PETER GABRIEL | 08.06.2023 ZÜRICH - Hallenstadion (i/o the tour)

  • Ansonsten werte ich den "deutschsprachigen" Einstieg (inkl. der Begrüßung) mal eindeutig als Verneigung vor seinem Publikum - und das weiß ich schon auch zu schätzen - andere Stars halten so was nicht für nötig.

    Genau so sehe ich es auch. Auch wenn ich wie ob erwähnt, eine andere Auswahl vorgezogen hätte, so ist dies eine sehr spezielle Geste.

    Zitat von bastian 74

    Bei all den Setlist-Diskussionen wäre es ja mal überlegenswert, jeden Veranstaltungsort drei bis viermal zu bespielen - mit jeweils anderen und vorher veröffentlichten Setlists ;) Vermutlich wären dann alle vom gleichen Publikum ausverkauft...

    Ich bin sicher, ich würde heute Abend nochmal ins Hallenstadion - auch bei gleicher Setlist.

    Zy
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    "The music is the true currency. It's more valuable than the accolades or the money. The relationship is with the invisible muse and you know if she's pleased or if she ain't." - Steve Hackett

  • Meine Gedanken zum gestrigen Abend:


    Vorbemerkung

    Nachdem mein Schwiegervater gestern Morgen verstorben ist, war ich mir nicht sicher, ob ich zu dem Konzert fahren sollte. Aber Peter einfach so sausen lassen, das wollte ich auch nicht. Zudem weiss ich, dass er ein Künstler ist, der sich in seinen Songs immer wieder mit Themen beschäftigt, die mich in meiner aktuellen Situation bewegen. Und so habe ich mir in gewisser Weise auch ein wenig Trost erhofft. Ich sollte nicht enttäuscht werden!


    Die Songauswahl

    Peter hat wirklich Mut. 11 neue Songs, davon 5 für mich völlig unbekannt (ich habe bewusst versucht, allen Infos und vor allem Videos zu den Konzerten im Vorfeld auszuweichen, was mir auch recht gut gelungen ist). Mich haben die neuen Songs echt überzeugt. Playing for time fand ich live sensationell, road to joy ist party pur und auch die anderen neuen Songs sind nicht abgefallen. Von den für mich ganz neuen Songs haben mir and still (einer der Trostsongs dieses Abends) und live and let live extrem gut gefallen.

    Das sich PG im Gegenzug mehrheitlich für Hits entschied, ist ein sehr verständlicher Zug. Klar hätte ich noch lieber Dinge wie on the air, humdrum oder wallflower gehört, aber wir fans, die sich mir den deep cuts auskennen, waren in der Halle wohl in der Minderheit und der Mehrheit wurde mit 11 neuen Songs schon einiges zugemutet. Und mit darkness und growing up gab es dann echt noch zwei deep cuts, mit denen ich nicht gerechnet hatte.


    Das Visuelle

    Einmal mehr hat Peter, respektive Robert Lepage geliefert. Schon die Idee mit dem Mann in der Uhr war genial und in diesem Stil ging es auch weiter. Ich fand es grandios, wie die Kunstwerke zu den neuen Songs in die Show eingebaut waren. Die Visuals waren unglaublich lebendig und irgendwie war das ganze Set dadurch leichter und fröhlicher als bei back to front. Manchmal hatte ich einfach auch ein big grin im Gesicht, etwa bei den Animationen zu this is home oder bei den kopulierenden Insekten bei Sledgehammer.

    Genial waren auch die Schatten und Farbspiele am Anfang des 2. Teils sowie die Vertiefung der Bühne bei don't give up. Die Show war weniger auf Überwältigung aus als bei Genesis 2021/22 aber trotzdem ein echter Hingucker mit vielen kleinen, verspielten Details (allein deswegen freue ich mich schon sehr auf eine hoffentlich erscheinende blue ray).

    By the way: Als Genesis fan kann man ja durchaus eine kleine Hommage an deren "mirrors tour" wahrnehmen.


