Alben in etwa gleichberechtigt nebeneinander.

  • tom

    Hat den Titel des Themas von „A Trick of the Tail - wie kam das bei Euch an?“ zu „A Trick of the Tail - wie kam das damals bei Euch an?“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Ich habe Genesis altersbedingt 1977 mit W&W kennengelernt - und bin seitdem Fan. Auf der Suche nach anderem Material kam ich natürlich auf ATOTT...

    Das ging mir im Wesentlichen genauso, mit "Wind & Wuthering" und dem kurz darauf erschienenen "The Geese & The Ghost" begann 1977 meine Entdeckungsreise ins Genesis-Universum. Bis Ende des Jahres besaß ich alle ihre Alben plus die E.P. "Spot the Pigeon".


    Allerdings hatte mir ein Freund schon ein paar Jahre vorher die LPs "Nursery Cryme" und "Foxtrot" als dringende Empfehlung geliehen, die ich pflichtschuldigst zusammen auf eine C90er überspielte. Problem war hier nur: ich mochte die Musik nicht wirklich, da war ich wohl noch etwas zu jung. Deshalb hatte ich das Tape praktisch nie gespielt.


    Der Name "Genesis" war mir jedoch deshalb geläufig und ich hatte in den Folgejahren begonnen, Artikel und Rezensionen über die Band in der Musikpresse zu lesen, darunter auch mindestens einen wohlwollenden über das "Lamb"-Album. Dass Gabriel ausgestiegen war, hatte ich so mitbekommen, da ich jedoch die zugehörige Musik nicht kannte, hatte dieser Umstand keine Bedeutung für mich. Zu dieser Zeit interessierte ich mich eher für die aktuellen Charts, die im Radio liefen - und da fanden Genesis praktisch nicht statt.


    1976 lief jedoch der Song A Trick of the Tail als Singleauskopplung bei WDR 2. Dieses Ereignis hatte ich nicht nur bewusst wahrgenommen, sondern ebenfalls auf Cassette aufgenommen. Und weil es mir durchaus gefiel, hatte ich es in der Folge auch öfter gespielt. Es hatte bei mir sicher nicht wie der Blitz eingeschlagen und ich sah mich auch nicht veranlasst, mir aktiv mehr von dieser Band zu besorgen, aber ich fand es nett. So hat es vielleicht bei mir den Boden bereitet für das, was dann ein Jahr später passierte...

  • Als ATOTT rauskam war ich noch viel zu klein, zarte 6 da hörte ich noch ganz was anderes ;) und ich kam ja zu Genesis erst mit Mama was ich absolut klasse fand. Irgendwann als ich schon in der Lehre war kaufte ich das besagte Album und war hin und weg von dem Sound, da brummten die Basspedale so das mein Vater von der Couch aufsprang und gegen die Wand trommelte, "MACH DAS LEISER VERDORICHT NOCH MAL".... Nun ja ich war hellauf begeistert und bin es immer noch. Eines meiner Lieblingsalben von Genesis. Habe übrigens den Anfang von Dance on a Vulcano, also das düüdüüdüüdüüdüdeldidüü als Klingelton wenn wenn der losgeht gehen doch schon ab und an ein paar Köpfe hoch... ;):D:thumbup:

    Ich lasse mich nun zum Millionär umschulen, unten beim Arbeitsamt gibt es jetzt Kurse für.

    Einmal editiert, zuletzt von RUSHFAN ()

  • Nach W&W kam ATTWT. Meine zu Gentle Giant abgewanderten Prog-Freunde stöhnten laut auf: "Many to Many", " Follow you, follow me"! Igitt - wie kann man so etwas hören.

    Also holte ich mir die Platte erst mal nicht. Aber dann hatte "Govi" - mein preferred Dealer at that time, eine merkwürdig, billige Pressung für 7,99 DM im Angebot (Vinyl war so dünn, man konnte fast durchsehen).

    Und seitdem musste ich mich für das Album entschuldigen - denn ja, ich mochte die erste Seite, und ja ich mochte die beiden kurzen Stücke auf Seite 2 (die anderen Stücke auf Seite 2 habe ich nicht auf mein Tape aufgenommen).

    Aber zurück zu ATOTT. Mehr Forenmitglieder hier, die beim Erscheinen schon Genesis gemocht haben?

