Neues von Künstlicher Intelligenz KI / AI


  • Sind wir uns nicht einig, dass es die Musik ist, die wir als "Kunst" titulieren?

    Ich habe den Eindruck, dass du (neu) sortieren möchtest, wer alles am Kunstwerk wie beteiligt ist.

    Hier geht es um den Aspekt der Interpretation, oder? Sind Interpretys Künstlys? Ist Igor Levit, wenn er eine Beethoven-Sonate spielt, ein Kunsthandwerker? Waren Genesis als Interpreten ihrer eigenen Songs (ob im Studio oder auf der Bühne) Kunsthandwerker?


    Interessante Fragen. Das Beispiel mit dem Archäologie-Professor verstehe ich zwar nicht ganz. Denn der findet doch nur, was andere Menschen lange vor seiner Zeit erstellt haben. Während der sagen wir einmal Künstler Peter Gabriel, der auf dem Cover eines Musikalbums zu sehen ist, das ein Archäologe vielleicht in 1000 Jahren ausgräbt, dieses Musikalbum geschaffen hat, also klar der Künstler ist.


    Aber - wer bekommt denn die Credits für das von townman (und von mir auch) gewünschte Genesis-Album zwischen Wind & Wuthering und And Then Therer Were Three. Wer gilt als Urheber, Erschaffer dieser Musik? Jener Mensch, der entweder alle Genesismusik aus dieser Zeit in die KI-Technik eingespeist hat und dann den Befehl gibt, beziehungsweise programmiert: "Hallo KI, mach eine Musik zwischen W&W und ATTWT." Oder sind es diejenigen, die die Bausteine für das Endergebnos geschaffen und übrigens ja auch produziert haben? Ist es nicht so, dass diese Bausteine von der KI nur - mehr oder eniger bewusst, je nach dem - durcheinandergewürfelt werden? Oder anders gefragt, was ist am Ende kreativer/künstlerischer! - das Erschaffen der Bausteine oder das ja mehr oder weniger bewusste neue Herumspielen damit? Ich weiß nicht, inwieweit man letzteres als Produzieren von Musik im bislang gebräuchlichen Sinn bezeichnen kann.


    Vielleicht muss man doch auch wirklich mal den Kunstbegriff an sich beleuchten. Beim spontanen Googlen fand ich diese erstbeste Definition: Kunst ist "...schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt..."

    Mit dem ersten Teil dieser Definition kommt die KI locker klar. Was aber ist mit "in Auseinandersetzung mit Natur und Welt". Wo findet die statt, wenn jemand sagen wir mal der KI eingibt: "Erstelle eine Musik, die die Vorzüge der Alben Peter-Gabriel 4 und Peter Gabriel 2 vereint." In beiden gibt es viel Auseinandersetzung mit der Welt, textlich und musikalisch. Wäre eine Mischung aus beidem ein neues Kunstwerk? Vielleicht sogar das Kunstwerk dessen, der die Anweisung zum Mix der beiden Alben gab? Oder bliebe der Anspruch auf das Künstlerische beim Gabriel? Meine vorläufige Antwort ist: Wenn man wollte, dass auch die neue KI-Gabriel-Melange als eine neue Kunst gilt, müsste man den Begriff wirklich ersteinmal ändern.


    Was mich aber auch weiter umtreibt: Inwieweit würde einer künstlichen Vermischung - seien es Peter Gabriel 2 und 4 oder was auch immer - die menschliche Komponente, das Feeling, die Vibes auf den Originalen durch die Verarbeitung in der KI-"Machinerie" erhalten bleiben/verschwinden? Ich fürchte ersteinmal Zweiteres. Den Ausdruck menschlicher Seele - durch die Hände auf Musikinstrumente übertragen oder durch all das, was zum Singen notwendig ist - kann sie nicht ersetzen.

  • Ganz schön gruselig, was die KI inzwischen kann:

    Künstliche Intelligenz produziert neue Lieder per Mausklick - ZDFheute https://www.zdf.de/nachrichten…igenz-ki-suno-ai-100.html

    Gut, dass ich mein Geld nicht mit Musik verdienen muss...

    Dass dieser (absolut grauenhafte) Pizza-Song vermutlich so im Radio laufen könnte, ist doch eher ein Armutszeugnis für die deutsche Musikszene.


    Wenn AI dazu führt, dass (Mainstream-)Musiker sich wieder anstrengen: Bitte, gerne.

    1. Vorsitzender des Deutschen Mike Rutherford Fanclubs

    Pure Vernunft darf niemals siegen!

  • Wie könnte es schön und wunderbar sein, wenn KI nur gefüttert worden wäre und werden würde mit den allerbesten, genialsten und schönsten Kenntnissen, Fertigkeiten und Techniken. Trainiert worden wäre auf Qualität.

    Stattdessen sitzen an den Fütterstationen offenbar immer häufiger Halbdebile. Bestenfalls arglos oder bequem, weil sie das Training nur schnell und praktisch machen wollen. Nicht auszudenken huch, wenn die Trainierenden ihren Stoff unter Vorgaben auswählen, bei gleichzeitig mitlaufenden Zielen wie "was würde denn im Massenmarkt ankommen" oder a la Gröfaz PresPu "wie kann ich denn am billigsten und effektivsten die Massen manipulieren".

    KI hat Probleme mit Qualität. Wie man bei mutzel sieht, verursacht die dumpfe Plattheit des Outputs bei sorgfältigen Konsumenten zum Teil echte Schmerzen wegen des schlechten "Geschmacks". Inhaltlich kann es zu irren Verwerfungen führen. Wie man neulich an mozartproject.org sehen konnte, führte der übereifrige KI-Einsatz eines nassforschen Praktikanten zum absoluten Glaubwürdigkeits-Verlust des gesamten Projekts. Wie so oft: Durch eine toxische Mischung aus sehr schlauen Beteiligten mit sehr sehr versklavten Ausführenden wiederholen sich bekannte Fehler aus der Real- und Virtuell-Wirtschaft. Nur viel schneller.

    Was können wir tun, um uns und die Nachzucht vor den Problemen zu bewahren?

    2 Mal editiert, zuletzt von Get-in-to-get-Out () aus folgendem Grund: Spoiler eingezogen

  • Dass dieser (absolut grauenhafte) Pizza-Song vermutlich so im Radio laufen könnte, ist doch eher ein Armutszeugnis für die deutsche Musikszene.


    Wenn AI dazu führt, dass (Mainstream-)Musiker sich wieder anstrengen: Bitte, gerne.

    Genau. Schlechte Musik machen konnten Menschen schon immer und noch viel besser - da braucht man nur einen Blick in die Ballermann-Playlisten zu werfen ... :rolleyes:

    Auch hier letztlich liegt die Schuld beim Computer - Techno wurde möglich, weil mit seiner Hilfe jeder talentfreie Nichtmusiker sein Geld als "Producer" verdienen kann - und "Schlager-Techno" ist eins der pervertierten Extreme beider "Genres". Da paaren sich Intelligenzallergie und Unmusikalität zur reinsten Form akustischer Umweltverschmutzung. Ja, ich höre ja schon auf ... <X