    Meine Highlights

    Bitte nicht hauen, lieber cooper, aber für mich ganz persönlich wurde gerade in meiner aktuellen Verfassung mit der Flut ein Herzenswunsch erfüllt. Das war genau der richtige Einstieg, um sagen zu können: Ja es macht Sinn hier zu sein, auch mit meiner Trauer. Peter hat mich mit diesem Song ganz tief berührt und mir sehr viel Trost gespendet.

    Ein weiterer echter Seelentröster war für mich "road to joy" mit seiner bunten "fuck dead"-Attitude. Playing for time hatte einen ähnlichen Effekt, zudem wurde der Song sackstark dargeboten. Der Moment, als Manu mit dem Schlagzeug voll rein kommt, ist einfach grossartig.

    Ich hätte nie gedacht, dass ich Sledgehammer so abfeiern würde, aber das war richtig, richtig gut!

    Darkness war auch dank der visuellen Umsetzung ein weiteres Highlight. Don't give up mit Ayanna zum weinen schön und auch ihr Cellosolo bei "and still" ein Traum.

    Überhaupt: Big hand for de band. Die Bläser und das Cello fand ich echt eine Bereicherung. Spannend wäre es, nun die show nochmals mit Violine zu sehen. Vielleicht kommt er ja nächstes Jahr nochmals mit veränderter Setlist vorbei.


    Und zum Schluss noch dies

    Das Video zu "the court" könnte in Zürich durchaus eigenwillige Assoziationen ausgelöst haben. Vielleicht hat ja jemand Peter nach dem Konzert mal zur Seite genommen und ihm davon erzählt, dass hier jedes Frühjahr unter riesigem Publikumsaufmarsch ein "Bogeyman" auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird. Wohl kaum ein Zürcher hat da wohl bei diesem Video nicht an das Sechseleuten und den "Böögg" gedacht...

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • ...Schon die Idee mit dem Mann in der Uhr war genial und in diesem Stil ging es auch weiter....

    Ich finde es großartig, dass Du Dich trotz Deiner Trauer "getraut" hast, das Konzert zu besuchen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sehr emotional aber eben auch tröstend für Dich gewesen ist!


    Zu der Idee mit der Uhr muss ich Dir kurz die Illusion nehmen, dass die Idee von Lepage oder Peter stammt. Diese "Uhr" ist eine Kunstinstallation am Flughafen Schiphol in Amsterdam und von dem Designer Marten Baas. Auch hier hat PG also schon einen Künstler "ausgestellt"! 😊

    schiphol-clock

    Genesis Peter Gabriel Phil Collins Steve Hackett
    20.06.87, MA 22.05.93, DO 12.07.90, DO 14.08.92, Montréal
    03.07.92, GE 10.11.93, DO 21.11.97, DO 06.11.03, K
    27.07.92, K 30.04.03, OB 09.07.98, K (Big Band) 09.05.14, BO
    26.06.07, D 25.05.03, K 12.06.04, K 27.03.15, DO
    14.03.22, K
    05.05.04, DO 12.04.17, BO

    14.06.07, GE 21.05.19, E
    25.07.09, Malmesbury
    29.09.20, E
    02.10.10, K 20.07.22, E
    16.10.13, D 23.07.22, Loreley
    02.05.14, K
    10.06.23, K
  • Sie war ja gestern in Köln auch noch nicht wieder dabei und an einigen Stellen wird in der Tat "geschummelt", da einige ihrer Geigenparts trotz Abwesenheit vom Band eingespielt wurden.

  • Sie war ja gestern in Köln auch noch nicht wieder dabei und an einigen Stellen wird in der Tat "geschummelt", da einige ihrer Geigenparts trotz Abwesenheit vom Band eingespielt wurden.

    ja, diesen Eindruck hatte ich in Zürich auch…

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Noch zwei Nachbemerkungen zu Don-E


    Hier und anderswo wird immer wieder über sein eher seltsames Keyboard-Solo bei "in your eyes" diskutiert. Ich hab mir das Ganze gerade nochmals auf einem Video aus Zürich angehört. Es ist ja mehr eine jazzige Gesangsimprovisation mit Klavierbegleitung (allerdings scheint die Stimme zu leise abgemischt). An und für sich spannend, nur funktioniert der Anschluss zum Rest des Songs nicht.


