Genau! Er hatte anscheinend nicht vor, eine fundierte Alben-Kritik zu schreiben, weil er so etwas - wenn man seine Kompetenzen anschaut - wohl gar nicht kann. Und die ZEIT hätte ja durchaus einen kompetenteren Autor, ja z.B. einen Musikwissenschaftler oder "Musikjournalisten" beauftragen können, wenn sie das gewollt hätte. Aber ich schätze, die Wahrscheinlichkeit wäre dann sehr groß geworden, dass da ein überwiegend anerkennender, würdigender, zumindest fairer Artikel bei herausgekommen wäre. Also schließe ich daraus, dass da jemand in der Führungsriege der Zeit einen nicht so ernsten, albernen, verballhornenden Artikel über Gabriel schreiben lassen wollte. Fantasie: So, als ob er (s)eine Ex-Partnerin, die Gabriel-Fan war, ein wenig ärgern wollte.
Aber egal, für mich rangiert das Album momentan ziemlich weit oben in meinen Gabriel-Charts. Es gehört in die spezielle Selektion für mein Auto, wenn ich nach Weihnachten in die Berge fahre. Es erreicht mich tatsächlich ausnahmslos mit allen Stücken, vielleicht wegen den verschiedenen, abwechslungsreichen Stimmungen (nicht so einseitig wie der Vorgänger), auch wegen den Themen, auch wegen den Rhythmen, der Ausgewogenheit und den klanglichen Details, der klanglichen Transparenz. Dann kann ich auch mal alle Dark-Side-Mixe und alle Bright-Side-Mixe hintereinander hören, weil die Zeit da ist. Das wird eine "Road to Joy" sondergleichen. Ich finde es zudem erstaunlich, dass sie mir noch nicht zum Halse heraushängen, trotz vielfachem Hören. Und dass es Teil des Plans war, sich hier im Forum so ausgiebig immer einen Monat lang über ein einziges Stück ab Vollmond-Nacht differenziert auszutauschen, fand ich klasse und weiß es nun noch mehr zu schätzen. So etwas vergisst man nicht. Das ganze Jahr wurde dadurch enorm bereichert, ganz anders, als wenn einfach nur wieder so ein neues Album an einem Tag X erschienen wäre, kurze Zeit zu Diskussionen führt und dann wäre es das wieder gewesen. Diese Veröffentlichungsstrategie der Langsamkeit, der Entschleunigung unserer Zeit, wird für mich nachhaltig und bleibend sein.