    Leave a big hole in the wall

    Just where you are looking in

  • Ich finds immer wieder amüsant, wenn diese Mär neu erzählt oder eben von Satirikern in völlig absurden Zusammenhängen auf die Schippe genommen wird, dass Peter Gabriel derjenige gewesen wäre, der für den originären, alten, einzig wahren Genesis - Sound zuständig oder verantwortlich gewesen sei und wegen seinem Weggang Genesis eine kommerzielle Mainstream - Band wurde. Ich frage mich wirklich, wie diejenigen, die das ernst meinten, auf die ersten Solo - Alben von Peter reagierten (und diese ATOTT und W&W gegenüber stellten). Etwa so? : "Da hört man's doch, wer das musikalische Mastermind von Genesis war! Das ist der unverwechselbare, charakteristische, progressive Genesis - Sound. Peter Gabriel blieb sich treu und machte eben weiterhin verschrobenen Progrock und Genesis konnten ohne Peter Gabriel nur noch einfache Popmusik machen" :D.

    Vor gar nicht langer Zeit wurde dieser Running Gag beiläufig in der Politsatire-Sendung "Die Anstalt" eingebaut. Diesen Attributionsfehler kann man natürlich mit dem auffälligen, charismatischen In-Erscheinung - Treten von Peter, sozusagen als "klassische Konditionierung" (nach Pawlow), erklären. Aber in musikalischer Hinsicht wäre die Anwesenheit bzw. der Fortgang von Steve Hackett der passendere, relevantere diskriminative Stimulus. Die Prog - Ära von Genesis ist für mich daher nicht gleichbedeutend mit "Gabriel - Ära", sondern eher mit den Hackett - Jahren. Das heißt keineswegs, dass der kompositorische Anteil von Hackett bei den Prog-Werken der größte ist. Aber stilistisch war Hackett schon sehr wichtig, und das hört man eben sehr deutlich auf ATOTT. Sein Gitarrenspiel macht dieses Album viel wärmer als z. B. ATTWT oder Duke klingen.

    Als ATOTT rauskam war ich noch viel zu klein, zarte 6 da hörte ich noch ganz was anderes ;) und ich kam ja zu Genesis erst mit Mama was ich absolut klasse fand. Irgendwann als ich schon in der Lehre war kaufte ich besagte Album und war hin und weg von dem Sound, da brummten die Basspedale das mein Vater von der Couch aufsprang und gegen die Wand trommelte, "MACH DAS LEISER VERDORICHT NOCH MAL".... Nun ja ich war hellauf begeistert und bin es immer noch. Eines meiner Lieblingsalben von Genesis. Habe übrigens den Anfang von Dance on a Vulcano, also das düüdüüdüüdüüdüdeldidüü als Klingelton wenn wenn der losgeht gehen doch schon ab und an ein paar Köpfe hoch... ;):D:thumbup:

    Das kann ich mir vorstellen. Ich hatte bis vor kurzem Behind the lines als Klingelton, immer schön laut gestellt. Das haut ja so sehr aus dem Nichts heraus rein, dass ich jedesmal zusammen gezuckt bin, mehr als das Gegenüber. Mich hat BTL geprägt, weil es das erste Genesis - Stück war, das ich bewusst gehört und aus dem Radio aufgenommen habe, weil Mel Sondock statt Turn in on again die B-Seite versehentlich auflegte. Duke gab es noch nicht zu kaufen, also kaufte ich als erstes ATOTT. In meinem Handy kam neulich versehentlich per Zufall der Anfang von "The Lamb Lies Down On Broadway" und ich wollte ans Handy gehen und den Anruf, der keiner war, annehmen. Sofort dachte ich mir : Dies ist der perfekte Klingelton. So habe ich den jetzt.

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    (Zitat aus dem Song "Keep Talking" von Pink Floyd, mit Stephen Hawking`s Stimme)

  • Aber stilistisch war Hackett schon sehr wichtig, und das hört man eben sehr deutlich auf ATOTT. Sein Gitarrenspiel macht dieses Album viel wärmer als z. B. ATTWT oder Duke klingen.

    Warum klingt dann Wind & Wuthering nicht so warm wie A Trick of the tail. Selbst das von Hackett und Collins stammende Blood on the rooftops ist von der Akustikgitarre am Anfang mal abgesehen doch eher klinisch kalt.


    Was die Kälte bei ATTWT angeht, so liegt diese in meinen Ohren weniger am Fehlen Hacketts, sondern eher daran, dass irgendeine Premiumintelligenz auf dem Regler für den Hall ausgerutscht ist.

    Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.

  • Warum klingt dann Wind & Wuthering nicht so warm wie A Trick of the tail.

    Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, es merkt keiner, wenn ich nur ATOTT den kälteren ATTWT und Duke gegenüber stelle und W&W nicht in den Vergleich nehme ;). Aber ein wenig wärmer als ATTWT und Duke finde ich W&W schon.

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