    Aber nun möchte ich den Herrn auch noch loben. Was er am Ende von Sledgehammer mit dem "Schlauch im Mund" macht (sagt man dem Ding eigentlich "Vocoder"?) ist eine echte Bereicherung für den Song. Ich finde es prinzipiell gut, dass Gabriel zwar einerseits eine hitlastige Rückschau präsentiert, aber andererseits den Mut hat, den Songs eine gewisse Frische zu geben.

    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"

  • Was kann ich da noch dazu fügen von dem was ich hier schon gelesen habe, ich musste mich zuerst von diesen Sensationellen Konzert erholen um es ausklingen zu lassen.


    Es gab so vieles zu beachten, kaum vorstellbar welche Fähigkeiten Peter Gabriel haben kann sich zu erneuern, dort wo andere Dinos in seinem Alter eher ihre Vergangenheit wiederkäuen, zu Gunsten der Nostalgie die Langzeit Fans bei einen Comeback nicht anders serviert bekommen wollen.

    Mein letztes Konzert von Gabriel war die So Anniversary Tour in Stuttgart Oktober 2014, und die war eben was für die Nostalgiker, trotzdem gab es bereits Überraschungen.


    Für die aktuelle Tour waren es aber Zuviel davon, ich wollte die neuen Lieder vor den Konzert kennen und habe alles im Netz über die vorherigen i/o Gigs verschlungen was es an Ytubes gab, inklusive die Vollmond Tracks.

    Aber es Live zu erleben übertrifft alle Erwartungen.


    Schon die Uhr in dem die Zeiger abgewischt werden um die aktuelle Zeit vor dem Gig an zu zeigen fand ich eine geniale Idee, und somit gab es ein Hinweis zu dem Konzept dieser Tour, oder eines der Kerngedanken: die Zeit....oder ein ewiger Countdown? Als Kontrast zur Vergangenheit, oder der letzten Tour? Wie viele PG Touren oder Alben wird es noch geben?


    Neues war geboten, nicht nur neue Songs, sondern neue Arrangements bestehender Songs, neue Musiker, neue Visuals, neue Instrumente, und eindeutig ein für die Tour neuer Soundteppich.

    Noch nie klangen Studioaufnahmen von Gabriel so perfekt wie seine Voll/Neumond Songs, auf die effektive Umsetzung Live war ich sehr gespannt. Das Hallenstadium bietet leider nicht die Optimalsten Klangbedingungen, von dort wo ich das Konzert erlebt habe (in der hinteren Mitte des Saals, gleich hinter den 3 Fernsehkameras) übertönten die Bässe etwas den Rest der Instrumentation.


    Highlights für mich waren Growing Up, Panopticom, Four Kind Of Horses (die Beiden haben eine völlig andere Dimension in Live, wirken viel intensiver) sowie Love Can Heal und Live and Let Live. Aber wirklich schwer zu behaupten das es absolute Highlights waren, im Flow der Setlist hat die ganze Ambiente gestimmt, und in absolut jeden Song gab es neue intensive Momente wo man sie nicht unbedingt erwartet.

    Schön wäre gewesen wenn die Violinistin noch dabei gewesen wäre, ich nehme an einige Parts auf Band erkannt zu haben, die klangen ein bisschen so ähnlich wie die hohen Geigenparts von den Song The Raven That Refused To Sing von Steven Wilson.

    Auch Peter's flüsternde Stimme hat für mich vieles bedeutet, bescheidsam ist auch stark!

    Ich konnte also staunen, weinen, lachen, tanzen, mitsingen und hauptsächlich entdecken, das war die Reise wirklich wert, in der mich Gabriel an diesen Abend eingeladen hat.

  • Hier noch ein wunderschönes Video aus Zürich, das vor allem PG selbst (und den "Tony"-Moment) bestens eingefangen hat. Der Typ scheint völlig mit sich im Reinen und mit Spass ander Sache.


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    "Don't get up gentlemen, I'm only passing through"